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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 03.04.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-04-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191304037
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19130403
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19130403
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-04
- Tag 1913-04-03
-
Monat
1913-04
-
Jahr
1913
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 03.04.1913
- Autor
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schlossen, die alten Tarife solange zu verlän gern, bis ein neuer Vertrag durch die schwe benden Verhandlungen geschaffen ist. Damit ist die Gefahr eines Streiks für Berlin vol> läufig behoben. Aranzöfische Krieg-Veteranen in einem deutschen Kriegervrrein. Das ist Wahrheit und nicht etwa ein Aprilscherz, wenn auch die franzosensreund- lichen Blätter Elsaß»-Lothringens sowie die französische Chauvimstenpresse das Faktum tot zuschweigen suchen. In Rusach bei Colmar, mitten im Wahlkreise des Abg. Wevterlee, tra ten soeben 47 französische Kriegsveteranen, die von der Regierung durch die Ueberreichung der Kriegs-Gedächtnismedaille ausgezeichnet wurden, in den deutschen Kriegerverein über mit der Begründung: Der deutsche Kaiser und die deutsche Verwaltung haben sich der fran zösischen Veteranen in solch hochherziger Weist angenommen, daß man durch einen besonderen Vertrauensakt seine Dankbarkeit beweisen wolle. Königlicher Besuch iu Paris. Der Besuch des Königs der Belgier in Paris ist den guten Franzosen eine kleine Entschädigung für die zahlreichen Verdrießlich keiten, die sie gegenwärtig bedrücken, sowie für das lange Ausbleiben des Zaren und den ewigen Aufschub der Pariser Reise des Kö nigs Alfons von Spanien. Da König Albert nicht nur mit dem Präsidenten der Republik, Poincaree, Visiten austauscht, sondern auch mit dem Minister des Auswärtigen, Pichon, Besprechungen haben wird, so legen die Blät ter seiner Anwesenheit natürlich hohe politische Bedeutung bei. Die Persönlichkeit des Bel gierkönigs bürgt dafür, daß deutschfeindliche oder dem europäischen Frieden abträgliche Ver einbarungen jetzt in Paris nicht getroffen werden. Eine ueue Erklärung Churchills aber das englische Klottevprogramm. Die Beratungen über den Flottenetat wur den am Montag im englischen Unterhause fortgesetzt. Keir Hardie erklärte zu dem von Churchill an Deutschland gerichteten Vorschlag, im Flottenban eine Pause eintreten zu lassen, die Admiralität habe gefunden, daß die Durch führung des englischen Flottenprogramms bei der Ueberlastung der Schiffswerften unmöglich sei. Der Vorschlag Churchills sei nichts wei ter als ein Winkelzug, um mit den Rückstän den im Flottenbau aufarbeiten zu können. Lord Churchill wandte sich gegen diese Aus fassung seines Vorschlages; er erklärte, er sei gefragt, ob er 'einen Vorschlag auch vom deutschen Standpunkt aus durchdacht habe. Er könne diese Frage wahrheitsgemäß bejahen. Die Vorzögerung der Werften berühre in kei ner Weise den Beginn und die Ausführung der Neubauten. Es wäre auch keine Schwie rigkeit be-i der Bemannung der Schiffe vor handen, noch würde eine Schwierigkeit wegen des Geldes bestehen. Es würde auch nicht nötig sein, eine Anleihe aufzunel'men oder eine neue Steuer aufzuerlegen. Churchill schildert sodann an der Hand eines umfangreichen Zah lenmaterials das Stärkeverhältnis der eng lischen und deutschen Flotte zueinander in den verschiedenen Zeitläuften und zeigt, daß ein Ueberschuß von mehr als 60 Prozent aufrecht er halten worden sei. Es habe immer