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WeWEOWer Anzeiger Tageblatt für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Wüstenbrand, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Lugau, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf rc. Der »Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger" erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Haus Mk. 1.50, bei Abholung in den Geschäfts stellen Mk. 1.25, durch die Post bezogen (außer Bestellgeld) Mk. 1.50. Einzelne Nummern 10 Pfg. Bestellungen nehmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sätntliche Kaiser!. Postanstalten und die Landbriesträger entgegen. A-- ülage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das „Illustrierte Sonntagsblatt". — Anzeigengebühr für die «gespaltene Korpuszetle oder deren Raum 12 Pfg., für auswärts 15 Pfg.; im Rcklanieteil die Zeile 30 Pfg. Die Zgespaltene Zeile im amtlichen Teil 50 Pfg. 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April 1813, nachmittags 2 Uhr sollen in Wüstenbrand 1 Grammophon mit 2 Trichtern, Ständer und 33 Platten und 1 Contortisch versteigert werden. Bieterversammlung: Pohlers Restaurant, Wüstenbrand. Limbach, den 12. April 1913. " Der Gerichtsvollzieher des Königl. Amtsgerichts. Anschlag ans den König van Spanien. Kaum hat sich die Oeffentlichkeit über die schändliche Ermordung des Königs von Griechen land einigermaßen beruhigt, da verbreitet der Draht bereits wieder die Kunde von einem Anschlag auf ein gekröntes Haupt. Auf König Alfons von Spanien sind von einem angeblichen Zimmermann aus dem berüchtigten Barcelona in der Mittagstunde des Sonntags drei Reooloer- schüsse abgegeben worden. Sie verfehlten glück licherweise ihr Ziel. Der König blieb unversehrt. Ein Schutzmann, der sich auf den Täter warf, wurde dagegen verletzt. Ueber die unmittelbare Veranlassung zu dem Anschlag ist noch nichts Näheres bekannt. Wahrscheinlich handelt es sich wieder einmal um d e Tat eines Anarchisten. König Alfons ist wohl von allen Fürsten bisher am häufigsten Mordanschlägen ausgesetzl gewesen. In schrecklicher Erinnerung ist noch das furchtbare Bombenattentat am Hochzeitstage des Königs in dre Calle major von Madrid. Damals, am 31. Mai 1906, wurden durch den Bombenwurf 28 Personen getötet und 98 verletzt. Das Königs paar kam mit dem bloßen Schrecken davon. Auch in verschiedenen anderen Fällen, in denen Anschläge auf das Leben des Königs Alfons verübt wurden, bewahrte ein freundliches Geschick den Monarchen vor dem Tode. Bis auf die Kreise, die den „Propagandisten der Tat" stets zujubeln, wird man es überall mit lebhafter Genugtuung begrüßen, daß die Vollendung der geplanten Mordtat mißlang, und daß der Täter sofort gefaßt werden konnte. Einzelheiten über bas Attentat. Madrid, 14. April. Auf den König Alfons wurden gestern mittag vor der Bank von Spanien drei Schüsse abgegeben. Der König blieb unver letzt. Der Täter wurde verhaftet. Madrid, 14. April. Als der König gestern mittag, umgeben von seinen Generalen, von der Parade zurückkehrte, stürzte sich an der Ecke der Pasco de Recoletos und Calle de Alcala-Straße ein Individuum, das sich in der Menschenmenge in der ersten Reihe auf dem Trottoir aufgestellt hatte, rasch auf das Pferd, faßte es mit der linken Hand am Zügel und schickte sich an, mit der Rechten einen Revolver aus der Tasche zu ziehen. Der König, der erkannte, daß es sich um ein Attentat handelte, brachte sein Pferd zum Aufbäumen, genau in dem Augenblicke, da der Attentäter feuerle. Dank der Kaltblütigkeit und hervorragenden Reitkunst des Königs traf die Kugel nur die Brust des Pferdes. Der Täter schickte sich an, zum zweiten Male zu feuern, als ein Polizeibeamter sich