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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 14.02.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-02-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191302148
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19130214
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19130214
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-02
- Tag 1913-02-14
-
Monat
1913-02
-
Jahr
1913
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 14.02.1913
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Abg Graf Kanitz (kons.): Namens mei ner Freunde habe ich zu erklären: Der Antrag verstößt gegen die Grundlagen der Reichsver fassung. Die Regelung der inneren verfassungs rechtlichen Fragen in den Bundesstaaten durch das Reich würde die Souveränität der Einzel- staaten berühren und den bundesstaatlichen Charakter des Reiches ins Wanken bringen. Die Sozialdemokraten wollen aber gerade das Reich in einen Einheitsstaat aus demokratischer Grundlage verwandeln. Wir protestieren gegen die fortgesetzte Verletzung unserer Verfassung durch diese sozialdemokratischen Anträge. Abg. Kopsch (fortzchr. Vpt.): Die Reichs- verfassung setzt voraus, daß die Einzelstaaten eine Verfassung haben müssen. Wir verlangen für die Einzelstaaten ein Wahlrecht nach Maß gabe des Wahlrechts für den Reichstag. Die Konservativen untergraben durch ihr Vorgehen gegen den Staatssekretär Delbrück die Autori tät der Neichsregierung. Der Minister des Innern v. Dallwitz sollte sich nicht in Wider spruch zu Bismarck setzen, der das preußische Wahlrecht bekanntlich das elendste aller Wahl rechte genannt hat. Die Sympathien für das Frauenwahlrecht sind durch die verbrecherischen Taten der Frauenrechtlerinnen sehr vermindert worden. Wer noch die Schulbank drückt, braucht noch kein Wahlrecht. Abg. Seyda (Pole): Der Grundgedanke des Antrags ist uns durchaus sympathisch. Eine wirkliche Volksvertretung ist in Preußen nötig. In der Frauenfrage sind die Ansichten bei uns geteilt. Wir stimmen für das Neichs- tagswahlrecht in- Preußen. Abg. Mertin (Rpt.): Wir lehnen es ab, auf die maßlosen Forderungen einzugehen, da der Antrag gegen die Reichsverfassung ver stößt. Abg. Burckhardt (Wirtsch. Vg.): Wir lehnen den Antrag gleichfalls ab. Das Wahl recht Englands und das der Vereinigten Staaten gehen nicht soweit wie das preußische, das ohne die Sozialdemokratie wahrscheinlich schon längst besser wäre. Damit ist die erste Lesung des Antrages erledigt. In der zweiten Lesung übte Abg. Lieb k n e ch t-(Soz.) scharfe Kritik an den preußi schen Zuständen und wurde zur Ordnung ge rufen. Abg. Sivkowich (fortschr. Vpt.) be sprach die mecklenburgische Versassungssrage, desgleichen Abg. Herzfeld (Soz.). Die sozialdemokratischen Abgg. Hofmann und Wurm behandelten noch die Wahlrechtsfrage. Dann wurde der Antrag in allen Teilen ab- gelehnt. Donnerstag 1 Uhr: Justiz- und Postetat. Sund deutscher Vodeuresomer. Die in Sachsen zusammengeschlossencn Ver eine hielten am Sonntag im „Handwerlerver einshause" zu Chemnitz ihre diesjährige Tagung ab, die außerordentlich gut besucht war. Als Vertreter der Regierung wohnten ihr Geheimer Reg.