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Tageblatt für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Wüstenbrand, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Lugau, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf rc. Der.Hohenstein-Ernstthalcr Anzeiger" erscheint mit Ansnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Haus Mk. 1.50, bei Abholung in den Geschäfts stellen Mk. 1.26, durch die Poft bezogen (außer Bestellgeld) Mk. 1.50. Einzelne Nummern 10Pfg. Bestellungen nehmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstalten und die Landbrtesträger entgegen. A> eilage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das „Illustrierte Sonntagsblatt". — Anzeigengebühr für die 6gespaltene Korpuszeile oder deren Raum 12 Pfg., für auswärts 15Pfg.; im Reklameteil die Zeile 30 Pfg. Die 2gespaltene Zeile im amtlichen Teil 50 Pfg. 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Die Hauptstadt Ostpreußens hrtte ein glänzendes Festgewand angelegt, liberal! hatte man Girstanden und Ehrenpforten angebracht. In den Straßen bewegte sich eine festessrohe Menge. Groß und Klein trug an den Schul tern weiße Bivastbänder; überall sah man Sprüche, die an die Männer aus den Tagen der Erhebung Preußens erinnerten. In der Festsitzung der städtischen Körper- säw ten in dem historischen Stadtverordneten- finnngssaal gedachte Stadtschulrat Bros. Dr. Stettiner der Vergangenheit Königsbergs und des Bürgermeisters Heydemann, der vor 100 Jahren in der denkwürdigen Sitzung des Pro- v.nziallandtagss Schristsülrer war, die Land- wehrordnung mitausarbeitete und dessen orga nisatorischen Anstrengungen die Aufstellung der Landwehr zu verdanken war. Inzwischen war der deutsche Kronprinz be reits eingetroffen; er begab sich sogleich nach dem Hafen, wo das Denkmal des Generals Jork, des berühmten Unterzeichners der Tau- roggener Konvention und Siegers in mancher Schlacht, enthüllt wurde. Tausende von Krie- gerverbandsmitgliedern hatten um das Denk mal Ausstellung genommen, und der Kron- pnuz schnitt ihre lange Front ab. Gleich nach der Uebergabe des Denkmals in dis Obhut der Stadt sulr der Kronprinz zum Bahnhof, uni den Kaiser und die Kronprinzessin zu empfangen. Der Einzug des Kaisers und des Kronprinzenpaares erfolgte unter lautem Jubel der Bevölkerung. Der Kaiser begab sich mit dem Kronprinzsn- paar zunächst nach dem altehrwürdigen Dom, wo ein feierlicher Festgottesdienst stattfand; während desselben hielt Generalsuperintendent Sämttler die Festpredigt, in der der Geistliche einen historischen Rückblick auf die große Zeit vor 100 Jahren warf, wo das Volk treu zu Tbron und Altar stand, und im Hinblick auf Gottes Beistand den gewaltigen Kamvf mit dem Unterdrücker wagte, der ihm schließlich auch den Sieg brachte. Nach einem kurzen Aufenthalt im Schloße wohnte der Kaiser im Prunksaale des Land- bauses einer Festsitzung des Provinzialland" tages bei. In dem Saale, in den Brause wetters bekanntes Gemälde „ Jorks Ausruf an die ostpreußischsn Stände" seinen Platz hat, waren unter den Landtagsabgcordneten manche Nachkommen der Männer, welche in dem Bild verewigt sind, versammelt. Nach einer feier lichen Begrüßung durch den Landtagsprästz deuten Fürst Dohna Schlobitten hielt der Kai ser eine Erwiderungsrede. Darauf wurden dem Kaiser über 300 000 Mark überreicht, die