auf ihn stürzte, ihn zu Boden warf und festnahm, ohne aber verhindern zu können, daß der Täter noch ein mal anschlug und zwei Schüsse abgab. Der erste Schuß schwärzte den Handschuh des Königs. Gleich nach dem Knall wandten die Generale und Generalstabsoffiziere ihre Pferde gegen die Menge, ritten auf beiden Seiten des Trottoirs auf und nieder und hielten so die Leute zu sammen, wobei sie von Gendarmen und Poli zisten unterstützt wurden. Da durch die Schüsse und den Anblick der Pferde eine Panik entstan den war, wurden sehr viele Leute niedergeritten und mit Füßen getreten. Elf Frauen wurden ernstlich verletzt. Sobald der König sah, daß der Täter unschädlich gemacht war, sprang er zur Erde, nachdem ec sich vorher hoch in den Steigbügeln aufgerichtet hatte und mit vibrieren der Stimme gerufen hatte: „ES lebe Spanien I" Der Ruf wurde von der Menge mit begeister tem Beifall ausgenommen. Auf die ängstlichen Fragen der auf ihn einstürmenden Umgebung antwortete der König lächelnd, ohne daß man seinem Gesicht eine Erregung anmerken konnte: „Meine Herren, cs ist nichts!" Dann schwang er sich in den Sattel und ritt unter der donnern den Begeisterung der Menge in das Palais zurück. Die Anteilnahme der Bevölkerung. Madrid, 14. April. Als der König in den Palast einritt, erwartete ihn die Königin, der er ganz heiter den Zwischenfall, der ihn be troffen und durch den er aufgehalten war, er klärte. Die Königin, die noch keine Kenntnis von dem Geschehnis hatte, war sehr bewegt Innerhalb von zehn Minuten waren die beiden großen Plätze vor dem Palaste schwarz von Menschen. Alle Schichten des Volkes hatten sich eingefunden, um den König zu begrüßen, dessen Kaltblütigkeit die Nation vor einem Trauer tage bewahrt hatte. Als der König auf dem Balkon erschien, wurden jubelnde Hochrufe auf ihn ausgebracht. Der König ging zurück in seine Gemächer, holte die Königin, und von neuem brach der Jubel los. Der Täter und seine Helfershelfer. Madrid, 14. April. Während dem Täter, einem 26jährigen Zimmermann aus Katalonien, Handfesseln angelegt wurden, versuchte ihn die erregte Volksmenge zu lynchen. Es kostete den Polizeibeamten große Mühe, ihn den Schlägen der drohend gegen ihn gerichteten Stöcke zu ent ziehen. Sie brachten ihn in das nächste Haus, von wo er mit einem Zellenwagen abgeholt wurde. Nach den letzten Nachrichten find im ganzen vier Verhaftungen vorgenommen worden. Neben dem Täter und dem in seiner Nähe ver hafteten Individuum, anscheinend einem Fran zosen, ist noch ein Mann, anscheinend ein Spanier, der einen Revolver in der Hand hielt, in der Nähe der Bank verhaftet worden. Endlich ist noch eine Frau festgenommen worden, über deren Beteiligung an dem verbrecherischen Anschlag noch weitere Einzelheiten fehlen. Der Täter machte im Laufe des ersten Verhörs folgende Angaben: Der Gedanke an die Tat sei ihm gekommen, als er den König habe vorüberreiten sehen und da er eine Waffe in der Tasche gehabt habe, so habe er sie erfaßt und, von einer un widerstehlichen Macht getrieben, auf den König abgedrllckt. Der zweite festgenommene Mann verweigert jede Auskunft. Der Dritte, der in der Nähe der Bank auf dem Schauplatze deS Attentats ver haftet wurde und der angeblich ein seit vier Jahren in Spanien lebender französischer Sprach lehrer sein soll, hat anscheinend mit dem Urheber des Anschlags in keiner Verbindung gestanden. Der VMMfrierei wird, wie man an den amtlichen Stellen an nimmt, im Laufe dieser Woche zum Abschluß gelangen. Montenegro oder richtiger König Nikita sträubte sich zwar auch nach der Ver öffentlichung der russischen Regierungserklärung noch, von der Belagerung Skutaris abzulassen und auf den Besitz der Stadt und Festung zu verzichten; an