-Rat Roch von der Kreishauptmannschaft, Regierungsamtmann Eckhardt und Negierungs assessor von Schuch von der Amtshauptmann schaft bei. Ferner bemerkte man zahlreiche Ver treter der städtischen- Kollegien, den Vorsitzen den der Chemnitzer Handelskammer, Kommer zienrat Gulden, Geh. Regierungsrat Ostwald. Der Vorsitzende des Landesverbandes, Exzellenz Dr. Waentig-Dresden, eröffnete die Tagung mir begrüßenden Worten und wies im An schluß daran die den Bodenresormern im preu ßischen Abgeordnetenhause vom Grafen Spee gemachten Vorwürfe, daß die Bodenreformer mit den Sozialdemokraten aus eine Stufe zu stellen seien, energisch zurück und betonte, daß die Bodenreformer treu zu Kaiser und Reich stehen und um dies auch äußerlich zu bezeugen, werde die am Nachmittag abzul altende Mit- glieder-Versammlung Huldigungste egramme an Kaiser Wilhelm und König Friedrich August zur Absendung bringen. Hierauf hielt Gehei mer Admiralitätsrat Dr. Schrameier>Berlin einen mit großen Beifall aufgenommenen Vor trag über „Bodenreform in Start und Ge meinde". Der Bund deutscher Bodenreformer sei eine Kampforganisation. Der Kampf werde um so he tiger geführt, als die Bewegung um die Beseitigung des Monopolsigenlums am Boden und den Bodenschätzen sich nicht auf Deutschland beschränke, sondern eine Stütze fände in der ganzen Welt. Nach einein kurzen Ueberblick über die Fortschritte der Boden- re'ormbewegung im Auslande, hauptsächlich England und seinen Kolonien, ging er zu einer Charakteristik der Grundlehren der Bodenreform iiber. Mehr und mehr machten sich die Wir kungen dieser Lehre im öffentlichen Leben unseres Volkes geltend. Ein hervorragendes Beispiel bilde die Kolonie Kiautschou. deren Steuergesetzgebung ganz auf bodenreformeri scher Grundlage aufgebaut sei. Sie sei ein Beweis dafür, daß auch in unserer Zeit die Lehren der Bodenreform sich als das Natür liche herausstellten; die dort angewandten Mit tel hätten auch in der Heimat neue Gedanken gänge erweckt und zu weiterem Ausbau ange regt. Uebergehend auf die Bedeutung der Bodenreform für Staat und Gemeinde schil derte der Redner zuerst die Kämpfe des Bun des um die Kanalufer. Nicht zum wenigsten hat das geltende Hypothekenrecht dazu beige- tragcn, die ungesunden Verhältnisse zu ver mehren und die Bodenpreise ganz erheblich zu steigern. Leider hat das Gesetz zum Schutz der Bauhandwerker die darauf gesetzten Erwartun gen nicht erfüllt: bessere Verhältnisse auf die sem Gebiete können nur geschaffen werden durch grundbuchmäßige Scheidung von Grund stück und Bauwerk. Der Redner ging dann auf die verschiedenen Versuche mit dem Erb bau, der Schaffung von Grundstücksfonds, dem Wiederkaufsrecht und dem Verkaufsrecht ein und verbreitete sich zum Schluß über die grund sätzliche Reform der gesamten Steuergesetz gebung, zu der ein Anfang in der Steuer nach dem gemeinen Werte und der Zuwachssteuer gemacht sei. Die Bodenresormer wollen keine Konfiskation des Grundbesitzes, sondern eine allmähliche Verlegung der Steuern auf das arbeitslose Einkommen, das heißt also, auf das Monopol-Eigentum am Boden und den Boden schätzen. Nach dem Vorträge setzte eine leb hafte Debatte ein. Nach einem kurzen Schluß wort Dr. Schrameiers wurde die Versammlung kurz nach 2 Uhr geschlossen. Nach einem ge meinsamen Mittagsmahl im Carolaho.el be gann nachmittags ^4 Uhr die Mitgliederver sammlung. Seit den drei Jahren des Be stehens Hal die Mitgliederzahl in Sachsen um rund 1000 zugenommen, wobei die vielen körperschaftlichen Mitglieder immer nur als eins gezähl t sind. Weiter brachte das verflos sene Jahr, wie der Geschäftsbericht ausführt, einen Wechsel im Präsidium. An die Stelle des Grasen Schwerin trat Exzellenz Dr. Waen- tig. Die größten reformerischen Tatzen waren, daß erreicht wurde, daß der Einschätzung zur Grundwertsteuer eine Selbsteinschätzung voraus zugehen hat und weiter, daß erbbauderechrigte Gemeindemitglieder als Ansässige zu gelten haben. Der bodenresormerische Gedanke hat sich besonders in den Kreisen der Volksschul lehrer Bahn gebrochen; die Hälfte