in Ostpreußen für die Veteranenspende gesammelt N orden sind. Auf der nachfolgenden Rund fahrt durch Königsberg nahm der Kaiser auch das vormittags enthüllte AoUdenkmal in Angenschein. In seiner Ansprache spann Kai ser Wilhelm die bereits in seinem Dankerlaß anläßlich seines letzten Geburtstages ausge sprochenen Gedanken weiter und acdachte der ernsten Zei t vor 100 Jahren, wo das Beispiel der Bewohner Preußens vorbildlich und auf- mnuternd gewirkt habe. Die damalige Zeit habe gelehrt, was ein Volk vermag, wenn es sich seiner Kraft bewußt sei, und so werde auch in Zukunft auf das preußische Volk stets Verlaß sein. Damit war das reiche Festprogramm noch nichi erledigt. In der neuerbauten Kunsthalle harrte alsdann die Jahrhundertansstellung der Eröffnung, die Kaiser Wilhelm vollzog. Aus asten Ständen und allen Teilen der Provinz sind hier Andenken an die Befreiungskriegs zu sammengetragen worden. General Jork steht auch hier wiederum im Mittelpunkt des Inter esses, allerdings das Original der Taurogge- ner Konvention wollte der Urenkel des alten Haudegens, Graf Jork von Wartenburg, nicht aus seinem Besitz geben. Als es dunkelte, bewegte sich durch die sah nen- und g.rlandengeschmückten Straßen Königs bergs der Fackelzug der Studentenscha't der im inneren Schloßhof endete. Der Kaiser äußerte seine große Freude über diese Huldigung, die die Musensölne der Albertina ihrem Rektor Magnifizentissimus dargebracht haben. Als Be schluß des festlichen Tages gab es in dem Ge dächtnissaale ein Bankett, an dem in Gegen wart des Kaisers und des Kronprinzen 700 Personen teilnahmen. Die Auszeichnungen, die anläßlich der Ge denkfeier verliehen worden sind, waren recht zahlreich. Der konservative Reichstagsabgeord nete Graf Kanitz erhielt den Titel Wirklicher Geheimer Rat mit dem Prädikat „Exzellenz". Mehrere Landräte und Rittergutsbesitzer wur den gsadalt. Die Liste sämtlicher Auszeich nungen füllt im „Reichsanzeiger" nahezu 18 Spalten. Die Rückkehr des Kaisers von Königsberg erfolgt am heutigen Donnerstag. Aus der Heimreise nimmt der Monarch erst noch in Posen kurzen Aufenthalt, um die Kapelle des dortigen Kaiserschlosses zu besichtigen. Die An kunft in Berlin ist auf abends festgesetzt. Der Mkankneg. Amtliche Kriegsnachrichten bleiben beharr lich aus. Nach Sostater Meldungen dauert der Geschützkampf vor Adrianopel, namentlich auf der südwestlichen Front, fort. Die bulgarische Behauptung, daß sich tausend Mann der Be satzung eines türkischen Forts ergeben hätten, klingt unwahrscheinlich. Auch auf der Halb insel Gallipoli wollen die Bulgaren Erfolge errungen und die nur schwachen Widerstand leistenden türkischen Truppen zehn Kilometer znrückgedrängt haben. Handgreifiich ist die Flunkerei über die Vorgänge bei Tschataldscha. Diese Befestigungslinie hoffen die Bulgaren, ohne einen Schuß abfeuern zu müssen, neh men zu können, da sich die Truppen der tür kischen Verteidigungsarmee angesichts des ge meinsamen Feindes gegenseitig massakrieren und schon viele Hundert Tote den Boden decken. Abgesehen von den Angriffen auf Adriu- nopell, scheint auf dem Kriegsschauplätze von beiden Teilen noch Zurückhaltung beobachtet zu werden in der Erwartung auf die baldige Wiederaufnahme der Friedensverhandlungen. Irgend etwas von Belang ist bisher jeden falls weder vor Tschataldscha noch auf Galli poli geschehen. Eine