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WeHüMnslthMAnzeiM Tageblatt für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf. Hermsdorf, Demsdors, Wüstenbrand, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Lugau, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf rc. Sonnabend, den l. Februar 1913 Geschäftsstelle Bahnstraße 3. Nr. 36. Fernsprecher Nr. 151, „ . — a-nnes Dierteliährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Haus Mk. 1.50, bei Abholung in den GeschSfts- Der»Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger" erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends m t oem a um „»z Ausgabestellen die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstalten und die Landbriesträger entgegen pellen Mk 1.25, durch die Post bezogen lauster Bestellgeld) Mk. 1.50. Einzelne Nummern 10 Pfg°.Bestellungen nehm^ deren Naum 12 Pfg., für auswärts 15 Pfg.; km Reklame.eil die Zeile M Pfg. Die 2t eilage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das „Illustrierte Sonntageblatt'. Anze nkr ariikiere AnZetaen werden am Abend vorher erbeten. 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Die Antwort auf die Note der Großmächte wurde von der türkischen Regierung am Don nerstag mit Seelenruhe abgegeben, obwohl die Balkan delegierten am Tage zuvor ganz offi ziell den Abbruch der Londoner Friedensver- handtungen bekannt gemacht und das bulga rische Hauptquartier die Kündigung des Was senstillstaudes für den Montag der neuen Woche mitgeteilt hatte. . Die vom Großwesir dem Doyen des diplo matischen Korps in Konstantinopel, dem öster reichischen Botschafter Markgrafen Pallavicini, überreichte Antwort erklärt Konstantinopeler Meldungen zufolge: Tie Türkei kann Adria nopel nicht abtreten; sie kann nur vom Nord teil Adrianopels etwas mehr gewähren. Die visr vor dem Dardanelleneingang gelegenen Inseln müssen unbedingt türkisch bleiben. Die übrigen Inseln der Aegäis könnten dagegen die Selbständigkeit erhalten, wie z. B die Insel Samos. Die Note betont, daß die Türkei für den Frieden sei, diesen aber unter keinen ande ren Bedingungen als den vorstehend aufgezähl ten abschließen könnte. Es sei das die letzte und endgültige Antwort der Türkei. Das unerwartete Entgegenkommen der tür kischen Antwort wird auch in anderen Mel- düngen darüber hervorgehoben. So in einer Drahtung, die der Berliner Direktion der Deutschen -Orientbank zuging und in einer halbamtlichen Depesche. In der letzteren wird noch lervorgehoben, daß die Türkei nur die jenigen Teile Adrianopels behalten wolle, in denen die heiligen Orte der Mohamedaner lie gen. Das rechte Ufer der Adrianopel schnei denden und in das Aegäische Meer münden den Maritza ist sie bereit abzutreten, und das Schicksal der übrigen Aegäisinseln in die Hanls der Großmächte zu legen. Die Antwort nimmt Kenntnis von der Zusage der Mächte, sie in der Entwicklung des Landes zu unterstützen. Zum Schluß kommt sie noch einmal auf die religiösen und historischen Gründe zurück, die die Türkei zwingen, den Teil von Adrianopel zu behalten, welche die den Muselmanen hei ligen Orte enthält. Jedoch erklärt sie sich be reit, die Befestigungen von Adrianopel zu schleifen. Auf der türkischen Botschaft in Berlin wird erklärt, daß die Antwort zu dem vom eng lischen Minister des Auswärtigen Grey ge machten Vorschläge einer Neutralisierung Adrianopcls mit bulgarischer und türkischer Verwaltung zurllckkehre. Eine Wiederaufnahme der Feindseligkeiten ist zunächst nicht zu er warten. Die türkische Regierung hat wohl Kenntnis von dem Abbruch der Londoner Friedcnsverhandlungen durch die Balkandele- gierien, nicht aber auch von der Kündigung des Waffenstillstandes durch Bulgarien er halten. Die am 