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WWMiWlerAiWr Tageblatt für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Wüstenbrand, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Lugau, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf rc. Der,Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger" erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Haus Mk. 1.50, bei Abholung in den Geschäfts stellen Mk. 1.25, durch die Post bezogen (außer Bestellgeld) Mk. 1.50. Einzelne Nummern 10 Pfg. Bestellungen nehmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstalten und die Landbriefträger entgegen. A. eilage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das „Illustrierte Sonntagsblatt". — Anzeigengebiihr für die kgespaltene Korpuszeile oder deren Raum 12 Pfg., für auswärts 15 Pfg.; tm Reklametetl die Zeile 30 Pfg. Die 2gespaltene Zeile im amtlichen Teil 50 Pfg. 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Rechnungsablage vom Jahre 1912. 2. Bericht der Prüfungskommission und Richtigsprechung der Rechnung. 3. Anträge; solche sind schriftlich bis zum 4. April beim Vorsitzenden einzureichen. 4. Allgemeines. Oberlungwitz, den 28. März 1913. Der Vorstand. Max Katzsch, Vorsitzender. Ser Bllikankries. Ter Fall von Adrianopcl. Nach der Eroberung der östlichen und . nid- lichen Forts drangen bulgarische und serbische Truppen in die F e st u n g AdrianopeI ein, sanden diese aber, wie die Franzosen einst MoÄ'au, an allen Ecken und Enden brennend vor. Der bulgarisch; Oberkommandierende General Sa wow berichtete dem König Ferdinand: Nach dem alle Fobts des östlichen und südlichen S>.,lors erobert worden waren, drang das. bul garische 23. Schipka-Jn^anterie-Regiment als erstes in Adttanopel ein. Beim Einmarsch der Bulgaren zerstörten die Türken alle Depots, das Arsenal und das Artilleriedepot sowie mehrere zwischen den Forts und der Festung gelegene Kasernen. An vielen Stellen der Stadt Adrianopel richtete das von den Türken an gelegte Feuer grase Verheerungen an. Die Bevölkerung flüchtete in wahnsinniger Angst längs der Befestigungslinien. Nach dem Schipka- Re^iment rückten das Jamboli- und das Rho- dopy Regiment, darauf Kavallerie in Adrian opel ein. Das 20. serbische Infanterie-Regi- ment, das gleichfalls in die Festung einge drungen war, zog sich nach der Gefangen- nalme zahlreicher türkischer Soldaten in die vorgelagerten Forts zurück. Der türkische Festungslommandant S ch ü k r i Pascha wurde nicht gefunden und soll S el bst - in o r d verübt haben, indem er sich unter den Trümmern eines der Pulvermagazine, die aus seinen Ba'ehl in Brand gesteckt worden wa ren begraben ließ. Nach einer auf- der bub garischen Gesandtschaft zu Berlin aus Mu stapha-Pascha eingetroffenen Meldung wurden auch die starken nordwestlichen Forts Adrian opels erobert, nachdem die Türken in ihnen sämtliche Depots in die Lust gesprengt hatten. Die Belagerung und Eroberung Adrian- ope s wir zwar nicht so furchtbar und blutig wie die Port Arthurs, wird aber als ein Bei spiel ruhmvoller Verteidigung in der Kriegs geschichte sortleben und einen ehrenvollen Platz behalten. Der sechzigsährige General Schükri Pascha, der vor einem halben Jahre, wenige Tag; vor dem Kriegsausbruch, mit der Ver teidigung Adrianopels betraut wurde, hat alle Tugenden eines Kommandanten und Sv daten im höchsten Maße bewährt. Nach den entsetz lichen Kämpfen um Kirkilisse vom 20. bis 22. Oktober vorigen Jahres, durch welche die Türken zum Rückzug, auf Lüle Burgas ge zwungen worden waren, schloß die bulgarische Belagerungsarmee Adrianopel ein, vermochte jewch trotz wiederholter Angriffe die Festung nicht zu nehmen. Schükri Pascha war mit seinen 30 000 Mann Besatzung von der Außen well ad geschnitten, wies aber jeden Angrif seiner Feinde so energisch zurück, daß diese sich bald entschlossen, die Festung auszuhun- gern. Seit Monaten hieß es in Sofia, Adrianopel stehe infolge Munitions- und Nah rungsmittelmangels unmittelbar vor der Ka pitulation. Unter ihrem heldenhaften Führer behauptete sich die Besatzung trotz aller Ent behrungen und Strapazen, um nun dem