die Auf fassung gehorrscht, daß dieser 60 Prozent- Standard der nächststarken Flottenmacht gegen über auch eine gewisse Anzahl von Schiffen für den Auslandsdienst zu liefern habe. Die Admiralität sei vor einiger Zeit zu dem Ent schluß gekommen, daß für die in den heimi schen Gewässern zu haltenden Dreadnoughts Deutschland gegenüber das Mindestverhältnis 3 : 2 betragen müsse, mit anderen Worten, daß ein Sechstel des 60prozentigen Ueüerschusses als ver ügbar für den allgemeinen Dienst des Reiches angesehen werden könne, außer dem schon bisher im Dienst gehaltenen Ueberschuß über den 60 Prozent-Standard. Churchill gab schließlich eine ziffernmäßige Darstellung über die Schiffe, die für den Reichsdienst verfügbar seien, und zwar mit Einschluß der kanadischen Schiffe. Er erklärte, seine Aufstellungen hätten nur Gültigkeit, falls nicht weitere Entwicklun gen im Mittelmeer und im Stillen Ozean einträten. 5 öffentliche Stadtverordnetenfitzung zu Hohenstein-Ernstthal, am 1. April 1913. Vorsitzender: Herr Stadtoerordneten-Vorsteher Lohse. Am Ratstische sind erschienen Herr Bürger meister Dr. Patz, sowie die Herren Stadträte Anger, Bohne, Lange, Müller und Schneider. Vom Stadtoerordneten-Kollegium sind 21 Herren anwesend. Entschuldigt fehlen die Herren Stadtv. Weigert, Terl, Gruber und Hillig. Zu Punkt 1 der Tagesordnung, Kenntnisnahmen gibt der Herr Vorsteher bekannt, daß ein Schrei ben des Herrn Stadtv. Hillig eingegangcn ist, in dem derselbe um Entbindung von seinem Amte bittet. Das Gesuch wird zum Schluß der Sitzung behandelt. — Zur Verlesung gelangt ferner ein Dankschreiben des Herrn Exp. Holz hacker, der für seine Beförderung zum Registrator dankt. Schließlich nimmt das Kollegium noch Kenntnis von der Verpflichtung des Bauamts registrators Limmer und von der Erneuerung des Stromlieferungsvertrages mit der Sächsischen Elektrizitäts-Lieferungs-Gesellschaft in Oberlung witz, die nunmehr endgültig erfolgt und voll zogen wurde und am 1. Juli 1914 in Kraft tritt. 2 Nachtrag zum OrtSgesetz für die Stadt Hoheastein-Ernstthal. Die Kündbarkeit der städtischen Beamten betr. soll die Bestimmung ausgenommen werden, daß die Kündigung nur beim Vorliegen eines wich tigen Grundes erfolgen darf, da sonst den Be amten die Anwartschaft auf die Angestellten- Versicherung zu gewährleisten wäre bezw. bei ihrem Weggang gesichert sein müßte. 3 Die Satzungei» für die Gewerbeschule wurden ohne Aussprache genehmigt; da ein Ab zug derselben der Presse nicht zugänglich gemacht worden war, können wir nicht darüber berichten. Ebenso liegen die Verhältnisse bei 4. Gasregulativ, das gleichfalls ohne Aussprache Zustimmung fand. 5. Erhöhung der Wasscrsteuer. Am 26. November v. I. lehnte das Stadt- verordneten-Kollegium die vom Rat am 21. November v. I. beschlossene Erhöhung der Wassersteuer um 2 Pfg. pro Kubikmeter be kanntlich ab. Dar Rat ist jedoch ans seinem Beschluß stehen geblieben, da er der Meinung ist, daß in dieser unwesentlichen Erhöhung der Wassersteuer keine ungerechte, dafür aber eine um so notwendigere Maßnahme zu er blicken ist, die den Zuschuß zur Wasserwerks kasse, der sür 1913 ca. 13 000 Mk. beträgt, um ca. 3000 Mk. ermäßigt. Am 19. De zember v. I. wurde im Rat angeregt, die Aus wechslung der Nobre für die W istenbrnnder Wasserleitung tunlichst noch aufzuschieben und eventl. Anleihemittel als Deckung zu gebrau chen. Die geforderte Erhöhung wird durch eine längere Akt-ndarstellung gerechtfertigt, die davon ausgeht, daß bis zum Jahre 1909 die Wasscrwerkskasse ohne Zuschuß auskam, seit den Erweiterungsarbeiten jedoch ständig mit Zuschuß arbeitete, der noch dazu sich