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WWn-GOWMeiM Tageblatt für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Wüstenbrand, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Grlbach, Lugau, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf rc. Der,Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger" erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mii dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Haus Mk. t.bO, bei Abholung in den Geschäfts stellen Mk. 1.26, durch die Post bezogen (außer Bestellgeld) Mk. 1.60. Einzelne Nummern 10 Pfg. Bestellungen nehmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiserl. Postonstalten und die Landbriefträger entgegen. A> Blage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das „Illustrierte Sonntagsblatt". — Anzeigengebühr für die 6gespaltene Korpuszeile oder deren Raum 12 Pfg., für auswärts 15 Pfg.; im Reklameteil die Zeile 30 Pfg. Die Lgespaltene Zeile im amtlichen Teil 50 Pfg. 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Auf Galli poli ist der bereits tot gesagte Enver Bey Generalstabsches. Die Meldungen, daß bei Schottin am Marmarameer jetzt nach wieder holten vergeblichen Versuchen beträchtliche tür kische Streitkräfte gelandet worden wären, be darf noch der Bestätigung. Auf Adrianopel, in dem alle anwesenden Deutschen nach wie vor wohlauf sind, haben die Bulgaren wieder einige Kanonenschüsse abgefeuert, die kein Er gebnis hatten. Bei Tschataldscha herrscht volle Ruhr. Den Bul garen scheint nicht nur ihre Erschöpfung, sondern auch die Furcht vor Rumänien Zurückhaltung aufzuerlegen. Der bulgarisch-rumänische Entschädigungsstreit soll jetzt seiner friedlichen Erledigung ent gegensetzen, da gleich den Dreibundmächten und England jetzt auch Frankreich und Rußland in Sofia aus die Gewährung der rumänischen Forderungen dringen. Nachdem Bulgarien in die Schleusung der Festungswerke in Silistria gewilligt hatte, war der schwierigste Streit punkt eigentlich aus dem Wege geräumt. Sili stria, eine Stadt von 10 000 Einwohnern, hat ohne die Befestigungswerke keinen besonderen Wert. Der bulgarische Unterhändler Danew wollte zunächst nur eine Grenzlinie gewähren, die 6 Kilometer südlich der gegenwärtigen hegt; Rumänien fordert dagegen das gesamte Gebiet von Tulwekan an dec Donau bis Baltschik am Schwarzen Meer. Den Hafen Mangalia, der darnach mitten in seinem (yebietc läge, konnte Rumänien alsdann zu einem starken Kriegstzafen ausbaucn, was ihm bei der jetzi gen unmittelbaren bulgarischen Grenznachbar schaft unmöglich war. Mangailia ist aber ein von der Natur weit besser ausgcstatteter Hafen als der jetzige rumänische Schwarzemccr Hafen Konstanza. Treffen die vorliegenden Meldun gen zu, so würde Rumänien mit seinen For derungen durchdringen. Die Vertreter der Großmächte erklärten in Bukarest, daß Rumänien in seinem Meinungs streit mit Bulgarien vor Anwendung der äußer sten Mickel die Entscheidung Europas anrufen sollte. Tic Londoner Botschafterkonferenz wird sich am heutigen Donnerstag mit der Frage der albanischen Gccnzfestsetzung beschäftigen, in der Frankreich zwischen Rußland und Oesterreich vermitteln wird. Ferner soll üöer die Beant wortung eines erneuten türkischen Friedens- gesuchcs unter den heute obwaltenden Verhält nissen Beschlich gefaßt werden. Hakki Pascha, ein neuer türkischer Friedens- Vermittler in London. Nachdem auch die jetzigen Machthaber in Konstantinovel zu der Ueberzeugung gekommen sind, daß Vas demoralisierte Türkcnheer kaum noch zu kriegerischen Erfolgen schreiten wird, ist der frühere Großwesir Hakki Pascha