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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 12.02.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-02-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191302123
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19130212
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19130212
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-02
- Tag 1913-02-12
-
Monat
1913-02
-
Jahr
1913
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 12.02.1913
- Autor
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ÜNittelpmikt des Festes bildete, nachdem- der Vorstand Herr Paul Förster die Erschienenen bewillkommnet hatte, die Uebergab« des von der Stadt Hohenstein-Ernstthal dem Verein aus Anlaß der an die Vaterstadt bewiesenen Anhänglichkeit gestifteten, künstlerisch ausgeführ ten, in schönem Eichenrahmen gefaßten „Stadt wappens" seitens des Landsmanns Herrn Orts richter Karl Krügel. Für diese dem Verein erwiesene Ehre brachte man allgemein herzlich« Freude zum Ausdruck und wird das Symbol der alten Heimat einen Ehrenplatz in dem Vereinszirnmer einnehmen. Nicht unerwähnt möge auch der 2. Vorstand des Vereins, Herr Karl Welzel, sein, der sich durch große Auf- Opferung inbezug des Arrangements des Festes wieder besonders hervorgetan hatte. Die „Wal denburger Landsmannschaft", die auch in großer Anzahl erschienen war, wurde vom Vorsitzen den im besonderen herzlich begrüßt mit dem Hinweis einer gegenseitigen Interessengemein schaft, die in der Liebe und Treue zur Heimat gipfelt. * Che»«ik, 11. Febr. Ein 21 Jahre alter Schlosser wurde in dem Augenblick verhaftet, als er einen Brief abheben wollte, in dem sich 5000 Mark befinden sollten, die er von einer hochge stellten Persönlichkeit zu erpressen versucht hatte. — Der Gastwirt Schädlich, Inhaber des Jahn- schlößchens in der Jahnstraße, wurde in der Küche der Wirtschaft, durch Leuchtgas vergiftet, tot aufgefunden. — In dem Befinden des Klempners Görner, der, wie gemeldet, am Sonn abend von dem Expedienten Heßmann überfallen und schwer verletzt wurde, ist noch keine Besserung, aber auch keine Verschlechterung eingetreten, so daß sein Zustand noch als besorgniserregend an zusehen ist. * Hainichen, 10. Febr. Die städtischen Kolle gien haben beschlossen, die freiwillige Turner feuerwehr und die Pflichtfeuerwehr gegen Unfall und Haftpflicht zu versichern, und zwar mit 2000 Mark gegen Todesfall, mit 6000 Mark gegen Invalidität und mit Krankengeld von 2 Mk. täglich. * Freiberg, 11. Febr. Auf dem zur Kgl. Grube „Himmelsfürst" gehörenden Glückauf- Schacht ereignete sich am Sonnabend ein schwerer Unglücksfall mit tödlichem AuSgange. Drei Zimmerlinge waren am Schachtausgang mit Ausbesserungsarbeiten beschäftigt, als plötz lich der 53 Jahre alte Zimmerling Helbig aus St. Michaelis ausglitt und in den 60 Meter tiefen Schacht stürzte. Der Verunglückte konnte nur als verstümmelte Leiche geborgen werden. Die hinterlassene Witwe, die mit dem Verunglück ten in zweiter Ehe lebte, hat ihren ersten Mann auf gleich traurige Weise verloren. * Dresden, 10. Febr. Der Landes ver ein der Deutschen Reformpartei im Königreich« Sachsen trat gestern vormittag unter dem, Vor sitz des Kaufmanns Ziller zu einer Sitzung zusammen, die sich in der Hauptsache mit der allgemeinen Lage der Partei, ihrer Taktik und il.rcn grundsätzlichen Anschauungen beschäftigte. Es wurde u. a. hervorgehoben, daß die Glanz zeit der Partei sich infolge des Mangels einer inneren Organisation und infolge des Fehlens von ziolbewußten Führern nicht habe weiterent wickeln können. Außerdem enthalte das Partei programm Grundsätze, die den heutigen Ver hältnissen nicht mehr entsprechen. Infolgedessen sei