17. Januar in Konstantinopel überreichte Note der Großmächte hatte die vollständige Abtretung Adrianopels und die Entscheidung über das Schicksal sämtlicher Aegäisinseln durch die Mächte gefordert. Die Antwort der türkischen Regierung, die auch von den« Minister des Auswärtigen in dem verflossenen Kabinett Kiamil, Noradunghian, gebilligt worden war, deckt sich, wie man sieht, mik den Forderungen Europas nicht völ lig, kommt ihnen aber so nahe, daß man in il r die Grundlage erneuter Verhandlungen er blicken kann, die allerdings von der Türkei nicht mit den Balkandelegierten, sondern mit den Vevtretern der Großmächte geführt werden würden. Die der Türkei weniger wohl ge sinnten Mächte der Tripleen.ente werden viel leicht schon deshalb mehr Neigung zur Be achtung des guter: Willens der Türkei haben, weil sie aus den ebenso zeitgemäßen wie be stimmten Erklärungen deutscher Staatsmänner erkennen mußten, daß für sie in der asiatischen Türkei, in Anatolien, die Trauben doch zu hoch hängen. Das jungtürkische Komitee verkennt die Lage, wenn es in einem hochtönenden Aus ruf die Wahrung des heiligen Erbes der Vor fahren und die Aufrechterhaltung der unbe schränkten türkischen Souveränität über Adria nopel und die Aegäisinseln fordert. Das wäre der Krieg, der für die Balkanverbündeten eine schwere Last, für die Türkei aber das natio nale Ende sein würde. Die Aussichten der Türkei würden für den Fall des Wiederausbruchs der Feindseligkeiten recht ungünstig sein. Abgesehen davon, daß innerhoilb der Tschatalds-cha - Armee blutige Konflikte wegen der Ermordung Nasim Paschas ausgebrochen sind, die bereits zahlreiche Tote an Offizieren und Mannschaften gefordert haben, lassen Kriegsbereitschaft und Zustand der türkischen Truppen viel zu wünschen übrig. Die Tschataldschabefestigungen sind zwar wäh rend der achtwöchigen Waffenruhe verstärkt und ausreichend mit tüchtigen Geschützen besetzt worden; was nützt es aber den Türken, den feindlichen Angriffen vor diesen Befestigunaen standzuhalten, wenn sie nicht die Offensive zu ergreifen vermögen! Dazu sind sie aber durchaus unfähig. Die schlimmen Wirkungen der vielen Niederlagen auf die moralische Ver fassung der Truppen sind noch nicht behoben, außerdem hat die Verpflegung bis in die jüngste Zeit hinein soviel zu wünschen llbria gelassen, daß die Leute den Strapazen eines Angriffskrieges nicht gewachsen sind. Ist so mit eine den Türken glückliche Wendung des Krieges so gut wie ausgeschlossen, so ist die Gefahr, vernichtende Niederlagen zu erleiden, für sie um so größer. Außer der Tschataldschalinie werden Nie Bulgaren und die mit ihnen verbündeten Ser ben die Halbinsel Galipoli angreifen, welche die Straße der Dardanellen schützt und nur schwach befestigt ist. Es ist mit Sicherheit zu erwarten, daß die Angriffe auf diese Halb insel den neuen Kriegsabschnitt eröffnen wür den. Sind die Küstenbefestigungen, Galipolis von den vereinigten bulgarisch-secbisch-griechi- schen Streitkräften aber erst einmal genommen, dann ist auch die Einfahrt in die Dar danellenstraße für die griechischen Kriegsschiffe freigelegt und die Hauptstadt Konstantinopel gleichzeitigen Angriffen von der Land- und der Seeseite ausgesetzt. Bei Galipoli haben die Bulgaren einstwei len nur etwa drei Divisionen; können diese für den Angriff zu schwache Streitkräfte müle- los durch die Heranziehung serbischer und griechischer Truppen aus Mazedonien, 'odann aber auch durch Teile ihrer eigenen Tscha- taldschaarmee verstärken. Auf der Eisenbahn Dimottika—Dedsagatsch, die wieder betriebs fähig gemacht wurde und de» Bulgaren zur Verfügung steht, können dies« binnen kürzester Zeit Truppenteile nach Galipoli werfen. Vor Tschataldscha stehen 8 bulgarische Divisionen