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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 27.02.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-02-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191302271
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19130227
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19130227
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-02
- Tag 1913-02-27
-
Monat
1913-02
-
Jahr
1913
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 27.02.1913
- Autor
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oben hin entwickeln soll, so mutz der in den Lüften thronende Hut sich zu den überengen Aermeln so seltsam ausnehmen, daß diese ungraziöse Leistung wohl bald ihr letztes Stündlein schlagen hören wird. Humpelrock und Hosenkleider konnten sich diesseits des Rheins nicht halten, die Krinoline konnte nicht wieder kommen, warum sollen wir also vor den Schlauchärmeln zittern? Dah wieder mehr Farbe in die weibliche Gewandung Hinein kommen soll, kann man sich schon gefallen lassen. Als Allerneuestes ward vorigen Monat ein Knopfmechanismus für Damenblusen an gekündigt, der alle Knöpfe mit einem Zuge öffnet. Manches Ehemanns Auge, der trotz aller Zärtlichkeit im Taillen-Knöpfen ein Haar gefunden hat, wird dabei aufgeleuchtet haben. Aber nur nicht zu üppig mit der Hoffnung! Eine solche Erfindung bestand vor längerer Zeit schon sür Herrenwesten, aber sie ritz bald die Knöpfe so sicher ab, datz die Frauen wegen des ewigen Annähens lamentierten. Und da stellte man statt des Mechanismus wieder die Finger in den Dienst ein. Viel anders wirds wohl auch jetzt nicht werden. * — Witterungsaussicht für Donnerstag, den 27. Februar: Wenig Aenderung des gegenwärtig herrschenden Wetters. * — Die Osterferien beginnen dies mal bereits am 15. März, Sonnabend vor Palmarum, und enden am 30. März. Am 31. März beginnt das neue Schuljabr. * — Geschlossene Zeiten. Auf Grund der ministeriellen Verordnung vom 14. Februar 1911 über die Beobachtung der ge schlossenen Zeiten dürfen Tanzveranstaltungen an öffentlichen Orten, in Privathäusern oder in den Räumen geschlossener Gesellschaften in der Zeit von Donnerstag nach dem Sonntag Judica bis zu und mit dem 1. Oster- ssiertage, also dieses Jahr vom 13. bis mit dem 23. März, keinesfalls statt finden, Ausnahmen werden nicht ge stattet. Konzertmusiken und andere, nament lich mit Musikbegleitung verbundene geräusch volle Vergnügungen an öffentlichen Orten dür fen an den letzten drei Tagen der Karwoche, diesmal demnach am 20., L1. und 22. März, nicht abgehalten werden. Die Ausführung geist licher Musiken und Oratorien kann dagegen auch an diesen drei Tagen gestattet werden, wenn sonst bei dieser Gelegenheit jede weitere Festlichkeit ausgeschlossen bleibt. Theatralische Vorstellungen dürfen in der Zeit vom Grün donnerstag an bis mit dem Sonnabend vor dem ersten Osterfeiertage ebenfalls nicht statt finden, auch wird vorausgesetzt, datz diejenigen theatralischen Vorstellungen und Veranstaltun gen, welche in der Zeit vom Palmsonntag bis zum Mittwoch in der Karwoche aufgesührt wer den, angemessene ernste Stücke sind. Die Auf führung von Possen und ungeeigneten Lust spielen ist an diesen Tagen nicht gestattet. — Bekanntlich setzten die früheren Bestimmungen über geschlossene Zeiten für öffentliche Tanz vergnügen und Privatbälle schon vom Sonn tag Lätare ein, also bereits drei Wochen vor Ostern. * — Haftung für Garderobo. Ist ein Wirt bei Einrichtung einer Garderobe für verloren gegangene Sachen haftbar? Das Reichsgericht hat laut „Hotel-Revue" diese Frage bejaht und ausdrücklich erklärt, datz der Gast berechtigt ist, sich an den Wirt und nicht an die von diesem