nach London gesandt worden, wo er einen neuen türkischen Friedensvorschlag unterbreiten wird, der den Großmächten Gelegenheit zu neuer Intervention bieten soll. Ser Deutsche Haudelstag trat am Mittwoch nach voraus gegangener Be grüßung im Hörsaal des Langenbeckhauses in Berlin unter Beteiligung von Vertretern sämt kicher deutschen Handelskammern und Regie rungen, zahlreicher kaufmännischer Korporatio nen usw. zusammen. Der Präsident, Reichstagsabgeordneter Dr. Kämpf, wies in seinen einleitenden Wor ten auf die immer noch ernste Situation der europäischen Lage hin, gerade deshalb müßte die Anhänglichkeit an Kaiser und Reich beson ders betont werden. Sodann wurde aus An regung des Präsidenten ein HuldigungStelc gramm an den Kaiser anläßlich dessen Regie rungsjubiläums abgesandt. In demselben wird aus die friedliche Ent wickelung Deutschlands in dem letzten Viertel jahrhundert tzingewiesen. In Industrie und Handel habe die stark gewachsene Bevölkerung reiche Beschäftigung und könne einen erheb lichen Teil der Mittel erarbeiten, auf denen die Größe und Macht des Deutschen Reiches beruhe. Was der Kaiser durch Erhaltung des Friedens und durch besondere Förderung dem Handel und Industrie zugunsten der dem Handelstag anverlrauten Interessen rastlos ge tan hat, dafür werde ilm Dank gezollt. Indu strie und Handel würden cs als ihre Pflicht verachten, neben den übrigen Berufsständen zum Wohle der Gesamtheit zu wirken und bei zu tragen. Namens des Reichskanzlers und der prcußi scheu Staatsregicrung begrüßte alsdann Han delsministcr Dr. Sydow die Vollversamm lung und sülrte u. a. aus: Mit stolzer Br friedigung können wir cs aussprechcn, daß Handel und Industrie eine große Entwickelung genommen haben. Es ist insbesondere in den letzten Jahren eine aussteigende Konjunktur ein getreten. Dar Wohlstand in Deutschland hat sich ganz wesentlich gehoben. Deutschland ist in wirtschaftlicher und polnischer Beziehung selbst ständig geworden. Das ist angesichts der schweren Rüstung, die Deutschland infolge sei uer geographischen Lage ausrecht zu erhalten hat, um so wichtiger. Dadurch »st Deutschland in der Lage, nicht nur wirt'chaftliche, sondern auch etwaige politische Krisen erfolgreich zu überwinden und feine Selbständigkeit zu wah ren und zu festigen. Dazu hat in der Haup.- sache die rastlchc Tätigkeit des deutschen Han dels und der deutschen Industrie beigetragen. Ich wünsche deshalb den Arbeiten des Han delstages bestes Gedeihen zum Wohle des dcut scheu Volkes und des deutschen Vaterlandes. (Lebhafter Beifall.) Staatssekretär Delbrü ck, der infolge einer Urlaubsreife am Erscheinen verhindert war, wünschte dem Handelstage in einem Be grüßungstclcgramm erfolgreiche Arbeit. Die sodann folgende Beratung über das Petroleum-Monopol hatte sine län gere Aussprache im Gefolge. Zunächst begrün dete Dr. Huma u u - Darmstadt eine Reso lution des Ausschusses, worin der Haudslstag erklärt, daß er grundsätzlich der Schaffung von E-taatsmonopolen, sofern nicht zwingende Gründe im öffentlichen Interesse dafür vorlie gen, abgeneigt sei. Er erblickt indessen in der Entwicklung, die der Leuchtölvertrieb unter der Herrschaft der Standard Oil Company genom men hat, eine Gefahr, der das Reich cntgegen- trsten sollte. Der vom Bundesrat beschlossene und dem Reichstag vorgelegtc Entwurf eines Gesetzes über den Verkehr mit Leuchtöl könne nur dann als Grundlage dafür dienen, wenn für die Pertriebsgesellschaft die Beschaffung einer ausreichenden Menge von Leuchtöl zu mäßigen Preisen gewährleistet sei. Außerdem sei für eine angemessene Entschädigung des Zwischenhandels und der Angestellten, für eine hinrchchende Berücksichtigung des Kleinhandels und dafür zu sorgen, daß das Bestreben der chemischen Industrie nach Entwicklung eines einheimischen Raffinationsgewerbes gefördert werde. Als Korreferent trat Eschenburg- Lübeck der Monopolfreundlichkeit der nur mit geringer Majorität im Ausschuß angenomme nen Resolution entgegen. Reg.