mit 130 Bataillonen und 500 Geschützen. Die dritte Gruppe der bulgarischen Streitkräfte in Stärke von 3 Divisionen mit 80 Bataillonen, 25 Batterien und 7 Schwadronen belagert Adrianopel, das sich gegen alle Erwartung bis auf den heutigen Tag bel,mptet hat. Kündigung des Waffenstillstandes durch die Verbündeten. Wie dem Reuterscken Bureau gemeldet wird, haben die Verbündeten den Waffenstill stand von gestern abend 7 Uhr ab gekündigt. Die Wiederaufnahme der Feindseligkeiten ist für nächsten Montag zu erwarten. Warum der Waffenstillstand gekündigt wurde. Eine Wiener Mittagszeitung erfährt über die Gründe der Kündigung des Waffenstill standes aus Sofia folgendes: Die enorm an- wachsenden Heereserl altungskosten, die Zu spitzung des Verhältnisses mit Rumänien und die steigende Ungeduld der Bevölkerung ver anlaßten die Regierung, nicht länger zu zögern. Der zweite Krieg werde ungleich kürzer dauern und Adrianopel im Sturm fallen. Die Mis sion des Finanzministers Theodorow hatte be züglich der Haltung Russlands für den Fall des Wiederbeginns des Krieges günstige Er gebnisse. Die Hilfe Rußlands.werde sich zu nächst darin kundgeben, daß Rußland kein Veto gegen den Einmarsch in Konstantinopel erheben werde. Auch die finanzielle Grundlage für die neue Kampagne sei geordnet. Deutscher Reichstag. 101. Sitzung vom 30. Januar. Der Bundesratstisch ist leer, das Haus sehr stark besetzt. Zunächst ersolgt die namentliche Abstimmung über den Antrag gegen den Reichskanzler. Der an die Be sprechung der Poleninterpellation wegen des Enteignungsgesetzes geknüpfte Antrag lautet: Die Zulassung der Enteignung polnischer Gutsbesitzer für die Zwecke der preußischen An- siedelungskommifsion durch den Herrn Reichs- kmzler entspricht nicht der Auffassung des Reichstags. An der Abstimmring beteiligten sich 353 Abgeordnete. Davon stimmten 213, und zwar die Polen, das Zentrum und die Sozialdemokraten, für den Tadelsantrag. Mit nein stimmten 97 Abgeordnete, die Konser vativen, Wirtschaftliche Vereinigung und die Nationalhberalen. 43 Abgeordnete der fort» schriftlichen Volkspartei enthielten sich der Ab stimmung. Damit ist die Interpellation er ledigt. Es folgt die zweite Lesung des Gesetzes über das Provisorium der Fleisch ei n f u h r. Der von der Kommission unver ändert gelassene Entwurf ermächtigt den Bun desrat, die unter dem Vorbehalt der nach träglichen Genehmigung des Reichstags ein geführte Zollerleichterung bei der Fleischein- fuhr mit Wirkung vom 1. Oktober 1912 ab den Gemeinden, die die Bedingungen erfüllen, noch bis zum 31. März 1914 weiter zu ge währen. Die fortschrittliche Bolkspar- tei beantragt, die Ermächtigung in der Form des Entwurfs nur bis zum 1. April 1913 zu geben, und den Bundesrat von die sem Termin an zu ermächtigen, allgemein die Zölle für Schlachtvieh und Fleffch sowie für Jungvieh, Magervieh und Zuchtvieh ganz oder teilweise und ebenso von diesem Termin ab auch die Futterzölle außer Hebung zu setzen. Die Sozialdemokraten fordern darüber hinaus noch, allen Gemeinden, Kon sumgenossenschaften und andern gemeinnützigen Unternehmungen das Recht der Fleischeinfuhr zu gewähren und die vom Entwurf gebotenen Vergünstigungen vom 1. März 1913 ab auf die Einfuhr von lebendem Vieh aus dem Auslande auszudehnen. Eine weitere sozial demokratische Resolution fordert unter Auf hebung des § 12 des Fl«schbeschaugesetzes die sofortige Einfuhr von frischem und gefrorenem Fleisch aller Art ohne anhängende innere Organe aus dem Ausland. Die Volksvavtei stimmt dieser Forderung mit der Bedinaung zu, wenn die Untersuchung im Auslande durch deutsche beamtete Tierärzte erfolaen kann. Schl.eßlich fordern die Sozialdemokraten die Einfuhr lebenden Rindviehs und Schweine aus