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kand«s, Herr Bürgermeister Dr. Pah, wobei er u. a. folgende« ausführt»: Mein« hochgeehrten Herren! Die Gemeinden de« Bahnverbandes und die sächsische Ueberlandbahngesellschaft haben eS sich nicht versagen wollen und können, den heutigen denkwürdigen Tag festlich zu begehen, mit dem ein von vielen Tausenden schon seit langen Jahren gehegter Wunsch endlich in Erfüllung gegangen und die erste sächsisch« elektrisch« Uebevlandbahn ihrer Bestimmung libergeben worden ist. Empfangen Sie alle, die Sie unserer Einladung in liebenswürdi ger Weise gefolgt sind und uns dadurch die bcutigen Festlichkeiten ermöglicht haben, un seren wärmsten und verbindlichsten Dank! Sie l-aben zum Teile selbst eine weite Eisenbahn« sahrt nicht gescheut, um mit uns die Festes freude teilen zu können, und wenn auch da durch der Wart der modernen Verkehrsmittel gegenüber der guten alten, aber an Verkehrs mitteln armen Zeit immer wieder in das rechte Licht gerückt wird, so sind diese Fahrten doch auch mit Mühen und Anstrengungen ver bunden gewesen, für deren Uebernahme wir gleichfalls herzlich danken müssen. Das Unter nehmen, dessen Vollendung wir heut« in Augenschein nehmen und auch ausproben durs ten, ist nicht nur einem beschränkten lokalen Interesse entsprungen. Es ist auch nicht als die abgeschlossene Angelegenheit einer Stadt- oder einer Landgemeinde anzusehen, sondern als die gemeinsame Angelegenheit zwei« be deutender amtshauptmannschaftlichen Bezirke und bildet hoffentlich den Anfangs- und Aus gangspunkt für weitere segenverbreitend« Ver bindungen mit noch vielen Orten unseres ge samten Chemnitzer Kreises. Einmütig haben die beteiligten Kreise an dem gemeinsamen Unternehmen gearbeitet; der Wunsch, etwas Gemeinsames zu Stande zu bringen, spannte den Mut und die Kraft und es zeigte sich das erfreulich« Bild, daß man sich des Zu sammenhangs mit dem Ganzen bewußt war. Die« drängt uns auch in dieser Stunde die ersten Gedanken hinauszurichten über diesen festlichen Kreis, hinaus auf unser engeres Vaterland und den erhabenen Fürsten an seiner Spitze. Sachsens König ist in der kurzen Zeit seiner Regierung, seinem Lande und seinem Volle ein Fürst geworden, dem als Menschen und Vater seiner Kinder auch der antimonarchisch Gesinnt« di« Achtung und Anerkennung nicht versagen kann. Wir ab«r, die wir uns als treue Monarchisten bekennen und fühlen, verehren in ihm außerdem den treuen Bundesgenossen im Deutschen Reiche und den gerechten und gütigen Herrscher sei nes Landes. Und gleich wie das heute ge- iveihte Unternehmen vom ersten Anbeginn an die aufgeklärte, Wohlwollens« und tatkräftig« Unterstützung seitens sämtlicher Regierungs stellen erfahren Hot, so hat auch unser erha bener König, seitdem er den Thron seiner Väter bestiegen, der Entwicklung de« Ver kehrswesens stets die umsichtigste und för- dcrnste Teilnahme gewidmet. Ihm, wie den ausgezeichneten Männern an der Spitze unseres Bahnwesens danken wir es, daß Sachsen, welches die erste größere Bahn in Deutschland gehabt, auch; in der Entwicklung seines Bahn- systomS sowohl des staatlichen, wie des pri vaten, immer mit in erster Linie geblieben ist. Darum sei cs uns Herzensbedürfnis, nament lich in diesen Tagen, da uns der heiß« Atem der Weltgeschichte umweht, der Festesfreud« und Festesstimmung Ausdruck zu geben, indem «vir des angestammten Landes Herrn gedenken. Wir wissen heute nicht, was das Morgen bringt, aber eines wissen wir Sachsen, daß wir treu zu unserem König stehen werden in guten und auch in bösen Tagen. Ihm sei