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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 16.03.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-03-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191303166
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19130316
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19130316
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-03
- Tag 1913-03-16
-
Monat
1913-03
-
Jahr
1913
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 16.03.1913
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balinnen und den Intrigen, die nirgends grö ßer sind, al» beim Theater. Da Beate Schönberg für Geld und Präsente nicht zu baden war, die Gage aber klein, so wurde regelmäßig jede zweite Hälfte des Monats gehungert und gefroren. Und wie erinii/dend, ja anekÄnd wirkt das Lernen von Rollen, wenn man weiß, daß es doch nur Stückwerk ist, was man zu geben l-at!" Und nun atmete die Schauspielerin schwer. „Ich komme jetzt zu dem wirklichen Un glück meines Lebens, gegen das alles, was ich bisher erfahren, klein ist. Während einer Vorstellung brach aus der Bühne Feuer aus. Ich, die ich ahnungslos meine Rolle gab, wurde von der Flamm« ergriffen. Im Augen blick stand mein Gagekleid in Flammen, hat ten diese mein Haar und Gesicht erfaßt . . . Als ich aus der Bewußtlosigkeit, in welche mich der Schrecken versetzte, wieder erwachte, war mein Gesicht — mein ganzer Reichtum! — von Brandwunden entstellt, deren Narben mein Auftreten aus der Bühne für immer unmöglich machten." Frau Gerling hatte die Augen mit der Hand beschattet; Helle Dränen tropften zwi schen ihren Fingern hervor. „Beate, meine arme, arme Beat« . . ." flüsterte sie erschüttert und zog diese an ihre Brust. „Vermag ich etwas für Dich zu tun, Dein Schicksal zu lindern, so vertraue Dich mir an . . ." bat sie herzlich. „Ich danke Dir für dieses Wort, Elisabeth. Ich mutz Dir bekennen, so schwer mir des auch wird, daß ich Dich aufsuchte, Dich zu bitten, nein, anzuflehen, mir das Geld zur Reise nach F ... zu geben., woselbst ich früher engagiert war. Es ist dort ein neu«s Theater gebaut worden, fiir das eine Bil- letteurin gesucht wird. Ich will mich,für den Posten melden, und hosfe, daß man barmher zig ist — und — mich annehmen — wird. Was sollte ich auch sonst beginnen? Ich habe ja nichts gelernt. Ja, Elisabeth, so steigt man herab, wenn man sich überschätzt hat. . ." Der Märzabend dämmerte: im Zimmer begannen Schatten zu lagern. Der Platz im Winkel war plötzlich leer: lautlos hatte Lulu sich hinausgeschlichen. Ms am Palmsonntag die Glocken feierlich die jungen Seelen zum Altar des Herrn rie fen, da lag auf Lulu Gerlings jungem Ge sicht sinniger Ernst. Nicht mehr voraus eilten ihre Gedanken, denn das gesteckte Ziel hatte seine leuchtenden Farben verloren. Sie be mitleidete auch nicht mehr ilre Freundinnen um den erwählten Beruf. In chrem Herzen klangen die Wotte der Schauspielerin wieder: Ich möchte allen zurufen: Prüfet euch wieder und wieder, bevor ihr euch für einen Beruf entscheidet! Als jetzt üe Orgel erbrauste und sie nun mit den anderen .Ztonfirrnandinn«n niederkniete und den Segen empfing, da war in ihrer Seele ein einziges Gebet: „Herr, hilf Du mir, den rechten Weg finden." Christentum und Kirche« Worte zum Nachdenken. Gesund heit ist zwar ein köstliches Gut, welches man in seinem vollen Werte meistens erst erkennt, wenn man es nicht mehr besitzt, das man aber dennoch entbehren kann, ohne absolut unglücklich zu werden. Denn