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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 30.03.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-03-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191303301
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19130330
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19130330
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-03
- Tag 1913-03-30
-
Monat
1913-03
-
Jahr
1913
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 30.03.1913
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Sie MM- M DtLiUlpMliW wurden am Freitag in der achten Abendstunde durch sine Extraausgabe der „Nordd. Allg. Ztg." amtlich veröffentlicht. Da innerhalb der Bundesratsausschüsse noch in letzter Stund« Schwierigkeiten eingetreten waren, hatte die entscheidende Plenarsitzung des Bundesrats erst am Freitag nachmittag 4 Uhr stattfinden können. Die Sitzung war von längerer Dauer, obwohl die Vorlagen in allen Einzelheiten genau durchgearbeitet waren und nur noch des Zustimmungsbeschlusses bedurften. Sofort gin gen die Entwürfe zur Drucklegung rind in der achten Abendstunde gab die „Nordd. Allg. Ztg." ihren bedeutsamen Inhalt b^annt. Danach wird eine Erhöhung der Friedenspräsenz von 117 000 Mann gefordert, außerdem eine Vermehrung der Offi ziere um 4000 und der Unteroffiziere um l5 000. Abgesehen von der Erhöhung der Etatsstärten der Friedensbataillone sollen die bei 18 Regimentern noch fehlenden dritten Bataillone formiert werden. Hierzu tre ten noch die R a d f a h r e r k o m P a g ui e n bei sämtlichen Jägerbataillonen. Die K a - val 1 erie wird um sechs Regimenter ver mehrt, auch die Spezialwaffen erfahren eine wesentliche Verstärkung. Für die Lust- fl otte werden 80 Millionen gefordert. Die einmaligen Ausgaben be tragen keine volle Milliarde, wie bisher an genommen wurde, sondern nur 900 Millio nen, welche durch die einmalige Vermögens abgabe von einem halben Prozent, also von 5 Mk. vom Tausend, und zwar ohne Staffe lung, also gleichmäßig von großen wie klei nen Vermögen, aufgebracht werden sollen. Die dauernden Ausgaben halten sich auch eine Kleinigkeit niedriger, als man bisk^r an nahm; sie belaufen sich nicht ans volle 200 Millionen, sondern auf 185 Millionen. Sa BMMtg. Die Begehrlichkeit der Balkanstaaten ist mit der Eroberung Adrianopels durch Bulgaren und Serben nicht nur bei diesen, sondern auch bei den Griechen und Montenegrinern gestie gen, so daß die Großmächte sich bei ihrer Friedensvermittlung gesteigerten Schwierigkeiten gegenübersehen werden. Nur daran haben die jüngsten Ereignisse nichts geändert, daß der siegreiche Vievbund grundsätzlich die Penni t- lung Europas anzunehmen gewillt »leibt, frei lich in der Voraussetzung, daß die östliche Grenzlinie über Midia-Enos wesentlich hin ausgeschoben wird und die Türkei eine Kriegs entschädigung za! lt. Montenegro behorict auf der Forderung, daß Skutari sein werde, ob wohl dein die einstimmige Entschließung der Gros mach.c en tgegenfteht. König FerdimulüS Einzug iu Adrianopel vm.zog ßrl, unter stürmischen Begeisterungs- .uuL.^c. .mgen der bulgarischen Truppen. Dem Thorsen Auge oes Königs konnte es jedoch lucht entgehen, daß er in eine Trümmerstätte o nzog, deren Wiederherstellung viele Millionen losten wird. Der Gedanke, daß er dieses Zer störungswerk durch die Unterlassung des Stur mes hätte verhindern können, trübte ihm die berechtigte Freude an dem Erfolg. Der König >var mit den Prinzen Boris und Kyrill so wie einigen Ministern sofort nach dem Ein treffen der Siegestunde im Sonderzug bis an die Wälle von Adrianopel geeilt. Dort bestieg er mit den Prinzen und den militärischen Oberbefehlshabern ein Automobil, um in die Stadt und Festung einzuziehen. Da die tür kische Besatzung die große Bahnbrücke über den Ardafluß zerstört hatte, so mußte der König die Landstraße benutzen und durch die endlost Reihe der Kriegsgefangenen