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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 04.04.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-04-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191304040
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19130404
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19130404
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-04
- Tag 1913-04-04
-
Monat
1913-04
-
Jahr
1913
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 04.04.1913
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Sn Lmbckttschistlicht Bereis MsteMaad hielt am gestrigen Mittwoch im Gasthaus „Sächsischer Hof" eine gutbesuchte Versamm lung ah, die von Herrn Vorsteher Grftsbqsitzer Okto Fankhänel mit kurzer Begrünung brr Erschienenen, besonders dar Herren Oeko- nomierat Wilsdorf-Chemnitz und Landwirt- schasstslehvev Dr. Walther-Chemnitz und der Mitglieder benachbarter Brudervereine, eröffnet wurde. Der Vorsitzende erteilte sodann Herrn Dr. Wa-lther das Wort zu seinem Vor träge über ^die Entwicklung der Landwirt schaft in den letzten 200 Jahren und ihre Bedeutung". Der Herr Redner führte u. a. etwa fol gendes aus: Die einfache Wirtschaftsweise der früheren Zeit hat der moderneren Bewirtschaf tung Platz gemacht, doch sind die Verhältnisse in Deutschland immer noch recht verschieden artig. Von dem Flurzwang, der sogen. Hu tung, die der große Reformator der Land wirtschaft, Christijan Schubart, erfolgreich be kämpfte, ging der Redner aus und schilderte die Dreifelderwirtschaft, die einen Notstand der Landwirtschaft im Gefolge hatte. Das Vieh hatte selten im Winter richtiges Futter und kam der Frühling, ins Land, dann mußte es zumeist, vom langen Liegen steif geworden, an den Schwänzen hochgewunden werden. Schubart, der in Würchwitz bei Zeitz lebte, 1734 geboren wurde und 1787 starb, wurde auch „Edler vom Kleeelde" genannt, da er sich um den Anbau des Klees große Verdienste erwarb. Er wurde vom Kaiser von Oesterreich in den erblichen Adelsstand er hoben. Albrecht Thper, ebenfalls ein Refor mator der Landwirtschaft, führte aus feinem Gute bei Celle die Norfolker Fruchtfolge ein, die er in England kennen gelernt hatte. Auch für die Viehzucht und sonstigen Zweige der Landwirtschaft war sein Wirken vorbildlich. Redner kam sodann auf den Frhrn. von Stein zu sprechen, der die Befreiung des Bauern standes herbeiführen half, wozu ihm als preu ßischer Minister mannigfach« Hilfsmittel zu Gebote standen. Die Einrichtung der Renten banken ermöglichte «ine freiere Bewegung der Landwirtschaft und mancherlei sonstige Refor men, die allerdings leider nach den Befrei ungskriegen zum Stillstand kamen; sehr zum Leidwesen der beteiligten Kreise, besonders der kleineren Landwirte. Der große Chemiker Justus von Liebig aus Darmstadt, der spä tere Professor der Universität Gießen, machte die Chemie weiteren Kreisen zugänglich; er wußte die chemische Wissenschaft außerordent lich geschickt mit der Landwirtschaft in Ver- bindung zu bringen und sie so mehr nutzbar zu machen. Die Art der Nährstoffe der Pflan zen, die bis dahin noch ziemlich ungeläufig war, brachte er zur Geltung. Die Anwendung von Kali, Kalk, Phosphor rc. stellte er, wenn auch nicht immer zutreffend, fest; die Anwen dung dieser Düngemittel brachte in der Land wirtschaft natürlich große Umwälzungen mit sich, noch größer waren diese jedoch bei der Einführung der landwirtschaftlichen Maschinen, wie z. B. der Mähmaschine, die von Amerika nach Deutschland gebracht wurde. Der Vorteil für den Landwirt ist heute in vollem Um fange erkannt worden; weiteren Vorteil brachte die erhebliche