unser erster Festgruß dargebracht. Jubelnd wol len wir auSrusen: Hoch und lange lebe unser allergnädigster König, Friedrich August! Herr Direktor Neufeld von der Geselle schäft für Bahn-Bau und -Betrieb in Frank furt a. M. dankte sodann im Namen seiner Gesellschaft und der Sächsischen Ueberlandbahn- Gesellschaft m b. H. für die wvitausschauendc Mitarbeit d«r am Bahnprojekt Hohenstein-Ernst- thal-Gersdorf-Lugau-OeiSnitz interessierten Ge nreinden. Redner dankte den hohen Staats ministerien für die Konzessionierung der Bahn, den Herren Kreishauptmann Lossow, Amts- Hauptleuten von Koppensels und Dr. Fritzsch«, Oberbaurat Valeck, Baurat Köppke, Bauamt. mann Dr. Ploß, ferner den Herren von d«r Generaldirektion der Kgl. Sächs. Staatseisen bahn, der Betriebsdirektion Chemnitz, dem Eisenbahnbauamt Glauchau, der Straßenbau- direktion Dresden, den Straßenbauinspektionen Chemnitz und Zwickau, der Kaiser!. Reichspost usw. für das Entgegenkommen in der schnel len Erledigung des Projektes, für die Ab tretung von Areal auf dem Gütcrbahnhos; die richtige Erkenntnis von dem großen volks wirtschaftlichen Wert der Bahn habe bei allen beteiligten Behörden sich in dem großen Wohl wollen gezeigt, daß die Stellen bei der Be arbeitung des Projektes bewiesen. Redner gab der Hoffnung Ausdruck, daß die Regierung und die sämtlichen in Frage kommenden Be hörden auch in Zukunft Hand in Hand mit der Gesellschaft arbeiten möchten. Schließlich dankte er noch den Gemeindebehörden in Hohen- stein-Ernstthal—Gersdorf— Lugau—Oelsnitz für die rege Betätigung; der Bahnverband sei die Triebfeder für energische Mitarbeit gewesen, er sei gebildet, um die berechtigten Interessen der Gemeinden zu wahren, Hindernisse aus dem Wege zu räumen, und verdiene die rege Mit arbeit der Oberhäupter der in Frage kommen den Gemeinden besonders hervorgehoben zu werden. Allen voran habe Herr Bürgermeister Dr. Patz, den das Vertrauen seiner Kollegen zum VoHitzendeu des Bahn Verbandes berufen hab«, außerordentlich viel für das Projekt ge leistet; ihm gebühr« deshalb aufrichtiger Dank, den er auch bei dieser Gelegen! eit zum Aus druck bringen wolle. Redner schloß: Wir hof fen, daß die Erwartungen, die die Gemeinden in die Bahn setzen, wohl mit Bestimmtheit in Erfüllung geben. Daß die im Bahnverband geeinten Gemeinden einer blühenden und gro ßen Zukunft entgegengehen möchten, darauf er hebe ich mein Glas: Hohenstein« Ernstthal, Gersdorf, Lugau und Oelsnitz, sie mögen wachsen, blühen und gedeihen! Herr Kreishauptmann Lossow führte etwa folgendes aus: Ich darf wohl im Namen und im Auftrag« der übrigen Herren Mitgäste und Vertreter der Behörden den herzlichsten Dank aussprechen für die freundlichen Worte der Begrüßung, die uns Herr Bürgermeister Dr. Patz gewidmet hat. Aber ich will nicht nur für die Worte twnken, sondern auch da für, daß er uns durch die Einladung Gelegen heit gegeben hat, an Ihrer Feier teilzunehmen Durch die Errichtung der Ueberlandbahn geht ein langgehegter Wunsch der Gemeinden in Er füllung und wir haben all« ein volles Recht, uns darüber zu freuen. Di« Bahn entspricht einem tiefgefühlten Bedürfnis, sie wird großen Nutzen für die beteiligten Gemeinden haben und sich früher oder später sicherlich gut reu- tieren; darüber sind sich wohl alle Kreise einig. Der Dank für die Förderung, die der Bahn durch die Behörden zuteil geworden ist. hat uns warm berührt, wenngleich wir auch im amtlichen Verkehr durch derlei Gefühle nicht verwöhnt worden sind. Der Rücksicht auf das allgemeine Bedürfnis der Bahn waren es die Behörden schuldig, dem