ver nichtenden Feuer der vereinigten bulgarischen und serbischen Angriffsarmeen zu Weichen. Ein militärischer Fachmann rühmt im „B. T." die Heldenhaftigkeit Schükri Paschas und erklärt, da ein Durchbruch der Besatzungs armee durch die gewaltige Uebenuacht der Sieger unmöglich sei, bleibe nur die Waffen- streckung übrig, da Bulgarien den freien Ab zug nicht gewähren würde. Von der Be- satzung kamen kaum zehn Mann zu Veüeido gungszwecken auf den Kilometer Befestigungs- gürtel. Daß diese kleine Zahl den Bewachungs- dienst wählend des ganzen Winters, ohne auch nur einmal zu versagen, leistete, ist eine Hel dentat. Ein Entsatz Adrianopels von Tscha- taldscha aus wäre möglich gewesen, wenn ein offensiver Geist die dortige Türkenarmee beseelt hätte. f Der bulgarische Militärattachee in Berlin Eine der charakteristischen Straßen Adrianopels, das nun wohl bald unter bulgarische Herrschaft geraten wird. sagte einem Vertreter des „Tag", daß die Ba deutung der Eroberung Adrianopels in drei Momenten liege. Einmal werde dadurch die 70 000 Mann starke bulgarische Belagerungs armee frei — die Sorben hatten außerdem 30 000 Mann zur Belagerung Adrianopelz gestellt — und könnte für anderweitige Kriegs zwecke verwendet werden. Zweitens können die schweren Belagerungsgeschütze nach der Tischa- taldschalinie, die bisher nur mit Feldgeschützen angegriffen werden konnte, gebracht werden und erfolgreich tätig sein. Endlich hat Bulgarien durch den Fall Adrianopels direkte Bahnver bindung mit Tschataldscha erhalten, während bisher von Adrianopel aus alle Transporte aus Ochsenwagen weiter befördert worden muß ten. Zum Schluß wies der Attaches auf die Größe der militärischen Leistung hin und be tonte, daß die moderne Kriegsgeschichte keinen einzigen Fall kenne, in dein eine starke Festung im Sturm genommen worden wäre. Selbst Pont Arthur ergab sich, bevor es ge stürmt wurde. Die Sturmangriffe auf Adrianopel kurz vor dem allgemein erwarteten Friedensschluß unter nahm Bulgarien nur zur Rettung und Stär kung seirres militärischen Rufes. Es befürch tete, daß es nicht nur bei den Türken, son dern auch bei den anderen Balkanstaaten, mit denen es sich früher oder später auseinander- setzen wird, einen für seine militärische Leistungsfähigkeit ungünstigen Eindruck machen würde, wenn der Krieg zu Ende ging«, ohne daß Adrlanopel erobert worden wäre. König Ferdinand, der Wohl weiß, daß ihm auch die uneroberte Festung unter der Zustimmung der Großmächte zufalien würde, teilte lange Zeil die Ansicht der englischen Regierung, deren Vertreter neue opferreiche Angriffe auf Adrian- opel im Unterhause als ein unnützes Gemetzel und eine verbrecherische Torheit bezeichnete, fügte sich aber schließlich den Gründen seiner Generalität und befahl die Erstürmung der Festung. Den im Nordwesten gelegenen stärksten Forts Adrianopeis gingen die Belagerer aus dem Wege und unternahmen ihre Angriffe auf die vorgelegenen östlichen und südlichen Be festigungen, deren sie sich nach Sofioter Mel dungen mA Hilfe serbischer Truppenkontin gente bemächtigten. Obwohl serbische Truppen den südlichen und südwestlichen Festungsgürtel belagern, den bulgarische Regimenter auf allen anderen Punkten eingeschlossen halten, sollen es doch bulgarische Truppen gewesen 'ein, die die ersten Erfolge bei den Südforts errangen, die vorgeschobenen Stellungen der Verteidiger eroberten, 20 Kanonen und Maschinengewehre erbeuteten und 800 Türken gefangen nahmen. Darauf gingen die Belagerer zum Angriff der Forts selbst vor. Im Osten bemächtigten sich die Bulgaren durch einen kühnen Angriff der ganzen Festungs front. Sie eroberten sieben Forts sowie deren sämtliche Batterien und nahmen auf diesen Forts feste Stellungen ein. Belgrader Mel dungen betonen den bedeutenden Anteil serbi scher Truppen an den Waffentaten vor Adrian opel. Die Angriffe auf die starken Nordwest forts, in denen Schükri Pascha die Verteidi gung leitete, wurden erst unternommen, nach dem die Sieger bereits in Adrianopel ein gedrungen waren. Auf die Tschataldschaliuie unternahmen die bulgarischen Truppen einen allgemeinen Angriff. Bei Skutari haben