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Tageblatt für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Wüstenbrand, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Lugau, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf rc. Der,Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger" erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Haus Mk. 1.50, bei Abholung in den Geschäfts stellen Mk. 1.28, durch die Post bezogen (außer Bestellgeld) Mk. 1.50. Einzelne Nummern 10 Pfg. Bestellungen nehmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiserl. Postanstalten und dir Landbrirfträger entgegen. A» eilage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das „Illustrierte Sonntagsblatt". — Anzeigengeblihr silr die 0 gespaltene Korpuszeile oder deren Raum 12 Pfg., für auswärts 15 Pfg.; im Reklametetl die Zeile 30 Pfg. Dir 2gespaltene Zeile im amtlichen Teil 50 Pfg. 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September 1912 das Linienschiff „Zähm ungen" südwestlich von Helgoland das Tor pedoboot „G 171" gerammt und in zwei Teile zerschnitten hat, ist soeben, wie schon gestern gemeldet, das Schwesterschifs des Un glücksboots, das Torpedoboot „S 178", von dem Panzerkreuzer „ Uork" gerammt und fünf Seemeilen nordöstlich von Helgoland unterge gangen. Während aber bei „G 171" alle Mannschaften bis auf 6 Mann gerettet werden konnten, ist bei „S 178" fast die ganze Mannschaft mit in die Tiefe ge zogen worden. Die Besatzung des 636 Tonnen großen Bootes beträgt 83 Mann. Just wie im September v. I. weilte auch diesmal der Kaiser an der Nordsee, als sich bei der Rückkehr von einer glücklich durchge- fühv.en Nachtübung der folgenschwere Zu- sammenstoß zwischen dem Panzerkreuzer „ Aork" und dem Torpedoboot „S 178" bei starkem Nordweststurm ereignete. An den Uebungen, die schon seit einiger Zeit dauerten, nahmen zunächst nur das Hochsee- und das Auf klärungsgeschwader teil. Die Teilnahme sämt licher Torpedobootflottillen war erst am Diens tag ganz unvermutet befohlen worden. Die plötzliche Order wurde in kürzester Zeit aus geführt, und alles war glücklich abgelaufen, als plötzlich das Aufsteigen zahlreicher Leuchtkugeln sämtlichen Kriegsfchifsen mitteilte, daß ein Unglück geschoben sei. Das Schiff, das den Namen des in diesem Jubiläumsjahr so viel genannten Generals Kork trägt, signalisierte dem Flaggschiff durch Funkspruch, was ge schehen war, und sofort stoppten, soweit es möglich war, sämtliche Kriegsfahrzeuge, und begannen mit Scheinwerfern die Unfallstelle abzufuchen. Es war aber bereits von dem Unglücksboot nichts mehr zu sehen. In sehr kurzer Zeit war das Boot gesunken und über das vielfache Seemannsgrab rollten die mäch tigen Nordseewellen hinweg, als sei nichts ge schehen. Der Sturm aber sang einen trauri- gen Klagegesang. Aus den Kckegsfahrzeugen wurde die Flagge auf Halbmast gesetzt. Die wenigen Geretteten wurden an Bord des Panzerkreuzer „Mork" und eines anderen Tor pedoboots ausgenommen. Ueberall hat die Kunde von der jähen Katastrophe tief erschüttert, bedeutet sie doch durch die große Höhe des Mannschastsverlustes das schwer st c Torpedobootsun glück, das bisher die deutsche Marine heim gesucht hat. Namentlich im Rheinland hat die Hiobspost tiefe Trauer hervorgerufen, denn das gerammte Bockt hatte im letzten Sommer die Rheinfahrl der Torpedobootfloltillc mitge macht. Damals war den „blauen Jungen" überall in den Rheinstädten ein jubelnder Empfang bereitet worden, und die Leute waren von weither gekommen, um die Fahrt der Tor pedoboote auf dem „lieben Vater Rhpin" zu beobachten und zu sehen, welchen Fortschritt die deutsche Marine gemacht hat; denn die Tor pedoboote, die früher den Rhein schon einmal befahren hatten, waren erheblich kleiner. „G 178" ist erst 1910 in Dienst gestellt worden und hat etwa 17.50 000 Mark gekostet. Der Kommandant des „S 178", Kapirän- leunant von Zastrow, befehligte in der Un glücksnacht das Boot nicht und entging da durch dem Tode; Oberleutnant z. S. Pies, der den Befehl übernommen hatte, ist mit untergegangen. Unter den 16 Geretteten be finden sieb der Assistenzarzt Nancke und der Marrneingenieur Kühn sowie drei Obermaschi nistenmaate; demnach wären