Projekte förderlich zu sein, cs war nichts als ihre verdammte Pflicht und Schuldigkeit. Ich selbst habe weniger, mein Vorgänger in der Hauptsache mit dem Bahnprojekt zn tun gehabt; als ich kam, war di« Arrgelegenheit der Ueberlandbahn, wie ich aus den Akten ersehen habe, schon im aLlev- schönsten Flusse. Es muß aber konstatiert wer den, daß die Kreishauptmannschast den: Unker nehmen mit Lust und Ueberzeugung förderlich gewesen ist. Aus den Akten rc. hatte ich aber auch den Eindruck gewonnen, daß den red lichsten Dank verdient haben die Vertreter der beteiligten Gemeinden. Wohl neidlos dürfen »vir anerkennen, daß wir ohne Herrn Bürger meister Dr. Pah jedenfalls noch nicht h»er ver sammelt wären. Seiner Arbeitsfreudigkeit, sei ner unermüdlichen Energie und Zähigkeit haben wir die Bahn in der Hauptsache zu verdanken. Die besondere Anerkennung ihm hierfür auszu- fprechen, ist mir heute ein ganz besonderes Be dürfnis. Mögen die Hoffnungen und Erwar tungen, die an di« Eröffnung der Bahn ge- lnüpft werden, sich irr reichem Matze erfüllen, zum Heile der durch den eisernen Schienen strang verbundenen Gemeinden. Der Bahn verband und die Uebeclandbahn-Gesellschaft sie leben hoch, hoch, hoch! An den König wurde sodann folgendes Hul digungstelegramm abgesandt: Se. Majestät König von Sachsen Dresden. Eure Majestät bitten die aus Anlatz der Eröffnung der elektrischen Ueberlandbahn Hohenstein-Ernstthal—Gersdors—OÄSnitz ver- sammelten Festteilnehmer, ehrerbietigste Grüße entgegennehmen zu wollen mit der Versiche rung unwandelbarer Treue. Im Auftrage Bürgermeister Dr. Patz. Auf das Telegramm ging folgende Antwort ein: Seine Majestät der König dankt für übersandtes Telegramm und wünscht der Ueberlandbahn eine gute Zukunft. von Schweinitz, Hauptmann kommandiert als Flügeladjutant. Hierauf hielt Herr Bürgermeister Dr. Patz etwa folgende Ansprache, z. T. humoristischer Art: An den sächsischen Mittelschulen ist cs üblich, den abgehenden Primanern und Abi turienten ein Geleitwort mit ins Leben zu geben. Lassen Sie mich heute die Bahn äls solch einen Abiturienten betrachten, die ja auch ins Leben hineintritt, und da möchte ich ihr denn zurufen: An Zeit Haft du genug gekostet Nun schaff', daß Frankfurts Gold nicht rostet! Es hat sehr lange gedauert, bis unser lie ber Abiturient sein Abiturium gemacht hat; ein reifliches Studium gehörte dazu: 2184 Seiten füllen allein seine schriftlichen Arbeiten beim Stadtrat zu Hohenstein-Ernstthal und noch so manches Aktenstück bei den Gemeindeverwaltun gen zu Gersdorf, Lugau und Oelsnitz, beim Stratzenbauamt, den Amtshauptmannschaften, der Eisenbahn-Betriebsdirektion der Kretshaupt- mannschaft, dem Kgl. Kommissar für elektrische Bahne,:, dem Kgl. Ministerium des Innen: und endlich auch bei der Gemeindeverwaltung in Oberlungwitz weist auf ein eingehendes Studium hin. Hinsichtlich des Aktenreichtums kann er es getrost mit dem ältesten, gewieg testen und bestraftesten Verbrecher aufnchimen. Die erste Lehrmeisterin unseres Abiturienten war die Firma Kummer L Cie., die zuerst ein Straßenbahnprojekt über Reichenbrand, Grüna nach Oberlungwitz ausarbeitete, wäh rend Hohenstein-Ernstthal mehr für das jetzige Projekt eintrat und damit mehr die Erschlie- ßmrg der Gegend, in der man die „schwarzen Diamanten" sördert, herbeiführen wollte. D«r Streit der Meinungen darüber, welchem Pro jekt man den Vorzug geben sollte, ging lange hin und h«r. Nach 7 Jahren wurden die Verhandlungen mit Kummer wieder ausgenom men; da das Projekt den oberen Teil Lugaus incht berührte und auch Oberlungwitz nicht, so