verpflichtete Garderobesrau zu halten. Befreit ist der Wirt nur, wenn er einen sichtbaren Anschlag in der Garderobe macht, datz der Garderobeichetrieb nicht von ihm selbst, sondern von der Garderobenfrau für ihre eigene Rechnung unterhalten werde. Gleichgültig ist dabei, ob die Aufbewahrung gegen Entgelt oder unentgeltlich erfolgt. An dererseits soll man besonders in Theater-, Konzert- und ähnlichen Etablissements nicht völlig sorglos sein und selbst aufpassen. Das beweist der Ausgang eines anderen Prozesses. Der Kläger hatte Ueberzieher und Hut in der Garderobe eines Theaters abgegeben und de übliche Marke erhalten. Nach Schluß der Vor stellung gab er diest Marke an eine Frau in der Garderobe ab, plauderte mit Bekannten und achtete nicht aus die Ausgabe. Schließ lich verlangte er seinen Ueberzieher und Hut, sie waren aber verschwunden. Die Garderobe frau ha.te nämlich die Nummer ausgerufen, ein Herr hatte die Sachen an sich genommen und sich entfernt. Seine Klage wurde abge wiesen; er hätte auf das Ausrufen achten sollen, weil er das nicht tat, trug er selbst die Schuld an dem Verlust. Wichtig für Fortbil dung s s ch ü l e r. Vor dem Jugendgericht in Plauen stand dieser Tage eine Verhand lung an, deren Ausgang für Fortbildungs schüler außerordentlich beachtenswert ist. Ein 15 Jahre alter Fädler schwänzte zwei Monate hindurch die Fortbildungsschule und schrieb während dieser Zeit ver Entschuldigungen auf Postkarten, die er unberechtigter Weise mit dem Namen seiner Mutter unterzeichnete, an seine Lehrer. Dadurch machte er sich der Ur kundenfälschung schuldig und wurde deswegen zu einer Woche Gefängnis verurteilt. Die Schulversäumnisse ahndete das Jugendgericht unter Rücksichtnahme auf die gezeigte Hark- näckigkcit mit 12 Mark Geldstrafe. Festgestellt wurde, datz den Fortbildungsschülern bei ih rem Eintritt in die Schule mitgeteilt worden ist, dah der bestraft wird, wer falsche Ent schuldigungen an die Lehrer richte. * Hohenstein-Ernstthal, 26. Febr. Die Aufnahmen ini Bethlehcmstift im Hütten- grund erfolgen am 25. März, 30. April, 7. Juni, 16. Juli, 18. August und 25. Septem ber d. I. auf je 5 Wochen, mit Ausnahme des 16. Juli, der nur einen vierwöchigen Aufenthalt vorsieht. Das Pflegegeld beträgt für alle Abteilungen 40 Mark. Das Frauen- genesungsleim wird erst am 1. April seine Pforten öffnen; hier beträgt der Pflegsatz 2 Mark täglich. *— Die Alte Geidelsche Kapelle, eine der bestrenommiertesten der ganzen Gegend, veranstaltet am kommenden Montag um Altstädter Schützenhaus ein Kon zert, wozu eine ausgewählte Musikfolge geboten wird. Das Programm enthält u. a. ein Violinsolo des Herrn Kapellmeisters Haberkorn „Der Kanarienvogel" von W. Poliakin und ein Flötensolo des Herrn Lichtenberg von Brio cialdi. Namen wie Thomas, der mit seiner Mignon - Ouvertüre, Moszkowski mit zwei Stücken aus der Suite „Aus aller Herren Län der", Offenbach mit seiner Ouvertüre zur Ope rette „Orpheus in der Unterwelt", Himmler mit seiner „Kinderwachtpargde", Ortega, Ruhm stein, Lumbye u. a. sind vertreten und ver spricht der Abend, dem ein Ball folgst, Musik freunden einige außerordentlich genußreiche Stunden. Ein Besuch kann deshalb nur bestens empfohlen werden. * Oberlungwitz, 26. Febr Der Gemeinde amtsregistrator Herr Paul Gustav Donath ist als zweiter stellvertretender Standesbeamter für den Standesamtsbezirk Oberlungwitz bestellt und verpflichtet worden. b. Oberlungwitz, 26. Febr. Das 25jäh- rige Bestehen des Naturheilvercins, das, wie schon kurz berichtet, am 9. März festlich be gangen werden soll, wird eine ganze Anzahl Brudcrvereine in unserm Orte vereinen. Das Fest, das im Saale des Postrestaurants abge halten wird, besteht in der Hauptsache aus einem