der sächsi schen Bezirkslehrervereine sind Mitglied des Bundes deutscher Bodenreformer. Die Kassen- verhältnisse zeigten ein erfreuliches Bild. Die weiteren Veratungsgegenstände waren interner Natur. Oertliches und TSchfifche-. * — Witterungsaussicht für Freitag, den 14. Februar: Wenig Acndcrung des gegenwärtig herrschenden Wetters. * — In der 1. Dekade des Februar stellten sich die Witterungsverhältnisse nach den Beobachtungen der meteorologischen Station im Martin Luther-Stift wie folgt: Niederschl. Niedrigste Höchste Tem- Temperatur miltags in Lit pro Tem- Tag Quadr. Met. peratur peratur 12 Uhr 1. — 2.0 -s- 3.5 3.5 2. 0.8 > 1.0 5.7 5.0 3. 0.3 — 0.4 4.7 4.1 4. 7.4 -f- 3.8 7.0 6.5 5. -I- 4.0 7.7 7.5 6. -- 0.5 6.4 6.0 7. -- 3.0 8.0 7.0 8. -- 2.8 5.5 5.5 9. 0.5 — 1.0 4.6 4.0 10. -s- 2.5 5.5 5.5 Sa.: 9.0 -f-17.6 -f-58.6 -f-54.6 M.: 0.90 4- 1.76 -f- 5.86 -ß 5.46 * — Das Feuerw ehrwe sen im K ö n igreich Sachse n hat im letzten Jahrzehnt dank einer entgegenkommenden Ge setzgebung und unter dem Einfluß einer straf fen, sachkundigen Organisation einen gewalti gen Aufschwung genommen. Der Deutsche Reichsfeuerwehrverband nimmt für seinen dies jährigen Verbandstag in Leipzig giwenwärtig eine Statistik auf, die für das Königreich Sachsen u. a. folgende Resultate ergeben hat: Der Landesverband sächsischer Wehren, dem sämtliche Berufs- und freiwilligen Feuer wehren des Landes angehören, umfaßt 934 Wehren mit zusammen 49 391 aktiven Wehr männern. Diese Wehren bedienen insgesamt 1543 Spritzen. Die Länge der zu diesen Spritzen verfügbaren Schläuche beträgt 566 450 Meter, von denen 56 509 Meter gummiert sind. Hochdruckwasserleitungen für Löschzwecke gibt es in Sachsen gegenwärtig 395, Unterflur Hydranten. 14 686, Oberflurbydranten 13 532, zusammen 28 299. Zum Neben stehen den Wehren 811 Steigerhäuser zur Verfügung. Aus diesen Zahlten o^ht u. a. auch hervor, daß die Feuerwehren in ihrer Gesamtheit ange sichts ihres Bedarfs an Geräten, Uniformen und Ausbildungsmaterial auch für Industrie, Gewerbe und Handel ein brach licher Faktor sind, zumal der Bedarf lMiptsächlich im Lande selbst gedeckt wiwd. * — U n t e r st ü tz u n g e n für junge Handwerker aus der W e t t i n st i f- t u n g. Am 23. April sind aus der Wetin- stiftung des Verbandes sächsischer Gewcrbe- und Handwebkervereine satzungsgemäß, als am Geburtstage des verewigten Königs Albert, Unterstützungen in der Höhe von 50—80 Mark an solche junge Handwerker zu vergeben, die nach Ablaus der Lehrzeit sich noch auf einer Fachschule in ihrem Berufe weiter ausbilden wollen. Das Gesuch muß von dem geschrieben fein, dem die Unterstützung zukommren soll, und Angaben über Lebenslauf und bisherige Ausbildung enthalten, sowie genau angeben, was der Gesuchsteller mit dem Gelde zu machen gedenkt. Zeugnisse müssen im Origi nal oder in beglaubigter Abschrift eingereich. werden. Die Gesuche müssen unbedingt von Vereinen, die dem Verbände sächsischer Ge werbe und Handwerkervereine angehören, so befürwortet werden, daß daraus Würdigkeit und Bedürftigkeit des Gesuchstellers hervorgeht. Zu richten sind die Gesuche spätestens bis 5. April an die Verwaltung der Wettinstiftung und zu adressieren: Julius Müller, Schatz meister der Wettinstiftung, Dresden, Marien straße 9. * — F e n st e r b> r i e f u m s ch l ä g e sind im Postverkehr nur für gewöhnliche Briefsen- düngen zugelassen; zur Versendung von Ein- schreibbriesen dürfen sie daher nicht benutzt werden. * Hoheasteia-Eraftttzal, 13. Febr. Die Dor- bereitungen für die Eröffnung der elektrischen Straßenbahn nähern sich ihrem Ende. Am Staatsbahnhof ist man zurzeit mit der