serbische Proviantlolonne abgcfangen. Der türkischen Botschaft in Rom ging die Nachricht zu, daß General Essad Pascha in Albanien, unweit Skutari, einen serbischen Lebensmitteltransport von 400 Wagen abge- sangen und zwei serbische Infanterie-Bataillone entwasinet labe. Essad habe die Serben in dessen auf Ehrenwort freigegeben. Dieser Streich glückte den Türken, die von Albanesen unter stützt wurden, gelegentl.ch eines Ausfalles aus der von den Montenegrinern belagerten Festung Skutari. Tie Hoffnung auf baldigen Friedensschluss erhält sich. Dec Chef der türkischen Friedensdsegation, Reschid Pascha, bleibt vorläufig noch in Lon don, um für den Fall der Wiederaufnahme der Verhandlungen sofort bei der Hand zu sein. Andererseits heißt es, daß aus Ruß lands Rat bulgarische Bevollmächtigte in Kon stantinopel eintreffen und mit den dortigen Regierungsvertretern Verhandlungen über Adrianopel ausnehmen würden. Zu übergroßen Anstrengungen sind die Balkanverbündeten nicht geneigt und auch nicht imstande. Für Bul garien allein wollen sich die anderen nicht opfern. Fällt die Entscheidung vor Adria nopel nicht bald, so wird die Stadt dem Vor schläge des englischen Staatssekretärs des Aus wärtigen, Grey, entsprechend voraussichtlich für neutrales Gebiet erklärt werden und als Festung zu existieren aushören. * * * Neber Grausamkeiten der Serben und Bulgaren wird der „Christl. Welt" berichtet: Bei Dibra wurden von den Serben 42 Albanosendörfer niedergebrannt, die gefloßenen Frauen und Kin der wurden zurückgeschleppt und in die bren nenden Gehöfte geschleudert. In Dedeaaatsch flüchteten 200 türkische Frauen und Kinder in die Moschee, als bulgarische Truppen ein drangen. Die Bulgaren sprengen die Moschee in die Luft, sämtliche Flüchtlinge wurden unter den Trümmern begraben und getötet. Auf den Straßen lagen schließlich mehr als 400 furchtbar verstümmelte Türkenleichen. In einem benachbarten Dorfe wurden mehrere hundert Türken in die Moschee getrieben, und mit dieser bei lebendigem Leibe verbrannt. 60 Männer wurden massakriert. In einem ande ren Dorfe verbrannte man sämtliche Türken und bedielt nur 15 schöne Türkinnen zurück. In wieder einem anderen Orte wurden 19 Türken zusammengebunden und teils erschos sen, teils mit Messern grausam hingerichtet. Häutig stellte man die Unglücklichen auch vor die Wahl, entweder durch Bomben zu sterben oder Christen zu werden. Deutscher Reichstag. 104. Sitzung vom 5. Februar. Die zweite Lesung des Etats des Reichs amts des Innern (13. Beratungstag) wird fortgesetzt beim Kapitel Reichsverficherungsamt. Ministerialdirektor v. Ioncquieres: Bei dsr Erörterung der Seeunfälle hatte der Ministerialdirektor gesagt, auf der internatio nalen Seeunfallkonferenz im Oktober v. I. sei auch der Vorsitzende des Seemannsverbandes, Herr Müller, zugegen gewesen. Der Abg. Schumann (Soz.) stellte nun fest, daß es nicht Herr Mühler, sondern Herr Hoffmann gewesen sei, und bezeichnete die Verwechselung in einer offiziellen Erklärung als einen vermutlichen Trick. Der Ministerialdirektor bittet deshalb um Entschuldigung, daß der Herr nicht Mül ler geheißen hat. (Beifall) Äbg. K ö r st e n (Soz.): Dent Drängen der Berufsgenossenschaften nach Zurückziehung der Bundesratsverordnung, wonach die "e- werblichen Vergiftungen ebenso zu behandeln ind wie dis Betriebsunfälle, darf nicht