-Rat K e r st e n vom Rcichsschatzamt sprach sich für das Mono pol aus, zumal die Regierung die Interessen des Kleinhandels, der Angestellten usw. 'ge nügend wahrnehmen werde. Die Vertreter der Handelskammern vom Rheinland, Westfalen und Hamburg sprachen sich gegen das Petro leum-Monopol aus, das den Anfang der Monopolisierung aller anderen Industrien be deute. Schließlich gelangte die Resolution des Ausschusses mit 320 gegen 79 Stimmen zur Annahme. In der Nachmittagsfitzung beschäftigte sich die Vollversammlung mit der Konku r- renzklauscl im H a n d c l s g e- werbe. Der Handclskammervorsitzendc Bohlen Hamburg begründe.e eine Resolu tion des Ausschusses, in der es heißt, daß die gegenwärtigen gesetzlichen Bestimmungen nicht nur ausreichen, sondern auch den gegenwärti gen Verhältnissen am bestens Rechnung tragen. Es fei zu schwicvig, besondere Normen aufzu stellen, die die berechtigten Interessen der Ar beitgeber walren. Im übrigen sollten Fälle, die das Fortkommen von Handlungsgehilfen erschweren, dein richterlichen Urteile überlassen werden. Gegen diese Resolution wandten sich d.c Mitglieder der Berliner Handelskammer, die für die Konkurrenzklausel einen größeren gesetzlichen Spielraum wünschten. Im techni schen Betriebe gäbe es zwar manches, was ge- heun gehalten werden müsse, während das im Handolsgewcrbc nicht der Fall sei. Hand lungsreisende müßten Kunden, die sie selbst ge Wonnen hätten, später, wenn sic sich etabliert haben, sich zu Nutzen machen dürfen. Eine diesbezügliche Resolution wurde jedoch abgc- lehnt und die des Ausschusses mit großer Mehr be t angenommen. Zum Schluß beschäftigte sich der Handels tag mit den Verordnungen über den Ver kehr mit Na h r u n g s- und Ge n u ß- mitteln. In der Besprechung führte der Präsident des Reichsgesundhcitsamts, B u m m, aus, daß dieses Vorschläge von sachverständi gcr Seite berücksichtigen werde. Schließlich er klärte der Handelstag eine gesetzliche Regelung der genannten Verordnungen für notwendig, doch müßten zuvor die Sachverständigenkreise in Industrie und Handel gehört und die Ent würfe dem Handelstag vorgelegt werden. Bei sahvlässigen Ueberschreitungen sollte seitens der Polizei die Strafe auf eine Verwarnung be- ühränkt werden. An dem Festessen, das abends im Zoolo gischen Garten stattfand, nahmen der Reichs kanzler v. Bethmann Hoilweg, die Staats sekretäre Lisco, Solf und v. Jagow, der Han dclsminister Sydow usw. teil. In seinem Danktelegramm an den Deut schen Handelstag sagte der Kaiser diesem für das Versprechen unentwegter Treue und Er gebenheit seinen herzlichsten Dank und sprach die Hoffnung aus, daß Industrie und Han del mit der Landwirtschaft und den anderen Berufsständen die Bekundung opferwilliger Treue gegen Kaiser und Reich stets zeigen würden, damit der nationalen Arbeit auch in Zukunft der erforderliche Schutz gewährt wer den könne. LageSgeschichte. Sachsen und die Misstonsspende zum Kaiser- Jubiläum. Wie „Wolffs Sachs. Landesdienst" mitteilt, haben sich auf Anregung des Staatsministcrs Grafen Vitzthum von Eckstädt, der dem Zentral ausschuß für die Nationalspende ^zum Geburts tag des Kaisers für die christlichen Missionen in den deutschen Kolonien und Schutzgebieten zu j dem Reichstage mit Der