alle Menschen entbehren es ja zeitweise, sehr viele sogar größtenteils in ihrem Leben. Es wäre traurig, wenn Glück ohne Gesundheit nicht bestehen könnte, und es ist das auch nicht wahr; es gibt glückliche Kranke, wie es unglücklich« gibt; Krankheit und Glück sind keine Gegensätze abso luter Art. Sodan-n, daß jede Krankheit einen vernünftigen Zweck hat, welchen der Mensch durch Nachdenken finden und, soweit an ihm, fördern mutz. Ohne diese Mitwirkung des Wil lens, nicht blos zum Gesundwerden, sondern auch zur Beseitigung der speziellen Hindernisse, welche der Genesung enigegenstehen, weicht das geistige Element der Krankheit nicht, während sie sonst zuerst erträglich wird und schließlich, wenn sie ihren Zweck im Menschen erreicht hat, oft plötzlich aufhört. Man kann es wenig stens versuchen, sich mit solchen Gedanken zu beruhigen, und jeder ernstliche Versuch wird einen gewissen Erleichterungsersolg haben, in dem er zunächst die Kraft des inneren Men schen hebt, während sonst der stets zunehmende Pessimismus und die wachsende Erbitterung gegen das dmiioch unerbittliche Geschick schließ lich das größere Uelel ist, als die Krankheit selber. (C. Hilty.) — Glauben heißt, sich von einer Liebesmacht umschlossen und getragen wissen, der man sich rückhaltlos und bedin gungslos übergeben hat. Wenn einer glaubt, dann wird alles in seinem Leben anders; in sein Hans sielt er einen andern Geist einteh- ren, einen Geist d.-r Liebe und Verträglichkeit; in seinem Berufe wird er gewissenhafter, in seinem Herzen lauterer. Glauben heißt, an Gottes Händen durch die Welt gehen, aus Gottes Händen alle Dinge nehmen, von Got tes Liebe fester überzeugt sein, wie von dem eigenen Leben. So hat Paulus geglaubt, und eine selige Zukunft hat vor seiner Seele geschwebt, als er ausries: „Ich weiß, an wen ich glaube, und bin gewiß, daß er mir kann meine Beilage, mein himmlisches Erbe, be wahren bis an den Tag der Ewigkeit." 2. Tim. 1,12. (I. Müllensiesem) — Alle meine erworbene Weisheit und Klugheit und Seelen heiterkeit fällt von mir ab, und ich weiß nichts zu tun, als im Gebet zu dem zu flüchten, der die Erbarmung hatte, ein heiliger Gott als nackter Erdenmensch zu uns zu kommen und denk Schwerbeladenen, der zu Ihm sich flüch tet, Stütze, Trost zu sein und aus Glaube und Liebe die Hoffnung zu erwecken, die ohne Ihn in uns ein kalter Schimmer ist. Wenn ich dann frei von allem Außenwerk und frem den Wefen so glücklich war, vor seinem An gesicht zu knieen und ein« süß« Träne d«r Demut und der Reue zu vergießen, dann strömte ein ganzer Strom von neuem, unnenn barem Segen fühlbar auf mich herab, und es wird nach langer Dunkelheit wieder Licht in mir, daß Er der Herr ist, der bei uns stets und nahe ist in aller Freude und Not. (Karl von Ritter.) — Der einzeln« Mensch wird mit den Fortschritten der Kultur nicht sittlicher. Die Bestie regt sich ebensogut im Kulturmen schen wie im Barbaren. Nichts ist wahrer als die biblische Lehre von der radikalen Sündhaftigkeit des Menschengeschlechts, die durch leine auch noch so Holhe Kultur über wunden werden kann. Denn nicht Kultur be herrsch: den Menschen, sondern der Wille, dem die Intelligenz nur dient. Man kann des halb die Intelligenz auch nicht zum Maßstab für den moralischen Fortschritt des Menschen machen. (H. G. v. Treitschke.) Zur Konfirmtm. Nun ist der Kindheit Traum zerronnen, Nun siebst du hier am Tor der Welt, Hem' wird von neuem nun begonnen, Wohl eine Frage dir gestellt: Wohin dein Weg dich heut soll führen, Wohin