Ausschließung des ganzen Rei ches durch den Verkehr, der große Absatz gebiete erschloß. Eine Notwendigkeit, ja eine Lebensfrage für die Landwirtschaft erblickte der Redner in der 1879 erfolgten Einführung der Schutzzollpolitik, die zu einer Stärkung der Landwirtschaft führte. Die Leutenot, z. T. infolge der guten Verkehrsmöglichkeiten ent standen und durch die Ausbreitung der Städte noch gefördert, wirft bedauerlich hemmend aus einen großen Teil der Landwirtschaft. Im 17. Jahrhundert existierte die sogen. Vormiete, später ersetzt durch die Zwangsgesinde-Ord- nung, die im vorigen Jahrhundert (1832) in Sachsen durch die freie Gesindeordnung abge- löst wurde. Interessantes erzählte der Redner von den Löhnen früherer Zeit. Ein Schirr meister bekam an Jahreslohn vom Jahre 1650 bis 1832 210 Groschen, nachdem 720 Groschen Die Knechte bekamen damals 210, später 632 Groschen, die Mägde 84 und später 240 Gro schen. Seit der Neugründung des Reiches besserten sich Löhne sowohl wie Kost. 1840 bekam der Knecht 1 Brot und ßs Pfund But ter pro Woche als Kost und zweimal pro Worbe Fleisch. Festtags gabs Kuchen und event. auch einen — Hering! Der Unterschied zwischen früher und heute ist wohl ziemlich erheblich. Die Bedeutung der Landwirtschaft ist. trotz dem früher ca. 70 Prozent der Bevölkerung von ihr lebten, heute aber nur noch knapp 30 Prozent, immer größer geworden. Die Wehrhaftigkeit des Landvolkes stebt in Deutsch land an dar Spitze aller Kulturländer. Ihr weiteres Besteben ist gesichert und erkennt der Staat ihre Wichtigkeit in ganzem Umfange an. Die Viehzucht, wie auch die Getreidepro- duftion sind in den letzten Jahrzehnten erheb lich gestiegen und verbessert worden, so daß die deutsche Landwirtschaft heute in der Laoe ist, den wachsenden Bedürfnissen der steigenden Bevölkenmasziffer in vollem Umfange Rech nung zu tragen. Die innere Kolonisation, die Erschließung der noch vorhandenen großen Oedländereien zu Kulturzwecken rc., bieten die beste Gewähr für eine weitere erfolgreiche Stär- kung des Standes. Di« Notwendigkeit des Großgrundbesitzes bezeichnete Redner als un bedingt erforderlich; für die Ostmarkenpolitik leistet gerade der Großgrundbesitz wichtig« Dienst«, was nicht verkannt werden darf. Ein I Zusammenarbeiten mit der Industrie, die in der Landwirtschaft einen Hauptabnehmer des Jnlandmarktes sieht, bezeichnete der Redner als unerläßlich. Nach Kräften die Förderung der Landwirtschaft herbeizuführen, ist Pflicht des Staates, damit der Bauer in seiner Lei stungsfähigkeit, die für das Reich von aller grösster Bedeutung ist, nicht beschränkt wird. Die leichtverständlichen, fesselnden Aussüh rumgen des Redners fanden eine beifällig« Aufnahme. Der Vorsitzende dankte na mens des Vereins und erhoben sich die An wesenden zu Ehren des Vortragenden von iyren Plätzen. Nach kurzer Pause nabm Herr Oekonomie- rat Wilsdorf das Wort, um ssinevseits noch verschiedene Ausführungen des Herrn Dr. Walther zu unterstreichen. Oft werde in Anbetracht der ganz mächtigen Entwicklung der Industrie behauptet, daß die Landwirt schaft unter dieser Entwicklung gelitten habe. Das sei nicht der Fall, wenn sie auch nicht gleichen Schritt mit der Industrie halten konnte, so sei von einem Rückgang nccht zu reden. Sachsen hatte vor etwa 100 Jahren 1^ Millionen Einwohner, die zum großen Teil von der Landwirtschaft lebten; heute sind es 5ßz Millionen und doch beträgt die Zahl der in der Land- und Forstwirtschaft beschäftigten Personen immer noch mindestens 1s^ Millionen. Das ist in der Hauptsache auf die z. T. erfolgte Aufteilung des Groß grundbesitzes zurückzufübren. Doß die Indu strie sich stärker