in auf steigender Höhe bewegte und für 1913 seinen Höchststand erreichte. Der Zuschuß betrua für 1910: 4748,81 Mk., 1911: 2541,22 Mk., 1912: 7628,93 Mk. und beträgt für 1913: 13 213,13 Mark. Einen Gewinn soll die Wasserwerks kasse nicht erbringen, doch soll sie so gestellt stin, daß aus den Einnahmeir die Ausgaben bestgitten werden können, der Fehlbetrag also durch eine erhöhte Wassersteuer Deckung findet. Bei der geplanten Erhöhung würde eine Me r- einnabme von 3200 Mk. erzielt werden, so daß für 1913 immer noch ein Fehlbetrag von ca. 10 000 Mk. verbleiben würde, da die Ein nahmen der Wasserwerkskasse 1912 ca. 28 700 Mark, 1911 (infolge des außerordentlich trocke nen Jahres) 31 873 Mk. betragen haben. Ein gehend weist die Ratsbegründung nach, daß die Ansätze im tzaushadtplan eher ein Zuviel in der Einnahme und ein Zuwenig in der Ausgabe enthalten, wodurch die Behauptung, die Ansätze seien nicht ganz zutreffend einge stellt, widerlegt wird. Es sei kaum anzuneh men, daß Ersparnisse bei den einzelnen An sätzen gemacht worden können, dagegen herrsche die Befürchtung vor, daß die Ausgaben ver mutlich noch überschritten würden. Eine Stär kung der jetzt ca. 14 000 Mk. betragenden Re servefonds sei außerdem sehr zu empfehlen. Die Mindeststeuer von 4,50 Mk. für 25 Kubik meter würde in Zukunft 5 Mk. betragen; in Frage gezogen ist auch eine Erhöhung der Wassersteuer fiir auswärtige Konsumenten!, die gegenwärtig 25 Pfg. pro Kubikmeter bezahlen. Die Erkundigungen in anderen Städten haben ergeben, daß in Glauchau 12, Lichtenstein 15, Crimmitschau 20, Werdau 25, Burgstädt 15, Stollberg 20 und Mittweida 25 Päg. pro Kubikmeter Wasser gezahlt werden massen. Die Aussprache wird sodann vom Vorsitzen den freigegeben. Herr Stadtv. Stützner hat angenom men, daß die Vorlaae zunächst noch einmal an den Gas- und Wasserwerksausschuß komme, da doch die Zusammensetzung dieses Aus schusses eine andere sei, als bei d.'M alten Kollegium. Die Vorlage komme ihm gewisser maßen unverhofft. Herr Stadtv. Ebersbach führt aus, daß bei einer derartigen Sache, wo man Waffer bekommt bozw. entnimmt, Leistung und Gegenleistung ausgewogen werden müßten. Der vorjährige ablehnende Beschluß hat nach außerhalb sehr komisch berührt. Eigentlich ist es ein Schauspiel, wenn wegen dem Pfennig-' kram soviel Zeit verschwendet wird. Die Stütz- nersche Anträge sei ihm unverständlich, da ihm als langjähriges Mitglied des Wasserausschus ses die Sachlage nicht unbekannt sei und nicht unverhofft kommen könne. Ein altes Mitglied dürfe solche Anfragen nicht stellen, auch müsse man bedenken, daß der eigentliche Hausbesitzer nur ein kleiner Konsument sei, die Industrie dagegen den größten Verbrauch labe. Die also am wenigsten verbrauchen, machen den größten Melbel, die am meisten gebrauchen, wenden sich nicht gegen eine Er höhung. Die meisten Hausbesitzer kommen mit jährlich 1 Mk. fort und müßten die Stadt verordneten freudig in der Lage sein, dieser notwendigen Erhöhung zuzustimmen, haben sie doch die Genugtuung, daß der Bürger mit hinreichendem gutem Wasser versehen wird. Die ganze Handhabung und Ablehnung des alten Kollegiums erscheine ilm mehr als Mache, richtig sei es keinesfalls, eine solche Arbeit zu verursachen. Wenn bei dieser Klei nigkeit von einer Belastung der Hausbesitzer gesprochen werde, dann müsse er sich wundern, daß der Hansbesitzerstand sich seinerzeit bei der doppelten Grundsteuer nicht mehr gewehrt habe. Die Düngerabfuhr sei für das Wasser über haupt nicht ins Auge fallend. Redner emp fiehlt, der Erhöhung zugustimmen. Herr Stadtv. Stützner dankt zunächst für die Belehrung durch den Vorredner und gibt sodann zu, daß die Wasserwerk-kasse in den letzten Jahren schlecht reüssiert habe, daß aber auch die 2 Psg.