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MnWMtthMAlWer Tageblatt für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Wüstenbrand, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Lugau, Langenberg, Falken, Langenchursdors, Meinsdorf rc. Der »Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger" erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bet freier Lieferung ins Haus Mk. 1.50, bei Abholung in den Geschäfts stellen Mk. 1.25, durch die Post bezogen (außer Bestellgeld) Mk. 1.50. Einzelne Nummern 10 Pfg. Bestellungen nehmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstalten und die Landbriefträger entgegen. A älage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das »Illustrierte Sonntagsblatt". — Anzetgengebühr für die ögespaltene Korpuszcile oder deren Raum 12 Pfg., für auswärts 15 Pfg.; im Reklameteil die Zeile 30 Pfg. Die 2 gespaltene Zeile im amtlichen Teil 50 Pfg. 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Ein denkwürdiger Augenblick ist es sicherlich, in dem sich jetzt der deutsche Kaiser Wilhelm ll. und der Vater seines tünst t.gen Eidams, der Herzog Ernst August von Cumberland, der Sohn des letzten Königs von Hannover, zu Homburg zum ersten Male gegemibertroten. In diesem Moment ist die Brücke geschlagen von jenen Zeiten, in denen wir in ohnmächtiger Zerrissenheit dastanden, vo i den Tagen, in welchen die deutsche Frage durch Mut und Eisen gelöst, der deutsche Ein- 'heitsving geschmiedet wurde, zur Gegenwart, in der das neue deutsche Reich machtvoll und blühend dasteht im Rate der Völker. Der Händedruck, den beide Fürsten wechseln, schließt das Kapitel vom einstigen Deutschland auch menschlich ab, nachdem es historisch am 18. Januar 1871 durch die Kaisocprohlmnation von Versailles besiegelt wurde. Am Abend des 27. Juni 1866 ritt König Georg von Hannover in die thüringische Stadt Langensalza ein, nachdem von seiner Armee das pren'ischgochaische Korps unter dem Ge neral von Flies zurückgedrängt war. Herzog Ernst August von Cumberland war damals Begleiter seines Vaters, er hat den blutigen Ge echtsstunden am Ufer der Unstrut beige- wohut. Dann folgte die Kapitulation der hannoverschen Truppen, nach dem Kriege ging Hannover in Preußen auf. Es ist menschlich, wenn die Erinnerung an fa che Schicksale nicht leicht erlischt, es ist ein hoher Sinn, sich mit ihnen zum Besten des großen Vaterlandes ab- zufinden. Der Kaiser steht auf dem Boden der neuen Zeß, sein Gast kennt nobb die Ereignisse von vor 1870 aus eigener Erfahrung. Da schauen wo > beider Männer Augen prüfend in ein ander, aber sie werden schätzen, was sie sehen. Und der Händedruck wird merkbar bleiben für die Folgezeit. Das Brautpaar steht neben den Familieuläuptern und sieht mit den Hellen Augen des Glücks in die Zukunft. Politische Gedanken wegen der Besteigung des Herhogs- t wones von Braunschweig und andere brau chen es heule nicht zu drücken, es hat vorerst ein Recht auf frohes Menschenglück. Naft Homburg, im Schlosse Friedrichshos, starb des Kaisers Mutter, die als Tochter der Königin Viktoria von England aus demselben Fürstenhause stammt, wie der Herzog von Cumöerland. Das ist auch wohl der Grund gewesen, weshalb hier, inmitten der schönen Taunuswaldungen, die Begrüßung stattfand, statt in Potsdam oder Berlin. TageSgeschichLe. Antrag auf Erhöhung -er Zivilliste in Württemberg. Die württembergische Regierung beabsich- t g>, dem Lairdtag einen Gesetzentwurf betref fend die Erhöhung der Zivilliste des Königs um 350 000 Mk. pro Jahr vorzulegen. Die Vorlage wird mit der Notwendigkeit einer durchgreifenden Verbesserung der Besoldung der Hofbeamten und Bediensteten begründet. Ueber die mecklenburgische