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Kleine Chronik * Die Trauer um das tragische Ende des Südpolfahrers Scott, der das Schicksal seines Landsmanns John Franklin geteilt hat, der 1847 nach einer erfolgreichen Expedition im Eise des hohen Nordens stecken blieb und umkam, ist in ganz England allgemein und aufrichtig. Aber auch in den anderen Kulturländern haben die Berichte über die Leiden Scotts und seiner vier Begleiter tief erschüttert; das beweisen die zahlreichen Sympathiekundgebungen von Staats oberhäuptern, Forschungsreisenden usw., die fort während in London einlaufen. Uebcrall in England sind Sammlungen für die Hinterbliebenen der im Südpolarcis zu Grunde gegangenen Expeditionsmitglieder eingeleitet worden. Ein Londoner Blatt stiftete gleich 40 MO Mark, andere wollten nicht zurückstehen. Besondere Teilnahme erweckt der Tod des Kapitäns Oates, der schwerkrank sich freiwillig opferte, um seine Genossen nicht aufzuhalten. Seine Leiche konnte noch nicht gefunden werden, während man den unglücklichen Südpolr-ntdecker Scott und seine drei Begleiter gemeinsam im ewigen Eise bestattet hat. ' Zur Verhaftung des KSsliner Regierungs- assessors Lewicki wird weiter aus Kiel gemeldet, daß die Affäre in keinem Zusammenhang mit irgendeiner Spionagesache steht. Es handelt sich vielmehr um regelrechte Erpressungen. Lewicki war im vorigen Jahre, wie gemeldet, eine Zeit- lang stellvertretender Polizeichef in Kiel. Er ließ damals einen angesehenen Fabrikanten, der ein großes Vermögen besitzt, zu sich in die Wohnung kommen lind erklärte, sein Betrieb stände unterfortgesetzter polizeilicher Ueberwachung. Wenn er diese unbequeme Anordnung beseitigen wolle, müsse er „tief in die Tasche greifen." Der Fabrikant wollte darauf nicht eingehen. Lewicki erklärte ihm nun, daß er amtlich Kenntnis von mancherlei Vorfällen habe, die dem Fabrikanten unallgenehm werden könnten, wenn ein Prozeß daraus entstehen sollte. Der Fabrikant würde dadurch geschäftlich sehr geschädigt, denn unter dem Eindruck des Prozesses würde er sicher die großen Lieferungen für rcichsfiskalische Betriebe verlieren. Um keine geschäftliche Einbuße zu erleiden, gab der Fabrikant dem Erpresser nach und opferte ihm im ganzen 140000 Mark. Da Lewicki in dem Nnfe stand, ein reicher Mann zu fein, kam der Verdacht, der Regierungsassesior wolle das Geld für seine persönlichen Zwecke verwenden, zuerst gar nicht auf. Der Fabrikant hatte das Geld auf das Anraten seiner Freunde, mit denen er sich besprochen hatte, hergegebcn, da er fürchtete, der Polizeiaffeffor werde ihm die größten Schwierigkeiten bereiten, wenn er seinen Wunsch nicht erfülle. Als Lewicki nach Köslin ver setzt wurde, versuchte er von dort noch einmal eine Summe zu erpressen, aber der Fabrikant ging darauf nicht mehr ein, weil er sich inzwischen überzeugt hatte, daß er einem Erpresser in die Hände gefallen war. Er erstattete die Anzeige gegen Lewicki. Infolgedessen ordnete der Kieler Polizeipräsident die Verhaftung Lewickis an. Dieser hat die Erpressungen bereits in vollem Umfang eingestanden. * Schwerer Bobsleighunfall. Beim Bobsleigh fahren auf