eine Revision des Programms notwendig. Insbesondere dürfe die antisemitische Rassen frage nicht mehr als Hauptfrage im Vorder grund« stehen, sondern die Partei müsse in erster Linie für die wirtschaftlichen und sozia len Interessen ihrer Mitglieder eintreten. Eben so müsse sich die Partei mehr als bisher mit der Gemeindepolitik befassen. Bezüglich der Stellung zur konservativen Partei müsse der Grundsatz gelten: Getrenirt marschieren un- vereint schlagen! Die Versammlung wählte zum Schlüsse eine Kommission, welche die Abände rung des Parteiprogramms beraten soll. Die Vorschläge dieser Kommission sollen zunächst den Reform vereinen Sachsens unterbreitet und dann dem nächsten Parteitage zur endgültigen Beratung und Beschlußfassung, vorgolegt werden. * Leipzig, 10. Febr. Einen entsetzlichen Selbstmord beging ein im nahen Oetzsch wohn hafter Kassenbote dadurch, daß er seine Kleider mit Benzin tränkte und sie anbrannte. In seiner Todesangst eilte er in den Hof hinab, wo Haus bewohner die Flammen erstickten. Schwer ver letzt wurde er mittels Rettungsautomobils nach dem Leipziger Stadtkrankenhause transportiert, wo er bald nach seiner Einlieferung verschied. — Gestern nachmittag stürzte während der Fahrt am Täubchenweg ein Geschirrführer von einem Wagen der Leipziger Dünger-Export-Aktien- Gesellschaft herab. Der Unglückliche kam unter den Wagen zu liegen und wurde auf diese Weise überfahren. Man brachte den Schwerver letzten nach der 3. Sanitätswache, wo er alsbald seinen Geist aufgab. * Döbeln, 11. Febr. Im benachbarten Ostrau stürzte gestern in Ausübung seines Berufes der Klempnermeister Huhn von einem Hausgrundstück und blieb tot liegen. Der Bedauernswerte stammt auS Roßwein und war verheiratet. * «losterbuch, 10 Febr. In Altenhofer Flur ist am Freitag abend der Arbeiter Geißler aus Tautendorf durch einen Personenzug der Döbeln —Leipziger Linie tödlich überfahren worden. * Oschatz, 10. Febr. Gestern vormittag über fiel der Maurer Schiffner seine 50 Jahre alte Stiefmutter in ihrer Wohnung und versuchte sie mit einem Hammer niederzuschlagen. Auf die Hilferufe der schwer verletzten Frau eilte der Stiefvater herbei, der von Schiffner eben falls mit dem Hammer bedroht wurde. Schließ lich flüchtete der Täter in eine Kammer und ver schloß sie von innen. Nur mit großer Mühe gelang e» den herbeigeholten Schutzleuten, Schiffner zu überwältigen und zu verhaften. Er soll die Tat auS Rache auSgeführt haben. * Köaig-brAck, 10. Febr. Einen Mordanschlag verübte am Sonnabendabend gegen 7 Uhr der 17 Jahre alte frühere Fürsorgezögling und jetzige Töpferlehrling HanS Lichtenberg auf seinen Meister, den Töpfermeister Otto Brückner. Nach dem die Gesellen nach 6 Uhr die Arbeitsstätte verlassen hatten, arbeitete der Meister noch mit Lichtenberg. Plötzlich überfiel der Lehrling den Meister hinterrücks mit einer Tonhacke und schlug nach dem Kopfe des Meisters. Als der Meister getroffen zurücktaumelte, holte Lichtenberg zum zweiten Schlage aus, der aber glücklicherweise nur die Schulter traf. Der Ueberfallene ergriff hierauf, um Hilfe rufend, die Flucht. Der Mord bube folgte ihm mit der Hacke, warf diese dann weg und würgte den Meister am Halse, um ihn am Schreien zu verhindern. Schließlich drängte er ihn mit aller Gewalt nach dem Brennofen zu. Jedenfalls wollte er sein Opfer in die vor dem Ofen befindliche Grube werfen. Der Meister wehrte sich mit aller Kraft, so daß der jugendliche Verbrecher schließlich in wilder Hast die Flucht ergriff, nur mit Hemd und Hose bekleidet und barfüßig. Der Mordbube konnte am Sonntag- mittag im Schützenhans verhaftet werden. Es stellte sich heraus, daß der Verbrecher ein eifriger Leser von Schundliteratur gewesen ist, die er sich meist von auswärts