Aufstel lung von Masten, an denen Fahnen befestigt werden sollen, beschäftigt Rechts und links der Gleise vor dem Bahnhof werden Tannenbäume ausgestellt, sodaß die Straße am Bahnhof sich im Festtagskleid den auswärtigen Besuchern dar bieten wird. Zu den Eröffnungsfeierlichkeiten werden Vertreter der Kgl. KreishauplMannschaft Chemnitz, der Amtshauptmannschaften Glauchau und Stollberg re. erwartet. Heute nachmittag traf Herr Anttshauptmann von Koppenfels hier ein und befuhr in Begleitung des Herrn Regie rungsbaumeisters Meißner die Strecke. * — 20 Minuten Verspätung hüte der heute mittag pünktlich um 12,32 Uhr vom Nikolaibahnhos Chemnitz abgefahrene fahr planmäßige Personenzug. Die Maschine hatte scheinbar nur ungenügenden Dampf, denn in der Nähe von Grüna versagte sie vollkommen, so drß das „Zügle" auf freier Strecke liegen bleiben und sich erst kurze Zeit verschnaufen mußte. Allmählich gings dann wieder weiter, sehr zum Ergötzen der zahlreichen Fahrgäste, die sich in den üblichen Witzen vom „Sekun- därbähnle" ergingen. * — Verlade st eile. Auf dem Gelände des hiesigen Bahnhofes wird zurzeit ein Holzbau ulfgeführt; der Bau soll als Verladestelle für die Uhlig-Mühle dienen, die ihre Sendungen demnächst mittels Straßenbahn befördern läßt. * — Eine öffentliche Versamm lung der Textilarbeiter wird vom Textilarbeiterverband für Sonnabend abend in den Gasthof „Grauer Wolf" einberufen. — Auch in Oberlungwitz findet eine ähnliche Versamm lung statt, die sich mit den wirtschaftlichen Aus sichten der Textilarbeiter im Jahre 1913 be schäftigen soll. r. Oberlungwitz, 13. Febr. Gestern fand im Saale des „Deutschen Kaisers" das von 154 Mitgliedern besuchte Stiftungsfest des Hausbe sitzervereins statt. Nach begrüßenden Worten des Vorstehers Herrn Aug. Härtel wurden einige Mitglieder ausgenommen und der Rechenschafts bericht vorgetragcn; nach demselben ist der jetzige Mitgliederbestand auf über 250 angewachsen. Nach gemeinsamer Tafel erstattete der Schrift führer Herr Paul Weber Bericht über die Haft pflichtversicherung, gleichzeitig die Mitglieder auf fordernd, zum Wohle des Vereins und der Ge meinde weiter zu arbeiten und die dem Verein noch fernstehenden Hausbesitzer als Mitglieder zu gewinnen zu suchen. Der Abend nahm einen in jeder Weise gelungenen Verlauf. Hj Gersdorf, 13. Febr. Die Festlichkeiten zur elektrischen Bahnweihe erhalten noch eine Bereicherung dadurch, daß sich auch der Militär verein I dem Fackelzug der freiwilligen Feuer wehr anschließt und damit eine große Zahl Fackeln mehr abgebrannt werden. Diejenigen Vereine, die sich dem Fackelzug durch den gan zen Ort anzuschließen gedenken, wollen sich am Sonnabend nachmittag '/,6 Uhr im Hofe der Dampfkesselfabrik von Franz L Sohn in Obergers dorf einfinden. Der Abmarsch erfolgt um 6 Uhr. Anschluß anderer Vereine könnte auch mit Lam pions geschehen. Die Illumination öffentlicher Gebäude, der Häuser usw. wird sicherlich gut aus fallen, da von mehreren Korporationen und Privatpersonen Hervorragendes geplant ist. Der Tag der Bahnweihe wird hier als allgemeiner Feiertag begangen und dürsten auch von auswärts die Festlichkeiten in Gersdorf viel besichtigt und besucht werden. Die Gastwirtschaften bieten Be sonderes, so z B. das „grüne Tal", der „blaue Stern", der „Ratskeller" usw. Hoffentlich ist das Wetter den Veranstaltungen günstig. * Gersdorf, 13. Febr. Die Gewerkschaft Kaisergrnbe hält ihre fünfte ordentliche Grwciken- versammlung am Freitag, den 28. Februar, mit tags 12 Uhr im Gasthof „Zur grünen Tanne" in Zwickau mit folgender Tagesordnung ab: 1. Geschäftsbericht und Rechnungsabschluß auf das