fahren. Nach einer Rundfahrt begab sich der König zum Militärklub, wo Schükri Pascha mit sei nem Generalstab weilte. Der König, nahm die Parade über die bulgarischen Trrrppen ab und einpfing darauf Schükri Pascha, der sei- nen Degen überreichte. Der König gab dem heldenhaften Verteidiger Adrianopels den De gen mit ehrenden Worten der Anerkennung wieder zurück. In Advianopek, an dessen Eroberung di« Serben sich das Hauptverdienst -uschreiben, waren beim Einzug der siegreichen Truppen die Straßen an der Peripherie vollkommen verödet; alle Bewohnor waren in das Zen trum der Stadt geflüchtet. Als die Truppen in die innere Stadt eindrangen, wurden sie von der Bevölkerung halb ängstlich, halb freu dig begrüßt. Die Griechen nähevien sich zu erst, dann kamen die Bulgaren und schließlich die Türken. Auch einige Deutsche befanden sich bekanntlich in der Festung, darunter zwei ljöhere Offiziere. Die meisten Nichtkombattan ten hatten sich nach dem letzten Fort, das di« Lürken noch besetzt hielten, geflüchtet. Die Zahl der Kriegsgefangenen wird von den Bul garen auf 36 000 angegeben. Der AriebeuSschluh >ol! nach Möglichkeit beschleunigt werden. Die Zustimmung der Balkanstaaten zur Frieden s- vermiiitlung der Großmächte soll bereits er folgt sein; gesichert ist sie jedenfalls. Die Bal kanstaaten sind, wie oinem Wiener Bericht- crstatter von zuständiger Stelle in Sofia ver sichert wurde, entschlossen, die kriegerische Ak tion nicht bis zur Erlangung e uer Verstän digung mit der Türkei fovtzusetzen, beabsich tigen vielmehr, mit größter Beschleunigung zum Friedensschlüsse zu gelangen. Bulgarien wird sich mit einer östlichen Grenzlinie Mi- dia-Seros begnügen, die es vom Marmara meer trennt und etwa die Mitte hält zwischen der von ihm zuerst geforderten Grenzlinie Mi- dia-Rydofto und der ihm von den Großmäch ten zugestandenen Midia-Enos. Da das Mar- marameer unberülLt bleibt, werden die Mächte gegen Midia-Seros kaum etwas einwenden, dagegen sich entschieden der Zahlung einer türkischen Kriegsentschädigung an die Balkan staaten widersetzen. Montenegros Anspruch auf Skutari wird sich voraussichtlich auf hochtönend« Worte be schränken; bombardiert wurde die Festung mcht wieder. Kitte der SrenzrWlimmi Mmüei». Die Botschafter-Konferenz hat nunmehr einen neuen Plan der Abgrenzung des künftigen Al baniens ausgearbeitet und den Balkanmächten unterbreitet. Besonders schwierig gestaltet sich die Abgrenzung im Norden, wo die Montenegriner unbedingt in den Besitz der Stadt Skutari kom men möchten Dies gibt aber Oesterreich-Ungarn nicht zu, und so wollen denn die Mächte — um die Herren der Schwarzen Berge zu beruhigen — eine Kommission nach Montenegro entsenden, die die montenegrinischen Finanzen untersuchen soll zwecks Gewährung einer Anleihe. Für den Fall des endlichen Verzichtes auf Skutari will man Montenegro auch helfen, einen Teil der den Skutarisee umgrenzenden Sumpfgebiete in Kultur land umzuwandeln rc. Unsere Karte zeigt die von der Konferenz vorgeschlagenen Grenzen Al baniens. Die Städte Prisrend, Djakowa und Dibra sollen nicht albanisch werden, aber die Grenze geht bis nahe an diese Städte heran. Der Hafen San Giovanni di Medua soll neu tralisiert und unter internationale Kontrolle ge stellt werden. San Giovanni soll auch den Ser ben als Aus-und Einfuhrhafen freigestcllt werden, aber nicht in serbischen Besitz übergehen. Oertliches nud EächstscheK. *— Frühlingsmüdigkeit. Wie ist die Frühjahrsmüdigkeit zu erklären, die wohl fast jeder an sich wahrgenommen hat? Jede Müdigkeit entspricht dem Blutmangel und dadurch hervorgerufenem Sauerstoffmangel des Gehirns. Eine der ersten Folgen der Müdigkeit ist das Gähnen, das ja weiter nichts ist als ein sehr tiefes Atmen, entsprungen aus dem dringenden Bedürfnis des Körpers nach dem Sauerstoff der Luft, den wir durch die Atmung unserem Blute zuführen. Wenn wir den ganzen Tag körperlich ober geistig gear beitet haben, so war der