BerfassuugSreform ist laut „B. Z." eine Einigung zwischen den Bürgermeistern der beiden Großherzogtümer, d. h, den Landständen, und der Ritterschaft da^in zustande gekommen, daß den Wünschen der Ritterschaft entsprochen werden wird. Die gesetzgebende Gewalt wird aus die Vertreter des alten und befestigten Großgrundbesitzes be schränkt. Die Regierung hätte es dem genann ten Blatte zutolge gern gesehen, wenn der Bun desrat djie Regelung der mecklenburgischen Ver fassungsreform in die Hand genommen hätte. Da der Bundesrat sich dazu jedoch nicht für zuständig hielt, so habe die Regierung auf die Bürgermeister eingewirkt, um sie zur Unter stützung der von der Ritterschaft gemachten Vorschläge zu bestimmen, damit endlich etwas zustande komme und auch die gleichzeitig mit der Reform geplame Dotation von 5 Millio nen Mark an den Grobherzog zur Auszahlung gelange. Das Leuchtölmonopol. Der Staatssekretär des Reichsschatzamtes hat, wie die „Nordd. Allg. Ztg." mitteilt, dem Verein für die bergbamichrn Interessen im Oberbergamtsbezirk Dortmund auf die ihn: übersandte Entschließung über das Leuchtöl monopol erwidert, daß er die Ausführungen nicht unwidersprochen lassen könne. Für das vom vorigen Reichstag in einer, wenn nicht einstimmig, iso doch mit einer überwiegenden Melrftit aller bürgerlichen Parteien geforderte Einschreiten des Reichs seien keine anderen Erwägungen maßgebend gewesen, als die in der Begründung des betreffenden Gesetzent wurfs enthaltenen Darstellungen über die be sonderen Verhältnisse des Petroleumhandels. Zur Aussperrung im Malergewerbe. Die im Malerberuse seit Anfang dieses Jahres geführten Verhandlungen iiber den Ab schluß eines neuen Reichstari,(Vertrages führten bekanntlich zu keiner Einigung. Es wurden vielmehr am 10. März sämtliche organisierten Gehilfen, die bei den Mitgliedern des Haupt verbandes deutscher Arbeitgeberverbände im Malergewerbe in Arbeit standen, entlassen. Auf Veranlassung des Staatssekretärs des Innern sind neue Verhandlungen angebahnt worden, welche am 8. d. M. unter Vorsitz der bisher schon tätig geweftnen Unparteiischen begonnen haben. i Zur Arbeiterbewegung im oberschlefischen Kohlenrevier wird der „Voss. Ztg." gemeldet, daß 8—10 000 Kohlenarbetter ihre Kündigung eingereicht haben. Hauptsächlich sind es Polen, die strei- ken wollen. Die Belegschaften der Steinkohlen gruben Oberschlesiens zählen 120—150 000 Mann. Ein tüchtiger Beamter scheint der deutsche Vizskonsul in Constantin (Algier) zu sein. Dort erschien kürzlich, wie die „Tgl. Rdsch/ mitteilt, eine deutsche Reise- geselli'chaft, deren Mitglieder ein Abzeichen tru gen, das ein schmrvz-weiß-rotes Feld zeigte. Diese Zeichen drohten die französischen Be wohner abzureißen, wenn sie nicht abgelegt würden. Der deutsche Vizekonsul, an den sich die Reisenden wandten, lehnte es ab, der französischen Anmaßung entgegenzutreten. Einer ernsten Spionageaffäre ist die Polizei in Budapest auf die Spur ge kommen. Es handel sich um ausgedehnte, ebenso planvoll wie erfolgreich betriebene rus sische Spionage, die auch in Berlin und an deren deutschen Orlen zur Verhaftung von Russen führen wird. Der verhaftete Spion Bravura scheint das Haupt der Spionagebande zu sein. In seinem Besitz wurde außerordent lich weötvolles Kartenmaterial über Oesterreich gefunden, ebenso Ausstellungen über das Stärke verhältnis der österreichischen Armee. Das Auf fallendste an der Sache ist, daß es sich dabei um militärische Geheimnisse handelt, die nicht einmal gewöhnliche Truppenoffiziere, sondern nur Generalstäbler wissen konnten. Auch in Berlin ist die Untersuchung, über die dunkle Affäre, die gerade in jetzigen Zeitläuften dop pelt unangenehm berühren muh, in