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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 29.01.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-01-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191301293
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19130129
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19130129
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-01
- Tag 1913-01-29
-
Monat
1913-01
-
Jahr
1913
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 29.01.1913
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bert gewidmet hat und wegen der Ansteckungs gefahr isoliert in der Nähe des Krankenzimmers wohnt, der Teilnahme an allen Festlichkeiten entsagt hqtte und daher von der Kronprinzessin vertreten wurde. Wie die deutschen Bundes- sürsten der Krankheit des Prinzen Adalbert wegen der Feier ferngeblieben waren, so war auch der jüngste Kaisersohn Prinz Joachim, der in Straß burg studiert, auf Wunsch des Kaisers nicht zu den Feierlichkeiten gekommen. — Wie in Berlin wurde auch in anderen deutschen Hauptstädten und in deutschen Kolonien des Auslandes der Ehrentag Kaiser Wilhelms würdig und festlich begangen. Die Schiffe unserer Kriegsmarine in Kiel und Wilhelmshaven prangten im Flaggen schmuck. Dreißig deutsche Kriegsschiffe weilen zurzeit in allen Weltteilen. Großen Eindruck machte es, als unser Panzerkreuzer „Goeben" und das Vermessungsschiff „Loreley" vor Kon stantinopel den Kaisersalut abfeuertcn. Die Beförderung des Kronprinzen zum Oberst, mit der zugleich die Ernennung zum königl. sächsischen und württembergischen Oberst erfolgt ist, nimmt unter den zahlreichen Veränderungen in der Armee anläßlich des Geburtstages des Kaisers das größte Interesse ein. Die Ernen nung wurde bereits im vorigen Jahre erwartet. Eia Gnadenerlaß des Kaisers. Der Kaiser hat anläßlich seines Geburtstages eine ganze Anzahl von jugendlichen Gefangenen, die vom Jugendgerichtshof verurteilt waren, be gnadigt Die Jahrgänge erstrecken sich auf das Alter von 12 bis 16 Jahren. Allerdings han delt es sich nur um eine bedingte Begnadigung insofern, als die Gefangenen bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres sich nichts zuschulden kom men lassen dürfen, da sie sonst ihrer Strasbefrei- ung verlustig gehen und die Strafe dann noch absitzen müssen. Die Befreiung erstreckt sich auf Verurteilungen von einem Tage bis zu 4 Mo naten. Sin Geschenk an den Kaiser zum Regierungs- jubiläum. Zum Regierungsjubiläum ist dein Kaiser von dem Rittergutsbesitzer v. Lehmann auf Wirsa in der Provinz Posen ein 28 Morgen großes, mit Mischwald bestehendes Stück Land als Geschenk angeboten worden. Dem Vernehmen nach soll der Kaiser ausnahmsweise sür die Annahme sein unter der Voraussetzung, daß das Grundstück für wohltätige Zwecke Verwendung findet. Zur zeit schweben zwischen der Regierung und Herrn v. Lehmann Verhandlungen, die dahin zielen, ans diesem Gelände eventuell ein Walderholungs heim für die Jugend zu errichten. Das Frauenstimmrecht in England gefallen. Die Wahlrechtsvvrlage, die den Kiew der Wahlberechtigten erweitern, auf einen Antrag des Staatssekretärs Grey jedoch die Beschränkung auf das „männliche" Geschlecht beseitigen sollte, wurde von der Regierung am Montag vor der Abstimmung zurückgezogen, nachdem der Präsident des Unterhauses erklärt hatte, daß eine so ge waltige Aenderung des Staatswesens, wie die Verleihung des Stimmrechts an Millionen von Frauen, nicht durch ein bloßes Anhängsel an eine Vorlage, die ursprünglich ganz anderen Zwecken galt, vvrgenommen werden könnte. Wenn die Negierung das Frauenwahlrccht plante, müßte sic eine ganz neue Vorlage cinbringen. Kommers zur Feier des Geburtstages Sr. Majestät Kaiser Wilhelms H. in Hohenstein-Ernstthal. Im dichtgesülllen Saale des Hotels „Drei Schwanen" hatten sich gestern abend die vater ländisch gesinnten Kreise unserer Einwohner schaft zusammengefunden, um den Geburtstag des Kaisers in üblicher Weife zu begehen. Aus dem Wege ins Kommerslokal hörte man die Artillerie der privilegierten Schntzenkompagnie Neustadt, unter dem Kommando des Herrn Ehrenhauptmanns Hoborka, die durch den eher nen Mund ihres Geschützes donnernde Grüße in die Lande sandte. In dem festlich ge schmückten Saale, der vor der Bühne die Büste des Kaisers, umgeben von den Fahnen der hiesigen Militär- und Turnvereine, zeigte, hatte schon bald