Geschäftsjahr 1912; 2. Entlastung des Gru- benvorstandes für das Geschäftsjahr 1912"und Verwendung des in diesem Geschäftsjahr erziel ten Gewinnes; 3. Anträge von Gewerken. K . Gersdorf, 13. Febr. Ein störrischer Geselle scheint einer der Anhängewagen der elektrischen Straßenbahn zu sein, der stets an der gleichen Stelle hinter der UHIigschen Mühle aus dem Gleise springt und dann nnr unter größeren Schwierigkeiten wieder auf die Fahrbahn gebracht werden kann. Gestern nachmittag wiederholte sich der Vorgang, der eine größere Ansammlung zur Folge hatte. * Meerane, 12. Febr. Ein bedauerlicher Un- glücksfall hat gestern die Familie des Geschirr führers Sch. in Guteborn betroffen. In der 7. Abendstunde stürzte der 1'/« Jahre alte Knabe, das jüngste von den 6 Kindern des Ehepaares, beim Spielen in ein auf dem Fußboden stehen des Gefäß mit siedendem Wasser und wurde so schwer verbrüht, daß er auch durch ärztliche Hilfe nicht mehr gerettet werden konnte und um 9 Uhr abends starb. * Penig, 13. Febr. Gestern nachmittag war der etwa 80 Jahre alte pensionierte Oberlehrer Herr Magirius im Walde beim Spazierengehen ausgerutscht und zu Falle gekommen. Er wurde von Spaziergängern in hilflosem Zustande und mit schweren Wunden im Gesicht aufgefunden und in seine Wohnung gebracht. * Rochlitz, 13. Febr. Ein bedauerlicher Unglücksfall ereignete sich gestern gegen Abend auf der Nochlitz-Mittweidaer Chaussee, ober halb des Gasthofes „Zum Wind" bei Gröblitz. Als das Geschirr des Amtslwuptsmanns Dr Roßberg, hier, ein vor ihm herfahrendes Last geschirr des Gutsbesitzers Bemmann aus Zschauitz überholen wollte, bäumte plötzlich das Pferd des B., wodurch die Pferde des amts- hauptmanuschastlichen Geschirrs gleichfalls scheuten und die Deichsol wegbrachen. Der Kutscher verlor nun die Gewalt über die da- vonraseuden Tiere. Die drei Insassen, Herr und Frau Amtslauptmann und der Kutscher wurden sodann durch den Bruch eines Hinter rades herausgeschleudert, wobei Frau Ämts- Hauptmann ohne Besinnung ausgehoben wurde und der Kutscher einen Beinbruch erlitt. Die Verunglückten brachte das Goschirr des Herrn B. nach dem Gasthof „Zum Wind", wo auch die Pferde mit Wagen an einen Baum rann ten und dadurch zum Stehen kamen. Ein zu fällig in Gröblitz anwesender Rochlitzer Arzt nahm die Verunglückten in Behandlung und ließ sie mittels Automobils in ihre Wohnung bringen. * DreSdea, 13. Febr. Ein Besuch des baye rischen Prinzregcnten am hiesigen Hofe ist für Anfang Juni in Aussicht genommen worden. Der Regent hat zugesagt, Anfang Juni der Einweihung der neuen Kuranlagen in Bad Kissingen beizuwohnen, und von Kissingcn aus beabsichtigt er, sich zum Antrittsbesuche beim König Friedrich August nach Dresden zu begeben. — Gestern vormittag wurde in ihrer in der Gneisenaustraße gelegenen Wohnung die 60 Jahre alte Vermieterin Ottilie Schmalz vergiftet aufgefunden. Allf einem hinterlassenen Zettel gibt die Frau an, daß sie keine Wohnung habe finden können und infolgedessen ihrem Leben freiwillig ein Ziel gesetzt habe. * Leipzig, 12. Febr. Daß Eilboten als Trauzeugen, Kinderwärter und dergleichen be nutzt werden, gehört in den Großstädten längst nicht mehr zu den Seltenheiten; heutzu tage läßt sich mancher durch den „Messenger" schon Hausschlüssel und Regenschirm besorgen. Der Zeitgeist schreitet indessen fort und damit, wie der folgende Fall beweist, auch die Viel seitigkeit des Eilbotendienstes. Dieser Tage wurde ein „Boy" nach einem Restaurant der inneren Stadt beordert, wo ihm der Auftrag geber, ein Studio, kurz eröffnet, er (der Bote) möge einmal die Zeche auslegen, das Geld reiche nicht. In einer