Volltext Seite (XML)
Wigk W KhkHki>i-kl»ßthi>n MüStt Tageblatt. 4V Jahrgang Sonnabend, den L». April 1»tS Rr. 8» Deutscher Reichstag. 142. Sitzung vom 17. April. Der Etat des Reichskanzlers wird in zwei ter Lesung angenommen. Abgelehnt wird eine dazu gestellte sozialdemokratische Resolution we gen Einführung der Verhältniswahl. Am Mittwoch hatte sich bei der Abstimmung über die Resolution Boschlußunfähigkett des Hauses ergeben. Da das Präsidium auch heute über die Beschlußunfähigkeit zweifelhaft ist, so muß Hammelsprung vorgenommen werden. Die Re solution wird mit 140 gegen 139 Stimmen abgelehnt. Das Ergebnis wird von den Par teien der Rechten und des Zentrums mit leb- hastem Beifall ausgenommen. Die Resolution der Volkspartei auf Einführung von Beamten ausschüssen wird angenommen, ebenso eine weitere Resolution der Voltspartei, in der eine Reform des Disziplinarverfahrens gegen Be amte gefordert wird. Es folgen Wahlprüfungen. Auf der Tages ordnung stehen zwei Berichte der Wahslprüfungs- kommission. Die Kommission beantragt, über die Wahl des Abg. Vietmeyer (Wirtsch. Vgg.) Beweiserhebungen zu beschließen und die Wahl des Abg. von Kroecher (kons.) für ungültig zu erklären. Abg. Graf Westarp (kons.): Wir bean tragen., die beiden Wahlprüfungen abzusetzen und sie mit den in Kürze zu erwartenden Be richten über die Wahlen der Abgg. Kölsch (natl.) und Haupt (Soz.) zu verbinden, da es sich dabei im wesentlichen um diese ben Streit fragen handelt. Die Abgg. H aase (Soz.), Neumann- Hofer (Vpt.) und Bebel (Soz.) widerspre chen, da der Antrag nur auf eine Verschlep pung der Wahlprüfung hinauslaufe. Der Antrag Graf Westarp wird dann im .Hammelsprung mit 163 gegen 126 Stimmen abgelehnt. Ueber die Wahl des Abg. Vietmeyer- Waldeck (Wirtsch. Vgg.) beantragt die Wahl prüfungskommission Beweiserbebuna, da aus den Wählerlisten in zahlreichen Fällen nicht zu ersehen ist, ob die Nachtragungen form- und fristgerecht erfolgt sind. Äbg. Neumann- Hofer (Vpt.) bean tragst Ungültigkeit der Wahl, denn ein Land rat hat in der amtlichen Ankündigung für die Stichwahl fälschlicherweise als Wohnort des fortschrittlichen Kandidaten Nuschle Berlin statt Steglitz angegeben und so den Kampf gegen die „Berliner" geführt. Abg. Pfleger (Zentr.) lehnt den sort- schr tthcben Antrag ab und empfiehlt den Kom missionsantrag. Eine Irreführung der Wähler hat nicht stattgefunden. Abg. Herzog (Wirtsch. Vgg.): Die Be Häuptlingen des Abg. Neumann-Hofer sind in keiner Weile bewiesen, vor allem nicht, daß eine Irreführung statinnden sollte. Die Be zeichnung eines Kandidaten als „Berliner" scha det auf dem Lande nicht: allerdings gibt es in manchen Kcesten eine Stimmung gegen die Großstädter. Abg. Neumann-Hofer (Vpt.): Hier kommt es nur darauf an, was der Landrat getan hat. Er hat willkürlich den Wohnort in der amtlichen Stichwahl und Bekanntmachung geändert. Gegen solche amtliche Irreführung müssen wir entschieden protestieren. Abg. Stadthagen (Soz.): Die Aende- rung des Wohnortes „Steglitz" in „Berlin" kann nur den Zweck der Wrhlbeeinflussung ge habt haben. Wir stimmen dem Antrag auf Ungültigkeit zu. Abg. Behrens (Wirtsch. Vgg.): Es müßte doch mindestens festgestellt werden, ob die Aenderung des Wohnortes absichtlich zur Irreführung oder nur irrtümlich erfolgt ist. Im Hammelsprung wird dann der Kom missionsantrag auf Beweiserhebung mit 157 gegen 148 Stimmen abgelel-nt und in einfacher Abstimmung die Wahl des Abg. Vietmeyer mit den Stimmen der