Kommers, zu dem auch die Ortsvereine eingeladen worden sind. Nach einer Be grüßungsansprache des Vorstehers, Herrn Gärt nereibesitzers Hermann Hertel, ist eine Ehrung der noch lebenden Vereinsgründer vorgesehen, worauf voraussichtlich ein Mitglied des Bundesvorstandes die Festrede halten wird. Ein Festspiel „Die Naturheilmethode" wird schätzenswerte Winke auf diesem Gebiete zeigen, während Mitglieder des Turnvereins heilgym nastische Hebungen darbieten werden. Ferner hat der hiesige Männergesangverein seine Mit wirkung zugesagt und wird das Fest in einem Ball enden h. Oberlungwitz, 26. Febr. Vor einem dreisten Schwindler sei hiermit gewarnt, der gestern im benachbarten Ursprung ausgetreten ist. Der Unbekannte sucht Personen auf, die schon längere Zeit leidend sind und verordnet ihnen verschiedene Kuren, die sie von ihrer .Krankheit heilen sollen. Doch die Hauptsache kommt noch. Jede dieser Kuren kostet die be scheidene Summe von 35 Mark, welche der Kürze halber sofort an den „Wunderdoktor" zu entrichten sind. Ein biederes Bäuerlein, vom Zipperlein arg geplagt, war auf den Leim gegangen und hatte auch, nachdem ihm die verschiedenen Verhaltungsmaßregeln mitgeteilt worden waren, die Kosten von 35 Mark er stattet, worauf sich der Gauner unter den besten Wünschen zur baldigen Genesung höflichst emp fohlen hatte. Die Kur schien auch wirklich schon Wunder zu bewirken, denn bei unserm Bäuerlein dämmerte es plötzlich, indem ihm Ser Gedanke gekommen war, vielleicht gar einem Schwindler in die Hände gefallen zu sein. Kurz entschlossen beauftragte er einen Rad fahrer, dem Gauner, der den Weg nach Ober lungwitz zu genommen hatte, nachzufahren und ihm das Geld wieder abzunehmen. Dor Bote hatte auch Glück. Im oberen Orte erwischte er den „Wunderdoktor", der, als er sich verfolgt sah, in ein Haus flüchtete, dort aber festge halten wurde und sich schließlich zur Heraus gabe des gezahlten Geldes bequemen mußte. Leider ist es unterlassen worden, diesen Patron der Polizei zu übergeben, so daß anzunehmen ist, datz er den plumpen Schwindel auch andcrwärlts versuchen wird. h. Gersdorf, 26. Febr. Die Lage im Steinkohlenbergbau hat sich merklich gebessert, was in den Jahresberichten der einzelnen Werke mehr oder weniger zum Ausdruck kommt. So schreibt u. a. der Gersdorwr Steinkohlenbau-Vcrcin: „Das Jahr !912 hat mit dem Aufschwung auf den meisten übrigen Industriegebieten endlich auch dem Stein kohlenbergbau die feit langem ersehnte Besse- rung gebracht; die Nachfrage nach Kohlen war im Laufe des ganzen Jahres lebhaft, beson ders -im März und April 1912, wo selbst das umfangreiche Lager von 13 500 Tonnen voll ständig geräumt werden konnte. Trotz des Förderausfalles während des Ausstandes, an dem sich die reich iche Hälfte der Grubenbeleg schaft beteiligte, und trotz des ArbeUerverlustes konnte infolge besserer Arbeitsleistung die För derung erhöht werden, so daß die Produktions kosten wesentlich zurückgingen. Die Löhne er reichten im Jahre 1912 die größte je erlangke Höbe, während die im Berichtsjahre vorgenom menen Preiserhöhungen infolge der meist ab 1. April auf ein Jahr getätigten Abschlüsse uns nur wenig zugute kamen. Während der Herbstmonate hatten wir ebenso wie die ande ren Werke mehr denn je zuvor unter empfind lichem Wagenmangcl zu leiden." s. Gersdorf, 26. Febr. Der Gersdorfer Steinkohlenbauverein beschäftigte im Jahre 1912 664 Arbeiter gegenüber 726 im Jahre zuvor. Trotzdem konnte die Arbeitsleistung noch be deutend erhöht werden. lH Gersdorf, 26. Febr. Ini Gasthaus zum Ratskeller hier findet am Freitag, den 28. Febr., abends 8 Uhr, die diesjährige ordentliche Gene ralversammlung der Gesellschaft für Omnibus- oerkehr Gersdorf—Hohenstein-Ernstthal