entwickeln konnte, ist ein gutes Zeichen von der bevorzugten Stellring, die sie in dem letzten Jahrhundert innehatte. Trotz dem gibt es beute Jndustrieorte, wie Thum usw., däe ziemlich erheblich zurückgingen. Hier war es der letzte Streik, der das mit sich brachte; auch ein Beweis dafür, daß di« In dustrie nicht so seßhaft ist wie der Landwirt, ist in dem Rückgang der Einwohnerzahl, der Steuerkraft Thums rc. ersichtlich. Das Wachsen der Industrie ist ein Zeichen, daß es ihr gut geht; darüber darf sich auch die Landwirtschaft freuen; denn auch sie hat in diesem Fall« Nutzen und Dortoil davon. In anderen Ge genden, z. B. in Bayern, ist es dem Landwirt nicht so leicht gemacht mit dem Absatz seiner Produkte. Die Verteilung der Industrie in Sachsen ist ein« besonders günstige, sie sorgt dafür, daß der Absatz ohne besondere Schwie rigkeiten erfolgen kann. Die Bevorzugung der Industrie in Sachsen, wie sie im letzten Jahr hundert offenkundig ist, war ein Vorteil für das ganze Land und alle übrigen Erwerbs zweige. Das Entgegenkommen, das Fabri kanten, wie Eli Evans, Eugen Esche in Lim bach u. a., der Schlossergeselle Zimmermann und Hartmann in Chemnitz vor Jahren fanden, hat mitgeholfen, daß unsere In dustrie heute stark und mächbig ist. Der zeitige Erlaß eines ersten Schulgesetzes im Jahre 1865 bat mit dazu beigetragen, Kultur ins Land zu dringen, denn besonders für die Industrie war eine erhöhte Kultur unerläß lich. Daneben wirkte der Ausbau des Eisen bahnnetzes und der sozialen Gesetzgebung, die nicht nur auf dem Papiere steht, mit, die Industrie groß zu machen. Man muß heute alle Hochachtung vor dem Fleiß und der In telligenz der sächsischen Industrie haben, die vorbildlich wirkt und schafft. Da erwächst denn unserer heimischen Landwirtschaft die große Aufgabe, das aus dem Boden heraus zubringen, was Wert hat: ackern und säen, ist die Hauptbedingung. Der volkswirtschaft lich« Gelehrte nennt den Landwirt den Ur- Produzenten, denn neben dem Beramann, der gleichfalls die Schätze des Bodens dem Lande und der Menschheit dienstbar macht, ist er be rufen, den Wohlstand des Staates zu mehren. Darum auch die großen Bemühungen des Staates, die Landwirtschaft gesund, kräftig und leistungsfähig zu erhalten. Redner kam sodann auf die lebendige Tätigkeit der land wirtschaftlichen Vereine zu sprechen, empfahl einen regen Besuch der Versammlungen, in denen der Landwirt Kraft und Mut schöpfen, wirtschaftliche Fragen behandeln müsse usw. Der wirkliche Landwirt müsse sich vor allem die Fortschritte der modernen Technik zu eigen machen, ohne zum Versuchsbauern herabzu sinken. Eingehend zergliederte der Redner die Arbeit in den 5 landwirt'chaftlichen Krcis- vereinen, das Aufblühen des ganzen land wirtschaftlichen Vereinswoftns seit 1849, das Steuerkapitel und die Regelung der Preisbil dung. wie sie durch Angebot und Nachfrage selbsttätig geregelt wird. Aus dem reichen Schatze seiner Erfahrungen, die er u. a. in einer über 20jährigen Tätigkeit als Geschäfts führer des Landwirtschaftlichen Kreisvereins im Erzgebirge gesammelt hat, bot der segelnde Redner manches Interessante und Nutzbrin gende, um sodann aus die Entstellung des bicsiaen Landwirtschaftlichen Vereins zurückzu kommen. Früher gab es in Wüstenbrand zwei Landwirtschaftliche Vereine. Der jetzige wurde 1864 oder 1865 gearündct und standen an seiner Spitze: Bleicheroibesitzer Diener, Guts besitzer Friedrich Rother, Kirchfchullebrer Geh rasch, Gutsbesitzer Herm. Knoch, Adolph Wie necke, Hermann Vogel und seit 1907 Herr Otto Fankhänel. Hatte der Verein vorher durchschnittlich immer 30—40 Mitglieder, so stieg die Zahl unter der umsichtigen