Holland, Dänemark, Schweden, Frankreich, Oesterreich, Rußland, Kanada und Argen tinien nach Schlachtböken mit Bahnanschluß und unter der Bedingung, daß das einqesührte Vieh innerhalb vier Tagen nach seinem Ein- weffen geschlachtet wird. Die Konservativen beantragten namentliche Abstimmung über den sozialdemokratischen An trag auf Streichung des § 12 des Fleisch- beschaugesetzes. Abg. Simon (Soz.): Die Vorlage ist ganz unzureichend. Man will nur die kreise der landwirtschaftlichen Produkte Hochbalten. Für Deutschland kann der Bedarf nicht im Inland gedeckt werden; der Viehbestand geht sogar zurück. Die Regierung betreibe die Ge- chäfte der Zollwuchermehrl eit. (Redner wird wegen dieses Ausdrucks zur Ordnung gerufen.) Abg. Herold (Ztr.): Wir halten grund sätzlich an unserm Wirtschaftssystem fest. Wir «vollen keine Veränderung des Zollsystems wäh rend der Handelsverträge. Auch nachher wer den wir im allgemeinen an den gleichen Grundsätzen festhalten. Wir stammen aber für den vorliegenden Gesetzentwurf, weil er eine Ausnahmemaßregel gegen einen Notstand ist. Die Ailträge der Luken, die wohl nur Reklamezwecken dienen sollen, lehnen wir ab. Abg. Böttger (natl.): Der Verlänge rung der fraglichen Bestimmungen, die bei weiterem Besteben unsere ganze Wirtschaftsord nung durchlöchern würden, können wir nicht zustimmen. Darum lehnen wir die fortschritt lichen und sozialdemokratischen Anträge ab. Für die Herabsetzung der Fultermittelzölle, die wir an sich begrüßen, ist der gegenwärtige Augenblick ungeeignet. Im Interesse einer ge- -unden Bauernpolitik verlangen wir weitere Aufteilung der Domänen. Deutschland vom Ausland unabhängig zu machen, ist unser Hauplziel. Abg. Arnstadt (kons.): Eine Fleischno« gibt es nicht, (Widerspruch links) nur eine Fleischteuerung. Wir sind auch zur Abhilfe ' ereil. Die Regierungsmaßnahmen würden die Seucheneinschleppung begünstigen. Dis Herab setzung der Fleilchpreise hätte sich auch durch bessere Organisation des Jnlandsmarktes er re chen lassen. Abg. Fischbeck (sortschr. Vp.) betonte, daß eine Fleischnot bestände, da die Preise nne unerschwingliche Höhe erreicht hätten. Der An trag auf Aufhebung der Futtermittelzölls wiese den richtigen Weg. Unterstaatssekretär Richter bob den glänzenden, vorher nie dageweftnen Aufschwung in Industrie, Handel und Gewerbe während der letzten Jabre hervor. Der nationale Wohl stand hätte sich gebessert. Die Regierungsmaß nahmen hätten den Zweck der Preisermäßigung erreicht. Geftorenes Fleisch könn e von jetzt ab aus dem Ausland« eingeführt werden. Die Versorgung des deutschen Marktes sei gesichert. Freitag 1 Uhr: Fortsetzung. Tagesgeschichte. Die Leipziger Königstage erreichen am heutigen Frettag mit der Abreise des Königs Friedrich August nach Altenburg zum Besuch des dortigen Hofes ihr Ende. Wie alljährlich hat der König auch diesmal wieder in Leipzig eine Anzahl Fabriken, Banken, Buch druckereien, Brauereien usw. besucht. Außerdem hörte er mehrere Vorlesungen in der Universität, besuchte Kliniken, ein Konzert und das Theater; sogar einer Vorstellung im Varietee wohnte er bei. Sachsen und die Reichsvermögens,zuwachssteuer. Ein Berliner Blatt wußte aus Dresden zu berichten, daß in Sachen der Besitzsteuer zwischen der Reichsregierung und Sachsen erneute Ver handlungen schweben, deren Ziel es sei, die säch sische Regierung einer Vermögenszuwachssteuer im Sinne des Reichskanzlers geneigt zu machen. An zuständiger Stelle in Dresden ist von derar tigen Verhandlungen zwischen dem Reiche und der sächsischen Regierung nichts bekannt. Das Mißtrauensvotum gegen Sen Kanzler. Zum ersten Male hat der Deutsche Reichs tag bei der Erörterung der Enteignung polnischer Grundbesitzer von seiner neuen Geschäftsordnung«-