statt, worauf die Herren Anteilscheininhaber auch an dieser Stelle aufmerksam gemacht werden. X Langeubers-K-tt««, 26. Febr. Die Kaiser!. Postverwaltung hat eine zweite Tclephonleitung für die Orte der hiesigen Gegend mit Verbindung nach Hohenstein-Ernstthal und Waldenburg legen lassen, sodaß die Verständigung nunmehr eine bedeutend bessere ist. o. Kirchberg, 26. Febr. Am 23. d. M. hielt im Schützenhaus Neukirchberg der Sparverein seinen diesjährigen Ball ab. Die wohlgelungene Veranstaltung hatte sich sehr reger Beteiligung vom Ort und von auswärts zu erfreuen und nahm einen harmonischen Verlauf. s. Kirchberg, 26. Febr. Die Schützengesellschast Neukirchberg hielt gestern im Schützenhaus ihren diesjährigen Königsball mit Tafel ab, der einen schönen Verlauf nahm. Verschiedene auswärtige Brudergesellschaften nahmen an der Feier teil. x . Mittelbach, 26. Febr. Der Haushaltplon für die Gemeinde fordert u. a. für die Gemcinde- kasse einen Betrag von ca. 37 000 Mk., dem eine Einnahme von annähernd 10000 Mk. gegen übersteht. Es bleibt mithin ein Fehlbetrag von reichlich 27 000 Mk. zu decken. Der Bedarf der Gemeindekasse ist infolge Auflösung der Armen kasse, die nach den alten Bestimmungen geson dert geführt werden mußte, ein größerer gewor den. Die Schulkasse balanziert mit 15 140 Mk. und erfordert einen Zuschuß von 7460 Mk.; der Zuschuß, der an die Kirchgemeinde zu leisten ist, beträgt 4720 Mk. Der Volksbadfonds, von dessen Gründung wir im Vorjahre schon berich teten, hat eine Höhe von über 600 Mk. erreicht. Die Einnahmen aus der Reichswertzuwachssteuer sollen diesem Fonds, der die Errichtung eines Volksbades bezweckt, zugeführt werden; hoffent lich zeitigen die nächsten Jahre größere Ver käufe rc. Die Feuerlöschkasse balanziert mit 500 Mk. und erfordert einen Zuschuß von 230 Mk. Das Gesamtvermögen der Gemeinde beträgt 89 016,89 Mk., die Gesamtschulden 51 780,55 Mk., sodaß ein Reinvermögen von 37 236,34 Mk. vorhanden ist. Der Fehlbetrag in der Gemeinde- kaffe wird durch die üblichen Anlagen aufgebracht. — In der letzten Gemeinderatssitzung wurde beschlossen, die Anlage zu 90 Prozent des ein fachen Steuersatzes zu erheben, wobei die Grundsteuereinheit mit je 11 Pfg. belastet wird. Die Einziehung des Kirchsteiges (nach Grüna) soll auf dem Wege gütlicher Ueberein- kunft versucht werden. * Grüna, 25. Febr. Die hiesige Freiwillige Feuerwehr feierte am Sonntag und Montag ihr goldenes Jubiläum mit einem Festkommers. Dabei wurde den Wehrleuten Franke, Türk und Friedrich für mehr als 25 jährige Zugehörigkeit zur Wehr das Feuerwehr-Ehrenzeichen verliehen, der Wehrmann Richtsteiger erhielt für mehr als 30 jährige Zugehörigkeit ein Ehrengeschenk. Die Gemeinde stiftete der Wehr 1000 Mark. * Rüsdorf, 25. Febr. Als Schutzmann für unseren Ort wurde an Stelle des pensionierten Herrn Prager Herr Rudolf Mehlhorn ans Calln- berg gewählt, der am 1. März sein Amt antritt. * OelSnitz i. E., 26. Febr. Heute früh ging auf einem hiesigen Steinkohlcnwerk das Fahrge stell durch. Zum Glück konnte es unterwegs noch zum Stehen gebracht werden, sodaß die auf dem Gestell befindlichen 12 Personen ohne Schaden daoontamen. * OrtmannSdorf, 25. Febr. Schwer ge troffen wurde die Familie des Gustav Fichtner hier. Frau Fichtner erlitt Schlaganfall. Ihr Bewußtsein kehrte wieder, aber am neunten Tage machte sie ihrem Leben, wahrscheinlich bei ge trübtem Bewußtsein, ein Ende. Zwei verheiratete Kinder betrauern ihre 63 Jahre alte Mutter. * Limbach, 26. Febr. Als gestern mittag der etwa 12 Jahre alte Sohn des in der West- straßc wohnenden Fabrikanten Ernst Schüßler die Schule verlassen hatte und über die Jäger straße wollte, wurde er von einem Chemnitzer Automobil überfahren. Er trug schwere