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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 13.03.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-03-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191303137
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19130313
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19130313
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-03
- Tag 1913-03-13
-
Monat
1913-03
-
Jahr
1913
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 13.03.1913
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sprünglich angenommen, vom Hochbehälter;, son dern von Behälter I tm Silbergäßchen direkt abgegeben werden kann, die Kosten hierfür sich etwas ermäßigen. Ausschuß und Rat haben deshalb beschlossen, die Wassersteuer auf 25 Psg. pro Kubikmeter zu ermäßigen, mit Mick« sicht darauf, daß die Wasserzusührung direkt vom Silbergäßchen aus erfolgen kann. — Herr Stadtv. Grießbach betont, daß den Aus schuß nebenbei auch der gute Zweck des Stiß tes veranlaßt labe, die Ermäßigung in Vor schlag zu bringen. Das Kollegium ist mit der vorgeschlagenen Handhabung einverstanden. 4. VerSn-erunge« in -er Kernsprechaulage in -er Gasanstalt. Die jetzige Anlage genügt nicht mehr den von Jahr zu Jahr größer gewordenen An sprüchen. Es wird deshalb vorgefchlagen, den jetzigen Wand-Apparat durch einen Titchappa- rat zu ersetzen und außerdem die Errichtung je eines Nebenapparates in das Dienstzimmer des Inspektors, in die Wohnung des Jnivek- tors und in das Magazin vornehmen zu las sen. Die Kosten beiragen pro Jahr etwa 10O Mark mehr wie bisher. Nachdem noch die Herren Vorsteher Lohse, Stadtrat Anger und die Stadtv. Kretzschmar, Ebersbach und Terl die Einrichtung empfohlen hatten, erfolgie die Annahme der Vorlage. 5. Bestimmungen über -ie Einführung -er gesetzlichen Vormun-schaft. Die vom Rai in Vorschlag gebrachten Be stimmungen fanden ohne Aussprache Zustim mung. 6. Beamteustelle im Bersicherungsamte. Infolge der ständig wachsenden Arbeit im Versichorungsamt hält man es für angebracht, die bisherige Expedientenstelle in eine Rogi- stratorstelle umzuwandeln. Die Stelle, die ab 1. Januar 1914 m t einem Gehalt von 1500 Mark ausgestattet wird, soll dem bisherigen Expedienten, Herrn Holzhacker, übertragen wor den, da letzterer nach Aussage des Herrn Stadtrat Schneider hierfür besonders ge eignet erscheint. 7. Ausstattung von 2 Beamteustelle« mit Pensionsberechtigung. Die Stelle des Gasanstalts-Magazinverwal ters und des Gasanstalts-Expedienten beschließt man mit Pensionsberechtigung auszushrtten. 8. Erhöhung -er Bezüge -er Kochschulhilse. Aus Vorschlag des Frauenvorstandes der Schule sollen die Bezüge des Frl. Schüler um 100 Mart aus 300 Mark aufgebessert werden, womit das Kollegium einverstanden ist. 9. Kläranlage. Die Schaffung einer Kläranlage Hai die städtischen Kollegium schon seit Jahren beschäf tigt und umfassen die Arbeiten in dieser An gelegenheit bereits ein dickbändiges Aktenstück. Die Abwässer der Stadt Hohenstein-Ernstthal sollen entlang eines Teiles der Goldbachstraße geführt und dort in einer auf Oberlungwitzer Gebiet zu errichtenden Anlage geklärt werden. Eingehende und umständliche Vorarbeiten sind in dieser Angelegenheit bereits erfolgt. Zu nächst kommen der Kaus eines entsprechenden Grundstücks und Gutachten in Frage. Messun gen der Abwässer an der Oberlungwitzer Mark- steigbrücke haben 16 Sekundenliter ergeben und hat Herr Chemiker Scheitz-Meerane die Be standteile der Abwässer bereits untersucht; ein Gutachten des Sächsischen Wasserwirtschaflsver- bandes, dem die Stadt kürzlich als