statt- gegeben werden. Ungerechtfertigt ist die stei- gende Zurückhaltung bei der Entschädigung von Unfällen. Jetzt heißt es, Unfälle kom men nicht mehr so oft vor; die Unfäledock, aber die Entschädigungen nicht mehr. Die klei nen Renten werden überhaupt nicht mebr ae- zchlt. Tas Reichsversicherungsamt schabloni- siert schon seit längerer Zeit. Bei der Ableh nung von Anträgen gibt man gar keine Be gründung mehr. Die Witwen- und Waisen- Versicherung ist nichts als eine zentralisierte Armenpflege. Abg. Becker (Ztr.): Ein fo abfälliges Urteil verdient unsere Arbeiterversicherung nicht. Ter Redner fordert in einer Resolution, die von allen bürgerlichen Parteien unterstützt wird, daß insbesondere das Augenzittern der Bergarbeiter und die Lungenkrankheiten der Sto.narbeitsr als gewerbliche Berufskrankheiten der Unfallversicherung unterstellt werden. Abg. Hepp (natl.): Die landwirtschaft lichen Berufsgenossenschaften sollten mit ihren Strafen langsamer vorgehen. Die Rentenent scheidungen der Berufsgenossenschaften geben zu großen Bedenken Anlaß. Bri den Bergleuten muß vor allem für ausreichende Krankenhitfe gesorgt werden. Ten Wunsch, der Witwen- und Waisenversorgung weiter auszugestalten, unterstützen wir. (Beifall.) Abg. Behrens (Wirtsch. Verg.): Das Bestreben in großen Industriestädten, Land krankenkassen einzurichten, ist recht auffällig. Es ist auch nicht zu verstehen, wie die Land wirtschaftskammern für landw.rCchaftliche Be triebskrankenkassen eintreten können. Da fällt die ganze Last den kleinen und mittleren Bauern zu. Abg. Taubadel (Soz.): Die Bewil ligung von Invalidenrenten geht nicht nur zurück, sondern es werden sogar in rigoroser Weise schon bewilligte Renten wieder entzogen. Abg. Koßmann (Z r.): Die steigende Unzufriedenheit mit unserer sozialen Gesetz gebung beruht nicht auf dem Wesen dieser Ge setze, sondern auf der Art und Weise, wie sie angewendet werden. Die ärztlichen Gutachten werden von Vertrauensärzten ausgestellt, die häufig das Amt nur im Nebenamt betreiben, und die so überlastet sind, daß die Gutachten minderwertig sind. Ministerialdirektor Caspar: Verhand lungen über die Einreihung des Augenzitterns bei Bergleuten und der Lungenkrankheiten bei Steinarbeitern werden gepflogen. Die Klagen über Rentenentziehungen sind nicht auf eine härtere Auffassung der Versicherungsbehörden zurückzuführen. Da die Rentenbewilligung in den verschiedenen Bezirken des Reiches nach sehr verschiedenen Grundsätzen erfolgte, mutzte eine Aenderung eintreten; sie fand ohne Un billigkeit statt. Der Rechtsweg, an dessen Jn- stanzenzug die Versicherten selbst beteiligt sind, bietet die Gewähr, datz Härten vermieden werden. Die Resolution Becker wurde nach weiterer Debatte angenommen. Nach dem Kapitel Reichsverficherungsamt wurde das Kanalamt erledigt und die Beratung dieses Etats zu Ende geführt. Donnerstag 1 Uhr: Fortsetzung der Be ratung. TageSgeschichte. Tas österreichische Thronfolgerpaar in Dresden. Wie aus Dresden gemeldet wird, ist der österreichische Thronfolger Erzherzog Franz Fer dinand mit seiner Gemahlin inkognito in Dresden eingotroffen und hat im Hotel Bellevue Wohnung genommen. Die Garnison Straßburg durch eine gefälschte Depesche alarmiert. Durch eine gefälschte Depesche wurde gestern Neu« -Tsrke eckko O.sram-/chnrpe snrtss riss Hso^rr/7 „OH/?44k" — Os-seakk 0. 77