der Hohen Tatra in den Karpathen stürzte ein mit acht Personen besetzter Bobsleigh um. Zwei Frauen wurden sofort getötet, der Führer und die übrigen Fahrer sehr schwer verletzt. * Attentat auf ein Postauto. Wie aus Bonifacio (Korsika) gemeldet wird, wurden die Glasscheiben des Postautos auf der Fahrt von Sartcna nach Bonifacio von unbekannten Uebel tätern durch Steinwürfe zertrümmert. Mehrere Wageninsaffen, darunter der Militärgonverneur von Korsika, General Brundeaux, wurden durch Glassplittcr leicht verletzt. * Graf Günther von Königsmarck hat sich in einem Hotel in Nizza erschossen. Graf Königs marck stammte aus einer früher reich begüterten Familie; er widmete sich zunächst der militärischen Laufbahn und wurde Kavallerie-Offizier. Als junger Offizier war er bald ans allen Rennplätzen zu finden und lebte auf so großem Fuße, daß er in verhältnismäßig kurzer Zeit sein väterliches Erbteil verbrauchte und tief in Schulden geriet. Er war deshalb gezwungen, seiner militärischen Laufbahn zu entsagen. Fast eineinhalb Jahr zehnte lang führte er ein Abenteurerleben. In dem bekannten Harmlosenprozeß spielte Graf Königsmarck eine zweifelhafte Rolle. Vor zwei Jahren wurde er wegen betrügerischer Grund stücksschiebungen in Glogau zu vier Monaten Gefängnis verurteilt. Graf Königsmarck war sechsmal verheiratet und ebensooft geschieden. Das Heiraten war seine Spezialität, durch die er sich die Mittel zu seinem abenteuerlichen Leben verschaffte. * Fünf Minnien feierliches Schweigen. Das amerikanische Komitee für die Feier des 100jährigen Friedens zwischen den englisch sprechenden Völkern hat beschlossen, an alle englisch sprechenden Menschen die Aufforderung ergehen zu lassen, am 4. Dezember 1914, kurz vor dem Beginn der Feier, sich fünf Minuten lang in feierliches Schweigen zu hüllen. * AuS Verzweiflung über die Not und das Elend, in das sie geraten war, hat die 40jährigc geschiedene Ehefrau Jenny Okkenga in Berlin am 4. Sept. v. I. ihren 8jährigcn unehelichen, fast blinden Sohn mit Gas vergiftet. Sie selbst konnte im letzten Augenblick gerettet werden. Die Frau wurde soeben vom Schwurgericht von der Anklage des Totschlags freigesprochen. * Wie ei« Stückchen Italien in Deutschland mutet zurzeit die Gegend an der Bergstraße im Odenwaldc an. Das überraschend milde, sonnige Wetter, das überall in Deutschland, ja in ganz Europa beobachtet worden ist, hat an verschiedenen Orten den Lenz hervorgezanbert. An der Bergstraße stehen sogar die Mandelbäume in voller Pracht. Die Gegend an der Bergstraße ist übrigens wegen ihres milden Klimas und ihrer Fruchtbarkeit seit altersher berühmt, und die Mandeln reifen dort vollständig aus. Aprikosen und Pfirsiche stehen dort vereinzelt ebenfalls in Blüte. * Schwarze Pocken. In der Stadt Gronau und in dem Orte Losser an der holländischen Grenze sind in 8 Familien die schwarzen Pocken festgcstellt worden. Die Krankheit ist vermutlich durch Gemüsehändler aus Holland eingeschleppt worden. Die Behörde hat schleunigst die Sperrung der Grenze angeordnet und andere genügende Vorbeugungsmaßnahmen ergriffen. Lhemnitzer Marttpreife vom 12. Febr. 1913. pro 50 Kilo. Wetzen, fremd. Sorten tO M. KV Pf. bis 12 M. 1» Pf. - sächs. 