-Erhöhlmg nicht viel aus mache .in Anbetracht des Fehlbetrages. Er hält es für angebracht, wenn mit der Er höhung vorläufig noch gewartet werde, we nigstens solange, bis man tatsächlich die Ge wischeit habe, daß die Finanzen dieser Kasse sich nicht in der wünschenswerten Weise bes sern. Heute könne man sich zu keiner Ueber- zeugung durchringen; besser sei es, wenn man dann einmal nicht auskomme, eventl. gleich 5 Pfg. zu erhöhen, als über Jahr und Tag dann wieder vor der Lage zu stehen, eine er neute Erhöhung eintreten 'assen zu müssen. So aber schaffe man nur erregtes Blut in der Bürgerschaft. Herr Stadtv. Wächter erklärt, daß, wenn man Herrn Stadtv. Ebersbach hört, man annehmen müsse, daß die Herren, die im Vorjahre hier gesessen haben, die Sachlage nicht so ganz erfaßt hätten. Er, Redner, sei darüber ganz anderer Meinung, keineswegs aber könne von Mache geredet werden. 1911 'ei ein sehr abnormes Jahr gewesen, das als Maßstab nicht gelten dür'e, der Abschluß von 1912 sei noch nicht völlig herein und müsse man sich da z. T. auf Schätzung »Massen. Dem Zuschuß von 13 000 Mk. werde durch die 30(D Mk. auch nicht viel geholfen, da noch 10 000 Mk. zu decken bleiben; er müsse des halb der Stütznerschen Ansicht zustimmen, daß es noch nicht ganz sicher sei, ob das nächste Jahr schlechter oder günstiger werde. Die durch die Erweiterungsbauten eingetretene Mehrbe lastung wird auch in Zukunft bleiben. Das damalige Kollegium hat sich gesagt, daß 2 Pfennige nicht ausreichend sind, daß es aber auch nicht rächt-g sei, dann in kurzer Zeit schon wieder eine erneute Erhöhung vorneh men zu müssen. Da die Mieten im allgemei nen in Hohenstein-Ernstthal niedrig seien, so werde die Erhöhung sicherlich von den meisten Hausbesitzern auf die Mieter abgewälzt. Was Heer Ebersbach von dem Mehrverbrauch der Jndustvie sagte, hatte absolut keine Berechti- guna, denn diest hat dafür besonders niedrige Preise. Wenn heute eine Erhöhung von 2 P ennigen beschlossen werde, tröge man Beun ruhigung in dst Bürgerschaft. Daß dies der Fall sei, haben dem Redner zwei Herren des Waldleimer Stabtrates bestätigt, wo gleich falls ein; Erhöhung erfolgte. Die Herren er- 'lärien, daß. Wenn man geahnt hätte, welche Erregung die unwesentliche Erhöhung nach sich gezogen hätte, sie sicherlich unbelchloffen ge blieben wäre. Viel Geld habe auch die Wasier- stitunq auf dem Pfaffenberg gekostet!, die aller- dings auch unbedingt notwendig gewesen sei, eine Verzinsung aber wohl kaum bringen werde. Die Ausgaben hierfür gebären aber nicht in die Wallerwerkskasse, sondern, da wir eine Sporftasse nicht besitzen, in die Stadtkasse; erst hierdurch erreicht man, daß sie von allen Bevölkerungsschichten gleichmä ßig getragen worden. Redner empfiehlt Ab lehnung der Erhöhung, solange nicht genü gend Klarheit herrsche. Herr Stadtv. Ebersbach empfiehlt, trotzdem die Erhöhung den Fehlbestag nicht decke, einstweilen das Erreichbare bezw. We nige zu nehmen. Die älteren .Herren, die 'chon mehrfache Haushaltplanberatungen hinter sich hätten, wüßten ganz genau, wie notwen. dbg der Stadt 2—3000 Mark Geld tun; was eine solche Summe bedenke, das sei auch aus den Abstrichen bei Aufstellung des Etats er sichtlich. Redner erinnerte an die Stra'en- bau wünsche der unteren Stadt und hob her vor, daß durch den Berg eine Verteuerung der Wasserleitung nicht entstanden ek. Die große Zahl der Bauten in der Oberstadt ae- wäbeleisteten eine Verzinsung; es dürfe nicht gesagt werden, daß die Wasserleitung, die mit zur