Mitglied beigetreten ist, soll eingeholt werden und die Vorarbeiten dieses umfangreichen Projektes, für das mehrere Offerten eingogangen sind, dec Leipziger Firma Scheven übertragen werden, die hierfür 500 Mack erhalten soll. Welcher Art die Klärung sein soll, steht noch nicht fest, da in Deutschland bisher wenig praktische Erfahrungen aus diesem Gebiete vorliegen. Fast alle bisher ausgeführten Kläranlagen las sen, wie der Herr Vor st eher erklärt, noch zu wünschen übrig. Die Klärung soll aus mechanischem Wege erfolgen, die Anlage selbst aber wirtschaftlich gut und billig sein und eine künstliche Hebung der Abwässer, weil zu kost spielig, tunlichst vermieden werden. Nach Mög lichkeit soll die Geruchsbelästigung vermieden werden. In Aussicht ist ein sogen. Emscher- brunnen mit Vorklärung durch Sand oder Ge röll« vorgenommen werden. Die Kosten der Vorarbeiten sollen aus der für d.e Kläranlage späterhin unbedingt sich nötig machenden An leihe bestritten werden, vorausgesetzt, daß die Ausführung nicht mehr lange aus sich warten läßt, sonst soll Einstellung in den Haushalt plan erfolgen. — Auf die Anfrage des Herrn Stadtv. Kretzschmar nach der Höhe der Gesamikosten ecklärt Herr Stadtv. Ebers bach, daß diese sich zurzeit noch nicht über sehen ließen. — Herr Stadtv. Wächter teilt mit, daß früher die Kosten für eine Versuchs kläranlage auf 225 000 Marl beziffert worden seien, indessen müsse man in die praktische Verwendung solcher Anlagen, soweit ihm be kannt, Zweisel setzen; in Dresden und auch in anderen Orten habe man nicht sonderlich gün stige Erfahrungen mit den Kläranlagen ge macht. Chemnitz habe bekanntlich auch eine solche Anlage errichten müssen, vollständig sei diese bis heute jedoch noch nicht. Während die Abwässer unserer Stadt in früheren Jahren in folge des Mangels einer wirklichen Dünger- abfuhc starkriechend rc. waren, sei dies mit der vom Stadtrat zur Einführung gebrachten pneu matischen Düngerabfuhr anders geworden. So wurden z. B. in einem Vierteljahr 1000 Kubikmeter gehoben, die sonst zu einem guten Teil in die Abwässer gelaufen wären, da die bisherigen Zustände oft keinen anderen Aus weg zuließen. — Herr Stadtv. K r e tz s ch^ mar hält es für wenig angebracht, wenn die Stadt jetzt an solche Aufgaben herantrete, da doch dringendere und notwendigere Bauten, wie das Krankenhaus, die Schule rc. zu erledigen seien. Man müsse doch zunächst darauf be dacht sein, etwas wirklich Wünschenswertes zu schaffen, dann bleibe immer noch Zeit an der artige Fragen heranzutreten. — Herr Stadtv. Ebersbach führt aus, daß die Stadt der Frage der Kläranlage nicht aus eigenen Wunsch, sondern infolge des Druces der Kreis hauptmannschaft Chemnitz nähertreten müsse. Ganz so schlimm, wie Herr Wächter die Er- fahxungen bezügl. der Kläranlagen hinstellte, sei es wohl nicht, denn in den letzten Jahren habe man auch auf diesem Gebiete Fortschritte gemacht. — Herr Stadtrat B o h n e teilte mit, daß die Kosten der eigentlichen Anlage etwa 75 000 Mark, die Nebenkosten, wie Vor arbeiten rc. etwa 10 000 bis 15 000 Mark be tragen würden. Die Frage der Kläranlage ist infolge der Beschwerden der Gemeinde Ober lungwitz erst aktuell geworden. Der Geruch sei ja in warmen Sommevtagen .wenig schön, so daß schließlich Beschwerden bei der Kgl. Amts- hauplmannschaft einlüsfen, die sich dann an den Stadtrat wendete. Als dies nicht gleich fruchtete, habe sich die Amtshauptmannschast an die Kreishauptmannschast gewendet, die auch schon wiederholt beim Stadtrat vor stellig geworden sei. Es inüsse mithin!St.e An gelegenheit bald zur Ausführuna kommen. Nachdem noch die Herren Vorsteher Lohse und Stadtv. Held zur Sache gesprochen hasten, stimmte das Kollegium der Ratsvor lage zu, wonach die Vorarbeiten für das Pro jekt der Leipziger Firma und die Beaut- achtung dem Wasserwirtschaftlichen Verband übertragen werden. 