Sauerstoffverbrauch so groß, daß wir sechs bis acht Stunden völ liger Ruhe, also Schlaf brauchen, um das nötige Gleichgewicht wiederherzustellen. Wenn wir eine statte Mahlzeit gegessen haben, so wird bei der Verdauungstätigkeit ein so star ker Mehrgebrauch von Mut in den Blutge fäßen der Verdauungsorgane erfolgen,, daß andere Organe vorübergehend blutleerer wer den, darunter auch dis Gehirn. Daher die Müdigkeit nach jeder größeren Mahlzeit. Die Frühjahrsmüdigkeit kommt nun daher, daß sich unter dem Einfluß der größeren Wärme und der milden Frühlingslüfte unsere Haut- gesäße stärker mit Blut füllen; das können wir u. a. daran merken, daß im Frühjahr unsere Schuhe und Handschuhe plötzlich an sangen, eng zu werden. Das Plus an Blut in den Hautgefäßen bedingt ein Minus in anderen Organen; und wieder ist es das Ge hirn, das blutleerer, sauerstoffärmer wird und uns eine mehr oder weniger starke Müdigkeit empfinden läßt. Aber auch die meisten ande ren Organe und Teile des Körpers werden blutleer und flüssigkeitsärmer; und dies be dingt in Verbindung mit der in den warmen Frühjahrstagen beginnenden stärke..«« Tran spiration das auch sehr auffällige Zrmeymen des Durstes. * — „A u t o l i e b ch e n", di« übermütig« Operertenposse von Jean Gilbert, die nächsten Mittwoch im Hotel „Drei Schwanen" in Ho- benstein-Ernstthal zur Aufführung gelangt, er freut sich überall einer begeisterten Ausnahme seitens des Publikums und der Presse. — Dem „Werdauer Tageblatt" entnehmen wir nachfolgende Besprechung über ein Gastspiel der Berliner Gäste: „Autoliebchen", das viel- gepriesene, ist am Mittwoch abend nun auch in Werdau erschienen und hat Wunder be wirkt, denn der Saal der Centralhalle war bis auf das letzte Plätzchen ausverkauft. Ein selten Ereignis! Die tollen Vorgänge aus dem Operettenreiche, dem wahren Reiche der unbegrenzten Möglichkeiten, die aller Logik die Narrenkappe aussetzen und unaufhaltsam Sturm laufen auf die Lachmuskeln der Zuhörer, sie wurden voir einer routinierten Speziavisten- schw unter der Leitung des Herrn Direktor Pitschel^ aus Berlin in denkbar flottestem Tempo auf die Bühne gestellt, so daß das Publikum gar nicht anders konnte, als sich von Gnmd des Herzens zu amüsieren und Beifall in fast beängstigender Form zu spen den. Die schnell berühmt gewordenen Schla ger der Jean Gilbertschen Muse, die straßauf, straßab gepfiffen und geträllert werden, „Fräu lein, können Sie linksrum tanzen" und „Das haben die Mädchen so gerne", rassig vorge tragen von den Damen Niemeyer wild Weber und Herrn Hollstein alias Lindenschmidt, wur den geradezu bejubelt und mußten wiederholt werden. Aber auch das Auffrittslied von Fifi und George, Frl. Dittmar und Herrn Weid lich, das Lied vom Auboliebchen, das vom ganzen Ensemble raffiniert ausgearbeitete und gesungene und getanzte Two-Step-Lied und schließlich das Duett „Wenn zweite Leute böse sind" ^nden stürmischen Anklang, während das Couplett „Die Polizei" find't was dabei" der ausgelassenen Heiterkeit die Krone aufsetzt:. Das Werdauer Theaterpublikum ist wiedar um eine sensationelle Erfahrung bereichert worden, es hat eine berückende Augenweide halten dür fen und Herr Direktor Pitschel wird ob des finanziellen Erfolges unsere Stadt in ange nehmster Erinnerung behalten." *— Invalidenversicherung der Lehrlinge. Lehrlinge, die zu Ostern ihre Lehrzeit beendet haben, und von ihrem Lehrmeister als Gehilfen weiter beschäftigt wer den, sin) auch invalidenversicherungspflichtig. Die Arbeitgeber haben deshalb von den ver änderten Beschäftigungs- und Lohn Verhältnis sen wegen Zuteilung zu einer anderen Bei tragsklasse bezw. Heranziehung der betr. Per sonen zur Juvalidenversicharung der zuständi gen Krankenkasse binnen drei Tagen nach Ein tritt der verändevlen Verhältnisse Mitteilung zu machen. Die Versäumnis dieser Verpflich tung zieht empfindliche Nachteile und Strafen nach sich. * — Ehrengabe der Deutschen Turnerschaft an Dr. Götz. Das