Linken und der Polen für u n g ü ltig erklärt. Es folgt die Prüfung der Wahl des Abg. Kröchev - Salzwedel-Gardslegen (kons.). Die Kommission beantragt, die Wahl für ungültig zu erklären, da amtliche Wahlbeeinflussung vor- lüegt. Einen Wahlaufruf zugunsten von Krö- chers hatten 27 Amts- und Gemeindevorsteher mit ihren Amtstiteln unterzeichnet. Abgs V e i t (kons.): Durch die Hinzufügung des Ämtscharakters braucht keineswegs eine Wahlbeeinflussung beabsichtigt zu sein. Wir haben zum Schutze des Wahlgeheimnisses wohl- geordnete Einrichtungen. Wir beantragen, die Wall nochmals an die Kommission zurückzu weisen. Abg. Stupp (Zentr.): Es liegt hier ein Verstoß von Beamten vor. Das Vorrecht, den Titel zu führen, darf der Beamte nicht in den Dienst einer Partei stellen. Nach einer Entgegnung des Abg. Veit wird in einfacher Abstimmung die Wahl des Abg. von Kröcher für ungültig erklärt. Es folgt die zweite Lesung des Mili tär-Etats. Die Budgetkommission ver langt jährlich eine Statistik über die Beförde rung der EinsährigfFceiwilligen zu Reserveoffi zieren für sämtliche Kontingente und bezüglich 'amtlicher Konzessionen. Eine weitere Resolu tion ersticht den Reichskanzler, den in Betracht kommenden Fürsten und Prinzen als die An schauung des Reichstags zum Ausdruck zu brin gen, daß bei der jetzigen ungeheuren Lasten vermehrung ein Verzicht auf zahlreiche Ad'u-- tan/enstellen dringend aews'nscht werden muß. ^^sjxhlich wird der Reichskanzler noch arstge- sordert, bis zur dritten Lesung des gegenwär- tiaen Etats alle Vorbereitungen zu einer ent- svrechenden Verminderung der Zahl der per sönlichen Adjutanten zu treffen. Außerdem be- antraat die Budgetkommission, zur Lösung der Duellfraae eine besondere Kommission einzu setzen, und dieser die der Budgetkommission voraelegten Anträge als Material zu über weisen. Abg. Schöptl in (Soz.): Bei der Ein- ßringung neuer Militärvorlaaen beeilt sich die Militärverwaltung immer sehr, aber nicht so eilig hat sie es bei Wünschen der Volksver tretung auf zeitgemäße Reform unseres Heer- wesens. Die jüdische Konfession darf kein Hin- derunasgrund für die Qualifikation zum Re ¬ serveoffizier sein. Der Mangel an Sanitäts offizieren im deutschen Heere ist sehr bedenklich. Das Verhalten der Offiziere bei den Kontroll versammlungen ist ganz ungehörig, die Be schimpfungen der Mannschaften sind sowohl roh wie feige. Bei Streiks hat das Militär Ge- wehr bei Fuß zu stehen. Abg. Ablaß (Vpt.): Wir werden gegen Soldatenmißhandlungen immer mit aller Ener gie auftreten. Es ist unerhört, daß ein Rich ter, der Offizier ist, sich von dem Bezirkskom mandeur vovschreiben lassen soll, in welcher Weise sr seine staatsbürgerlichen Pflichten aus üben will. Es heißt auch, daß Offizieren d»s passive Eintreten für die Sozialdemokratie ver boten sei. Wenn aber Offiziere bei Stichwah len zwischen Liberalen und Sozialdemokraten sich der Stimme enthalten, ist das kein pas sives Eintreten für die Sozialdemokratie? Red ner spricht dann noch gegen den Antisemitis mus im Heere. Kcieasminister von Heeringen wies im Anschluß an die Ausführungen des Vor redners auf einen Erlaß seines Vorgängers hin, die den Reserveoffizieren, die das aktive und passive Wahlrecht haben, die politische Be tätigung innerhalb der bürgerlichen Parteien gestattet. Abg. Mumm (Wirtsch. Vgg.) empfahl vollkommene Freifahrt der Soldaten bei Ur laubsreifen. Freitag 1 Uhr: Weiterberatung. Meins VHeonik * Schwerer Unfall eines französischen Mili