70—73 kg 8 - 90 - - 9 - 45 - 9 - 45 . . 9 - 90 - 8 - 05 - - 8 - bv - 8 - 65 . . 8 - 80 - 7 - 45 - - 7 . 95 . 9 - 25 - - 11 - — - 8 - 5v - - 9 - 25 - 8 - 2V - - 8 - 30 - 8 - 50 - - 9 - — - 7- — - - 7 - 50 - 9 . — . - 9 - 40 . 9 - 30 - - 9 - 40 . IO - 50 - . II , — , 9 - - - . 9 - 50 - 3 - 80 - - 4 - 30 . 4 - 10 - . 4 - SO - Stroh,'Flegeldrusch 2 - 80 - - 3 - — - Stroh, Maschinendrusch, Langstroh 2 » 10 - - 2 - 4V . Krummslroh I - 70 - . 2 - — - Kartoffeln, inländische 3 - 25 - - 3 - 25 - Butter pro i Kilo 2 - 70 - - 2 - 9Y - - - 73-77 kg Roggen, sächs. - preuß. Gebirgsroggen, sächs. Roggen, fremder Gerste, Brau-, fremde « - sächsische - Futter- Hafer, sächs. - - beregnet - preußischer, - ausländischer Erbsen, Kock- Erbsen, Mahl- und Futter- Heu 8 Z 3 .2 Amtliche Notiernugeu ver Produkten - Börse z« Lhemnitz e. v. Wetzen, sächfischer do. preuß. fremder 235 - 240 216—224 224—242 149-159 161-170 173—176 do. do. do. am 12. Februar 1913, mittags '/r1 Uhr. Witterung: Schön. Tendenz: Matt. Getreide. 70-73 Kilo 178-189 Mk. 73-77 Kilo 189-198 „ do. do. do. do. russischer, rot polnisch, weiß amerlk. und argent. Roggen, sächsischer, Bebtrgsroggen do. Gerste, sächsische do. schlesische do. posener do. böhmische do. Mahl- und Futterware Hafer, sächsischer do. do. beregnet do. preußischer do. ausländischer MaiS, mixed do. grobkörnig do Cinquantin, alt do. do. neu Erbsen, Kockware do. Mahl- und Futterware Wicken, sächsische do. preußische Leinsaat, feinste besatzfreie, russische do. feine, russische do. mittlere do. Bombay do. Laplata 170-185 Mk. 185-195 , 185 195 „ 205 220 , 164—166 _ 170-180 „ 140-150 , 180—188 , 186-188 , 156-158 220 205 - 210 „ 210—220 , 180-190 , 215 -230 ' 275-285 I 300 255-260 „ RapS — . Obige Preise verstehen sich für Quantitäten von 100» Kilo an. Weizenlleie, grob (per 100 Kilo netto) 11,20—11,40 Mk. do. sein .... 10,80-11,10 . Roggenkleie , , „ . 11,50—12,10 „ do. russische .... 12,50—13,50 „ Mehl. Kaiser-AuSzug Weizenmehl t GrieSlerauSzug) do. do. Roggenmehl do Mark 35,00—36,00 OSO „ 32,00—38,00 00 , 31,00 - 82,VO 0 , 80.00-81,00 0 , 26,00 - 26,50 I „ 24,25—24 75 pro 100 Kilo netto. Heu 00. gebündelt Stroh, Flegeldrusch Stroh, Maschinendrusch, Langstroh, do. do. Krummstroh, Mk. 3,80-4,30 , 4,10-4,10 , 2,80—3,01 , 2,10—2,4 > , 1,70—2,01 per 5V Kilo netto. Feinste Ware über Notiz. — Die per 100 Kilo notierten Mehlpreise verstehen sich für Geschäfte unter 5000 Kilo. Alle anderen Notierungen gelten für Geschäfte von mindestens 10000 Kilo. Mrcheunachrichten. Aarochie St. Frinitatis z« Kohenfleiu-Krnsttyak Donnerstag abends '/,9 Uhr Bibelstunde im Gemeinde haus. AarochieSt. Lßrtstophort i« Koßenstei«-Kr«sttha5. Donnerstag, den 13. Februar, abends halb 9 Uhr Pas- sionSandacht im Waisenhaus- und Hüttcngrundbetsaale. La«ge«ch«rsdorf mit Aalte«. Freitag, den 14. Februar, vormittags Iv Uhr Predigt- gotteSdienst mit Wochenkommunion. Mo« Arjpruag. Freitag, den 14. Februar, vormittags 9 Uhr Wochen kommunion. Ao« Müsteuvrau» Donnerstag, den 13. Februar, abends '/,9 Uhr Btbcl- stunde im Psarrhause.