10. Richtigsprechung einer Rechnung. Die Kranlenhauskassen-Nechnung für 1911, die von Herrn Stadtv. Eichler geprüft ist., wurde richtiggesprochen. In der nachfolgenden Aussprache kritisierte Herr Stadtv. Kretzschmar den Beschluß der städtischen Kollegien, das Grund stück des städt. Krankenhauses zum Verkauf aus zuschreiben. Das Grundstück gewinne von Jahr zu Jahr an Wert und wisse man nicht, wie leicht es spacer noch notwendig gebraucht werde. Müsse die Stadt dann einmal mir solches Grundstück kaufen, dann koste es sicherlich mehr, als man jetzt dafür erhalte. Ausgesch offen sei es doch nicht, daß die Stadt dort noch ein mal eine Schule errichte und deshalb stelle er den Amrng, daß der Stadtrat seine Bemühun gen betr. Verkauf des Grundstückes einstelle, wenigstens solange, bis die in Aussicht ge nommenen übrigen Objekte ihre Erledigung gefunden haben. Herr Stadtral Schneider betonte, daß der Na: zu einem niedrigen Preis das Grund stück überhaupt nicht abgebe; im übrigen aber müsse bei einem Verkauf auch noch das Kol legium gehört werden. Besorgnis brauche man des Grundstückes wegen nicht zu hegen, da es jedenfalls der Stadt erhalten bleibe. — Der Herr Vorsteher steht gleichfalls auf dem Standpunkt, d rß das Grundstück nicht zu billi gem Preise losgeschlagen werden dürfe. Da aber hierbei das Kollegium noch gehört werden müsse, halte er die Frage für nicht so eilig. — Herr StaiUv. Grießbach hält es gleich falls für nicht ausgeschlossen, daß die Schule mal dorthin gebaut werde. Die Entwicklung dränge nach dein Westen der Stadt und mit Rücksicht darauf, daß dies ein sehr geeigneter Bauplatz sei, könne er den Kretzschmackschen Ausführungen nur beipflichten. — Herr Stadt verordneter Kretzschmar hält die Höhe des etwa zu erzielenden Kaufpreises für ohne Einfluß; grundsätzlich sei er gegen einen Ver kauf auch zu hohem Preise. — Herr Stadtv. Stützner betont, daß das Krankenhaus- Grundstück zu wenig Areal für einen Schul neubau besitze. Verkaufe man es gut, so könne man wohl zustimmen. Was für ein Kranen- Haus nicht getaugt, tauge auch nich: für eine Schule. Die Franke-Felder uuo auch die Dörffeldschen Felder seien für Schulbauten gleichfalls geeignet. — Herr Stadtv. Grieß bach hält es woh'. für möglich, bah auf dem K r a ne n la u sG rundst.ck eine Schule errichtet werde un) auch Herr Stadtv. Ebersbach ist der Ansicht, daß die Me.nuna das Areal reiche üw einen Schulbau nicht zu, doch Wohl kaum zutreffend sei. Würde es aber ernsthaft für die Schule gebraucht werden, so dürfe inan sich doch versichert halten, daß der Schulau- schuß sich der Sache annimmt. — Nachdem auch Herr Vorsteher L o h s e noch zur Sache gesprochen hatte und vor Keberstürzung warnte, wurde die Debatte geschlossen. Der Herr Vor steher schritt sodann zur Feststellung der Unter - stützungsfrage des Kretzschmarschen Antrages — der nach der Geschäftsordnung überhaupt unzulässig ist —, wobei sich herausstellie, daß nur 3 Herren die Unterstützung bejahten. Der Antrag war somit abgelehnt. Im Anschluß an die öffentliche trat das Kollegium sodann noch in eine geheime Sitzung ein. Bortrag Wer die Jesuiten. Langenberg, 12. März. Einen hochinter essanten und belehrenden Vortrag des Herrn Pfarrer Schmidt über den „Jesuiten-Orden" hörten gestern abend im Rauschen Gasthof die Mitglieder und Gäste des Landwirtschaftlichen Vereins Langenberg-Meinsdorf. Nach