benachbarten „telephon losen," Kneipe säßen Bekannte, die würden die Sache wieder ins Lot bringen. Der Bote war zunächst sprachlos, besann sich aber dann auf 'einen Witz und bezahlte. In dem nächsten Lokal, wo die treuen Freunde faßen, bekam der Messenger sein Geld zurück, erhielt aber gleichzeitig einen neuen Auftrag. Er wurde auf zwei Stunden verpflichtet, mit Doppelkopf zu spielen. Der Einsatz würde ihm gezahlt, etwaige Verluste bekäme er vergütet. Außerdem natürlich die Stundentaxe als Eilbote — 70 Pfg. — Der Bote spielte auch richtig mit und gewann als guter Doppelkopfspieler noch ein ganz hübsches Trinkgeld. Mit lebhafter Aner- lennung belohnt, verließ der vielseitige Boy das Lokal. * Leipzig, 12. Febr. Zu vier Monaten Ge fängnis verurteilte das Schöffengericht eine Raben mutter, die ihr Stiefkind in einer barbarischen Weiße mißhandelt hat. Der Schularzt gebrauchte sogar den Ausdruck „viehisch" und führte aus, daß das Kind, ein 10 Jahre altes Mädchen, äußerst mangelhaft ernährt, körperlich und sittlich verwahrlost gewesen ist und am ganzen Körper Spuren rohester Mißhandlungen gezeigt habe. U. a. hat die bedauernswerte Kleine vom schmutzigen Boden der Küche auflccken müssen- * Arnsdorf b. Radeberg, 12. Febr. Der seit zwei Jahren im Ruhestand lebende Eisenbabu wärter Schöne wurde tot aus dem Röderflusse gezogen. Er verließ die Seinen am Sonntag nachmittag, nm nach Klcinwolmersdorf zu gebe». Offenbar ist Schöne in der Dunkelheit vom Wetze abgekommen, in die Röder gefallen und darin ertrunken. * Sebnitz, 12. Febr. Der Stadtgemeinde Sebnitz und der Kirchgemeinde Sebnitz war vor einiger Zeit ein? Erbschaft von 600000 Maik zu gleichen Teilen zugefallen; die Landgemein den kommen also nicht in Betracht. Der Erb lasser, Dr. Petzold, hat jedoch an die Vollstreckung des Testaments eine Anzahl von Voraussetzungen geknüpft. Die Zinsen dürfen erst von dem Zeit- punkte air verwendet werden, wenn das Kapital auf zwei Millionen Mark angewachsen ist, was in etwa 35 Jahren eintreten dürfte. Weiter ha ben die beiden Erben innerhalb der nächsten fünf Jahre aus eigenen Mitteln ein schönes Ge bäude für gemeinnützige Zwecke zu errichten, in denen eine Gemeindediakonie, eine Volksbiblio thek mit Lesehalle, eine Volksbücherei, Einrich tungen für Jugendpflege und dergleichen gehal ten werden sollen. Dr. Petzolds letztwillige Ver fügungen füllen 130 Seiten und setzen sich au; etwa 40 verschiedenen Testamenten und Ergän zungen mit so zahlreichen Beschränkungen und Bedingungen zusammen, daß die Stadtverord neten von Sebnitz, die sich am 6. Februar mit der Frage des Antrittes der Erbschaft beschäf tigten, diesem zunächst sehr skeptisch gegenüber- standen; dann aber bewog die Höhe der Erb schaft die Stadtvätcr zu ihrer Annahme. * Neustadt i. Sa., 12. Febr. Aus verschmähter Liebe versuchte sich ein junges Mädchen mit Lysol zu vergiften, konnte aber noch rechtzeilig von ihrem bisherigen Liebhaber, dem sie aus Kopenhagen nachgereist war, und der nichts mehr von ihr wissen wollte, an der vollen Ausführung der Tat verhindert werden. Nichtsdestoweniger hatte sich das Mädchen durch die Lysolflüssiglcit imGesicht und derRachenhöhle so schwer verbrannt, daß sie ins Krankenhaus gebracht werden mußte. Das Mädchen ist anS Leipzig gebiirtig und 19 Jahre alt. * Elstra (AmtSh. Kamenz), 12. Febr. Gestern morgen gegen 3 Uhr entstand in dem früheren Mcrkelschen Stadtgute Feuer, welches so schnell um sich griff, daß in kurzer Zeit alle Gebäude einen Trümmerhaufen bildeten. Auch das gegen überliegende Anwesen des Tischlermeisters Georg
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