Heim des Vorsitzenden in Leipzig der Deut schen Turnevschaft Geh. Sanitätsrats Dr. Götz ist durch Kauf in den Besitz der Deut schen Turnerschasft übergegangen. Der stellver tretende Vorsitzende, Sanitätsrat Dr. Töplitz, bat den greifen Vorsitzenden, die Ueberwei- sung des Grundstückes als Ehrengabe der Deutschen Turnerschaft zu seiner diamantenen Hochzeit, die am 10. Juni d. I. stattfindet, anzunehmen. * — Dom kommenden Früh l i n g. Wie Frühlingsahnen geht es durch Wald und Flur. An Hecken und an Sträu chern sprossen bereits zarte, grüne Blättchen hervor und verkünden den nahenden Lenz. Hoffnungsvolles Grün der sprossenden Saat felder erfreut das Auge des Beschauers. Die Säfte steigen in die Bäume, und die Knospen schwellen. Nun bringen die Vorbereitungen für die kommende Saat der Arbeiten viele. Der Samen wird bestellt, das Saatgut von Unkraut gereinigt, Kartoffeln verlesen. Der Gartenbesitzer benutzt die günstige Zeit und Witterung, soweit noch nicht geschehen, zum Düngen und Graben. Die dicken Bohnen werden in Kasten zum Dovtreiben gelegt. Erb sen, Zwiebeln, Schwarzwurzeln, Karotten, Möhren und Spinat werden, in warmen La gen, dem Boden anvertraut. Im Obstgarten werden die Bäume geputzt, die Aeste beschnit ten, Kaltlösung aufgetragen. Die Baumscheibe erhält eine Düngung, und eifrig wird nach dem Ungeziefer Umschau gehalten. Im Blu mengarten erwacht neues Leben. Die Blätter der Tulpenzwiebeln sprießen an warmen Stel len handhoch aus der Erde hervor. Der Vor frühling ist da, dies zeigen die schwelleirden Kätzchen an den Weidensträuchern an, und die blühenden Schneeglöckchen läuten den Früh ling. ein. Wer von unseren Lesern über die der Jahreszeit angepaßten Arbeiten im Garten unterrichtet sein will, verlange eine Probenummer von dem in Frankfurt a. O. erscheinenden praktischen Ratgeber im Obst- und Gartenbarr. * — Hausbriefkasten. Zur Be schleunigung der in den größeren Orten, na mentlich in den Großstädten, immer umfang reicher und schwieriger werdenden Briefbestel lung kann das Publikum wesent ich beitragen, wenn jeder Wohnungsinhaber an seiner Ein gangstür einen Hausbriefkasten anbringen läßt. Die Briefträger brauchen dann bei Bestellung frankierter gewöhnlicher Briefsendungen und Zeitungen nicht auf das Oeffnen der Tür, das häutig erst nach mehrmaligem Klingeln erfolgt, zu warten, auch werden in den zahl- reichen Fällen, in denen niemand zu Hause angetroffen wird, mehrfache Gänge vermieden. Weitere erhebliche Vorteile gewährt die Ein richtung dem Publikum selbst. Briefe, di« während der Zeit, wo niemand anwesend ist, zur Bestellung gelangen, werden bei der Rück- kehr im Briefkasten vorgefunden, während sie beim Fel-ten eines solchen stets erst nach meh reren Stunden, oft aber erst am folaenden Tage an die Empfänger gelangen. Ferner sind die Briefkasten zur besseren Wahrung des Bries- und Geschäfitsgehsimnisses dienlich, da der Verschluß verhindert, daß die Sendungen zuvor durch die Hände der Angestellten oder des Dienstpersonals gehen. Endlich können sie auch zur Abgabe andarer Gegenstände a's Postsendungen, z. B. Visitenkarten oder um mittelbar vom Verleger bezogener Zeilmrgen, benutzt werden. Die Briefträger sind verpflich tet, beim Hineinlegen von Briesen usw. in die Hausbriefkasten den Wohnungsinhaber durch die Türglocke zu benachrichtigen. Eine Verzögerung im Empfang von Postsendungen durch Benutzung von Hausbriefkasten ist also nicht zu befürchten. Zur zweckmäßigen Ein richtung von .Hausbriefkasten wird empfohlen, bei Neubauten von vornherein in den Ein gangstüren zu den einzelnen Wohnungen Ein wurPspalten und an der Innenseite der Tü ren Briefkasten anzubringen. Die Einwurf spalten müssen aber solche Ausdehnungen er halten, daß von den bestellenden Boten auch stärkere Briefe und Drucksachen hineingesteckt werden können. Noch zweckmäßiger erscheint es, eine Bviefkastenanlage für das gesamte Haus im Hauseingj-mge oder an der Außen