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MchMMttWAiWr Tageblatt für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Wüstenbrand, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Lugau, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf rc. Der „Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger" erscheint niit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Haus Mir. 1.50, bet Abholung in den Geschäfts stellen Mk. 1.25, durch die Post bezogen (außer Bestellgeld) Mk. 1.50. Einzelne Nummern 10Pfg. Bestellungen nehmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstaltcn und die Landbriefträger entgegen. A> Silage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das „Illustrierte Sonntagsblatt". — Anzeige »gebühr für die Sgespattene Korpuszeile oder deren Raum 12 Pfg., für auswärts 15 Pfg.; im Reklameteil die Zeile 30 Pfg. Die Lgespaltene Zeile im amtlichen Teil 50 Pfg. 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Ausgerüstet mit reichen Kenntnissen und Kl-fahrungen, Kat sich der ffeimgegangene um die Industrie als Begründer der kiesigen Kirina Lari druder, als langjäkriger Vorsitzender des Kakrikantenvereins und klandels- rickter und um das öffentlicke Keken durck Debernahme Zahlreicher Kkrenamter unvergänglicke Verdienste erworben. Lekene Laben des Iderrens und des Lemütes liessen ikn seine be sondere Kürsorge der werktätigen Kieke widmen; er war ein hochherziger Wohltäter und Kieker kür alle, die bei ikm Rat und ldilfe suckten, und als ein begeisterter Kreund aller edlen Bestrebungen ein Körderer unserer Karlcanlagen und damit der Versckönerung unserer Ltadt. Wir trauern um den Verlust eines Kkrenbürgsrs im wakrsten Linne. Lein Andenken wird allezeit in Kkren und Legen bestellen. Hokenstein-Kfnsttkal, den 27. Januar 191z. Osf Ztacltl-gt. vis 8t3cjtv6l-ofc!n6t6o. Lürgermeister Öl', katr. L. Kokse, Vorsteker. Sie «M ValhMlage. Der neuen jungtürkischen Herrschaft stellt inan eine noch kürzere Dauer in Aussicht als der ersten 1909 aufgerichteten und im vorigen Jahre zerstörten. Die Balkandelegierten glau ben, d,»ß die Jungtürken bereits im Lause die ser Woche abwirtschaften werden und wollen daher ruhig noch in London bleiben. Die Großmächte beschlossen, der neuen türkischen Regierung Zeit zum lieberlegen und zur Ent scheidung zu gewähren. Auch Ruhland wird sich dieser Haltung zunächst anschließen. Trotz des Regierungswechsels herrscht in Konstanti nopel Ruhe. Es wurden nur einige Verhaf tungen alttürkischer Journalisten vorgenommen. Von den im Regierungsgebäude gefangen ge- l altenen Ministern wurden alle bis auf zwei, d^c als erklärte Jungtürkenfeinde bekannt sind, wieder freigelassen. Neun Tote als Opfer -es Staatsstreichs. Die blutigen Vorgänge im Ministerratssaal des Regierungsgebäudes und der Tod des Generalissimus Nasim Pascha werden Wohl u e ganz aufgeklärt werden. Fest steht nur soviel, daß neun Personen getötet wu-r« den, als Enver Bey mit einer kleinen Schar von Offizieren und Zivilpersonen in das Regierungsgebäudc eindrang und den Groß- wcßr samt allen Ministern zum sofortigen Rücktritt zwang. Anher Nasim Pascha wur den noch dessen beide Adjutanten, ein Haupt- mann, ein Sekretär und drei Diener erschos sen; das neunte Opfer ist unbekannt. Der Kriogsminister wurde, wie es heißt, von einem früheren jungtürkischen Abgeordneten niederge schossen. Enver Bey hatte