Zeichen des Einlenkens fehlte es gleichwohl nicht. So trafen bei der Londoner Botschafterkonferenz aus Cetinje Telegramms ein, worin Montenegro seine Bereitwilligkeit er klärte, die Vorschläge der ihm für seinen Ver zicht auf Skutari zugedachten Entschädigungen zu prüfen. Die Antwort der Großmächte auf die Friedensbedingungen der Balkanstaaten wurde in einer mehrstündigen Beratung der Bot schafterreunion formuliert und den Regierungen der Vierbundstaatcn zugcstellt. Man zweifelt nicht an einer schnellen Verständigung und der Herstellung des Präliminarfriedens. — Skutari soll am Sonnabend erneut bombardiert worden sein. —— TssgeVgeschichte. Zur parlamentarischen Behandlung der Wehrvorlagen schreibt die „Nordd. Allg. Ztg." amtlich: Die Verhandlungen wurden von dem Gedanken be herrscht, daß wir der Zukunft mit ruhigem Ge wissen nur entgegengehen können, wenn wir uns so stark machen, als wir es vermögen. Gewiß ist auch manches kritische und abfällige Wov gesprochen worden. Die große Linie der Gesamt- äuffassung, zu der sich dis Parteien mit dem Reichskanzler zusammenfanden, ist dadurch aber nicht verwischt worden. Dies feststellen zu können, ist für jeden Patrioten Genugtuung und Freude. Den Schiffsuufällen iu der deutsche« Marine, der Strandung des Torpedoboots „V. 3" bei Misdroy und der Bodenberübrung deS Schul schiffs „Württemberg" bei Swincmünde, war keine große Bedeutung beizulegen. Das Torpedo boot ist nach Abflauen des Sturmes, der ihm gefährlich geworden war, abgeschleppt worden, es hatte ein kleines Leck am Achterlei! erlitten. Das Schulschiff ist unbeschädigt geblieben. Die Berfassuugsreform in Merklenburg-Strelitz. Nach Berliner Blättermeldungen hat die Regierung von Mecklenburg-Stcclitz den Ständen einen Verfassungsentwurf über die Zusammen setzung des neuen Strelitzer Landtages zugehen lassen, der wesentlich von dem Schweriner Ent wurf abweicht. Danach soll der Landtag zu sammengesetzt sein aus fünf Vertretern der Ritter schaft, fünf der Landschaft und einem Abgeord neten des Großherzogs, einem Vertreter des Fürstentums Ratzeburg und zehn gewählten Ab geordneten. Von diesen entfallen vier auf das Land, vier auf die Städte und zwei auf das Fürstentum Ratzeburg. Vorgesehen ist die direkte Dreiklassenwahl mit öffentlicher Stimmabgabe. Zum Vergleich macht der „Lok.-Anz " darauf auf merksam, daß in Schwerin von 82 Abgeordneten 24 aus der Ritterschaft und 24 aus der Land schaft hervorgehen, so daß die alten Stände so wieso schon die Mehrheit besitzen. Kapital-Abwanderung. Nach der „Köln. Ztg." hat das Abströmen deutschen Kapitals nach der Schweiz in der letz ten Zeit einen ungewöhnlichen Umfang ange nommen. Die Abwanderung dieses Kapitals ist auf die bisherige unbehagliche internationale Lage, zu einem sehr erheblichen Teil aber auch auf die in Aussicht stehende Vermögensabgabe für Heereszwecke zurückzuführen. Daß diese Lage von der Schweizer Bankwelt nach Kräften ausgenutzt werde, lasse sich von deren Stand punkt aus verstehen. Das deutsche Interesse er fordere aber, daß diese Bewegung so bald als möglich zum Stillstand gelange. Der belgische Generalstreik beginnt heute Montag. In gewisser Weise ist auch Deutschland an ihm interessiert, haben doch die leitenden Stellen der sozialdemokratischen Bergarbeiterverbände ihren Mitgliedern zur Pflicht gemacht, keine Ueberstunden zu machen, damit nicht durch eine vermehrte Kohlenausfuhr nach Belgien der dortige Generalstreik in seiner Wirkung abgeschwächt werde. Die belgische Regierung sieht als eigentliche Ursache des Streikes die Niederlagen der Sozialisten und Linksliberalen bei den letzten Wahlen an. Sie hat den Bürger-! meistern der verschiedenen Städte Truppen zur Aufrechterhaltung