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für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Wüstenbrand, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Lugau, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf rc. Der »Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger" erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Haus Mk. 1.50, bei Abholung in den Geschäfts stellen Mk. 1.25, durch die Post bezogen sauster Bestellgeld) Mk. 1.50. Einzelne Nummern 10Pfg. Bestellungen nehmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstalten und die Landbriefträger entgegen. A: e'.lage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das „Illustrierte Sonntagsblatt". — Anzeigengebühr für die Vgespaltene Korpuszeile oder deren Raum 12 Pfg., für auswärts 15 Pfg.; im Reklameteil die Zeile 30 Pfg. Die 2 gespaltene Zeile im amtlichen Teil 50 Pfg. 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Ser PrWeatschastsMchsel in Nordamerika vollzog sich am Dienstag auf dein Kapitol in Washington in einfacher Weise, nachdem schon vorher die Fahrt Wilsons von New-Jersey, wo er bisher den Gouverneurposten und das Rektorat der dortigen Universität innehatte, nach der Bundeshauptstadt einem kleinen Triumphzug geglichen hatte. Vom „Weißen Hause" fuhr Wilson mit Tast, den zurück tretenden Präsidenten, in einer Staatskutsche zum Kapitol, wo sich bereits die Mitglieder des Kongresses, die Richter des Bnndesoberge- richts, die Vertreter des diplomatischen Korps usw. eingefunden hatten. Auch Frau Wilson mit ihren Töchtern war erschienen; lebhafte Huldigungen wurden ihnen zuteil. In al-t- überkommener Weise leistete Doktor Wilson den Amtseid und trat in demselben Augenblicke seine Präsidentschaft an, die er mit einer kur zen Ansprache einleitete. Nach der Rückfahrt zum „Weißen Hause" räumte der alte Präsi dent Taft endgültig Wilson die Amtswohnung ein. Inzwischen setzte sich bereits der große Festzug in Bewegung, dessen Vorbeimarsch sich Wilson von einer eigens dazu errichteten, mit den amerikanischen Farben ausgeschlagenen Tribüne ansah. Abends ließ das Abbrennen zahlreicher Feuerwerlskörper nochmals die Freude der Amerikaner über den neuen Präsi^- denten aufleuchten, der seine Freunde und Par- teianhänger zu einein großen Bankett vereinigt hatte. Wie am Nationalfeiertage kamen in dem Gedränge und beim Abbrennen des Feuer werks eine Reihe Unfälle vor. Auf den Stra ßen herrschte bisweilen ein Treiben und Leben, als wenn, man mitten im Karneval wäre; denn wie bei jeder Präsidentenwahl waren auch bei der Wilsons viele verrückte Wetten abge schlossen worden, die diesmal um so zahl reicher waren, als mit Wilson wieder ein Demokrat der höchste Beamte der Vereinigten Staaten geworden ist. Gerade diesmal trieb der Aankee-Spleen ganz sonderbare Blüten. Die Botschaft, mit welcher der neue Prä sident nach seinem Einzuge in das Weiße Haus die Regierung übernahm, war im wesent lichen eine Umschreibung des demokratischen Programms, das Wilson gemäß seinem Aus spruch: „Die Präsidentschaft ist, was der je weilige Präsident aus ihr macht", allen Wider- ständen zum Trotz durchzuführen entschlossen ist Mit dem Auslande will der Präsident freundschaftliche Beziehungen aufrechlerhalten, nnd hofft das um so eher zu ermöglichen, als er den republikanischen Grundsatz des „größe ren Amerika" durchaus aufgibt. Amerika ist an Territorialbesitz gesättigt und bedarf keiner wei teren Ausdehnung. In der Panamakanalfrage will der Präsident den Wünschen Englands entgegenkommen. Von besonderen Zollerleich terungen durch eine Tarifreform, die von der Handelswvlt des Auslandes vielfach erwartet worden war, schweigt die Botschaft. Rußland gegenüber