tärballons. Aus Paris wird gemeldet: Ein mit fünf Personen besetzter, nachmittags in St. Cloud aufgestiegener Militärkugelballan stieß bei Fontenaysons Bois an einen Fabrikschlot und wurde vom Sturm weiterqetrieben. Der Ballon explodierte oberhalb vonVilliers-sur-Marne. Tot sind zwei Hauptleute, ein Sergeant und ein Pilot. Der fünfte Passagier, ein Leutnant, wurde lebensgefährlich verletzt. * Der französische Aviatiker Dancourt, der die 980 Kilometer lange Strecke Paris—Berlin in etwa 13 Stunden mit nur 2 Zwischenlan dungen zurückleqte, hat damit die doppelte Schnelligkeit eines D-Zuges entwickelt. Die Ber liner feierten ihn wie einen Helden. Audemars, der denselben Flug aussührcn wollte, aber nur bis Hannover kam, hat aufgegeben und seinen Apparat nach Paris zurückschaffen lassen. * Eine merkwürdige Naturerscheinung wird aus dem westfälischen Dorfe Hopsten berichtet. Dort sank eine Hcidefläche von etwa 8 Morgen Größe unter furchtbarem Getöse über fünfzehn Meter in die Tiefe. Aus den Abhängen ergossen sich plötzlich gewaltige Wassermengen in die Ver tiefung, die sie langsam zu einem See ausfüllten. Gleichzeitig mit dieser Bodensenkung trat an mehreren hochgelegenen Punkten, die Kilometer weit entfernt sind, Wasser aus dem Boden und überschwemmte weite Mächen. Dem seltsamen Naturschauspiele wohnten Scharen von Zuschau ern bei. * Der Ozeanflug des Freiballons „Suchard", der heute Freitag von den kanarischen Inseln aus angetreten werden sollte, ist aufgeschoben worden, da nicht genügend Gasmengen zur Füllung des Ballons zur Verfügung standen. Josef Brucker, der Pilot, gedenkt jedoch, in nächster Woche die Fahrt antreten zu können. * Schwere Explosion im Kohlenbergwerk. Auf einem Schacht der Zeche „Rheinpreußen" bei Duisburg bohrten am Donnerstag Bergleute versehentlich einen stecken gebliebenen Spreng schuß an. Es erfolgte eine furchtbare Explosion, wobei zwei Bergleute sofort getötet, drei weitere tödlich und mehrere andere leichter verletzt wur den. Die Verunglückten konnten alsbald gebor gen werden. * Großer Hotelbrand. Nach einer Depesche aus Malone im Staate Newyork brach in der vergangenen Nacht 1 Uhr im H üel Dewilson Feuer aus. Sieben Personen sind verbrannt und fünfzehn verletzt. Die Flammen ergriffen das Treppenhaus und versperrten 30 Gästen den Ausweg. Einige Frauen sprangen aus dem dritten Stockwerk hinab und wurden schwer verletzt. K"? * Der Frankfurter Giftmörder. Wie die Kriminalpolizei feststellte, hat der in Frankfurt a. M. unter dem Verdacht des Giftmordes ver haftete Artist und frühere Drogist Hopf seit dem Juli vorigen Jahres aus einem Wiener bakterio logischen Laboratorium 15 Sendungen Rein kulturen von Cholerabazillen bezogen. * Ein neuer Fall von Dauer-Schlaf. In einem Krankenhause zu Cherbourg liegt augen blicklich ein junger 22jähriger Mann, der seit 2 Monaten ohne Unterbrechung im tiefsten Schlafe ist. Die Aerzte, die der Krankheitserscheinung gegenüber ratlos sind, müssen sich darauf be schränken, den jungen Menschen durch künstliche Ernährung am Leben zu erhalten. * Umfangreiche« Schmuggeleien ist man auf der deutsch-russischen Grenzstation Alexandrowa auf die Spur gekommen. Es wurde dort ein Eisenbahnwaggon beschlagnahmt, der 35 angeb lich mit Grammophonen gefüllte Kisten enthielt. Diese Kisten waren mit unverzollten Manufaktur waren im Werte von 28 000 M. gefüllt. * Verprügelte Suffragetten. Daß die Lon doner Suffragetten durchaus nicht die Sympathien ihrer Geschlcchtsgenoffmnen auf ihrer Seite haben, bewies ein Vorfall im Norden Londons, wo Suf fragetten, die einen lärmenden Umzug veranstal teten, von Frauen angegriffen wurden, denen das Treiben zu bunt wurde. Es kam zu einer furcht baren Schlägerei, der erst die Polizei ein Ende machen konnte. * Großer Walbbrand. Aus Kloppenburg (Oldenburg) wird gemeldet: Am Mittwoch nach mittag entstand im Sraatsforst ein großer Wald brand. 