der Ordnung zur Verfügung gestellt. Die Arbeitswilligen sollen in weitest gehendem Maße geschützt werden. Von einem eigentlichen Generalstreik kann jedoch nicht gut die Rede sein, da »och bei weitem nicht die Hälfte aller belgischen Arbeiter im Ausstande steht. Spionage in Rußland. In Wien wurden der Oberleutnant Zandric vom 3. bosnisch-herzegowinischen Infanterie- Regiment und sein Bruder wegen umfangreicher Spionage verhaftet. Zandric hatte die Wiener Militärakademie mit Auszeichnung absolviert und galt als ein sehr tüchtiger Offizier. Deutscher Reichstag. 138. Sitzung vom 12. April. Die erste Lesung der Deckungsvorlage wird fortgesetzt. (Vierter BeratunMag.) Abg. Gothe in (Vpt.): Die Frage des Silberstandes und der Golddeckung wird in der Kommission genau zu prüfen und es wird festzustellen sei», ob unsere Bankversassung dem gestiegenen Verkehr gegenüber noch elastisch genug ist. Meine Freunde kalten eine Kriegs gefahr nicht für vorhanden und tragen des halb keine Bedenken wegen einer Störung des Geldmarktes. Dem deutschen Vollke wird jetzt eine Steigerung der Rüstungsausgaben zuge- mutet, wie sie in Friedenszeiten bisher nie und nirgends vorkam. Für die stündige Ver teuerung der Lebensmittel, das Anwachsen der Armselasten, den Notstand in der Vsr- feinerungsindustrie, die bejammernswerten Ver hältnisse auf dem H^pothekenmarkte, für all das ist die Balkankrise nur ein Teil der Ur sache. Sollen diese Vorlagen des Reichskanz lers irgendwie geeignet sein, das Wirtschafts leben zu beruhigen und zu beleben? Im Ge genteil, die Entziehung so großer Geldsummen muß die Situation nur noch verschlimmern. Eine Rüstungsverständigung ist möglich, das beweist unser VevhÄtnis zu England. Wenn der Präsident von Nordamerika als Unbetei ligter eine Konferenz einberie'e, sie würde Er folge haben. Die Entwicklung in Rußland mit der inneren Kolonisation schließt eine Friedensgarantie in sich. Bü uns weiß der Großgrundbesitz sich durch eine geschickte Buch führung seiner Steuerpflicht zu entziehen. Jede Finanzreform sollte die allerletzte sein, es kam aber immer noch eine schlimmere. Das deut sche Volk legt jährlich 4 bis 4,5 Milliarden neues Kapital zurück, und das ist volkswirt schaftlich notwendig. Der Wehrbeitrag entzieht dieser Kapitalbildung au* zwei Jahre eine Milliarde, dazu 136 000 Personen aus der wivtschast ichen Tätigkeit. Da sollte man den Wehrbeitrag lieber auf eine größere Zahl von Jahren verteilen. Die Riesenarbeit des Ka tasters würde sich .für eine einmalige Wehr- o^aabe Mr nicht lohnen in Staaten wie Boch ern und Mecklenburg, wo er noch nicht aus gebildet ist. Auf die Dauer wird man doch auf eine Erbschgßsfteuer nicht verzichten kön nen. Das jetzige Vorfahren bedeutet eine Prä mie aus Hinterziehungen. Die Veredelung der Matvikularbeitrüge fordert die Einzelstaaten ge radezu auf, die Vermögen so schonend wie möglich einzuschätzen; denn wenn sie sie scharf anfwssen, müssen sie später höbere veredelte Matv kularboiträge zahlen. Die Abwälzung auf die Einzelstaaten ist ein trauriger Notbehelf, den wir nicht mitmnchen. Der Finanzminister Lentze hat in seiner Denkschrift vom Mat v. I. die Veredelung der Matrikularbeiträge so gründlich widerlegt, daß man ihn nur zu wiederholen brauchte. Die Schraube der in direkten Steuern darf nicht weiter angezogen werden, so lange die ungeheure Belastung des Volkes durch die Zölle zugunsten des Groß grundbesitzes besteht. Nicht einmal die Regie rung hat mehr den Müt, Vorschläge nach die ser Richtung hin zu machen. Die Ausführun gen des Abg. Grasen Westarp über die aus ländischen Arbeiter waren sebr amüsant; soll man etwa aus diese einen Zoll legen! Der Verlust,' den wir durch Entziehung produktiver