Leitung des Letzteren auf 75 und mehr. Seit 1905 ist Herr Gutsbesitzer Wendler als Kassierer, seit 1907 Herr Gutspächter Kippe als Schrift führer tätig, während außerdem noch die Herren Emil Fankhänel und Naumann dem Vorstand angehören. Die Vereinsleitung be findet sich, wie der Redner noch besonders hervorhob, in den besten Händen, ein rühri ger, umsichtiger Vorsteher steht der Mitten Sache vor. Der im Jahre 1874 gegründete zweite Landwirtschaftliche Verein hatte als Vorsteher oie Herren .Gutsbesitzer Tauscher, Gutspächter Schildert und Kantor Fischer; 1888 wurde er mit dem älteren Verein verschmolzen. Der Herr Oekonomftrat nahm sodann die Auszeichnung verschiedener treubewährter Mit glieder und Dienstboten vor, wobei er warm« Worte herzlicher Anerkennung für jeden einzelnen der Auszuzeichnenden fand. Es er hielten: Herr Privatmann (früh. Gutsbesitzer) Hermann Knoth, der von 1889 bis 1893 Vorsteher d«s Vereins war und seit 1869 dem Verein angehört, aber nicht anwesend war, die bronzene Staatsmedaille für Ver dienste um die Landwirtschaft im Königreich Sachsen und Herr Kantor em. Gustav F i - ch e r und Pvivaltmann Karl Tauscher das große Staatsdiplom für Verdienste um die Landwirtschaft. Ferner: Herr Karl H ä r- t i g .ms Pleißa, der 29 Jahre bei Herrn Wirtschaftsbesitzer Gustav Härtig und Herr August Kaltofen aus Falkenau, der 20 Jahre bei Herrn Gutsbesitzer Bruno Flath tätig war, die vom Königlichen Ministerium des Innern verliehene vergo ldete silbern« Me daille für langjährige treue Dienste in der Landwirtschaft und das dazugehörige Ehren zeugnis. Ferner erhielt der Dienstknecht Her mann Dinner, der 7 Jahre bei Herrn Gutsbesitzer Robert Thiele in Dienst steht, ein Ebrenzeugnks des Landwirtschaftlichen Ver eins Wüstenbrand und ein sehr anisehnliches Geldgeschenk seines Dienstherrn überreicht. Herr Vorsteher Fankhänet sprach dem Vorredner für die Befürwortung der Gesuche den Dank des Vereins aus mit dem Wunsch«, daß die alten Mitglieder auch weiterhin ihr Interesse dem Verein, die ausgezeichneten Dienstboten auch ferner bei ihren Dienstherr schaften ausharren möchten. Als Vertreter der Gemeinde Wüstenbtrand gab Herr Gemeindeältester Färbereibesitzer Schönfeld seiner Freude über die Aus zeichnungen Ausdruck. An den Bestrebungen des Vereins nelme die Gemeinde regen An- teil und mit Genugtuung nehme man die Auszeichnung auf. Der Redner brachte so dann «in beifällig aufgenommenes dreifaches Hoch auf die Dekorierten rc. aus. Zum Schluß des Abends gab Herr Oeko- nomierat Wilsdorf noch einige schätzenswerte Aufklärungen über die Einrichtungen des Kreisvereins, die Vortragskurse für ältere Landwirte, die Buchführungsstelle und die Auskuns'tsstelle für Rechtsstreitigkeiten, die den Mitgliedern der Vereine unentgeltlich mit Rat zur Söite stehst. Mit dem Dank des Vorsitzsnden wurde der anregend verlaufene Abend so dann geschlossen. OerMcheS und Sächsische». * — Witter ung-au-sicht für Freitag, den 4 April: Wenig Aenderung des gegenwärtig herrschenden Wetters. * — Lotterie. Am heutigen 2. Zie hungstage der 5. Klaffe der 163. Kgl. Sächs. Land«slofte«cie fielen 10 000 Mk. auf die Nr. 25 894 , 5000 Mk. auf Nr. 84 262, 85 495, .3000 Mk. auf die Nrn. 12 300, 14129, 14 702, 16 868, 40 161, 42 804, 45 135, 48 985, 57 536, 58 779, 60 827, 60 916, 62 350, 66 303, 78 107, 94 304, 106 805, 105 848. * — Blühende Bäume. In den Gärten steten, für Ende März eine gewiß scftene Erscheinung, bereits die frühen Pflau men in voller Blüte, und hier und da, wenn auch noch ganz vereinzelt, zeigt sich schon die chneeige Blüte der Kirsche; auch die Mag nolie ist in sonnigen, geschützten Gärten