140 Hektar 20—30jährigcr Taunenbestand verbrannte. Der Schaden soll über 100000 Mark betragen. * Verhafteter Bürgermeister. Der Kalauer Bürgermeister Karl Weise, der vor kurzem sein Amt niedcrlegen mußte, weil ihm Betrügereien zur Last gelegt wurden, wurde am Mittwoch in Hamburg ermittelt und verhaftet. * Der verschwundene Millionär. Der ver- schwundene amerikanische Millionär Martin, von dem man annahm, daß er durch beutegierige Helden der Pflicht. Ein Roman aus dem Lande der Mitternachtssonne. Von Erich Friese«. 27. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) Der Inhalt die'es Schreibens, verbunden mit einigen abgebrochenen Worten, die Erik während seiner Fieberphantasien ausstieß, gibt Lorenz über verschiedenes Aufklärung. Und das Fehlende reimt sein schlauer Kopf sich zu sammen. Er weiß jetzt, daß Erik sein Engagement bei Fräulein Arnoldsen aufgeben mußte, weil ihre Nichte ihn liebt, und er ahnt außerdem, daß Erik selbst eine tiefe Neigung zu der schönen Herrin von Schloß Sandsgaord im Herzen trägt. Lorenz frohlockt. Nicht länger ist er im Unklaren, aut welche Weise er zum Ziel kom men muß. Sofort arbeitet sein nimmer rasten des Hirn den vollständigen Plan aus. Bereits am nächsten Tage schreibt er an Sigrid Arnoldsen folgende schlau berechneten Zeilen: „Hochgeehrtes gnädiges Fräulein! Gestern lief bei meinem Freunde Erik Niels ein Bries ein, der den Poststempel „Tromsö" trägt. Da ich wohl mit Recht an nehme, daß derselbe von Ihnen kommt, er laube ich mir, Ihnen Mitzuteilen, daß Herr Niels gegenwärtig schwer krank am Nerven- fieber in meiner Wohnung daweder liegt, allo nicht imstande ist, Ihren Brief zu lesen. Mit vorzüglicher Hochachtung Ihr usw. uslv." Das Schreiben bat den beabsichtigten Er folg: Sigrid bedankt sich mit ein paar Zeilen bei Lorenz Jespersen und bittet ihn, ihr um gehend Nachricht zukommen zu lassen, sobald in Herrn Niels' Befinden eine Aenderung ein trete. Daraufhin antwortet Lorenz, Erik Niels befände sich in der besten Pstege. Der Arzt hoffe noch immer, ihn am Leben zu erhalten. Er selbst jedoch, der den Kranken länger und beüer kenne, habe leider bereits jede Hoffnung aufgegeben. Die letzte Bemerkung regt Sigrid, wie be absichtigt, au's höchste auf. Am nächsten Tage schon erhält Lorenz folgende Depesche: „Möchte Herrn Mels noch einmal sehen. Reise heute nach Christiania ab." „Recht so!" lacht der schlaue Bursche in sich hinein. Dann läßt er sich von seiner Versicherungs- aeseUchgst acht Tage Urlaub geben rind teilt Dr. Meolas mit, daß er noch heute abend eine Geschäftsreise durch Norwegen antreten müsse, indem er dem Arzt gleichzeitig Fräu lein Arnoldsens Telegramm zeigt. „Die Sorae der Dame ist übertrieben," meint dieser lächelnd. „Die Krisis ist vorüber; unser Patient befindet sich auf dem Wege der Besserung." „Miklich? . . . Na, das freut mich von Herzen?" erwidert Lorenz Jespersen mit gut- aespielter Verwunderung. „Aber da Fräulein Arnoldsen bereits unterwegs ist. läßt sich nichts mehr machen. Sollte sie eintreffen, während ich noch auf meiner