Antrag erhielt nachdem der StaatS- daß Tafelgelder an an Bord eines Schiß schriften sind alljährlich dem Etat vorzulcgen. diese müdere Fassung, sekretär erklärt hatte, Offiziere, die sich nicht Berlin angehört, die Präsidenten der beiden säch sischen Ständekammern bereit erklärt, die Betei ligung Sachsens an dem nationalen Werke in die Wege zu leiten. Es wird sich ein Landrs- ausschuß für das Königreich Sachsen bilden, der einen Aufruf erlassen wird, und dessen Mitglie dern es obliegt, in allen Teilen des Landes zu wirken. Anfangs nächster Woche wird im Mini sterium des Innern zu Dresden eine vorberei tende Sitzung in dieser Angelegenheit stattfinden. Der Kaiser fährt nicht nach Gmunden. Zu den Meldungen über eine Reise des Kaiserpaares mit der Prinzessin Viktoria Luise nach Gmunden sagt ein Berliner Telegramm der „Kölnischen Ztg.": Nach unseren Erkun digungen dürfte der Kaiser nicht fahren. Da gegen scheint es sich zu bestätigen, daß die Kaiserin mit dem Braust,aar in nicht zu fer ner Zeit einen Besuch in Gmunden abstatten wird. Der Friede zwischen dem Zentrum und dem Staatssekretär von Tirpitz wurde am Dienstag in der Budgettommistion des Reichstags besiegelt. Der Zentrumsred ner zog den Antrag seiner Partei zurück, wo nach Messegelder nur auf hoher See gewährt werden sollten. Angenommen wurde ein Zentrumsan.rag, nur Offizieren, Fähnrichen, Scekadetten, Deckoffizieren und Beamten, die an Bord Dienst tun, Verpflegungszulagen zu zahlen; die Zahlung der sogen, blinden Ta° selgelder aber einzustellen. Die für die Zu ständigkeit der Verpflegungsgelder gültigen Dor jes befänden, nicht gezahlt würden, und daß die Verwaltung etwaigen Mißbräuchen scharf entgegcntreten würde. Noch ein ungültiges Reichstassmandat. Die Wahlprüsungskommission des Reichs tags hat einstimmig beschlossen, die Wahl des Abg. v. Oertzen Meichsp.) für ungültig zu erklären, v. Oertzen vertritt den Wahlkreis Jüterbog-Luckenwalde. Der Wahlkreis ist seit einem Jahrzehnt im Besitz der Rechten. Trotz dem wurde Herr v. Oertzen bei der letzten Wall erst im zweiten Wahlgange, und zwar nur mit einer Mehrheit von 300 Stimmen, gegen einen Sozialdemokraten gewählt. Er erhielt in der Hauptwahl 11044 Stimmen, »nährend 13 367 Stimmen auf den sozialdemo- lratischen, 9226 auf den freisinnigen, und 56 aus einen Zcntrumskandidaten sielen. In der Stichwahl siegte v. Oertzen mit 16 942 über 16 652 sozialdemokratischen Stimmen. Eine Anfrage an den Reichskanzler. Der sozialdemokratische Abgeordnete Wen del hat im Reichstag folgende Aw'rag« «in- gebracht: „Ist der Herr Reichskanzler bereit, Auskunft darüber zu geben, ob Verhandlun gen schweben oder Vorkehrungen getroffen sind, daß di? deutschen Raichsangehörigen in Adria nopcl wie die französischen, russischen, eng lischen und österreichischen Staatsangehörigen die belagerte Stadt verlassen können?" Der Abgeordnete will sich mit einer schri'tlichen Antwort begnügen. Erste Lau-frauenversammlung. Als eine neue eigenartige Erscheinung in der diesmaligen großen Landwirtschastswoche fand im Sitzungssaal des preußischen Her renhauses die erste große Land'rapnryersamm lung statt, die aus allen Teilen des Reiches sehr stark besucht war. Die Einladung ging aus von der Vorsitzenden der Kominijnon zur Pflege der weiblichen Landjugend Gräfin v. Schwerin-Löwitz und dem Verbano der evan gelischen Jungfrauenvereine Deutschlands. Den Perlairdlungen wohnten bei Vertreter des Kul tusministeriums und des Evangelischen Ober kirchenrats. Die Einberuferin Gräfin Schwerin- Löwitz, die Gattin des Landtagspräsidenten und Präsidenten des Deutschen Landwirt-