Ver letzungen davon, die jedoch nicht lebensgefährlich sein sollen. * Lunzenau, 25. Febr. Am Montag abend fand ein erst nachmittags hier angckommener, in den 50er Jahren stehender Ofensetzer einen plötzlichen Tod. Als derselbe abends in der 9. Stunde seine Wohnung aufsuchcn wollte, stürzte er die Treppe herab und erlitt einen Schädel bruch, an dessen Folgen er alsbald starb. * Mittweida, 25. Febr. Ein Unfall ereignete sich gestern in einem hiesigen Fabrikbctriebe. Ein 25 Jahre alter, verheirateter Arbeiter war zwischen eine in Bewegung befindliche Hobelma schine und das Mauerwerk geraten. Der Be dauernswerte erlitt eine schwere Oberschenkel- verlctzung. * Hainichen, 25. Febr. Das Opfer eines Raubanfalles wurde der Käsereibesitzer Wackwitz aus Greifendorf. Als er sich am Freitag abend auf dem Wege von Döbeln nach Greifendorf befand, wurde er in der Nähe des „Grünen Hauses" von einem Unbekannten angefallen und seines Geldes, gegen 50 Mark, beraubt. Der Täter konnte bisher noch nicht ermittelt werden. * Döbeln, 25. Febr. Eine militärische Tauffestiichkeit fand gestern nachmittag in der hiesigen Haulptkirche statt. Taufzeuge war die ganze 5. Kompagnie des 11. Infanterie-Regi ments, Täufling war ein religionslos erzoge ner Soldat aus der Zwickauer Gegend. Als Taufpaten standen der Regimentskommandeur und der Ches der 5. Kompagnie am Tauf stein. Nachdem der Soldat durch den Geist- Uchen getauft worden war, legte er das Glau bensbekenntnis ab und wurde konfirmiert. — Die Maul- und Klauenseuche war am 22. Februar auf dem Güterbahnhofe in Döbeln an einem Transport von 25 Handelsochsen, die aus Halle a. S. zugefiihrt worden waren, durch den Bezirkstierarzt festgestellt worden. Zur Verhütung einer Weiterverbreitung der so überaus leicht verschleppbaren Seuche wurden die Ochsen sofort mit der Eisenbahn nach dem I Schlachthofe in Leipzig geschafft und dort noch im Laufe desselben Tages abgeschlachtet. Hier mit und durch die behördlich angeordnete sorg fältige Desinfektion der durch den AnsteckungS- stoff der Seuche verunreinigten Eisenbahnwa gen, Rampen, Geräte, Personen usw. dürfte die Gefahr einer Neuverseuchung sächsischer Viehbestände diesmal glücklich abgewendet worden sein. * Freiberg, 25. Febr Auf einem dem Rittergute Tuttendorf gehörenden großen Ge treidefelde wurde in der vergangenen Woche und auch gestern emsig Hafer gebunden und einge fahren, welcher bereits ein halbes Jahr auf dem Felde liegt. Hoffentlich werden die Erntearbeitcn noch in dieser Woche beendet, damit nächsten Sonntag das Erntefest gefeiert werden kann. * Berthelsdorf bei Freiberg, 25. Febr. Der 9 Jahre alte Sohn des Fabrikarbeiters Bellmann hier ist auf der schwachen Eisdecke des hiesigen Erbgerichtsteiches eingebrochen und ertrunken. * Dresden, 25. Febr. Am Freitag wurde der siebente Knabe des Fabrikarbeiters I. im nahen Cunnersdorf getauft. Der König hatte die ihm angebotene Patenstelle übernommen und ein Sparkassenbuch mit 50 Mk. Einlage als Patengeschenk übersandt. * Leipzig, 25. Febr. Am Montag abend ff,9 Uhr ist auf der freien Strecke zwischen Zweinaundorf und Holzhausen-Zuckelhausen die achtzehnjährige ledige Geißler, die Tochter des Schulhausmannes aus Holzhausen, zwischen den Gleisen tot aufgefnnden worden. Ob Unfall oder Selbstmord vorliegt, konnte nicht festgeftellt werden. — Das Luftschiff „Hansa" erschien um 4 Uhr nachmittags, von Potsdam kommend, über der Stadt. Es flog in geringer Höhe und schlug die Richtung nach Bitterfeld ein. — In der Nähe des Sägewerkes der Fa. Blüttner in Leutzsch bei Leipzig ließ sich ein 16 Jahre alter Arbeitsbursche vom Zuge überfahren, weil seine Eltern ihm Vorwürfe wegen seines Liebesverhältnisses ge macht hatten. * Leipzig, 