dein Ziel in Zukunft steht? Ob nie den Herrn du wirst verlieren, Der heut' so treu zur Seit' dir steht. O merke auf! Er wird dir klopfen Ost an dein Herz in tiefer Brust, Und kommt auch dir ein WehmutStropfen, So bleibst du dir doch selbst bewußt, Daß dich dein Hirte treu wird führen Auch über Fels und tiefe Kluft, Nur darfst du niemals ihn verlieren, Er überbrückt dir jede Brust. So kämpfe wacker du im Streite, Dann ist der Herr dir Schirm und Schutz, Dann geht er nie von deiner Seite, Dann bietest jedem Feind du Trutz. Drum höre nie auf Frevler, Spötter, Bleib nur dem Worte Voiles treu, Dann ist er jederzeit dir Retter Und jeden Mivrgcn Lieb' dir neu. Und gehst du aus dem Elternhause, Aus gold'nrr Kindheit lieben Traum, Nimm Segen aus der trauten Klause Als Schmuck für deinen Lebensbaum. Wo Elternliebe unS geleitet Und Tlternlicb' unS Segen spricht, Da auch der Herr die Flügel breitet, Wird nimmermehr dich lassen nicht. Oberlungwitz, d. 14. Mä-z 1913. Bertha Scheffler. Laffall«. Ein Leben iür Freiheit und Licbe. Be sch ch: sicher Roman von Alfred «chuolauer. Mit 49 Porträts, Illustrationen usw. Verlag von Rich. Bong, Berlin b7. Preis 4 M., ele». geb. -Z M., in echtem Pergamentbd. 'M. 7 ° v. it außerordentlichem Geschick hat eS der Verfasser veistm den, Ferdinand Lassalle, dessen Geistesarbeit sich auf dem scheinbar trockenen Ge biete der Sozialpolitik vollzog, zum Held n eines Romans von ungewöhnlicher «pannkrasl zu machen Freilich, in welcher bedeutenden, dramatischbewegten Zeit, da Bis marck einerseits die Einigung Deutschlands vorbereitete und andererseits di« sozial, Fra,« »am ersten Mal« auf- gerollt wurd«, spielt sich dieser Roma« ad. Zugleich weiß Schirokauer da» Berlin jener Zeit und de» KretS um Ferdinand Lassalle, au» dem di« Ehaiakterkbpfe VarnhagenS von »ns«, Hau« von Bülow«, dr« Dichter« Scherenberg de« Verlegers Kran, Duncker, de« Redak- teur« de« Kladderadatsch Ernst Dohm, de« Zeichner« Ludwig Pietsch und anderer g«iftvoll«r Männer hervor ragen, mit bunten, sprühenden Farben wteberzugebe«. Eine noch bedeutender, Rolle spielt di, Lied« in dem Leben düse« willen«starken, glühenden Manne«, der nicht nur die Arbiter, sondern ebenso di« Fraurn mit su«- grsttvrr Kraft für sich «ntzündetk von d«r Gräfin Hatzfeld an, der Laffall« in erbitterten gerichtlichen Kämpfen ihr Recht und Vermögen gegen ihren Gatten «rstritt, und di« mit unwandelbarer Liebe an ihm hing, bi« zu der temperamentvollen Helene von Dvnninge«, durch deren Bräutigam Janko von Rackowitza Lassalle im Zweikampf fiel, zieht sich «ine Kette schöner Frauen. So lebt dieser Freiheitskämpfer auch in seinen menschlichen Eigenschaf ten vor dem Leser auf, wobei Schrrokauer seinen Vor zügen und Schwächen volle Gerechuakeil werden läßt. Mrt hoher Teilnahme steht man Lassalle einem «t-marck gegenuberstehen und lauscht dem Gespräche beider, daS auf ihre innere, so verschiedenartige Welt deutet Man bewundert die geniale Beredsamkeit Lassalle», der al« ein Agitator von ungeheurer Kraft die Arbeitrrmafsen besonder« de« Rheinlandes wie ein« Armee mit sich fort reißt. Mit ihm zugleich treten Persönlichkeiten wie Fer dinand Freiligrath, Karl Marx, Schul,e-Delitzsch und August Bebel auf. DaS KltrrSidyll VarnhagenS von Svse und seiner Nicht« Ludmilla Affing, die Lassalle heimlich zugetan ist, dir mannigfachen Gesellschaften und Liebesszenen in Lasfallrs eigenem Hause, und daS schlicht bürgerliche Heim deS Arbeiters Kltngb«il bieten imm«r wiever die Ausgangspunkte der Erzählung. »S ist