zunächst seine Karte im Ministcrratssaal abgeben lassen und um Zutritt gebeten. Da die Minister ihn nicht empfangen wollten, erzwang er sich den Zugang. Dabei feuerte ein Adjutant des Kriegsministers den ersten Schuh ab-. Als Nasim Pascha in der Tür des Saales erschien, fielen Schlisse und der Kriegsminister sank töd lich getrosten zu Boden. Er erhielt eine Kugel am rechten Auge und eine zweite in die rechte Schläfe. Die eingedrungenen Jungtürkeu woll ten auch den Grohwesir töten, liehen ihm aber das Leben, da er ihnen bittend entgegenkam. Früher hieh es, Kiamil hätte den Eindring lingen gegenüber eisige Ruhe bewahrt, Außer der Armee hat die niedere Geistlich keit mit den Jungtllrken gemeinsame Sache zum Sturze der Regierung Kiamils . ge macht. So verschieden Sofias und Jungtürken sonst auch sind, in der Weigerung, Adrianopel abzutreten, sanden sie sich zusammen. Die Geistlichen woblen Adrianopel mit se nen Moscheen aus Gründen religiöser Empfindung, die Jungtürken aus solchen der nationalen Ehre den christlichen Bulgaren nicht aus- liefern. Beide Parteien, die Jungtürken eben so wie die niederen Geistlichen, haben keinen Ueberblick über die Lage. Das Gleiche ailt auch von der Armee bei Tschataldscha, die zum größten Teil aus frisch von Kleinasien her übergekommenen Leuten besteht und die demo ralisierenden Niederlagen nicht mitgemacht hat. Selbst der neue Grohwesir Mahmud Schewket Pascha besitzt keine genaue Kenntnis der Lage. Er war von Kiamil geflissentlich zurückgehalten worden und hat den schlimmsten Teil des Krieges aus persönlicher Anschauuna nicht ken nen gelernt. Nur das weih er, daß die tür kischen Staatskassen leer sind, daß die Trup pen vor Tschataldscha schon seit Wochen keine Löhnung und die Beamten keine Gehälter mehr erhielten, daß ein nach vielen Mühen ge glückter Pump von 200 000 Mart nur ein Tropfen auf einen heißen Stein war, und daß die Ausnahme einer inneren Anleihe von 10 Millionen, trotz äußerster Anstrengungen nicht ermöglicht werden konnte. Zeit zum Ueberlegen wollen die Großmächte der neuen türkischen Regierung zur Beantwortung ibrer Note ge währen. Nach den Erklärungen des Kabinetts Schewket Pascha ist nur leider zu befürchten, daß auch nach längerer Ueberlegung die Ant wort nicht zur Zufriedenheit der Großmächte ausfallen wird. Die neuen Minister erklären zwar, daß sie keine Abenteurerpolikk treiben und die Friedensverhandlungen fortsetzen wol len; sie wollen den Frieden jedoch nur unter ehrenvollen Bedingungen, d. h. ohne die Ab trctung Adrimopels, schließen und sie glauben noch stark genug zu sein, um sich äußersten Falles solche ehrenvollen Bedingungen erkämp fen zu können. In diesem Sinne ist auch ein Aufruf abgefaßt, der Volk und Regierung! zur Einigkeit ermahnt, durch weiche die Türkei alle ihr drohenden Gefahren überwinden werde, Die Londoner Friedensdelegierten der Balkanbundstaaten gaben ihren ursprüng lichen Entschluß, sofort heimzureisen und ihre Regierungen um die Kündigung des Waffen stillstandes mit der Türkei zu ersuchen, wie der auf, da sie die Ueberzeugung gewonnen haben, daß eine siegreiche Gegenrevolution in Konstantinopel nicht ausbleiben und das juna- türkische Regiment wahrscheinlich schon in den allernächsten Tagen wieder gestürzt werden würde. Die Gerüchte von der Entthronung des Sultnns und der Aufrichtung einer Militärdiktatur in der Türkei sind unbegründet. Die