Begrüßung der Erschienenen durch den Vorsitzenden, Herrn Gutsbesitzer Grimm-Meinsdorf, ergriff Herr Pfarrer Schmidt das Wort zu etwa folgenden Ausführungen: Der Jesuitenorden ist zu einer brennenden Tagesfrage geworden und man kann noch nicht sagen, welches Unheil er noch anzurichten im stande ist. Es ist ein Thema, das aktuell und zeitgemäß ist, und ist eine Aufklärung daher sehr am Platze. Der Reichstag des Jahres 1872 sah sich vor eine Reihe von Petitionen gestellt, welche ein unbedingtes Verbot gegen den Jesuiten orden forderten. Es erfolgte kurz darauf ein Gesetzentwurf, der nach vielen Aenderungen bald auch Annahme fand. So hieß es u. a. in den 88 1 und 2: „Der Orden der Gesellschaft Jesu und die mit ihm verwandten oder ordenähn lichen Kongregationen sind vom deutschen Ge biete culsgeschlossen" usw.; ferner: „Die Ange hörigen dieses Ordens oder der ihm ver wandten Orden können, wenn sie Ausländer sind, ausgewiesen, wenn sie Inländer sind, aus bestimmte Gebiete verwiesen werden" usw. Seitens des Zentrums begann im letz ten Jahre vin Ansturm, um die Jesuiten wieder in unsere deutschen Gruen einziehen zu lassen, doch ist der Bundesrat bis jetzt im mer noch fest geblieben. Die Ultramontanen sind noch nicht wieder eingezogen und sie, die die geschworenen Feinde unseres Evangeiums sind, müssen auch stets sernbleiben. Es geht immer Unheil von dieser Sorte Volksbeglllcker aus. Künstlich wird versucht und daraus Hin gearbeilot, die Jesuiten als nicht so schlecht hinzustellen, man versucht ihre Schandtaten zu beschönigen. Ignatius von Lojola gründete )en Jesuiten - Orden, der dann 1540 vom Papste anerkannt wurde. Der Jesuiten-Orden trägt einen gar eigenartigen Charakter. Der Gehorsam ist die eigentliche Kardinaltugend. Drei Stufen des Gehorsams kennt der Or den: 1. daß man äußerlich den Gehorsam aussührss, 2. daß man sich dem Willen des Obersten unterwirft, ihn zu dem eigenen macht und ihn als göttlichen Willen ansieht, 3. wenn man den Willen tut, den'elben bewußt zur Ausführung zu bringen; nicht nur den Willen der Vorgesetzten ausführen, sondern auch selbst so denken und urteilen. Das „Ich" des Wil lens muß auch der eigene Wille sein. Der ganze Jesuiten-Orden stellt eine Kompagnie Soldaten dar, deren erste Pflicht unbedingte Gehorsamkeit ist. Der Jesuiten-Orden über trägt diesen unbedingten Gehorsam auch auf das geistliche und sittliche Gebiet. Wille und Erkenntnis wird dem jedesmaligen Vorgesetz, tm geopfert. Nicht aut die Klugheit des Vor- gesetzten kommt es an, sondern twraus, daß man in dem Vorgesetzten den Christus sieht. Um dieses zu ermöglichen, dient ein raMnier tes System der Bearbeitung der menschlichen Seele durch Aufreizung bis zur höchsten Stufe in religiösen Hebungen. Die Exerzitien sind das Mark und Blut der Gesellschaft. Wenn die Kirche irgend einmal etwas für schwarz erklärt hat, was man mit seinen eigenen Augen für weiß erkannte, dann muß man es auch unbedingt für schwarz anseben. Es ist dies der berühmte Kadavergehorsam. Bei der Au'nalme in den Jesuiten-Orden entschei den geistige und seelische Gaben. Jeder be schränkte Kopf wird von vornherein ausge schlossen. Auserlesene Klugheit mit geringer Heiligkeit ist mehr, als größere Heiligkeit mit geringer Klugheit. Stets den persönlichen Vor teil wahrzunehmen, ist eine weitere Eigenschast des Jofuiten-Ordens. An der höchsten Spitze steht der Ordens-General, die Intelligenz des ganzen Ordens. Des Ordens Hauptaufgabe ist, unter dem Kriegsbanner des Papstes Kriegsdienste zu tun zur Bekämpfung der Ketzer, wie jene Helden sie im Protestantis mus crbcfcken. In der Zeit der