Geschäftsreise bin, ent- schrüdigen Sie mich bei ihr! In spätestens acht Tagen bin ich wieder zurück. Aus Wieder sehen. Doktor!" — — Während sich Sigrid Arnoldsen mit sorgen vollem Herzen in Tromsö an Bord der „Skan- dinavia" begibt, um den angeblich sterbenden Treund noch einmal zu se^en, besteigt Lorenz Jespersen in Christiania den Schnellzug, um gen Norden zu dampfen. Einige Tage später — ge^en Abend. Dr. Nicolas hat vor kurzem seine Sprech stunde beendet und sich nach Lorenz Jespersens Wohnung begeben, um nach seinem Patienten zu sehen, als eine Dame gemeldet wird. Der Arzt verläßt das Krankenzimmer und tritt in den anstoßenden kleinen Salon ein. Eine tief verschleierte, hochgewachsene Dame kommt ihm vom Fenster her, wo sie wartend gestanden, entgegen. „Womit kann ich dienen, meine Gnädige?" Die Dame schlägt den Schleier zurück. Ueberrascht blickt Dr. Nicolas in ein vor Er regung bleiches Frauenantlitz von geradezu klassischer Schönheit. „Mein Name ist Sigrid Arnoldsen —" be ginnt sie zögernd. „Ist Herr Jespersen nicht zu Haute?" In wenig Worten teilt ihr der Arzt den Grund von Lorenzens Abwesenheit mit und wie er bedauere, daß Fräulein Arnoldsen sich den Strapazen der weiten Reste unnötigerweise unterzogen hjabe. Sigrid ist noch bleicher geworden. „Wesbalb unnötigerweise?" fragt sie mit angehaltenem Atem. „Komme ich zu spät? Ist Herr Niels — —" Sie stockt und hebt wie beschwörend die Hand. „Im Gegenteil," wehrt Dr. Nicolas rcstch ab. „Herr Jespersen hat, verleitet durch seine Freundschaft für unseren Patienten, zu schwarz geseben. Ich habe ihn über den Zustand sei nes Freundes beruhigt, so daß er unbesorgt leine Geschästsreste antreten konnte." Lanosam kehrt die Farbe in Sigrids Wan gen zurück. „Es ist also keine Gefahr mehr Vorhänden?" „Nein, meine Gnädige." „Gott sei gedankt! . . . Kann ich den Kran ken einige Augenblicke sehen?" „Gewiß; doch möchte ich bei seiner durch das hohe Fieber hervorgerufenen großen körper ¬ lichen Schwäche jede Aufregung vermeiden. Augenblicklich liegt er in unruhigem Halb schlummer. Kommen Sie!" Leise folgt Sigrid dem Arzt ins Kranken zimmer. Tränen treten ihr in die Augen, als sie die Veränderung in Eriks vor wenig Wo chen noch so blühend jugendfrischen Zügen wabrnimmt. Eine Weste siebt sie stumm vor dem Lager. Dann blickt sie sich in dem Zimmer um. So fort bemerkt sie mit dem scharfen Auge der sorgenden Frau, daß in dem Junggeiellenge- mach allerlei fehlt, was zur Bequemlichkeit des Patienten beitragen könne. Sic macht Dr. Nicolas darauf aufmerksam. Und der gibt ihr Recht und verspricht Ab hilfe. Nochmals tritt sie an das Krankenlager. Erik liegt jetzt, ruhig atmend, in tiefem Schlummer. Es ist, als ob Sigrids Nahe jene fieberhafte Unruhe gebannt habe. Eine Stunde später ist die Herrin von Schloß Sandsgaard bereits wieder aus dem, Wege zum Bahnhof. Sie weiß Erik Niels in guten Händen? Ihr Herz ist beruhigt. Arme Sigrid! Dämmert keine Ahnung da von in Deinem pflichttreuen, sorgsamen Herzen aicf, daß zu derselben Stunde, da Du am Krankenlager des Freundes weilst, daheim in Schloß Sandsgaard der erste Faden gesponnen wird zu dem schwarzen Bahrtuch e>nes ver räterischen Komplotts, welches die Rube der von Dir so innig geliebten Nichte für immer zerstören soll? Ihre Ruhe und auch die Deine? Oder wird die Hand der Vorsehung über Euch walten, so daß aus den Trümmern eines versunkenen Lebens gleich dem Phönix aus der Asche ein neues Glück ersteht? (Fortsetzung folgt.)