Montenegriner und Serben aus das Ver langen der Großmächte das Feuer eingestellt. Nun verweigert aber der türkische Festungs- kommandant Essad Pascha den freien Abzug der NickMombattanten, von dem er mit Recht den Verrat militärischer Festungsgeheimwisse befürchtet. Die gänzliche Einstellung des Bom bardements und der baldige Friedensschluß beseitigen hoffentlich vor Skutari, das ja doch nicht den Montenegrinern, sondern dem Fürsten tum Albanien zufallen wird, alle weiteren Schwierigkeiten. Tagesgeschichte. Der Kaiser im Ostseebade Ahlbeck. Kaiser Wilhelm weilte am Mittwoch im Ostseellade Ahlbeck, wo er mit einem Kosten- aufwande von 300 000 Mk., in denen eine Reihe freiwilliger Spenden einbegriffen ist, ein Erholungsheim für die Berliner Arbeiterkinder Hal errichten lassen, das in seinem Rohbau nunmehr >eniggesleüt ist und vom Kaiser ein, geweiht wurde. Die gesamte Anlage besteht aus drei Pavillons für Schlaf- rmd Wohn zwecke, einer» großen Speiseiaal, einem Wirt- schastsgebäude, mehreren Spielhallen, einem Jsolierp^villon für Kranke, Wohnräumen für das Haus- und Küchenpersonal, für die Obe rin, die Hausmeisterfamilie und für Pflege rinnen. An hygienischen Einrichtungen ist alles vorhanden, was der Gesundheit der er- ho ungsbedürfügen Kinder förderlich sein kann. Während seines Rundganges durch die einzel nen Räume, auf dem er vom Konsul Christoph geführt wurde, gab der Monarch noch ver schiedene Anweisungen und unterhielt sich na mentlich mA Frl. Kirschner, der Tochter des verstorbenen früheren Berliner Oberbürger meisters, die die Leitung des Heimes über nimmt. Der Aufenthalt der Kinder soll so eingerichtet werden, daß in jedem Sommer 900 Berliner Arbeiterkinder Erholung und Stärkung in Ahlbeck finden können. Abends traf der Kaiser wieder in Potsdam ein. Prinz August Wilhelm von Preußen künftiger Lanbrat. Der vierte Sohn unseres Kaiserpaares, Dr. jur. Prinz August Wilhelm, der bisher bei der Potsdamer Regierung als Referendar tätig war, wird demnächst in gleicher Eigenschaft zum Landratsamt des Kreises Osthavelland in Nauen übertreten. Prinz Friedrich Wilhelm, dec jüngste Sohn des Prinzen Albrecht von Preußen, ist bereits seit einiger Zeit Landrat in Schlesien, während der jüngste Referendar aus dem Hause Hohenzollern, Prinz Walde mar, der älteste Sohn des Prinzen Heinrich, jetzt der Regierung in Hannover zugäteilt wird. Die Staatsangehörigkeit des Herzogs vou Cumberland, dessen Besuch am deutschen Kaiserhofe infolge der Ermordung des Königs von Griechenland bis mindestens Ende April verschoben worden ist, ist ein Problem, das durch die Versöh nung zwischen den Hohenzollern und Welken endgültig gelöst werden dürfte. Der Herzog-, der sich „Königl. Prinz von Großbritannien und Irland, Herzog von Cumberland und Teviotdale, Graf von Armagh, Herzog zu Braunschweigt-Lüneburg" nennt, hat bisher das deutsche Staatsbürgenrecht noch nicht erworben. Da er auch in Oesterreich, wo er lebt, die Staatsangehörigkeit niemals erworben hat, kann er sich vorläufig nur als Engländer be trachten, da das ehemalige hannoversche Kö nigshaus ein Zweig des englischen war. Die Militär- und DeckuugSvorlage« werden bestimmt Ende dieser Woche veröffent licht werden, wie es der Reichskanzler bereits zu Beginn dieses Monats im Seniorewkonveni des Reichstages versprach. Die Notwendigkeit drehbarer Luftschtffhalleu ist durch eine Notlandung des Reichsmavine- Luftschiffs „L. 1" aus dem Flugplatz Johan nisthal am Mittwoch aufs neue bewiesen wor den. Der Lüftkreuzer hatte eine mehr als 3stündige Fahrt unternommen, an der u. a auch der württembergische Gesandte v. Varn- büler leilnahm, als er vor der Luftschiffhallt, in Johannisthal landen wollte. Wegen des heftigen Ostwinds mußte er jedoch davon Ab stand nehmen. Er mußte für mehrere Stun den mitten auf dein Flugplatz verankert werden. Jnuere Krists Frankreichs. Nachdem erst vor wenigen Tagen das Ka- binett Briand wegen eines Mißtrauensvotums seitens des Senats in der Wahlreformftnge zum Rücktvitt gezwungen wurde, ist die De mission seines Nachfolgers, des Ministeriums Barthou, in allerkürzester Frist zu erwarten.