besorgte. * KramhermerSdorf, 11. Febr. Gestern früh ist der Arbeiter Paul Neubert von Krämpfen befallen worden und dabei in den Bach gestürzt. Als er aufgefunden wurde, war er tot. * Neustadt i. S., 10. Febr. Bei einem großen Schadenfeuer, das gestern nacht das Ge höft des Gutsbesitzers Schönberg im benachbarten Langenwolmsdorf heimsuchte und eine große, mit Strohvorräten gefüllte Scheune vollständig einäschertc, erlitt der Feuerwehrmann Fleischer meister Schöne aus Stolpen einen bedauerlichen Unfall, indem ihm bei der Bedienung der Spritze ein Finger der rechten Hand glatt abgequetscht wurde. Bei dem Brande selbst konnte nichts gerettet werden, die Scheune ist bis auf die Umfassungsmauern niedergebrannt. Viel Geflügel ist in den Flammen umgekommen. Gutsbesitzer Schönberg liegt seit vorgestern im Krankenhause Heidenau, nachdem ihm am Freitag von einem seiner Pferde ein derartiger Schlag versetzt wurde, daß er einen doppelten Armbruch und eine gefährliche Knochenzersplitterung davontrug. t. Rautenkranz, 10. Febr. Am Sonnabend wurde, wie uns von einem ehemaligen Hohcn- stein-Ernstthaler mitgeteilt wird, der 23jährige Holzschleifer Ernst Seidel aus dem angrenzenden Ortsteil Heßmühle im nahegelegenen Wald erhängt aufgefunden. Als Grund zur Tat wird andauernde Krankbeit angenommen. * Zittau, 10. Febr. Mit dem Tode gebüßt hat der Unteroffizier Schill von der vierten Kompagnie des hiesigen 102.Infanterie-Regiments eine militärische Nachlässigkeit. Schill war als Wachthabender schlafend angetroffen worden und hatte versucht, sich durch Flucht der Bestrafung zu entziehen. Er wurde aber ergriffen und in die Garnison-Gcfangenanstalt gebracht, wo er sich erhängte. * Schmölln, 10. Febr. Der Gastwirt Kneusel von hier hat sich bei Eisenberg vom Zuge über fahren lassen und hat so den Tod gefunden. In seinem Gasthaus war kürzlich Feuer ausge kommen, aber es wurde noch rechtzeitig bemerkt und bei den Löscharbciten wurden verschiedene Feuerherde entdeckt, die auf Brandstiftung schlie ßen ließen. Der Wirt kam in Verdacht, den Brand angelegt zu haben, konnte aber durch die Untersuchung nicht überführt werden. Nunmehr hat sich Kneusel, wie er in einem hinterlassenen Briefe mitteilt, aus gekränktem Ehrgefühl das Leben genommen. Kleine Ehrouik. * Kapitän Scott mit seiner Südpolexpedition umgekommen. Nach einer Depesche des Londoner „Globe" aus Neuseeland hat Kapitän Scott den Südpol am 13 Januar 1912 erreicht. Auf der Rückkehr zur Basis wurde seine Expedition im Schneesturm verschüttet; Scott und seine Be gleiter kamen sämtlich um. * Drei Matrosen ertrunken. Auf dem Fisch dumpfer „Juno" von der Reederei Bosse wurden am Sonnabena in der Nähe von Helgoland durch eine Sturzsee drei Matrosen über Bord gerissen. Alle drei sind ertrunken. * Unterschlagung. Bei der Rohöl-Expeditions- Gesellschast der österreichischen Petroleum-Raffi nerien wurde», wie aus Wien gemeldet wird, Unterschlagungen in Höhe von 900 000 Kronen entdeckt. * Liebesdrama. Aus Gardone wird gemel det: Im hiesigen Grandhotel hat sich am Sonn tag die 20jährige Baronesse Hollen Riegler aus Graz infolge von Streitigkeiten mit ihrem Bräu tigam in dessen Anwesenheit erschossen. Sie hin terließ sieben versiegelte Briefe an ihre Verwandten. * Verhaftung eines KiadeSmörderS. Ein entmenschter Vater, der seine beiden Kinder erstickt und verbrannt hat, wurde von der Berliner Kriminalpolizei in der Person des 22 Jahre alten Schlossers Gerhard Baerwald aus der Urbanstraße 68 in Berlin verhaftet. Die Braut des Verhafteten, die Mutter der Kinder, die 22jährige Näherin Else Schröder, wurde mit verhaftet, jedoch wieder auf freien Fuß gesetzt. Im Anschluß an die Vernehmung wurde eine Durchsuchung der Behausung des Paares vorge nommen. Im