Lebendigmachring des Berges beiaetgsaen labe, des Sportes wegen geschaffen worden sei Ihm persönlich tue es sehr leid, daß ein Stadtverordneter auf einem solchen Stand punkt stehe. Derartig leichtgerechnete Erempel dürfe man nicht aufstellen, mülle vielmehr prüfen, inwieweit Leistung und Gegenleistung llch au'heben; nicht aber auf solche Kinkerlitz chen hin urteilen. Herr Stadtv. Grießbach wendet sich ganz entschieden dagegen, daß Herr Ebersbach von ..Mache" spricht. Die Erfahrungen, die die Mieter mit der Einführung der doppelten Grundsteuer gemacht hätten, würden ibn ver anlassen, gegen die Vorlage zu stimmen. Da mals sei die Erhöhung sehr reichlich abge wälzt worden und dasselbe stele auch jetzt zu befürchten. In dem „Eingesandt" des Haus besitzervereins werde ja auch indirekt zugege ben, daß ein Teil der Hausbesitzer auch mit d'eser Erhöhung ein Geschäft machen wird. Auch die Düngacabfnhr bot vielen Hausbe sitzern willkommene Veranlassung zu Mietstei gerungen. Herr Vorsteher Lohse erkennt die Stel lung des Vorredners vom objektiven Stand punkt aus an, aber man dürfe doch mich nicht verkennen, daß die Kosten der Wasserlieferung durch die Wassersteuer aufgebracht werden müß ten; sein Standpunkt sei der, daß ein Was serwerk die Kosten aus den eigenen Einnah men tragen müsse. Das Gaswerk ist eine werbende Anlage, die der Stadt jährlich 40- bis 50 000 Mark einbringen, unzweifelhaft Gel der des Mittelstandes, da die größeren In dustriellen zumeist eigene Licht- und Kraftan lagen besitzen. Auch ein Wasserwerk »misse sich aus sich selbst heraus tragen. Er müsse es jedenfalls ganz entsthieden verurteilen, wenn auch nur ein Hausbesitzer dieser geringen Summe wegen seine Mieten steigern würde. Das wäre, dieses geringen Betrages wegen, einfach skandalös. Der Hausbesitzerverein werde sich sicherlich auch selbst schämen, ein« Erhöhung der Mieten vorzunehmen. Herr Stadtv. Wächcker tritt dem ent- gegen. Nicht der Hausbesitzerverein erhöhe die Mieten, sondern der Hausbesitzer, auf den der Verein nicht einwirken könne. Die Mit glieder würden es sich im übrigen auch seh» verbeten, hierüber Vorschriften zu erhalten Sicherlich würde eine Mietspreiserhöhung zum Teil erfolgen. Herr Vorsteher Lohse bezeichnet eine solche Maßnahme als sehr kleinlich. Hevr Stadtrat Anger hat verschiedene alte Haushaltpläne durchgesehen und gefun den, daß sich noch stets die Einnahmen und Ausgaben der Wasserwerkskasse ohne Zuschuß deckten. Die für 1912 eingesetzte Einnahme von 28 500 Mark aus der Wassersteuer werde kaum erreicht werde»», keinesfalls aber ein Mehr herauskommen. Die Anregung des Herr»» Fichtner, der im Vorjahre wünschte, daß das Wasserwerk seine Rechnunaen entspre chend der Gasanstalt mehr nach kaufmänni schen Grundsätzen abschließen bezw. aufftellen möchte, wird z. T. schon befolgt. Die Ab schreibungen der insgesamt 453 000 Mark be tragende»» Werte müßten pro Jahr wenigstens 5000 Mark betragen; Ler Fehlbetrag wäre dann noch höher. Auf eine Stärkung der vor handenen Reservefonds müsse dabei dringend hingearbe.tet werden, denn die Bestände sv en mit 14 000 Mark verhältnismäßig klein und ließen eine Verminderung des Zuschusses kaum ln Aussicht nelmen. Kleinere Grundstücke ge brauchen jährlich 25—40 Kubikmeter Wasser, die Höchstmehrkosten würden da etwa 1 Mk. betragen; da könne sich dann Wohl jeder Mie ter ausrechnen, daß eine Erhöhung der Mieten nicht angängig sei. Limbach habe se.ne Steuer auf 25 Pfg. erhöhjt; wenn man auch kein Geschäft mit dem Wasserwerk machen wolle, so müßten die Unkosten doch von der Ein nahme gedeckt werden. Herr Bürgermeister Dr. Patz bescheidet