Gegenrefor mation flossen Ströme von Blut. Große Scharen von Protestanten, zumal in Böhmen, wurden vertrieben, und alles das ist dem Jesuiten-Orden in die Schuhe zu tchceben. Das ergreiende Volksdrama „Glaube und Heimat" illustriert dies auss deutlichste. Mit Hilse des Gustav Adolf-Vereins und des Evangelischen Bundes wird noch immer mit Er'olg darauf hingearbeitet, die Schatten, die in der damaligen Zeit dem Protestantismus geschlagen wurden, auszuwetzen. Auch der 30jährige Krieg ist zum großen Ts.it deu Um trieben de: Jesuiten zuzuschrciben. Selbst im Kviege 1870-71 hasten sie ihre Hand im Spiele, wie Bismarck es offen bezeugte: „So lange noch ein Atom des Lebens in uns ist, müssen w.r gegen die Wölfe, die Ketzer, zur Verteidigung des Katholizismus kämpfen", so lautet ihre Parole. Der ewige Haß ist ihnen angeboren und besonders wir Deutsche wer den als die von Gott gehaßten Scheusale von ihnen bezeichnet. Ein treffendes Beispiel ihrer Untaten lassen die Instruktionen für die In- guisitioncn früherer Zeiten erkennen. Darin ward bestimmt: „Die Ehe eines Ketzers wird aufgel oben, die Güter konsisziett" usw. Alles Protestantische zu unterdrücken, ist ihre hei- ligste Pflicht, wie der Jesuitcnpater Schnee mann aussagte. Was vor allem den Jesuiten - Orden in seiner ganzen Verwerflichkeit zeigt und den Schutz des Staates erförderlich macht, ist die von ihm gelehrte Moral des Leichtsinns, der Lüge, des Verbrechens, des Lasters. Das Wort „Jehuik" ist zrmn Schandwort geworden. Der Jesuit tut Werke der Liebe und Barm herzigkeit, nicht um Liebe zu bezeugen, son dern um den Katholizismus zu stäÄen. Was auf dem Gebiete des 6. Gebotes gesündigt wird, übersteigt alle Begriffe. Eine spezielle jesuitische Lehre ist der Probabilismus, d. h. die sittliche Selbstbestimmung nach dem wahr scheinlichen Recht. „Der Zweck heiligt das Mittel" ist bis aufs kleinste echt jesuitisch. Die Begehung einer Sünde ist erlaubt, wenn es geschieht, um eine größere Sünde zu vevhin- dern; ein gutes Merkmal der Jesuitenmoral, wie der Redner ausführte. Der Staat darf und kann keine Gemeinschaft haben, mit Ge- seUchasten, die ihre Mitglieder zu unbeding tem Gehorsam zwingen und einer auswärti gen Macht unterstehen. Der Staat könnte sie dulden, wenn die Gemein'chaft nur auf dem Gebiete des Glmbens bestände. Der Aus spruch eines berühmten Jesuiten - Generals heißt: „Sink, ut sunt, aut non sint!", d. h. Jesuiten sollen sein, wie sie sind oder sie sollen garnichts sein. Die Schüler der Jesuiten-Gymnasien dürfen bei öfentlichen Schaustellungen und bei Hinrichtungen armer Sünder nicht zugegen sein, es sei denn, daß es sich um Ketzer handel. Der Jesuit Borgia erklärte: „Wie Lämmer haben wir uns ein geschlichen, wie Wölfe werden wir uns regen, wie Hunde wird man uns vertreiben und wie Adler werden wir wiederkommen!" Gut ist es, das: unstr Vaterland in den letzten Jahr zehnten vor dieser Landplage bewahrt blieb. Wir können froh sein, daß ein Luther ge kommen ist, der uns von dein Lug und Trug des Katl olizismus freimachte. Meine heutigen Worte möchten in Ihnen, so schloß Redner, den Vorsatz auskommen lassen, im Kampfe gegen die schmutzigen Lehren mit tätig zn sein, dann bin ich reichlich belohnt! Lebhafter Beifall folgte den Ausführun gen des geschätzten Redners und brachte Herr Borste'er Grimm den Dank der Ver sammlung noch besonders zum Ausdruck, in dem er de Anwesenden bat, sich von ihren Plätzen zu erheben, was freudig und einhellig geschah. Gleichzeitig fordern Herr Grimm zum Eintritt in den Evangelischen Bund auf. Im Anschluß an den Vortrag wurde die Beibehaltung derartiger Vorträge