wird der neue Präsident in der Handelsvertragsfrage Nachgiebigkeit beweisen müssen. Den Kampf gegen die Auswüchse des Trustwefens hat der neue Präsident vorläufig aus seine Fahne geschrieben. Wie weit er da mit kommen wird, muß die Zukunft lehren. Der Bilkm «nd Kei« Sade. Die Wiener Vorbörse war auf friedliche Auffassung befestigt, doch konnten nur Muni tionswerte lebhafter umgesetzt werden. Das paßt in den Balkan-Wirrwarr prächtig hinein. Alle Teile wünschen den Frieden, HMen aber noch immer an den Waffen fest. Die Türkei bittet um die Vermittelung der Mächte, ohne deren Kollektivnote angenommen zu haben. Die Mächte wollen sich gleichwohl bei den Balkanbundstaaten nach deren Bedingungen er kundigen. Bisher beharrte Bulgarien auf der Forderung einer Kriegsentschädigung, von der die Großmächte meinen, daß die Türkei sie nicht zahlen könnte. Es besteht auch weiter auf einer Grenzlinie Midia-Nodosto, während die Großmächte es verhindert zu sehen wün schen, daß sich Bulgarien an einem weiten Teil der Küste des Marmarameeres festsetzt. Die Dardanellen würden ihm kein Hindernis mehr sein, wenn es am Marmarameer festen Fuß fassen könnte. Die Unbilden des Webers verhindern jede kriegerische Aktion am Balkan; wie auf den übrigen Teilen des Kriegsschau Platzes ist daher auch die Lage bei Adrian-opel rind Skutari unverändert. Der jüngsten Verschwörung legt man in Konstantinopel keine Bedeutung bei, da keine einflußreiche Persönl ichkeit in sie verwickelt ist. Ueber ihre Entmobilisierung sind Rußland und Oesterreich einig, man konnte die gemein same Kundgebung über die beschlossene Ent lassung der Reserve nur deshalb noch nicht veröffentlichen, weil einige Formsragen noch nicht gelöst sind. Die Londoner Botschafterreunion beschäftigte sich nicht niit dem eigentlichen Friedens problem, da ihr die Bedingungen der Balkan staaten nicht bekannt sind, sondern mit dem bulgarisch-rumänischen Problem und hofft, daß, wenn ihr dessen Lösung nicht möglich sein sollte, diese in Petersburg gelingen werde. In der bulgarischen Sobranje wurden die rumänischen Forderungen als ungerechtfertigt bezeichnet. Die Großmächte werden gemeinsam eine Entschädigungsforderung an Bulgarien rich ten, dessen Truppen von den Höhen von Scharköi am Mannarameer aus deutsche, eng lische, französische, italienische und holländische Harrdelsdampser, die sie für türkische Trans portschiffe hielten, beschossen und ihnen einigen Schaden zufügten. Die Türkei bestellt Flugzeuge in Leipzig. Wie aus Leipzig gemeldet wird, be stellte die Türkei bei Leipziger deutschen Flug zeugwerken dringend 12 Marsdoppeldccker, mög lichst sofort lieferbar, nnd weitere 18 zur bal digen Ablieferung. Drei wurden bereits ab- transportiert. Tagesgeschichte. König Friedrich August und die Abgabe vom Vermögen. Wie verlautet, hat sich König Friedrich August über den Plan, die einmaligen Kosten der Heeresvorlage durch eine einmalige Abgabe vom Vermögen zu decken und dabei auch die Vermögen der Fürsten heranzuziehen, sehr sym- pathisch geäußert und sich dahin ausgesprochen, er halte die Idee für vollkommen berechtigt und würde mit Freuden bereit sein, um des großen Zieles willen das Seintgc dazu beizu > tragen. Der Kaiser in Wilhelmshaven. Der Kaiser, der vorher die Befestigungen auf Helgoland besichtigt hatte, inspizierte am Dienstag im Wilhelmshavener Kriegshafen mehrere neue Schiffe unserer Hochseeflotte. Während der Monarch an Bord des Linien schiffes „Kaiser" weilte, unternahmen die bei den Marineflugzeuge der Flugstation Wilhelms haven Aufstiege, die der Kaiser vom Schiffe aus beobachtete. Ani heutigen Mittwoch fährt der Kaiser von Wilhelmshaven nach Bremen, wo ihm zu Ehren im Ratskeller ein Frühstück