Herrn Stützner dahin, daß, wenn eine Sache einmal der» Ausschuß passiert habe, es nicht üblich sei, diese nochmals an einen solchen zurückzugeben, nur, weil einige Mitglieder des Ausschusses erneuert wurden. Liege eine Sache ganz klar, wie es hierbei, entgegen der Wäch- erschen Ansicht, der Fall si, dann sei der gehandhabte Modus der richtige. Im Vor jahre sei die Erhöhung, soviel dem Redner erinnerlich, aus grundsätzlichen Motiven ab gelehnt worden und diese Gedanken fänden sich auch in dem „Eingesandt" wieder. Grund falsch sei es, die 3300 Mk. für Auswechslung der Wüstenbrander Wasserleitung aus Anlethe mitteln zu entnehmen, es handle sich dabei um Reparaturen und entspräche eine solche Maßnahme keineswegs den Grundsätzen über Anleiben. Wenn hier tatsächlich früher so ver fahren worden sei, sv könne das nicht gut geheißen werden, denn bei Neudeckung eines Daches würde inan die Reparaturkosten wohl auch nicht aus Anleihemitteln bestreiten. An leihen sind dazu da, um ne»»e Werte zu schaf- >en, ob verzinslich oder nicht, bleibe sich gleich. Die Grundsteuer sei hier sehr niedrig, im Gegensatz zu Chemnitz, lvo diese Steuer »rach den» gemeine»» Wert erhoben werde. Hier werde pro Einheit 2 Pfg. stadtlich und 2 Psg. staatlich erhoben, mithin sei die Belastung von nur 4 Pfg. pro Einheit eine relativ ge ringe. Der Granitfußweg wird auf Rente ge nommen, die erst 'in 41 Jahren geti lgt ist; inzwischen hat in vielen Fälle»» ein Haus den Besitzer gewechselt, der bei Uebernahme als gang selbstverständlich auch die Rente über nimmt. Die Düngerabfuhr wurde von dei» Hausbesitzern doch auch selbst gewünscht; doch müsse konstatiert werden, daß entgegen dem vielfachen Geschrei, die Abfuhr sei zu teuer, dies »richt der Fall sei. Das ganze „Ginge sandt", dessen Beweisgründe der Redner ein gehend zerpflückte, gehe von faschen Voraus setzungei» aus, der Kecnstandpunkt lei nicht der, durch die 3000 M. den Haushaltplan zu balanzieren, sondern eine Gesundung der Was- serwerkskasse herbeizuführen. Ji» den nächsten Jahren dürste sich der Verwaltungsüberfchuß event. vermindern, dann würde die Nicht- erhöhung bei den Steuern zum Ausdruck kom men. Die von Herrn Fichtner gewünschte kaufmännische Einteilung solle allmählich vor genommen werden. An der Hand von Bei spielen weist Redner sodann nach, daß dst Erhöhung in ihrer Wirkung keineswegs so er heblich sei, wie sie hingestellt wurde. Für das Wächtersche Haus mit 7,20 Mk. Wassersteuer (ist 40 Kubikmeter) betrage sie 80 Psg., für das Lohfesche Haus mit 88 Kubikmetern und das Rudeltsche Haus mit 176 Kldbikmetorn nur wenige Mark. Die Baugenossenschast, die 76 Bewohner beherbergt und 319 Kubikmeter gebraucht, hat durch die Erhöhung 6,38 Mk. zu trage»». Solche Summen rechtfertigten doch in alle Wege keine Erhöhung der Mieten. Zu» zugeben ist, daß die Mieten z. T. billig sind, aber die Mehrzahl aller Hausbesitzer leisten dafür auch keine Reparaturen und sonstige»» Erneuerungen, was bei Gericht stets als orts üblich angegeben wird. Schließlich erwähnt Redner noch, daß der Preis des Wassers hier schon einmal 20 Pfg- betragen habe und man berücksichtigen müsse, daß die geringe Erhöhung die Annehmlichkeiten rechtfertige. Sollte das Kollegium, so schließt der Herr Redner, wider Erwarten die Vorlage von neuem cvblehnen, dann wird der Rat zum erste»» Male die Ent scheidung der Oberbehörde anrufen; ihm ist es nicht zweifalhift, wie die Endscheidung dann ansfallen wird; wenn Beunruhigung in die Kreise der Einwohnerschaft getragen wird, so geschieht dies künstlich. Es wäre jammer-
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