Einigkeit Europas erscheint bisher gesichert. Rußland wird keine Sonderaktion zur Ausübung eines Druckes aus üben, obwohl gewisse Damen am Peters burger Hofe mit aller Kraft darauf Hinarbei tnr. In halbamtlichen Berliner Kreisen hegt man daher noch die Hoffnung, daß es auch der neuen Regierung gelingen werde, wenn mch auf einer etwas anderen Bchis als der ursprünglich erstrebten, den Frieden zu er langen. Die Botschafterreunion in London hielt am Sonnabend eine Sitzung ab, nachdem die türkischen Friedensdelegierten sowie die der Ballanstaaten mit dem Minister des Auswär tigen Grey und den Botschaftern konferiert bat ten. Auch in Konstantinopel fand ein reoer Gedankenaustausch zwischen den Vertretern der neuen Regierung und den Botschaftern der Großmächte statt. Viel bemerkt wurde eine mehrstündige nächtliche Besprechung Enver Beys mit dem deutschen Botschafter von Wangenheim. Um so größer war die Ver wunderung darüber, daß Herr v. Wangenheim einer später statlfindenden Konferenz aller in Konstantinopel beglaubigten Botschafter und Gesandten fernblieb. Der bulgarisch-rumänische Entschädigungsstreit hatte sich infolge mangelnden bulgarischen Ent gegenkommens immer schärfer zugespitzt, so daß d e rumänische Regierung, des ewigen Feil schens müde, sich endlich zu energischen Be schlüssen genötigt sah, die in einer Kronrats sitzung zu Bukarest unter dem Vorsitze des Königs Karol gefaßt wurden. Rumänien scheint dem bulgarischen Nachbar eine Art Ulti matum gestellt und ihm ausgegeben zu haben, bis zu einem gegebenen Zeitpunkt kbpp und klar mitzuteilen, ob er die rumänischen Ent schädigungsforderungen, über die im einzelnen öffentlich noch nichts bekannt geworden ist, ihrem vollen Umfange nach annehmen wolle oder nicht. Serbien will keinen Krieg mehr. Ein spät abends im Kriegsministerium ver sammelter außerordentlicher serbischer Minister rat, welcher bis zwei Uhr morgens beriet, be schloß, die Londoner Friedensdslegierten erst dann zur Heimkehr auszufordern, wenn die türkischen Delegierten dieselbe Aufforderung er halten. Somit ist Serbien abgeneigt, den Krieg , ortzusetzen, und ist vielmehr geneigt, mittels weiterer Verhandlungen zu einer evenmellen Verständigung zu kommen. Finanzminister Patschu deutete während der stürmischen Be ratung auf Serbiens prekäre Geldlage hin, Kriegsnitmister Boschanowitsch wieder auf die Typhuskrankheit, an welcher ein großer Teil der serbischen Armee erkrankt sei. Der Minister des Innern Protisch warnte die Reaierung vor inneren Unruhen. Daraus erklärte der Mini sterpräsident Pasitsch, daß Serbien momentan faktisch nicht in der Lage sei, die Beharrung Bulgariens auf den Besitz von Adrianotu init den Waffen zu unterstützen. Sollte sich jedoch bald der Gesundheitszustand in der Armee bessern, werde Serbien dennoch auch in diesem Sinne seiner Bundespslicht nachkom men. Die Beschlüsse des Ministerrates wurden sofort dem Belgrader bulgarischen Gesandten Toschev mitgeteilt. Die „Nordd. Allgcm. Ztg." «nd die neue Lage. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt in ihrer Wochenrundschau: Soweit die neuen Ereignisse in Konstantinopel von der europäischen Presse mit Ernst und Einsicht gewürdigt werden, tritt überall der Gedanke hervor, das Wich tigste für die weitere Behandlung der Orient- wirren sei die Bewahrung der Einigkeit unter den Großmächten und die Fortsetzung ihrer ge meinsamen Arbeit zur Wiederherstellung des Friedens. Dazu gehört vor allem das Fest- lalten an der bisher beobachteten Neutralität. Tatsächlich besteht kein Grund zur Annahme, daß einzelne Mächte das Konzert verlassen »vollen, um in die Entwicklung der Tinge im Orient nach eigenem Ermessen, einzugreifen. Für ein gemeinsames Auftreten Europas kommen Zwangsmaßregeln gegen die Türkei nicht in Frage. Sie würden init den Grund sätzen der Neutralität nicht in Einklang sieben und könnten bedenkliche Folgen haben. Es bleibt — im Interesse der Einigkeit unter den Großmächten — nur das Weitergehen aus dem Wege gemeinsamer diplomatischer Einwirkung, »'m neue Feindseligkeiten zu verhüten oder, falls unmöglich, sie örtlich und zeitlich einzut schränken. —— Ta-e-geschichte. Das Befinden deS Prinzen Adalbert von Preußen hat sich weiter gebessert; das Fieber ist völlig geschwunden. Der Prinz dürste in einigen Wo chen vollständig genesen sein. Bevor er jedoch zu seinem Kommando als Navigationsoffizier auf dem Kreuzer „Köln" zurückkehrt, wird der Prinz einen längeren Aufenthalt im Süden nehmen. Die Schwierigkeiten der Besitzsteuer. Kaum sind die Bedenken wegen der Militär vorlage und der über sie angeblich entstandenen ernsten Meinungsverschiedenheiten in Regierungs kreisen durch die amtliche Richtigstellung der „Nordd. Allg. Ztg." behoben worden, da treten auch schon Gerüchte von möglichen Krisen wegen der in Aussicht stehenden Besitzsteuervorlage her vor. Gegen eine Reichseinkommens- oder Ver mögenssteuer äußerte sich nach dein Vorgänge Sachsens und Oldenburgs laut „Münch. N. N." soeben auch Württemberg. Die „Tägl. Rundsch." behauptet, daß auch der preußische Finanzminister ein entschiedener Gegner der beiden genannten Steuerarten sei. Es wird angedeutet, daß die Verhandlungen im Bundesrat eine Wendung zugunsten der Erbanfallsteucr nehmen und den Reichskanzler zu einem Abschiedsgesuch veran lassen könnten. Die erste Finanzministertonferenz über die Besitzsteuerfrage zu Beginn dieses Jah res verlief bekanntlich ergebnislos. Rcichstagslommisfionen. Bei Beratung der Resolutionen auf Er höhung der Beamtengehälter beim Postetat er klärte Schatzsekretär Kühn, die Erfüllung der bescheidenen Wünsche würde einen jährlichen Mehraufwand von 6, die der weitergehenden einen solchen von 18 Millionen erfordern und den Etat in jedem Falle stark belasten. Auch würden sich die Bundesstaaten dein Gesetze wegen dessen Rückwirkung aus ihre eigenen Be soldungssysteme widersetzen. Gleichwohl solle die Anregung noch Einmal wohlwollend ge prüft »verden. Staatssekretär Krätke schloß sich dielen Ausführungei» an. Beschlossen wurde, das Gehalt des dienstältesten Drittels der mitt leren Beamten um 300, des aller Unte» beamten um 100 Mark zu erhöhen. Ein An trag auf unkündbare Anstellung der Postqe- bilfinnen wurde abgelehnt. — Die Kommission für die Jugendgerichte nahm trotz des Pro testes der Negierung einer» Antrag auf be dingte Verurteilung Jugendlicher an. Darnach soll die Verurteilung bei späterer guter Füh rung der Betreffenden als nicht erfolgt gelten. Wahlrechtsänderung im Herzogtum Koburg-Gotha. Der gemeinschaftliche Landtag der Herzog tümer Koburg und Gotha stimmte gegen die Stimmen der Konservativen dein Antrag seiner Verfassungskommstsion zu, die Staatsregierung um Vorlegung eines Gesetzentwurfes zu ersuchen, der unter Abänderung des Staatsgrundgesetzes