Freibank Hahrasteia-Eraftthal. Vorzügliches roheS Rindfleisch, Pfund 55 Pfg. 67 Mann ums Leben gekommen. „S 178" war von dnn Panzerkreuzer „ Uorl" hinter dem letzten Schornstein getroffen wor den, das Boot legte sich auf die Backbordseite und sank dann in wenigen Minuten. Währ- rend das Unglück nach amtlichen Meldungen erst nach beendeter Uebung sich ereignet hat, soll es nach Pvivrtmeldungen während eines Durchbruchsmanövers geschehen sein. Sobald der Morgen graute, begannen Taucher die Unfallstelle abzufuchen. In Wilhelmshaven wurde die Katastrophe erst auf Grund von Anfragen aus Berlin be kannt; da genaue Angaben fet-lten, bemächtigte sich der Bevölkerung eine ungeheure Auf regung, zumal man annahm, daß das Un glück einen viel größeren Umfang gehabt habe. Bevor der Kaiser Wilhelmshaven verh etz, wurde ihm vom Admiral Graf Baudissin Bericht über die Katastrophe erstattet. Kaiser Wilhelm hat daraufhin der Station Wilhelmshaven so fort sein inniges Beileid ausgesprochen und angeordnet, daß alle im Halen liegenden Schiffe die Flagge auf Halbmast setzen. In Berlin erschienen die Botschafter und Gesandten der fremden Staaten im Auswär tigen bezw. Reichsmarineamt, um das Beileid ihrer Herrscher und Staaten auszusprechen. Von den Dreibundfürstcn und dem König von England lesen herzliche Beileidstelegramme ein. Falls die Leichen geborgen werden kön nen, soll den Verunglückten ein feierliches Be gräbnis bereiter werden, an dem Prinz Hein rich von Preußen als Vertreter seines kaiser lichen Bruders teilnehmen wird. In der langen Lifte der Torpedobootsun fälle in der deutschen Marine nimmt der Unter gang des „S 178" die erste Stelle ein, denn der größte Menschenverlust, den ein Torpedo boot bisher gefordert hat, waren 33 Mann, die am 17. November 1905 beim Untergang des „S 126", das in der Kieler Bucht von dem kleinen Kreuzer „Undine" gerammt wor den war, den Tod fanden. Das Boot konnte, obwohl es ganz durchgeschnitten worden war, wieder gehoben werden und befindet sich heute noch im Dienst. Auch das Torpedoboot „S 42", das am 24. Juni 1902 vor Kurhaven von einem englischen Dampfer überrannt worden war, konnte wieder gehoben werden. 5 Per sonen hatten ihren Tod bei der Katastrophe gefunden. Die Torpedoboote „S 76", das vor der Kieler Bucht und „T 21", das im Großen Belc sank, konnten ebenfalls wieder aus der Tiefe befreit werden. Auch „S 122", das am 15. April 1910 bei einer Nachtübung vor Saßnitz vom kleinen Kreuzer „München" aus einandergerissen worden ist, wurde wieder ge borgen, ebenso das Torpedoboot „G 110", das bei Kiel von dem Linienschiff „Hessen" ge rammt wurde. Hierbei kamen drei, beim „S 122" zwei Personen ums Leben. Dem stelen sechs gesunkene Torpedoboote gegenüber, die nicht gehoben worden sind. Das am 28. August 1895 in der Jammerbucht bei Skagen mit 13 Mann gesunkene Torpedoboot „S 41" und das im August 1910 vor der Kieler Bucht gesunkene Torpedoboot „S 32" sind nicht gefunden worden. „S 48", das im April 1896 infolge Zusammenstoßes mit „S 46" mit drei Personen sank, war so stark be schädigt worden, das eine Hebung nicht mög lich war Auf der Elbe liegen „S 26", das am 22. September 1897 durch eine achtevliche See kenterte (hierbei fanden Herzog Friedrich Wilhelm von Mecklenburg-Schwerin und sechs Mann den Tod) und „S 12", das im März 1908 von einem Kohlendampfer gerammt wurde. Das im September 1912 bei Helgo land untergegangene Torpedoboot „G 171" ist zwar aufgefunden, aber nicht gehoben worden. Die Chronik der schweren Flottenunsälle der neueren Zeit ist durch den Untergang des deutschen Panzerschiffes „Großer Kurfürst" am 31. Mai 1878 eingeleitet worden. Dabei kamen 275 Personen um; dieses Unglück ist die schwerste Katastrophe, die die deutsche Marine je heim gesucht hat. Am 16. März 1889 strandeten im Hafen von Apia (Südsee) infolge Orkans die Kanonenboote „Eber" und „Adler", wobei 93 Mann den Tod fanden. Bei einer Explo sion auf dem Panzer „Brandenburg" am 16. Februar 1894 kamen 41 Menschen ums Leben. Der Un ergänz des Kanonenboots „Iltis" am 23. Juli 1896 im Taifun an der chinesischen Küste, bei dem 72 Seeleute ibr Leben ver loren, ist im Bild und Lied für alle Zeiten sestgelalten. Die Mannschaft sank mit einem