Al fred Schirokauer in seltener Weis« gelungen, geschichtliche Wahrheit, di« sich ihm auS genauesten Studien ergab, in die Kunftform einer Erzählung umzugießeu, die in allen ihren Teilen gleichmäßig fess«lt. Die gediegene Ausstattung mit zeitgemäßen Bildnissen und Schriftstücken verleiht dem Roman einen besonderen Reiz. „O Lenz mit deinen Gaben, komm' und er freu' die Welt I" fleht der Dichter, und die Früh lingssehnsucht weckt ein Echo in jedes Menschen Brust. Wenn aber die Natur sich verjüngt und schmückt und ihr Feierkleid anlegt, dann will auch der Mensch nicht zurückbleiben und ist be strebt, seinem Heim ebenfalls neuen Glanz zu verleihen. Dabei stellt eS sich meistens heraus, daß mancher Gegenstand zu ersetzen, manche Lücke zu ergänzen ist. Ani bequemsten wird jedermann seine Wahl treffen können an Hand der soeben erschienenen neuen Preisliste des Vcrsandgeschäfts Mey L Edlich in Leipzig-Plag witz. Diese enthält eine so reiche Auswahl in Wirtschaftsgegenständen der verschiedensten Art in allen Preislagen, daß ohne Zweifel ein jeder das ihm Zusagende darin finden wird. Aber auch in andern Artikeln bietet das Warenver zeichnis genannter Firma eine große Mannig faltigkeit : Garderobe und Schuhwaren für Damen, Herren und Kinder, Leib-, Tisch- und Bettwäsche, Gardinen, Teppiche, Uhren usw. Besonders seien erwähnt Kunstguß-, Nickel- und Silberwaren so wie Schmuckgegenstände, unter denen sich ge radezu herrliche Muster befinden, die sich vor trefflich zu Gelegenheitsgeschenken eignen, und die bei dem Empfänger gewiß das grüßte Ent zücken Hervorrufen werden. — Die Preisliste wird auf Verlangen kostenfrei zugesandt. geworden; nur der Schnee schimmerte matt. Der Knabe ging mit seinen Hühnem nun hart am Waldessaume entlang, denn dort führte ein etwas weiterer, aber besserer Weg zum Dorf zurück. Und wie er so dahinschritt, hörte er plötzlich dicht neben sich ein klägliches Seufzen. Das war aber das Häschen, was so seufzte. Es saß in seiner Grube, zitterte vor Kälte und weinte. Des Jungen Fuß stockte. Um herschauend entdeckte Hans das arme kleine Tier; er griff danach, und das Häschen ließ sich auch ruhig greifen. „Ei, Hase, läufst du nicht fort?" „Was soll ick fortlaufen?" sprach betrübt das Tier, da ich diese Nacht doch sterben muß." „Und warum mußt du denn sterben?" fragte der Knabe. Da erzählte ihm denn das Häschen all sein Leid. „Diese dritte Nacht werde ich be stimmt erfrieren," schloß es hoffnungslos. Hans hatte mitleidig zugehört. „Ich werde dich mitnehmen," schlug er vor, „und ins Warme bringen. Dann erfrierst du nicht." Aber der Hase schüttelte traurig den Kopf. „Das nützt mir nichts. Bleibe ich nicht die Nacht hier, so habe ich doch mein Leben ver wirkt. Der böse Winter wird mich auch bei dir finden und töten." Das war nun eine schlimme Geschichte, und Hans dachte nach. Aber dann rief er fröhlich: „Ich weiß einen Ausweg. Du bleibst in deiner Grube, und ich werde meine beiden Hühner zu dir setzen. Ihr drei wärmt euch dann gegenseitig, und keines von euch muß sterben. Daß du allein in deinem Loch bleibst, hat d^r Winter in seiner Wette doch nicht vorgeschrieben. Auch hat er gewiß nicht Zeit, genau auf dich zu achten. Morgen früh, so bald es Tag wird, schickst du die beiden Hüh ner fort; sie können sich am Waldessaum verbergen. Wenn der Winter dann nach schauen kommt, findet er dich allein und am Leben. Nur eines mußt du mir versprechen, Häslein: daß du mir die Hühner nach Hause bringst, denn die gehören meiner Mutter." Der Hase versprach