in den WirAermonann angeregt und von verschiedenen Seiten als wünschenswert unterstützt. Herr Gutsbesitzer Grimm betonte besonders dengro ßen belehrenden Wert dieser Vorträge und Herr Pfarrer Schmidt wies bei dieser Gelegenheit auf die auch hier bestehende Hausvätervereini gung hin, deren Streben es sei, in örtlichen sowohl als auch in täglichen wirtschaftlichen Vorkommnissen aufklärend zu wirken. Redner forderte zu fleißigem Besuch der Zufammen- künite dieser Vereinigung auf. OerMches und Gächftsches. * — Vaterländische Gedenk tage. Am 12. März 1813 zerstörten die Franzosen die Elbbrücke in Meißen. Hier hü ten sich schon Tage vor er die ersten Kosaken- Patrouillen der Russen gezeigt, die den Fran zosen gefolgt warm. In Meißen lagen die noch mit Napoleon verbündeten Bayern, und deren General Rechbcrg hatte aus Bitten des Meißner Stadtrats die ihm von General Rey- nier übertragene Abbrennung der mit einem großen Hängewerke versehenen Brücke bis zur unmittelbaren Annäherung der Russen ver schoben. Da kam Marschall Davoust mit sei nem Heer, das sich vor den Russen zurückzog. Davoust hörte auf leine Bitte und in der Mstternachtsstunde zum 12. März loderte der kunstvolle Brückenbau aus Holz in bellen Flammen au,. Davoust zog hierauf nach Dres den weiter, wo er 8 Tage später auch einen Pfeiler und zwei Bogen der aßen ehrwürdigen Elbbrücke sprengen ließ. * — Witter ungs auSsicht fr Donnerstag, den 13. März. Wenig Aenderung des gegenwärtig herrschenden Wctters. * — W a ß l s n z u r l a n d w. Berufs genosfenschaf k. Die Wahl der Vertreter der Mitglieder der landw. Berufsgenossen- scha t zur Gmossenschastsversammlung findet Donnerstag, den 27. März d. I., von vor- mittags 10 bis nachmittags 1 Uhr für den Wahlbezirk der Königlichen Amtshauptmann schaft Glauchau einschließlich der Städte Glau chau, Meerme, Hohenstein-Ernstthal, L ichten stein u nd Waldenburg statt D ee Wahl bezirk wird e.ng-eteist in 5 Wahlabteilungen. Wahl abteilung 1 umfaßt die Gemeinden und Guts- bezirle des Amtsgerichtsbezirks Glauchau, Wch - Abteilung 2 diejenigen des Amtsgerichtsbezirks Meerane, Wahl-Abt. 3 diejenigen des Am S- gerichtsbezirls Hohenstein-Ernstthal, Wahl-Abt. 4 diejenigen des Amttsgerichtsbezirks Lichten stein, Wahß-Abk. 5 diejenigen des Amtsgerichts- bezirks Waldenburg. Für den ganzen Wahl bezirk ist nur ein Vertreter und ein Ersatz mann zu wählen. * Hohenstein-Ernstthal, 12. Mürz In der gestrigen Studtverordneten-Sitzung wurde u. a. das Projekt einer Kläranlage ffir die Abwässer der Stadt Hohenstein-Ernstthal, das nahe der Goldbachstraße voraussichtlich aus Oberlungwitzer Gebiet zur Ausführung kom men soll, beraten. Die Kosten für die Aus arbeitung des Bauprojektes ducch die Firma Scheven-Leipzig wurden bewilligt und so der Ausführung des Projektes nähergetreten. Die ganze Anlage dürste etwa 100 000 Mark er fordern. — D.e Wassersteuer für das Bethle hemstift wurde um 5 P'g. pro Kubikmeter er mäßiget und die Schaffung einer werteren Reri stratorstelle ini Rnthause beschlossen. Den Sitzungsbericht finden unsere Leser an anderer Stelle des heutigen Blattes. * — O st e r p r ü f u n g e n. Am morgigen Donnerstag gehen die Osterprüfungen an den hiesigen Schulen zu Ende und sei deshalb nochmals aus den Besuch der Schnlausstellun- gen hingewiescn, die mit diesem Zeitpunkte gleichfalls ihre Pforten schließen. *— Die geplante Aussperrung der Maler ist in unserer Stadt noch nicht völlig zur Ausführung gekommen. In den nächsten Tagen werden die organisierten Gehilfen nochmals zu der Angelegenheit Stellung nehme».
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