Kachelofen der Stube, in dem beide Leichen verbrannt worden sind, fand man noch einige Knochenüberreste des zuletzt geborenen Kindes. * Blutiger Streit. Als am Sonntag abend in Pelplin bei Dirschau mehrere Arbeiter, die während Streitigkeiten ein Gastlokal demoliert hatten, aus dem Marktplatz verhaftet werden sollten, stürzten sich etwa 50 bis 60 Mann auf den erschienenen Genbarmeriewachtmeister und den AmtSdiener. Die Beamten zogen ihre Säbel, wurden jedoch mit Füßen getreten. Der AmtS diener erhielt einen Messerstich. Als die Menge weiter auf die Beamten etndrang, mußte der Gendarmeriewachtmeister, nachdem er die An greifer vergeblich gewarnt hatte, von der Schuß- waffe Gebrauch machen, wobei er die beiden Hauptexzedenten, die Arbeiter Heron und Schwager, erschoß; ein dritter, der Bruder des Heron, hatte schwere Säbelhiebe erlitten. * Ehedramo. Der Arbeiter Stolz aus Carbe (Kreis Friedeberg) tötete seine mit ihm in Scheidung stehende Ehefrau durch Messerstiche und ließ sich dann selbst von einem Schnellzug überfahren. * Verhaftung eines RegierungSaffefforS. In Köslin in Pommern ist der Regierungs- afsefsor Lewicki in Untersuchungshaft genommen worden unter dem Verdacht, während seiner mehrjährigen Amtstätigkeit in Kiel als juristi scher Beirat des Königlichen Polizeipräsidiums und zeitweiliger Vertreter des Polizeipräsidenten von einem der Spionage Beschuldigten einen großen Geldbetrag für die Niederschlagung der Untersuchung angenommen zu baben. * Der Absturz beS Marinehhbroplans „West- preutzea" m die Ostsee in der Nähe von Putzig hat überall große Teilnahme gefunden, weil die Katastrophe die ersten Opfer unserer Marine aviatik forderte. Der Führer deS Flugzeugs, der 3l jährige Kapitänleutnant Jenetzky, und sein Begleiter, der 28jährige Obermaschinistenmaat Diekmann, waren erprobte Aviatiker, die schon manchen Uebersee- und Ueberlandflug ausgeführt hatten, so daß der plötzliche Absturz des Alba« trosdoppeldeckers, desselben, der im Herbst v. I. bei dem Marinewasserflugzeug-Wettbewerb den ersten Preis erhielt, auf ein plötzliches Versagen deS Motors oder irgend einen Bruchschaden zurück zuführen ist. Als das Flugzeug in die See fiel, schoß eine mächtige Wassersäule hoch auf; das Flugzeug kam alsbald wieder zum Vor schein und wurde später in allerdings völlig zer- trümmertem Zustande nach Neufahrwasser ge schleppt, während die beiden Insassen verschwun den blieben. * Der Typhus beim Hanauer Eiseubahu- regiment. Die Typhusepidemie beim Eisenbahn regiment in Hanau hat jetzt das 19. Opfer ge fordert. Am Sonnabend ist der Pionier Dellwo aus Neukirchen gestorben. Im Lazarett befinden sich noch 63 Kranke, darunter drei Schwerkranke. * Lebendig verbrannt. Auf dem Gute Dorotheenhof bei Sypniewo in Ostpreußen wurde der Vogt Buchholz, der unbeauftragt an der Dreschmaschine arbeitete, vom Starkstrom der Ueberlandzentrale getroffen und lebendig verbrannt. * Ueberfall im Perfonenzug. Auf der Strecke Landsberg-Friedberg der Ostbahn wurde in der Nacht zum Sonnabend im Perfonenzug ein Ueberfall auf eine Frau verübt. In einem Ab teil 2. Klasse saßen der Bahnhofsrestaurateur Schuster und seine Frau aus Landsberg. Sie hatten das Licht verdunkelt, als plötzlich ein etwa 20jähriger Mensch, der auf dem Trittbrett entlang gelaufen war, das Abteil betrat und sich auf die Frau stürzte, die er allein im Abteil vermutete. Der Restaurateur trat dem Eindring ling entgegen und hielt ihn mit einem Revolver so lange in Schach, bis die Station Münchberg erreicht war, wo der Täter der Polizei über geben wurde. * Ein neuer großer Jnwelendiebstahl in München. In einem der vornehmsten Hotels in München wurden einer Dame für 25000 Mark Juwelen aus ihrem Zimmer gestohlen. * DaS Ende