es feierlich. Gr sah sich gerettet, und kauerte sich mit den beiden Hennen eng zusammen. Der Morgen graute, die drei Tiere wach ten wohlbehalten auf, und der Hase schickte die Hühner zum Walde in ihr Versteck. Kaum hatten sie^lich verborgen, da kam auch der grimmige Winter schon anaestiefelt, und als er das Häschen lebend erblickte, war er zuerst ganz sprachlos, dann fing er an zu toben. Das Häschen erhob fick doch etwas ängst lich von seinem Platz, und nun bemerkte es erst, daß zwei Eier unter ihm lagen. Die hatten die beiden Hühner in der Nacht gelegt. „Was ist das?" rief der Winter. „Das sind Eier," stotterte der Hase. Er war sehr verlegen, denn von seinen Schlafge- nossen wollte er doch nichts verraten. Hastig suchte er nach einer Erklärung: „Ich habe sie gelegt — natürlich sind es keine richtigen. Aber da ich vor deiner Kälte nicht schlafen konnte, habe ich aus Langerweile Schnee ge- geffen. Und als ich dann auch probierte — wie du, Schnee zu machen — da habe ich — diese Schneeeier da gelegt." Ganz verwirrt verstummte er endlich, und der Winter lachte höhnend. „So so, also Schneeeier sind das, und du hast sie gelegt? Nun mußt du mich nicht für so dumm halten, daß ich deine Ausrede glaube. Aber gleich viel — du lebst heute morgen; auch bist du die Nacht in deiner Grube geblieben, denn ich habe von fern deine langen Ohren gesehen. Also hast du deine Wette gewonnen; alles andere kann mich nicht kümmern. Ich muß nun heute noch das Land verlassen; es wird Frühling werden. Mein versprochenes Ge schenk an dich aber soll die Gabe sein, daß du jedes Jahr in der Osternacht Eier legst. Und zwar, wenn du Schnee aßest, sollen es Gchneeeier sein, aßest du Grünes, grüne Eier — oder was du sonst genascht hast. — Und nun ade — mein neugebackener Herr Osterhase." Und fort stampfte der Winter, und das Häschen war gar nicht floh. Es rief die Hühner und führte sie zum Bauernhof. Dort stand schon der Knabe am Tor und erwartete ihn. „Ei." rief er, „Hase, du lebst, hast deine Wette gewonnen und siehst doch so kläglich drein?" Da erzählte ihm daS Tier voll Be trübnis, welch heimtückische Gabe ihm der Winter verliehen. Wehmütig schloß es: „Nun muß ich jede Ostern Eier legen. Alle Men schen und Tiere werden mich verspotten." Hans aber lachte, was er lachen konnte. Dann stand er ein Weilchen, rieb sich die Nase und dachte ernsthaft nach. Endlich lief er ins Haus und holte Zuckerbrot und Scho koladenplätzchen, die er zum Osterfest geschenkt bekommen hatte. „Iß dies," redete er dem Häslein eifrig zu, „vielleicht wirst du danach nun Zucker- und Schokoladeneier legen. Nicht zum Gespött würdest du dann, sondern zur Berühmtheit, am meisten für uns Kinder." Hans hat recht behalten. Das Häschen legte in der zweiten Osternacht wundersüße Eier. Seitdem aber steht man es immer kurz vor Osten: in den Zuckerbäckerläden, wo es Leckereien nascht. Und dann legt es den Kindern die herrlichen Ostereier. Einige Osterbräuche (Nachdruck verboten.) Bei Osterbräuchen denkt ihr, meine lieben jungen Freundinnen und Freunde, natürlich zu allererst an die wohlschmeckenden Oster eier. Und das ist auch nur richtig, denn das Eiersuchen ist unter den Ostersreuden doch die größte. Wie wir aber zu dieser Sitte gekom men sind, das ist heute schwer zu erklären; sie reicht sehr, sehr weit in dem Lauf der Zeiten zurück. Jedenfalls aber sollen wohl die Eier ein Sinnbild des neu erstehenden Lebens sein. Ist doch Ostern das Auferstchungsfest, das göttliche Aufcrstehungsfest des ewigen Lebens