vollem Gang«. Ei« vernichtendes Urteil über den Wert der Wehrmacht Frankreichs hat eine angesehene englische MarinezoitfchM ab gegeben. Die andauernden Pulverskandale, die groben Fehler bei der Zusammensetzung des Ge> chützrohrmetalls bewiesen, daß die Regie rung der Republik total unfähig sei, «ine so offenbar liegende Quelle von Schäden zu ver stopfen. Das ist wieder einer der kalten Was serstrahlen, die Frankreich in letzter Zeit schon öfters von England hinnehmen mußte. — Deutschen Manövern nachgeabmt waren Ver suche des französischen Lustschifsahrtschefs Hirschauer, feftzustellen, in welcher Höhe Luft schiffe bei Nachtfahrten nicht mehr entdeckt werden können. In 1500 Meter Höhe des ohne Lichter fahrenden Luftschiffes nahmen die Posten unten nichts mehr wahr, auch die Scheinwerfer entdeckten das Luftschiff nur nach langem Suchen. An diese Feststellung werden von der französischen Presse allerhand verdäch tigende Erörterungen der Luneville-Fahrt des deutschen „Z. 4" geknüpft. Das Befinden des Papstes erregt Besorgnis. Der 78jährige Pontifex leidet an einem schweren akuten Anfall der unheilbaren chroni schen Brightschen Nierenkrankleit. Die Herz tätigkeit setzt aus, der Patient verweigert die Nahrungsaufnahme. Infolge des durch die Angegriffenheit des Herzens verursachten Luft mangels vermag der Papst auch keinen stär kenden Schlaf zu finden, so daß die Kräfte des greisen Kirchenfürsten schnell abnehmen und die ernstesten Befürchtungen gehegt wer den. Besonderen Schmerz verursachte es dem deroinstigen Pattiarchen von Venedig, seine geliebten Venetianer dieser Tage nicht emp fangen zu können. Als der Kardinälstaats- sekretär Merry del Val tröstete: Eure Heilig keit werden sie ein andermal sehen, meinte der Papst traurig: Ein anderes Mal werden sie einen anderen sehen. Der Beichtvater des Papstes, Kardinal Vives y Tuto-, der zu dem Papste nicht vorgelassen wurde, weil man von dem Patienten jede Aufregung fernhalten muß, konferierte mit den beiden anderen an der Spitze der Kurie stehenden Kardinälen über die traurige Möglichkeit einer Katastrophe, die den heiligen Stuhl seines Inhabers berauben könnt«. China, -as Land der Zukunft, suchte Nordamerika für sich zu gewinnen, in dem es die neue Republik am Tage der so eben in Peking evlolgten ersten Parlamen ts - eröffnung anerkannte. Die übrigen Großmächte einschließlich Deutchland haben Me Anerken nung der politischen Umwandlung Chinas be kanntlich von der finanziellen Konsolidierung der jüngsten Republik abhängig gemacht. Wenn ängstliche Gemüter befürchten, Deutschland hätte, einen schweren Fehler begangen, daß es sich, von Amerika den Rang ablaufen ließ, io ist- diese Sorge grundlos. China wird selbst inne, werden, wer ihm das größere Wohlwollen be-, weist: Amerika, das aus der Sechs-Mächte- Gruppe für die Ausbringung einer chinesischen Anleibe austrat, nur um als erste Macht die Republik China anerkennen zu können und da für seinen Lohn zu erhalten, oder Deutsch land, das von allen Großmächten am ernstesten bemüht ist, dem chinesischen Reiche durch Ver mittlung einer Anleihe eine gesunde finanzielle Grundlage zu schaffen. Wilsons Zollhcrabsetznnge«, die der Präsident persönlich dem Kongreß in Washington soeben unterbreitete, würden die europäisck)« und insonderheit die deutsche Ge schäftswelt mit noch höheren Hoffnungen aus einen gewinnbringenden Warenaustausch er füllen, wenn durch das neue Gesetz den Zoll schikanen nicht Tür und Tor geöffnet würde. Für Deklarationen, die von den mit endlosen Vollmachten ausgestatteten amerikanischen Zoll abschiätzern als falsch zurückgewiesen werden, sind ungeheuerliche Geldbußen zu entrichten. Waren von ausländischen Fabrikanten, die