eines Defraudanten. In Eger hat sich der Direktor Ernst Schmitt der dortigen Filiale der böhmischen Tskomptebank nach Unter schlagung von 360000 Kronen in seinem Bureau erhängt. " Die Ehescheidungsklage hat in Mühlhausen i. E. eine 78jährige Frau, die erst vor einigen Jahren heiratete, gegen ihren 80jährigen Mann eingereicht. Sie fühlt sich vernachläfiigt, weil ihr Mann ein Liebesverhältnis mit einer „jungen Frau" von 56 Jahren unterhalte. * Der Regerhah in Amerika. Die Stadt Houston im Staate Mississippi ist am Sonnabend der Schauplatz wüster Lynchexzesse gewesen, bei denen vier Schwarze, zwei Männer und zwei Weiber, in grausamster Weise zu Tode gemartert wurden. In Houston war eine weiße Frau ermordet worden; als Täter war ein Neger verdächtig, weil bei ihm Schmucksachen der Ermordeten aufgefunden worden waren. Der Schwarze wurde von der wütenden Volksmenge an einen eisernen Pfosten gefesselt, dort geteert, mit Brennholz umgeben und angezündet. Als der Gepeinigte sich in Schmerzen wand und schrie, trat der Vater der ermordeten Frau vor und tötete den gefolterten Schwarzen durch Revoloerschüffe; ein anderer, ebenfalls verdächtiger Neger wurde gehängt. Nach diesen Heldentaten marschierte die Menge nach dem Gefängnis, holte zwei Negerinnen heraus und hängte sie nach schrecklichen Mißhandlungen. Die Behörden, die den scheußlichen Szenen beiwohnten, beschränk ten sich darauf, die Lyncher zu warnen, was natürlich ohne jeden Erfolg war, da solche Uebeltyter in Mississippi und den meisten Süd staaten in der Regel straflos bleiben. Depe^e« vom 11. Februar. Berlin. (Priv.-Tel.) Die Abreise des Kaisers nach Korfu wird in den Tagen um Palmsonntag erfolgen. Die Ankunft der Kaiserin in Bad Nauheim findet am 17. März statt. Karlsruhe. In Gegenwart des Kaiser- Paares, der Großherzogin-Witwe Luise, des Großherzogspaares, des Prinzen Osftu und Prinz und Prinzessin Mar von Baden hat gestern nachmittag nach der Frühstückstafel im großherzoglichen Residenzschloß di« Verlobung d«r Prinzvffin Viktoria Luise mit dein Vrin-en Ernst August von Cumberland stattg«fimd«a. Um 7.10 Uhr abends wurd« die Verlobung im Palais bekannt gegeben, worauf die offizielle Gratulationscour abgehalten wurde, zu der der gesamte Hofstaat des Kaisers und des Groß? Herzogpaares und die übrigen Hofcharqvn ei> schienen. An die Gratulationscour schloß sich ein Diner im engsten Familienkreis«, wobei der Kaiser auf das Wohl des jungen Brautpaares trank. Noch einige andere Trinksprüche wurden ausgebracht. Vor der Tafel war auch Prinz Joachim aus Straßburg gekommen, um seiner Schwester zu ihrer Verlobung zu gratulieren. Für heute vormittag j^12 Uhr hat der Kaiser eine Parade der gesamten Garnison angeord net, die er auf dem Schloßplatz abnehmen wird. Die Stadt ist festlich geschmückt. Wäh rend der Tafel im großherzoglichen Palais er schien gegen 5 Ubr, von Baden-Oes kommend, das Mil tärlufffchisf „Ersatz Z. I" über dem Schloß, wo es zur Begrüßung des Kaisers einige Schleisenfahrten ausfiihrte. Die befreun deten fürstlichen Höfe wurden von der Ver lobung in Kenntnis gesetzt. Die offizielle Be kanntgabe des Ereignisses erfolgt durch eine Extraausgabe des „Reichsanzeigers". Vrauvschweta. (Priv.-Tel) Wie ein Berliner Mitarbeiter der „Braunschw. Landesztg." aus unanfechtbarer Quelle erfährt, liegen gegen wärtig in Berlin keinerlei Anträge an den BundeSrat auf Abänderung des BundeSratsbe- schlusses von 1906 in Sachen der braunschwei gischen Thronfolge vor. Dagegen kann als Tat sache berichtet werden, daß seit Mitte Dezember zwischen den amtlichen Kreisen und dem Herzog von Cumberland Verhandlungen geführt werden. Weimar. (P r i v.