schon halb erblüht, während Kellerhals, Mandel bäumchen und die goldigen Ruten der Forsy- thia schon seit einer Woche herrlich in Blüte stehen. Auf den Beeten erfreuen Veilchen, roie Pämel, Leberblümchen und Krokus das Auge, und die Hyazinthen stehen bocoits in dicken Knospen. * Hohcnstem-Srnstthal, 3. April. Die Stadt- stcuercinnahme im Stadthause am Neumarkt ist für Einwohner aus der Neustadt an den Nach- miitagen des 15. und 17. April für Einzahlungen geöffnet. * — Der Turnverein von 1856 hält seinen diesjährigen Frühsahrsball am 13. d. M. im Neustädter Schützenhaus ab. * — „ A u t o 1 i e b ch e n ", die neueste Operette von Jean Gilbert, die gestern hier im Hotel „Drei Schwanen" von einer Ber liner Gesellhchaft gegeben werden sollte, konnte infolge zu schwachen Besuchs — etwa 60 Per sonen — nicht zur Aufführung gebracht War den. Die Umtosten der Aufführung hätten sich aw ca. 200 Mk. gestellt. m. Oberlungwitz, 3. April. In der gestern abend stattgefundenen Gemcinderatssitzung stand außer einigen anderen Punkten die Beschlußfassung über die der Baugenossenschaft gegenüber zu übernehmende Zinsgarantie für weitere zwei Wohilhäuser an der Hcrrmannstraße auf der Tagesordnung. Die Angelegenheit, die schon durch mehrere „Eingesandts" in unserer Zeitung eine hinreichende Kläruyg erfahren hatte, hat die Einwohnerschaft in zwei Lager gespalten: Hie Freunde der Baugenossenschaft und hie Gegner der Zinsgarantie-Üebernahme. Die letzteren, die darum noch nicht Feinde der Genossenschaft zu sein brauchen, hoben besonders die Nachteile hervor, die sie darin erblicken, daß das billige Geld der Landesversicherungsanstall nicht allen Kreisen bezw. Unternehmern zugänglich gemacht werden kann. Die Freunde der Sache, deren es auch im Gemeinderat nicht wenige gibt, stellten die Gemeinnützigkeit des Unternehmens ins rechte Licht. Nach länHerem Für und Wider kam es zur geheimen Abstimmung, wobei die Uebernahme der ZinSgarantie mit 12 gegen 11 Stimmen abgelehnt wurde; ein Zettel war unbeschrieben. — Wie wir hören, wird sich die Baugenossen schaft hierbei nicht beruhigen, sondern den Antrag erneut stellen, wozu die knappe Mehrheit Veran lassung gibt. — In der Sitzung, die auch von Zuhörern stark besucht war, wurde u. a. noch davon Kenntnis genommen, daß der Chauffeur Löffler als Fahrer für die Autoverbindung ge wählt worden ist. Die Werkzeuge der Freibank sollen durch Kauf in den Besitz der Gemeinde übergehen und an der „Neuen Well" eine weitere Lampe Aufstellung finden. * Oberlungwitz, 3. April. Bei der diesjährigen Musterung im „Logenhaus" stell ten sich aus dem hiesigen Ort 118 Personen. Davon wurden ausgehoben: 31 Infanterie, 6 Kavallerie, 6 Feldartillerie, 1 Matrosen-Division und 1 Eisenbahnregiment. 3 wurden der Ersatz reserve und 17 dem Landsturm überwiesen. 52 sind zurückgestellt und 1 als untauglich be funden worden. — Mit Ostern d. I. ist in der hiesigen Fortbildungsschule der Turn- unterricht als Pflichtunterricht eingeiführt worden. h. Gersdorf, 3. April. Der Feuerlösch- Ausschuß H elt gestern unter dem Vorsitz des Herrn Gemeindeältesten Obel ein« Sitzung ab, in der nach längerer Beratung beschlossen wurde, dem Gomeinderat in Vorschlag zu bringen, ans der jetzigen Pflichtfeuerwehr «ine freiwillige Pflichtfeuerwehr von 2 Kompagnien zu j; 30 Mann zu bilden. K. Gersdorf, 3. April. Bor einem dank baren Publikum spielte gestern das Tiroler Ge sangs-Ensemble „Edelweiß" im gutbesctztcn Saale des Gasthofes „zum grünen Tal." Spannungsvoll lauschten die Zuhörer den har monischen Weisen der Tiroler mit ihren volks tümlichen Instrumenten. Besonderen Anklang fanden die Lylophon-Vorträge