Hoch auf den Kaiser in die Tiefe. Beim Untergang des Schulschiffs „Gneisenau" an der Mole von Malaga hatte die deutsche Marine einen Verlust von 41 Offizieren und Kadetten zu beklagen. Bemerkenswert ist, daß sich alle diese Unfälle außerhalb der heimischen Gewässer ereignet haben. Der Bericht eines Geretteten. Einer der Geretteten erzählte, daß es ihm nn letzten Augenblicke gelungen sei, sich durch einen Sprung ins Wasser vor dem Hinaus gerissenwerden zu bewahren. Das Schiff ist kaum noch zwei Minuten über Wasser goblie- Das verunglückte Torpedoboot „S 178"" (X) und der Panzerkreuzer „York". ben. Das Wasser drang in Strömen ins Innere. Obwohl die Unfallstelle sofort mit Scheinwerfern abgesucht wurde, war von dem Schiffe nichts mehr zu sehen, und nur die mit dem Wasser kämpfenden Leute konnten aufge- fischr werden. Es wird bestimmt versichert, daß sämtliche Schiffe mit abgeblendeten Lich» tern fuhren. Die Zahl der Tote«. Aus Helgoland wird gemeldet: Es ist mög lich, daß das Torpedoboot verstärkte Mann schaft hatte und d e Besatzung dann 93 Mann betrug. In diesem Falle würde sich die Zahl der Opfer um zehn erl>öhen. — Im Reichs marineamt wird auf Anfrage milgeteilt, daß sich über die Zahl der Opfer genaue Angaben zur Stunde noch nicht machen lassen. Es ist also nicht bestimmt, ob mehr als 67 Mann ertrunken sind. Deutscher Reichstag. 126. Sitzung vom 5. März. Vor Eintritt in die Tagesordnung erteilt der Präsident dem Staatssekretär des Reichs- marineamLs das Wort. Staatssekretär v. T i r p i tz: Meine Her ren! Ich h-abe dem Hohen Hruse die traurige Mitteilung zu machen (die Abgeordneten er- heben sich von den Plätzen), daß rmsere Marine in der letzten Nacht, und zwar rmr Mitternacht, von einem schweren Unglücksfall betroffen wurde, welchem eine große Zahl von Menschenleben zum Opfer gefallen sind. Es handelt sich um einen Zusammenstoß zwischen dein Panzerkreuzer „ Kork" und einem Tor pedoboot „S. 178". Genauere Angaben habe ich selbst darüber noch nicht. Ich weiß noch nicht genau, ob das Unglück direkt während des Manövers oder unmittelbar nach deni Manöver stattgefunden hat, nachdem die Lich ter schon gesetzt waren und wo natürlicherweise eine gewisse Reaktion gegenüber der Spannung eintrM. Alles das weiß ich noch nicht. Der Umstand, daß verhältnismäßig wenige gerettet worden sind — nur der Arzt, der Ingenieur und 15 Unteroffiziere und Mannschaften, alle sind tot —, ist wahrscheinlich dem sehr stür mischen dunklen Wetter in der Nordsee zuzu- schreiben. Die Marine betrauert den wackeren Seemannstod so vieler tapferer Kameraden aufs t efste und wird dieselben in hohen Ehren hal ten. Aber der Unalücksfall, meine Herren, hat der Marine ein Ansporn zu sein, den dahin geschiedenen Kameraden in gleicher Pflichter füllung zu folgen und zu dienen für Kaiser und Reich. Präsident K ä m p f: Mit tiefem Schmerz haben wir die Trauerbotschaft vernommen, die der Herr Staatssekretär uns soeben überbracht I at. Der deutsche Reichstag wird mit dem gesam ten deutschen Volk den braven Männern, die bei der treuesten Pflichterfüllung den Tod ge- snnden laben, ein ehrenvolles Andenken be wahren. Sic Habei, sich zum Zeichen dessen von Ihren Sitzen erhoben, was ich hiermit feststclle. Auf der Tagesordnung steht zunächst der konservative Antrag, der den Reichskanzler er sucht, 1. daß mehr kleine Garnisonen goschaf "en »verhen und besonders solche Städte, die früher schon einmal Militär hatten, berückfich- <igt werden, 2. alljährlich den Militärurlaubern einmal freie Eisenbahnfahrt, unter Benutzung von Schnellzügen, zu gewähren; 3. Ernle- urlaub in größerem Umfange, soweit dies mit den dienstlichen Interessen vereinbar ist, zu be willigen; 4. alljährlich nur rnnnü Kontrolle Versammlungen abzuhalten; 5. Ernteschäden und sonstige Schäden, die durch militärische Hebungen verursacht werden, schneller abzu schätzen; 6. eine Erhöhung des Scrvisgeldes für Pferde hevbeizuführen. Mit diesem Antrag wird verbunden ein Antrag Behrens (Wirtsch. Pgg.), der Maßnahmen fordert, die geeignet sind, die Landtvirte und Obstzüchter bei der Feststellung von Flur- und Obftschäden bei Truppenübungen gegen Nachteile besser zu schützen. Abg. v. Flemming (konf.): Unser An-