-T e l.) Der Personen- zug, der um 8.10 Uhr von We mar nach Erfurt abgeht, fuhr in der Station Diselbach auf «in totes Gleis, um einen Wagen abzuhängen. Infolge falscher Weichenstellung fuhr d«r Zug nicht wieder auf das Hauptgleis, sondern gegen einen Prellbock. Die Lokomotive rannte diesen um und die ersten drei Wagen über stürzten sich und fuhren ineinander. Das Zug personal konnte sich durch Abspringen retten:. Eine Anzahl der sich im Zuge befindlichen Remontepserde erlitten Schaden. Ein diese be gleitender Soldat wurde so schwer verletzt, daß er bald darauf starb. Auch mehrere andere Soldaten erlitten erhebliche Verletzungen. Ueber den Ursprung des Unglücks waren anfangs ungemein übertriebene Gerücht« im Umlauf. Belgrad. Die Erstürmung deS Bardaenole vor Skutari kostete 500 Tote und 2000 Ver wundete. Auf türkischer Seite sollen 6000 Mann getötet worden sein. DaS Blatt „Politica" er hielt ein Tej-gramm aus Adrianopel, demzufolge die türkischen Besatzungstruppen einen Ausfall nach der Sette hin versucht haben, wo die Ser ben stehen. Es entspann sich ein furchtbarer Kamvf, der 3 Stunden andauerte. Die Türken mußten sich zurückziehen und flüchteten in gro ßer Unordnung. Tokio. Die Vertagung deS japanischen Par laments auf 3 weitere Tage hat hier einen Auf ruhr hervorgerufen. Eine riesige Menschenmenge durchbrach den Polizeikordon und erstürmte die Gebäude der Zeitungen „Mizeko Schimbun" und „Kokomin Schimbun". Die Angegriffenen ver- teidigten sich mit Feuerwaffen. Der Mob erhielt immer neue Verstärkungen; große Mengen Stroh und Petroleum wurden herbeigeschafst, um die Gebäude niederzubrennen. Die Polizei und Gendarmerie griff mit blanker Waffe ein und es kam zu einem furchtbaren Blutbade. Der Pöbel wich zurück und zerstörte die Eenterwigs- Straßenbahn. Die Polizei hält die Depot« be setzt. Später griff die Menge das Haus des Fürsten Kadsura an. Die Polizei sah sich auch hier einer großen Menge gegenüber, doch gelang cs ihr, die Angreifer zu überwältigen und zu zerstreuen. Bei dem Straßenkampf wurden ins gesamt 15 Personen getötet und über 200 ver haftet. Newyork. Präsident Madero ist, von allen seinen Anhängern verlaffen, nach Veracruz ge flüchtet. General BlanquetS Weigerung, Diaz anzugreifen, brachte die Entscheidung. Felix Diaz hat sich zum Präsidenten von Mexiko proklamiert und Madero als Feind der Republik erklärt. In Washington fand eine Sitzung deS Kabinetts statt, in der über die Lage in Mexiko beraten wurde. Die Regierung der Vereinigten Staaten beschloß, 3 Kriegsschiffe dorthin zu entsenden. Eingesandt. cFIr «tnlkndun,m unter Vilser «u»rU a»ena»«t die Neda dien «r die »retiesetzttche Ser«nt>»«rru», ) Kino-Salon. Die Firma Gebr. Braune bringt Mittwoch und Donnerstag auf ihrem Gpielplan ein ganz außergewöhnliches Programm. Die Besucher dieses Lichtspiel-Hauses werden in letzter Zeit gemerkt haben, daß diese Firma stets den grüß- ten Wert auf wirklich gute Bilder legt und nicht auf großzügige Reklame. Mittwoch und Donners tag findet Fortsetzung der bekannten Kunstserie statt. Als erstes Drama steht auf dem Programm „Die schwarze MaSke". Etwas derartiges ist bisher dem hiesigen Publikum auf diesem Gebiet noch nicht gezeigt worden. Die schwarze MaSke, ein Detektiv-Roman in 3 Abteilungen, wurde in allen größeren Städten des Continents wochen lang mit dem größten Erfolg vor ausoerkauften Häusern gespielt. Das zweite Bild betitelt sich „Bekehrt" und stammt aus der berühmten Treu- mann-Larsen-Serie. Wer hat nicht schon von der berühmten Schauspielerin der Reichshaupt stadt Berlin, Wanda Treumann, gehört? In verschiedenen Bildern schon hat diese Diva ihr anmutiges Wesen gezeigt. Also Mittwoch und Donnerstag muß die Parole lauten: „Ins Kino, Ecke Limbacher- und Herrmannstraße!" —
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