schloss«: diese sich aus und- Übergaben di« Ver folgung des alten Projekts dem Eisenlxchn- direktor Ballhorn-Leipzig. Anfang 1908 wurde das von Herrn Ballhorn eingeretchte Projekt verworfen, nachdem es 4 Jahr« nutzlos ver folgt worden war. Hermsdorf und Oberlung witz lehnten das Projekt durch Gersdorf ab und auch d«r Gedanke, eine Aktiengesellschaft unter den interessierten Gemeinden zur Aus bringung der nötigen Mittel zu gründen, scheiterte. Da traten gleich dem Mädchen aus der Fremde die Siemens-Schuckert-Werke aus den Plan; ihnen folgten die A.-G für Bahn- Bau und -Betrieb und die Deutsche Eisen bahn-Gesellschaft in Frankfurt a. M. Es wurde der Gemeindeverband gegründet. Die B.-B.-B. unter Mithilfe d«r D. E. G. gründete im Januar 1911 die Sächsische Ueberlandbahn- Gesellschaft, die das Projekt dann eingehend bearbeitete und' weiter verfolgte zu Nutz und Frommen der beteiligten Gemeinden. Die Lungwitztalbahn wurd« endgültig abgetan, als ein Schüler, dessen Ausbildung sehr viel Geid gekostet haben würde; sie fand bei den im Bahnverband zusammengeschlossenen Gemctw den sehr wenig Liebe. Ohne die Frankfurter Gesellschaften wäre das Werk Wohl noch lange nicht zustande gekommen und als Dank für die bereitwillige Finanzierring versprechen die Verbandsgemcinden, jederzeit getreulich zur Ge sellschaft halten zu wolle::. Unnötige Nörgelei soll nicht unsere Art sein, wir wollen den Satz, den der Volksmund geprägt: Wer da baut an der Straßen, Muß die Leute reden lassen! Und wer da Bahnen zieht ins Feld, Aus den schimpft die ganze Welt! richtig aussassen. Nicht Eigeninteressen der ein- ze nen Stadt- oder Landgemeinde wollen wir verfolgen, nicht im Eigennutz haben wir die Balu verlangt, sie soll den wirtschaftlichen und Verlehrsinteressen der Allgemeinheit dienen und in diesen: Sinne fordere ich Sie auf: Die D. E. G., die B. B. B. und die S. U. G., sic leben hoch, hoch, hoch! Herr Bergdirektor Hurtz : g - Gersdorf gedachte sodann der Beamten der verschiedenen an der Ausführung des Bahnbaues beteilig ten Firmen. Es sei das Menscherrmögkichste getan worden, um die Bohn selbst unter den ungünstigsten Witterungsvcrhältnissen des Dov jahres sertigzuftellcn; das verdiene besonders anerkannt zu werden. Daneben mußte Rück sicht aus den Omnibusverkehr genommen wer den, der auch während des Bahnbaues nicht eingestellt werden durfte. Welche Arbeitslei stung erfolgt sei, könne nur der ermassen, der die vorhanden gewesenen Schwierigkeiten ge kannt babc und da gebühre denn besonderer Dank in erster Linie Herrn Reqierungsbau- meister Meißner; dankend und rühmend sei seine Arbeitsleistung zu erwähnen, «r hat die Oberleitung des Baues gehabt und selbst ge sagt, er sei stolz daraus gewesen, die Bahn durch Gersdorf bauen zu können. Er hat so gar die i> m besonders lieben und trauten Win kel Gersdorfs photographiert. Ihm zur Seite stand, gleichfalls unermüdlich, Herr Jr^enieur Birnbacher, Eder alle Unebenheiten zu glatten und aus dem Weg zu räumen wußte. Ferner wären noch zu nennen die Siemens-Schuckert- Werke und die Firma Otto Conrad - Berlin, die gleichfalls in hohem Maße an der glatten Erledigung beteiligt waren. Redner schloß mit einen: dreifachen Hoch auf die ausführendcn Firmen und die Bauleitung. Herr Gemeindevorstand Beck-Oelsnitz gab seiner Befriedigung darüber Ausdruck, daß die Gemeinden des Bahnvcrbmdes nunmehr ihr Ziel erreick-t l>aben und ihre Wünsche erfüllt sehen. Wir, die wir heute hier versammelt sind, wollen mit besonderer Befriedigung und Genugtuung auf das vollbrachte Werk, das den reichsten Segen in