25. Febr. Es ist eine Be wegung im Gange, durch die die Leipziger Messe in ihren Jahrhunderte alten, verbrieften Einrichtungen reorganisiert werden soll. Es wird sich während der bevorstehenden Früh jahrsmesse ein „Leipziger Meßaussteller-Ver band" konstituieren, um die mit der Zeit oin- getretenen „Auswüchse" zu bekämpfen. Es soll der übertriebenen Konkurrenz, die einen Verdienst beinahe unmöglich mache, Einhalt getan und gegen die teilweise selir hohen Platzmieten in den Leipziger Ausstellungslo- kalitäten aufgetreten werden. Soweit der an- gestrebte Verband nur eine derartige Wah rung berechtigter Interessen, in denen sich die Besucher vielleicht bedroht fühlen mögen, im Auge hat, würde Woll im Grundsätze nichts gegen seine Gründung einzuwenden sein. Aber die „Nürnberger Zeitung" berichtet, der Ver band beabsichtige, die Abschaffung der Leip ziger Michaelismesse herbeizusühren. Diese Notiz begegnet jedoch starkem Zweifel. * Geithain, 25. Febr. Gestern mittag geriet auf dem hiesigen Bahnhofe beim Rangieren von Güterwagen der Wagcnrücker Nitzsche zwischen die Puffer zweier Wagen, wodurch ihm der Brustkasten eingedrückt wurde. Der Tod des Mannes trat sofort ein. Der Verunglückte hinter läßt eine Witwe lind mehrere unerzogene Kinder. * Oschatz, 25. Febr. Montag vormittag wurde am Rande eines Gehölzes vor Calbitz der Gastwirt Hänsel aus Oschatz erhängt aufgc- funden. Der Tote wurde in einer Drahlschlinge, bloß mit Ueberzieher und Unterhose bedeckt, hängend aufgefunden. Der Kopf wies eine Blutspur auf, auch lagen vor dem Toten ein paar blutige Lappen. Beinkleider und Jackett wurden abseits gefunden. Die Stiefel waren noch nicht auffindbar. Auf einem Pappkarton standen, mit Bleistift geschrieben, die Worte: „Ain Sonnabend nachmittag 3 Uhr von zwei Böhmen mit Rucksack erschlagen. Der Tote kommt nach Meißen." Es hat den Anschein, daß diese Angaben dazu dienen sollten, einen Mord vvrzutäuschcn. Der Tote sollte sich am Sonnabend auf dem hiesigen Amtsgericht wegen eines von ihm ver übten Kohlendiebstahls vernehmen lassen, ist aber rächt erschienen. Danach könnte man eher auf Selbstmord schließen. Gestern nachmittag begab sich die Gerichtskommission an den Tatort. * Radeberg, 25. Febr. Auf Loppcrsdorfer Flur am Wege nach Wachau wurde der Leich nam eines alten Mannes aufgefunden, der als Handwerksbursche die Gegend durchstreift hatte und erfroren sein dürfte. Papiere wurden b> l ihm nicht vorgefunden. * Waldkirchen, 25. Febr. In der Nacht vom Montag zum Dienstag brannte das vorher dem früheren Direktor der Chemnitzer Düngerabfuhi - gesellschaft, Herrn Blumschein, jetzt zum Kühnschen Konkurs gehörige, leerstehende Gul — die Vor räte waren am Montag versteigert worden — nieder. Durch Flugfeuer wurde auch die gegen überliegende, dem Landwirtschaftlichen Verein gehörende Strohfeime cingcäschert. Es wird Brandstiftung vermutet. * Zwickau, 25. Febr. Am Montagabend suchte der 28 Jahre alte Musiker Neundorf, der seit längerer Zeit von seiner Frau getrennt lebt, diese in Abwesenheit der Schwiegereltern daheim auf, um vor seiner beabsichtigten Ab reise von hier sein Kind noch einmal zu sehen. Nachdem Um diese Bitte und der Wunsch um eine Aussprache abgelehnt worden waren, feuerte er plötzlich beim Fortgehen vom Haus flur aus durch ein Fenster der anstoßenden Küche zwei Revoiverschüsse auf seine dort be findliche Frau ab, die jedoch feb/gingen. Dann erschoß er sich selbst. Neundorf hatte seine Frau in letzter Zeit ständig verfolgt und war auch wegen Bedrohung derselben vvm Gericht bestraft worden. — Nachdem die preußische Regierung die Einsuhr von wöchentlich bis zu 100 Zentnern frischen Schweinefleisches aus
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