und der Liebe, und zugleich das Auferstehungs- fcst des neu sprossenden Lebens in der Natur. Sehr schwer aber ist zu erklären, warum ge rade der Hase die Ostereier legen soll. Wir müssen uns schon damit zufrieden geben, daß es so — nun, ich will nicht gerade sagen, „so ist", sondern vorsichtigerweise sagen, wie be hauptet wird. Jedenfalls suchen wir am Oster morgen die schönen Eier, die der Hase zwi schen den Gartenbüschen oder an sonstigen verborgenen Plätzchen niedergelegt hat. Ge wiß aber ist meinen lieben kleinen Lesern un bekannt, daß in einer Gegend Süddeutschlands die Kinder am Tage vor Ostern ein sogenann tes Hasengärtlein sich fertigen, das mit Holz, späncn eingezäunt und mit Moos weich ge polstert ist. In dieses Gärtlein lebt dann der Osterhase über Nacht gehorsam seine Eier. Vielleicht helfen ihm Vater und Mutter auch ein bißchen dabei. In manchen deutschen Landstrichen ziehen am Ostersonnabend die Dorflinder von Haus zu Haus und bitten um Eier; zuweilen blasen sie dabei auf Hör nern. Auch das Wettlaufen um Eier ist eine alte deutsche Ostersitte, die früher von erwach senen Dorfburschen sehr viel geübt wurde, sttzt aber ziemlich vergessen ist. Auch des Oster balles wollen wir noch gedenken. In einigen norddeutschen Ortschaften nämlich versammeln sich die Kinder vor den Häusern Jungverhei rateter, wo sie solanbe ausharren — und ge wiß sind sie nicht leise dabei, sondern lärmen gehörig —, bis ihnen aus dem Fenster ein Ball zugeworfen wird. Endlich wäre da noch das Snepen mit den Osterruten! Dieses Stiepen ist neben dem Eiersuchen wohl die am meisten verbreitete Ostersitte. Schon Wo chen vor dem Feste werden von Mädchen und Buben Birkenzweige aus dem Walde geholt und ins Wasser gestellt, damit sie zu Ostern kleine grüne Blättchen haben. Mit diesen knospenden Zweigen machen dann die erwach senen Freunde und Anverwandten der Kinder in der Frühe des ersten oder zweiten Oster- tages Bekanntschaft; sie werden wach gestiept, und zwar nicht gerade sehr sanft! Sie legen sich auch schon am Abend ein kleines Geschenk zurecht, mit dem die Stiependen dann ver gnügt abziehen. Allerlei Sprüche für Ostereier. 1. Gestern saß der Osterhase Recht vergnügt im hohen Grase Und bedachte jedes Kind Mit 'nem bunten Ei geschwind. 2. Dies Ei lag tief im GraS versteckt, Doch (Name) hat es bald entdeckt. 3. Heute hat der Osterhase Wieder Eier hergebracht; Auf daß er dem Kinde zeige, Daß er freundlich sein gedacht. 4. Häschen brachte dir dies Ei; Brich es ja nicht gleich entzwei. 5. Weil das Kind so brav gewesen, Darf es Eier jetzt auflesen. 6. Verbringe jeden Ostertag, Wie es dem Herrn gefallen mag. 7. Bei der Ostersonne Schein, Wollen wir recht fröhlich sein. 8. Häschen schickt dir seinen Gruß; Iß das Ei mit Hochgenuß. 9. Ei, wie nett das Häschen war, Daß es auch in diesem Jahr Brachte so viel Eierlein, Um die Kinder zu erfreu'n! lO. Häschen spricht: „Ich war so frei, Dir zu schenken dieses Ei." 11. Wenn mein (Name) fleißig ist, Häschen seiner nicht vergißt 12. Freut euch sehr, ihr Thristenleute, Deun das Heil der Welt ist heute Bei dem ersten Morgenrot Auferstanden von dem Tod. Aus den Schmerzen quellen Freuden, Aus der Freude quillt der Schmerz. Wär' kein Wechsel von den beiden, Folgten nicht auf Freuden Leiden, Würd' nicht warm ein Menschenhcrz. Nach den Tränen stellt im Leben Sich auch ost das Lachen ein; Tränen haben auch die Reben, Aber trotz der Tränen geben Sie den lust'gen, gokdnen Wein. Kerner.
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