sich birgt, zurückblicken. Dankerfüllten Herzens sehen wir aus das Unter nehmen, das einen so schwierigen und dornen vollen Werdegang hatte, es war eine „schwere Geburt"! Wenn wir nun glücklich am Ziele angelangt sind, so haben wir das in erster Linie dem Vorsitzenden des Bahnverbandes, Hern: Bürgermeister Dr. Patz, zu drucken, der in uneigennützigster Weise die Interessen der Grsamtgcmeinden wahrgenommen hat. Wir sind ihm und natürlich auch der Uebcrland- bahn-Gcsellschast zu herzliche»: Danke verpflich tet, den ich namens der Landgemeinden zum Ausdruck bringen möchte. Wir hoffen, daß die Bahn-Gesellschaft uns das bisher bewiesene Vertrauen auch bei ferneren Projekten ent gegenbringen wird. Es werden schon bald durch den Bahnoerband die großen und klei nen und die ganz großen Wünsche der Ge meinden der Gesellschaft zum Ausdruck gebracht werden, und hoffen wir dann gern, daß diese ebenfalls Erfüllung und stets ein williaes Ohr finden werden. Einig, friedlich und ge- recht wollen wir dabei zu Werke geh«:: und dadurch den: Vorsitzenden des Bahnverbandes, der zum Schutze und zur Wahrui^ der Inter essen der Gemeinden gegründet wurde, eine be sondere Freud« bereite:: Wir wünschen ein ferneres gutes Einvernehmen im Verbände und bitte ich, mit mir oinzustimmen in den Ruf: Herr Bürgermeister Dr. Patz hoch, hoch, hoch! Herr Gemeindevorstand Kurth- Lugau wünschte, daß die Strecke von der Ortsgrenze mit Gersdorf zum Staatsbahnhof Lugau bald in Angriff genommen werden möchte. Es sei die Hoffnung Lugaus, schon bald an dem pul sierenden Leben, das die Bahn in die Ort schaften hineiutvägt, regen Anteil nehmen zu können. Lugau stehe als nicht die kleinste Ge meinde treu zum Verbände, doch müsse die Bahn: auch über die Grenzen des Verbands- gebio.es hinausgehen und ein« Verbindung durch Oberlungwitz hindruchführen, damit der Anschluß an die Großstadt Chemnitz noch «sn besserer werde. Für Oberlungwitz habe die Frage noch ganz besonders hohen Wert und daß daS Projekt schon bald seiner Verwirk lichung entgegengeh«, sei wohl aller Wunsch. Die Zukunft der Bahn liege allen am Herzen und wünsche er dem Unternehmen glückliches Wachsen, Blühen und Gedeihen. Mit einem Hoch auf Herrn Betriebsdirektor Rönning schloß die Ansprache. Herr Pfarrer Schmidt- Hohensteiw-Evnst- tl-al brachte in humoristisch-satyrischer Weise einige Wünsche zur Sprache. In Gedichtform gedachte der Redner noch besonders der Wünsche der Ernstthaler Bevölkerung, die schor: bald die in Aussicht genommene Verlängerung der Linie bis zum Neumarkt herbeigeführt sehen möchte. Herr Bevgdirektor F r i e d e n: a n n-Oels nitz warnte vor allzu großem Fortschritts taumel, dem schon bald die Ernüchterung nach folgen müßte. Redner toastete aus das Heil der Elektrotechniker. Herr Lairdtagsabgeordneter Drescher- Gersdorf gedachte auch der Arbeiter, die unter den MMmstigsten Verhältnissen mitgewirkt hät ten, das große Werk, das allseitig« Befriedi gung auslöse, zu vollenden. Redner schloß seine kurtz« Ansprache mit dem Ruse: Die bei Wind und Wetter körperlich und geistig tätig gewesen sind, sie leben hoch, hoch, hoch! Das Festmahl, das an Küche und Keller des Hotels „Drei Schwanen" große Anforde rungen gestellt hatte, erreichte dann sein Ende. Gegen 8 Uhr begab sich ein Teil der Gäste rmch Gersdorf, um an den dortigen Festlich reiten teilzunehmen, während die übüigcn eine ausgedehnte Nachfeier abhivlten. Sie Stier in Senders nahm unter außerordentlich reger Anteilnahme der gaiHen Bevölkerung einen imposanten, un vergeßlichen Verlauf, der jedenfalls noch lange