gegeben wird. Abends trifft der Monarch »nie der in Berlin ein. Die Abfahrt der Kaiserin von Gmunden erfolgte nach mehr als dreitägigem Besuch beim cumberländischen Hevzogspaar am Dienstag gegen Mitternacht. Die Prinzessin Viktoria Lube war von dem Aufenthalt in dem schönen Wesenschloß und der romantischen Umgegend io entzückt, daß sie erklärte, sie möchte am liebsten in Gmunden bleiben. Nicht nur das Herzogspaar, das ihr einen kostbaren Juwelen schmuck schenkte, sondern auch die Bevölkerung hat die Kaisertochter rasch liebgewonnen, und auf den Ausflügen in der Umgegend war sie Gegenstand herzlicher Huldigungen. Die Kai serin ließ an sämtlichen Sarkophagen der Wel- fengruft kostbare Kränze niederlegen. — Wie der hannoverfche Provinziallandtag bereits eine Summe von 30 000 Mark zur Beschaffung eines Hochzeitsgeschenkes für das Brautpaar bewilligt hat, stiftete soeben der braun schweigische Lawotag 50 000 Mark für denselben Zweck. Die Ankunft der Kaiserin und der Prinzessin Viktoria Luise in Berlin erfolgt am Nachmittag des heutigen Mittwoch. Für den Empfang des Prinzregenten Ludwig von Bayern in Berlin am morgigen Donnerstag sind bereits alle Vorbereitungen getroffen. Die Stadt hat für die Ausschmückung der Einzugsstraße Unter den Linden 6000 Mark bewilligt. Besonders festlich soll der Prinzregent am Freitag im Berliner Rathaui'e empfangen werden. Die Kosten hierfür sind auf 18 000 Mark veran schlagt worden. Der erste offizielle Empfang auf preußischem Bosen erfolgt in Halle (Saale) durch den Ehrendienst. Eine sächsische offiziöse Stimme zur eiumaltgen Vermögensabgabe. Die offiziöse „Leipz. Ztg." veröffentlicht folgende Auslassung: „Der von der „Nordd. Allg. Ztg." mitgeteilte Vorschlag der Reichsleitung über die Deckung der einmaligen Kosten der kommenden Heeresvorlage knüpft an große vaterländische Erinnerungen an. Es sollen die bedeutenden einmaligen Ausgaben der Heeres- verstävkung durch eine einmalige Abgabe vom Vermögen der Besitzenden gedeckt werden. Der Besitz die Gesamtheit der Begüterten, soll ein gewaltiges Opfer bringen zum Wohle des gan zen deutschen Vaterlandes. Es ist nichts All tägliches, wozu die Gesamtheit der Besitzenden aufgefordert wird. Nur dem kleinsten Teile der von der Besteuerung Erfaßten wird es möglich sein, d e Steuer aus ihrem laufenden Einkomn'.en zu bezahlen. Demgegenüber und angesichts der sonstigen Bedenken gegen die Abgabe kann es keinem Zweifel unterliegen, daß dieser Vorgang nur ein einmaliger, ganz ausnahmsweise durch die außerordentlichen Umstände bedingter sein kann, und daß gegen jede Wiederholung volle Gewähr geschaffen werden mutz. Ueber die Einzelheiten des Vor schlags der Reichsleitung, sowie über die mit ihm in engster Verbindung stehenden weiteren Vorschläge zur Deckung der laufenden Aus gaben der Heeresverstärkung muß eine Ver ständigung noch gefunden werden. Der Stand-' punkt der sächsischen Regierung in der Frage der Deckung der lausenden Ausgaben ist un verändert. Es muß gehofft werden, daß an der Hand des Vorschlags der Reichsleitung über die Aufbringung der einmaligen Kosten und mit ihr zusammen leichter gemeinsame Wege zur Beschaffung des laufenden Bedarfs gefunden werden." Die Gcschäftsdispositionen des Reichstages. Der Reichstag will am Sonnabend die Osterpause eintreten lassen und nach dem Feste seine Arbeiten am 2. April wieder aufnehmen. Der Kolonialetat und das Etatsnotgesetz sol len noch vor den Ferien, nötigenfalls unter Zuhilfenahme von Abendsitzungen, erledigt wer den. Der Reichskanzler hofft nach einer Mit teilung des Präsidenten Kämpf, daß die Mili tärvorlage dem Reichstage am 28. März zu gehen und am 7. April werde beraten werden können. Man nimmt an, daß dem