seite der Häuser oder am Gitter der Vor gärten anzubringen, wie dies in einzelnen größeren Orten schon jetzt üblich ist. Die An lage besteht in der Regel aus einem eisernen oder hölzernen Kasten mit so viel getrennten Einwurföfsnungen unter- und nebeneinander, als Wohnungen oder Gefchäffslokale vorhanden sind. Unter der Einwurföffnung ist das Stock werk oder der Name des Wohnungsinhabers oder beides angegeben. Neben der Einwutt- ösfnung oder an sonstiger passender Stelle in einer der Lage der einzelnen Briefkastenabtei lungen entsprechenden Anordnung befindet sich der Druckknopf einer elektrischen Klingel, die beim Einwurf von Sendungen zur Benach richtigung des Wohnungsinhabers zu be nutzen ist. * Meerane, 28. März. „Verreist" ist seit 14 Tagen ein hiesiger Fabrikant aus der Karl straße unter Hinterlassung ansehnlicher Schulden. * Netzschkau, 27. März. Der )^2 Uhr von Falkenstein-Herlasgrün hier ankommende Pettonenzug hielt plötzlich während der Fahrt kurz vor der Göltzschtalbrücke an, weil ein zwei- bis dreijähriges Kind dem Zuge nÄten im Gleise entgegenkam. Nur der Entschlossen heit des Falkensteiner Lokomotivführers ist es zu danken, daß das Kind vom sicheren Tode gerettet wurde. Der Lokomotivführer brachte den in voller Fahrt befindlichen Zug noch rechtzeitig in ein so langsames Tempo, das der abspr.ngende Feuermann das Kind un- vsrselrt aus dem Gleist ziehen konnte. * Grotzeuhatn, 28. März. Die 72jährige Frau Sucher in Krausch'itz im benachbarten Preußen wurde in ihrer Stube vor dem Ofen mit schweren Brandwunden bedeckt sterbend aufgefunden. Wie sich die schwächliche alte Frau die tödlichen Verletzungen zugezogen hat, konnte bisher nicht festgestellt werden. Sic Mt- ««d Sttmkatastrvvhe in Amerika fordert noch fortwährend zahlreiche Opfer, zumal das Unglück auch in Nordwest-Virginia und Kentucki seinen Einzug gehalten hat. Zu allem Unheil kommen noch starke Räuberbanden, die in skrupelloser Weise sich an der Habe der so schwer heimgesuchteu Bewohner vergehen, sodaß in verschiedenen Gegenden das Standrecht pro- klamiert werden mußte. Nach den letzten Schnee wehen hat sich ein orkanartiger Sturm einge stellt, der namentlich an der Küste des Atlan tischen Ozeans furchlbare Verheerungen angc- richtet hat. Ueber den Zustand in der Stadt Dayton, die am furchtbarsten hetmgesucht worden ist, er zählte der Direktor einer dortigen Bank: „Wir wagten uns in eine Straße hinein, in der das Wasser bis au die ersten Stockwerke und dar über hinaus stand. Die Straßen gewährten den Anblick von uferlosen Strömen, die mit rasender Geschwindigkeit dahinsausten. Aufgedunsene Lei chen von Menschen und Tieren schwammen an uns vorüber und wurden von den wirbelnden Wassern hin- und hergezerrt. Wir sahen, wie halbverhungerte Leute nach Früchten und Ge- müsen, die im Wasser schwammen, gierig griffen. Viele Leute sprangen ins Wasser, als ihre Häuser zu brennen anfingen, und versuchten sich durch Schwimmen in Sicherheit zu bringen." In Dayton wurden an einem Tage 1500 Menschen durch Motorboote gerettet; wäre die Hilfe um wenige Stunden später gekommen, so hätte sie bei den meisten der Unglücklichen wohl nichts mehr gefruchtet, zumal die Temperatur stark ge sunken und das Wasser eiskalt war. Unter den zahlreichen Opfern dec Katastrophe in Dayton befindet sich auch ein heldenmütiger Telegraphist, der trotz Feuer und Wasser wäh rend einer ganzen Nacht den Gouverneur von Ohio, Cott, der sich etwa 100 Kilometer von der Brandstelle entfernt aufhielt, mitten auS den Flammen heraus über die Fortschritte, die der Brand machte, unterrichtete. Die letzte Botschaft des Telegraphisten hatte folgenden Wortlaut: „Ich werde versuchen, mich durch Schwimmen zu retten. Voraussichtlich wird dies das letzte mal sein, daß Ihr etwas von mir hören werdet." Im Staate Ohio ist eine zehntSgige gesetz liche GeschLftsruhe proklamiert worden, um eine
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