in der Erinnerung nachleben wird. Gegen Uhr sammelten die Vereine an der Kessel schmiede, von wo aus sich der Fackel- und LampioiHug unter Vorantritt der Küchlerscheu Kapelle, unter Führung der Freiwilligen Feuerwehr, in Bewegung setzte. Ueberall bil deten sich auf der Straße freudig bewegte Grup pen, die den Zug mit Jubel begrüßten, wäh rend die Häuser wie auf Kommando illumi nicrten. Vom Parterre bis zur kleinsten Pach Wohnung des emsig schaffenden Bergarbeiters erstrahlten die Häuser im Lichlerglanz. Ganze Fronten glätten im Lichte unzähliger Lämp chen und selbst hoch am Giebel befanden sich Lampions. Am Konsumverein im oberen Ort strahlte in rosigem Licht die Inschrift „Fovl- schritt" herab, besonders wirkungsvoll war auch die Uhlig-Mühle in Hermsdorf illuminiert. Der Fackelzug marschierte bis „zur Sonne", von wo die Teiüwhmcr, Feuerwehrleute, Mit glieder des Militärvereins I, des Turnver eins I und anderer Vereine zum „grünen Tal" zurückkehrten. Hier nahm um 8 Uhr d«r Kestkommers seinen Anfang, nachdem schon lange Zeit zu vor der große Sqal, der sich für eine der artige Massenkundgebung noch als viel zu klein erwies, mit festfrohen Einwohnern gefüllt hatte. Weit über 1000 Personen saßen und standen dichtgedrängt und viele mußten infolge Platzmangels wieder umkehren. Mit dem Blanburgschen Eröffnungsmarsch leite.« die Küchlersche Kapelle, von Herrn Musiklehrer Jandeysek dirigiert, den Abend wirkungsvoll ein und ergriff sodann der Vorsitzend« des Festausschusses, Herr Gemeindeältester Berg direktor H u r tz i g, das Wort zu etwa folgen der Begrüßungsansprache: Meine geehrten Damen und Herren! Der heutige Tag ist ein hoher Festtag für unser liebes Gersdorf. Hohe Freude erfüllt den ganzen Ort und damit zugleich sämtliche Ein wohner, daß nun endlich der Wunsch den wir seit langem gehegt und gepflegt haben, in Er füllung ging, der Wunsch einen Anschluß an die großen Staatsbahnen zu haben. Sie alle haben schon heute früh durch den Flaggenschmuck rc. bekundet, welch großen Anteil Sie an diesen Tag nehmen. Die zahlreiche Versammlung beweist wiederum, wie dieser Tag als Festtag gewürdigt wird. Ich möchte darauf Hinweisen, daß der Wunsch, ein besseres Verkehrsmittel zu erhalten, nicht allein die Hauptsache war. Jede Ergän zung der vorhandenen Verkehrsmittel bildet ein neues Band, das uns an unser Vaterland kettet und bindet. Heute haben wir nun glücklich die elektrische Bahn bis zur Eröffnung gebracht; es wäre dies nicht möglich gewesen, wenn wir nicht in einem Staate lebten, wo feste Organe für die Ordnung sorgen. Wieviel Arbeit dazu gehört, das haben Sie ja schon beobachten können und ich kann wohl sagen, hier ist gearbeitet worden! Sie haben auch wohl einen Begriff davon er halten, was es kostet, ein solches Ziel zu errei chen. Dieses Ziel ist nicht nur für die Bequem lichkeit der Menschen geschaffen worden, sondern auch um daS Vaterland schöner und wohnlicher zu gestalten. Se. Majestät, König Friedrich August, ist ein wahrer Förderer des Verkehrs und seine Regierung war es denn auch, die dem Projekte hilfteiche Unterstützung lieh. Unserer Freude darüber können wir nicht bester Ausdruck verleihen, als daß wir uns von den Plätzen er heben und in den Ruf einstimmen: Unser aller gnädigster König, unser geliebtes Sachsenland hoch, hoch, hoch! Der allseitia mit großer Begeisterung aufgc- nommenen Ansprache folgten zwei Männerchorc der vereinigten Gesangvereine „Arion" und „Liederkranz", Stabübungen von Mitgliedern des Turnvereins „Germania", ein Männerchor deS Gesangvereins der Gruppe VU des Vereins