Hanse gleichzeitig auch die Deckungsvorlagen zugehen werden. Jur Streitfrage in Ungar«. Der Belagerungszustand in Budapest hat es mit sich gebracht, daß säst alle Plätze und Straßenkreuzungen militärisch besetzt sind. In folge der energischen militärischen Maßnahmen hatte sich die Proklamierung des Generalstreiks seitens der Sozialdemokratie verzögert. Dagegen gab im Abgeordnetenhause Abg. Graf Avvonyi namens der Opposition eine Erklärung ab, worin gegen die Wahlrechtsvorlage protestiert wird. Da die Vorlage nicht von der Tages ordnung abgesetzt wurde, verließen sämtliche Mitglieder der Oppositionspartei das Haus und vereinigten sich zu einem opulenten Mittags schmaus. — Wie weiter aus Budapest gemel det wird, hat die sozialdemokratische Partei- leitung beschlossen, jetzt keinen Massenstreik zu proklamieren. Sie wird ein Manilest erlassen, in welchem dieser Entschluß begründet wird. Die sozialdemokratische Parteileitung behält sich vor, den Generalstreik zu einem Zeitpunkt zu proklamieren, der ihr genehm ist. Frankreich. Die Wiedereinführung der dreijährigen Dienstzeit in Frankreich, die nach den Absich ten des Kriegsministers restlos durchqeführt werden soll, wird nicht den einzigen Inhalt der neuen Heeresvorlage bilden; man will mit ihr auch die Verlegung fast aller jetzt in den Hafenstädten liegenden Landtruppen nach den Garnisonen des Ostens und Nordens verbin den. Der Mannschaftsmangel ist jenseits der Vogesen bereits so stark geworden, daß die notwendig gewordene Einstellung von 1500 Marineinanuschaften kaum durchgeführt werden kann. Die Toulouer Begegnung des ersten Serlords der britischen Admiralität, Winston Churchill, mit dem französischen Marineminister Baudin, gelegentlich deren der Lord den Schiffsübungen des französischen „Hussard" beiwohnte, wonach bei einem Fest mahl sehr herzliche Trinksprüche ausgetauscht wurden, war natürlich kein Werk des Zufalls, wie von amtlicher Seite angegeben wurde, son dern ein wohl vorbereiteter Akt. England wollte das herzliche Einvernehmen mit Frank reich durch einen besonderen Freundschafts beweis bekunden. Die Franzosen sind glück lich; die Engländer aber werden sich um Frank reichs willen in keinen Krieg verwickeln lassen. Deutscher Reichstag. 126. Sitzung vom 4. März. Aris dec Tagesordnung stehen zunächst kurze Anfragen. Die Abgg. Gröber und Erzberger (Ztr.) weisen in einer Anfrage daraus hin, daß der königliche katholische Kirchenrat in Stuttgart über Borträge zweier Jesuitenpatres Erhebungen veranlaßt hat. Wie vereinbart sich das, so fragen die Fragesteller, niit der Erklärung des Reichskanzlers, daß bei der Handhabung des Jesuitengesetzes keine Nach- fchnüf elci und Schikane stattfinden soll? Ministeriellsirektor Caspar erwidert: Der katholische Kirchenrat untersteht dem württem- bergifchcn Ministerium des Kirchen- und Schul wesens. Da nich. dargetan ist, ob der Jn- stanzenzng in Württemberg erschöpft ist, liegt für den Reichskanzler kein Anlaß vor, bei der württembergifchen Regierung Vorstellungen zu erheben. Ohne tatsächliche Ermittelungen, die der württembergifchen Regierung zu überlassen wären, kann auch nicht festgestellt werden, ob der Erlaß des Kirchenrates mir der Erklärung des Reichskanzlers im Einklang steht oder nicht. In einer weiteren Anfrage weisen die Abgg. Paasche und Frhr. v. Richthofen (nlll.) aus die Versuche der englischen Firma Lever Bros hin, die sich bemühen, eine Aus beutungskonzeffion über ca. 12 000 englische Ouadratmeilen des wertvollsten Landes der Republik Liberia zu erhalten. Geheimrat Lehman n stellt fest: Die Firma bemüht sich tatsächlich um eine solche Konzession, die aber durch den Ausschluß jeglicher wirtschaftlicher Betätigung seitens Ein-