den Agenten des amerikanischen Schatzamts nicht ungehindert Einsicht in ihre Geschäftsbücher gewähren, sind von der Einfuhr überhaupt ausgeschlossen. Unter diesen Umständen bleibt es doch recht sehr abzuwarten, inwieweit die Wittonschen Zollermäßigungen den Welthandel mit den Vereinigten Staaten beleben und loh nender als bisher gestalten werden. Ser VMWirrmrr. Verscheucht ein günstiger Windstoß an einem Punkte des politischen Balkanhorizontes die Wetterwolken, so ballen sie sich an einem an deren um so finsterer zusammen. Nachdem die montenegrinische Frage sich aufzuklären be ginnt, erstehen neu« und tvesentlich ernstere Schwierigkeiten in der Behandlung des rumä- nisch-bulgarischenSilistriastreites. In den diplo matischen Kreisen hält man gleichwohl an der Hoffnung auf eine baldige Erledigung des ge samten Balkanwirrwarrs fest. Die von Rußland gebilligte Flottendemon stration der Mächte an der montenegrinischen und albanischen Küste, mehr aber noch die be drohliche Leer« der Staatskasse, haben in Kö nig Nikita den Entschluß zur Reift gebracht, auf Slntari gegen eine Abstan-szahlnng von zwanzig Millionen Verzicht zu leisten. Diese Summe würden die Mächte um des lieben Friedens halber ausbringen. Darüber hinaus erbebt Montenegro allerdings noch weitgehende territoriale Ansprüche, wird sich jedoch, wie man annimmt, mit den ihm zugedachten Gebieten bei Auszahlung der ge nannten Geldentschädigung begnügen. Die Ge rüchte von einer beabsichtigten Abdankung des Königs Nikita sind grundlos. Serbien hat angesichts der fremden Kriegsschiffe die Ent- sendung weiterer Truppen nach Albanien und Skutari eingestellt. Ueber den rumänisch-bulgarischen Entschä- digungsstteit soll innerhalb der Petersburger Botschafterkonferenz, die mit der Erledigung dieses Strei^alles betraut ist, eine Meinungs verschiedenheit zwischen den Vertretern des Dreibundes und der Tvipleentente ausgebrochen sein. Die Botschafter der Dreibundmächte ver langen Pariser Meldungen zufolge für Rumä nien nicht nur Silistria, sondern auch dessen Umgebung und sollen Saloniki als Entschädi gung an Bulgarien vorgeschlagen haben. Die Vertreter der Tripleentente hätten sich sehlc entschieden gegen dielen Plan gewendet, so daß eine Spannung eingetveten sei. Die Dar stellung kann unmöglich zutreffend sein; rich tig ist es dagsgen, daß der Silistriastreit noch ernste Gefahren in sich birgt. Die russische Regierung verbot die gefähr lichen panslawistischen Kundgebungen, die seit Tagen in mehreren Städten des Zarenreiches stattfanden, unter Androhung schärfster Strafen. Deutscher Reichstag. 135. Sitzung vom 9. April. Die erste Lesung der Wehrvorlagen wird fortgesetzt. (Dritter Beratungstag.) Abg. Doormann (Vpt.): Sachlich und nüchtern, ohne Voreingenommenheit, aber auch ohne Enthusiasmus werden wir die Vorlage in der Kommission prüfen, in der wir nach der Zusage des Kanzlers Mitteilungen iiber die tieferen Gründe für die Vorlage erwarten. Eine Verschleppung wünschen wir nicht. Was geschehen muß, soll möglichst bald geschehen. In der Stunde der Not wird das deutsche Volk selbstverständlich zusammenstehen und seine nationalen Güter wahren. Darum sollte man diese Selbstverständlichkeit nicht immer in phra senhafter Art wiederholen. (Zustimmung links.) Milidärvorlagen gegenüber ist es eine mißliche Sache, daß der Reichstag über so wenige Sach verständige verfügt. Es genügt nicht, ein warmes Herz für das Militär zu haben und zu sagen: Mele Soldaten sind besser als we nige (Heiterkeit). Wir werden in der Kom mission daftr sehr eingehende Informationen fordorn müssen. Es ist leicht, im Volke Ge mütswallungen hervorzurufen. Das hat aber keine dauernd« Bedeutung. Der Kriegsminister