der 10jährigen Tochter des Herrn Bode und ebenso der mit straffer Exaktheit ausgeführte Schuhplattler. Frische Jodler und stimmungsvolle Solis, wie „Andreas Hofer" rc. erfreuten die Besucher, die mit ihrem Beifall nicht kargten. :: Gersdorf, 3. April. Wie wir hören, be steht hier die Absicht, demnächst einen Zitherklub zu gründen. b. GerSdorf, 3. April. Das CafS „Central", das bisher durch Herrn Konditormeister Alfred Raschke bewirtschaftet wurde, ging durch Kauf in den Besitz eines Herrn Kranz aus Leipzig über, der längere Jahre in Südbrasilien lebte und die Bewirtschaftung den schon in nächsten Tagen übernehmen wird. * Wüstenbraud, 3. ?lpril. Eine Abordnung des Landwirtschaftlichen Vereins unter Führung des Vorstehers Herrn Gutsbesitzer Otto Fankhänel überreichte heute in seiner Wohnung dem Herrn Privatmann Hermann Knoth, der 43 Jahre Mit glied des Vereins ist, die ihm vom Kgl. Mini sterium des Innern verliehene bronzene Staats medaille für Verdienste um die Landwirtschaft im Königreich Sachsen. — Den Hinterbliebenen des verstorbenen Ortsrichters Hermann Schubert, der gleichfalls ein langjähriges Mitglied des Vereins war, wurde als Gedenktafel ein hübsch ausgc- sührtes Diplom überreicht. — In der gestrigen Vereinssitzung, über die ausführlich in einem besonderen Artikel unserer heutigen Zeitung be richtet ist, wurden noch weitere Auszeichnungen zur Verteilung gebracht. 8 Kirchberg, 3. Apr l. Vor dem Kgl. Schöffengericht Stollberg haften sich wegen Widerstands gegen dis Staatsgewaft und Be- amtenbeleidigung bezw. Ruhestörung die Schnoidergehilfen Johann Kolinski und Kurt Walter Krebs von hier sowie Eduard Emil Romanowski in Lugau zu verantworten. Die Angel ag-ten hatten eines Sonntagabends auf der hiesigen Dorsstraße durch ihr geräuschvolles Benehmen das Einschreiten des Schutzmanns Mgen sich notwendig gemacht, und Koftnsli sowie Romanowski leisteten dann dein Beam ten, als er sie wagen ihrer Widerspenstigkeit zur Wache bringen wollte, heftigen Wider- stand, außerdem wurde der Schutzmann noch in gröblichster Weise beleidigt. Das Gericht verurteilte Kolinski zu 1 Monat und Roma- nows'i zu 1 Woche Gefängnis. Dem hiesigen Gomeindevorstand. als vorgesetzte Dienstbehörde des beleidigten Schutzmannes, wurde die Be fugnis zugesprochen, den versiigendm Teil des Urteils, soweit es sich auf die Beleidigung bezieblt, durch öffentlichen Aushang aut Kosten des Verurteilten bekannt zu machen. Von tnr Anklage der Ruhestörung wurden Kolinski und Romanowski, sowie auch Krebs freigesprochen, da sich nacht feststellen ließ, welcher von den drei Angeklagten den Lärm verübt hat. o . Kirchberg, 3. April. Bei der am 1. dss. MtS. im Gasthof „Jägerhaus" in Lugau statt gefundenen Musterung wurden vom hiesigen Ort 6 Militärpflichtige zum aktiven Militärdienst ausgehoben. * Hartmannsdorf, 2. April. Dieser Tage stürzte nachts ein 27jähriger lediger Mann die Haustreppe herab und erlitt dadurch schwere Ver letzungen, die seine Unterbringung im Kranken haus erforderlich machten. Gestern verstarb der Mann an den erlittenen Verletzungen. * Chemnitz, 3. April. Unter zahlreicher Beteiligung von Geistlichen aus allen Teilen Sachsens und in Gegenwart des Geh. Kon- sistorialrats Dr. Kohlschütter-Dresden fand gestern die Frühjahrstagung der Sächsischen kirchlichen Konferenz statt, die von dem uw längst verstorbenen Kirch«nrat Dr. Mover- Zwickau begründet wurde. Die Tagung war übrigens die 25. seit dem Bestehen der Kon- evenz. An Stell« des Vorsitzenden Super- intendenten Kröber-Pirna leitete die Tagung der Leipziger UniversitAspvofesfor Dr. Guthe.
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