Festesstimmung Einzug ge- halten. Die Hohenstein-Ernstthaler Stadtkapelie unter Leitung des Herrn Direktors Naumann intonierte zur Einleitung des Abends den Lüschowschen patriotischen Festmarsch „Unser Deutschland", dem die Begrüßungsansprache des Herrn Rechtsanwalts Dr. Dierks, Vor sitzender des Ausschusses für vaterländische Feste, folgte. Der Herr Redner führte etwa folaendes aus: Wie allgemein schon seit vielen Jahren üblich, haben wir uns auch heute am 27. Januar wieder zusammengefunden, um den Geburtstag unseres allverehrten Kaisers und obersten Kriegsherrn festlich zu begehen. Der 55. Geburtstag unseres Kaisers hat im Jahre seines 25. Regierungsjubiläums und der 100jährigen Wiederkehr des Jahres 1813, wo die deutschen Stämme das Joch des korsischen Eroberers ab schüttelten und sich aus der schmachvollen Fremdherrschaft befreiten, eine besondere Be deutung. Wenn wir ans die Zeit von 1813 zurückblicken, dann erfüllt uns hohe Genug tuung und Freude; heule leben wir in trüben Zeiten; der Balkanbrand will immer noch nicht zur Ruhe kommen und das Gespenst eines europäischen Krieges steht noch hinter dar Tür. Sollte es ivider Erwarten der friedliebenden Energie unseres Kaisers nicht gelingen, den Krieg von Deutschland fernzuhalten, dann wol len wir einmütig zusamnnnstehen und wenn es sein muß, den Feind in blutiger Feld schlacht zurückwerfen. In diesem Sinne, ver ehrte Anwesende, heiße ich Sie alle herzlich willkommen und wünsche einen frohen Ver lauf des Abends. Nach Verklingen der Jubel sest-Ouverture von Nürnberger ergriff der Festredner, Herr Rechtsanwalt C a r st a n j e n, das Wort zu etwa folgender Rede: Die Naturwissenschaft lehrt uns, daß nach Beendigung des Herbstes, nachdem die Blumen ihr Leben verloren, die Pflanzenwelt in ihrem Winterschlaf liegt, ties unten unter der Schneedecke ein unsichtbares Leben einsetzt. Die Wurzeln der Stämme sau gen neue Kraft zu frischen Säften, die ersten Frühlingsboten mack>en sich bemerkbar und Frühlingsvorbereitung trifft die ganze Vegeta tion zur großen Freude der Menschheit, die nun den eisigen Winter allmählich weichen sieht. Ein eisiger Winter war es auch, der nach dem Zusammenbruch des preußischen Staates vor über 100 Jahren durch die Lande ging, sich über die herbstlichen Gefilde hern-iedersenkte. Nicht nur Preußen, ganz Deutschland hatte damals unter dem Unter drücker Napoleon schwer zu leiden. In Ruh land mit seinem eisigen Winter holte sich der kecke Eroberer die ersten Fehlschläge seiner hoch trabenden Pläne. Doch lange bevor er in Moskau und l ei dem Rückzüge seine ersten N.e- derlagen erlitten hatte und seine bis dahin un bezwingbare Macht den ersten Stoß erfuhr, hatte sich trotz der strengen Beaufsichtigung durch die französischen Häscher der Satt in den deutschen Stämmen emporgearbeitet und Ivar zu blühendem Leben geworden, schöner als ihn jemals ein Gärtner der Welt zu sehen vermocht. Als der Ausruf des Preußenkönigs „An mein Volk" erging, da flammte die natio nale Begeisterung gleich einem Flammenstoß aus, sie begeisterte die Krieger zu den ruhm reichen Taten der Völkerschlacht und trieb den frechen Korsen aus dem Lande und über den Rhein, so das. er seinen Marschallstab in die Hände fe uer Sieger übergeben mußte. Ju die sem Jahre findet aus diesem Anlaß die Weihe dos grandiosen Völkerschlachtdenkmals bei Leip zig statt und die großen Männer aus dem ganzen Reiche werden dann dort zusammen»- kommcn zur erlebenden Feier, die dem An denken unserer Vorfahren gewidmet sein soll. Ja, wir können gestehen, der Herr hat Großes an uns getan! Die glorre chen Taten unserer großen Vorfahren werden eine freudige und würdige Auierstchung finden. Doch was auch die Freiheitskriege jener großen Zeit gebracht, ein einiges Vaterland vermochten auch sie noch nicht hervorzurusen. Wohl wurde der Anlauf hierzu genommen, das deutsche Haus in sei nen Grundvesten wieder aufzubauen, doch die Arbeit war schwerer als man gedacht. Der En-würse und Vorschläge wurden gar viele gc- nwcht, doch zu einem guten Ende führte kei ner. Es stellte sich denn auch bald heraus, daß die folgenden Jahre trübe und schwere Zeiten für die deutschen Linde brachten, schwierigere Tage zogen herauf als sie das ausgewogene Land schon unter der Franzosen herrschaft erlebte. Die Zeiten des Wiener Kongreßes, die Demagogen- und Spionen- riccherei war an der Tagesordnung, die Frei heit der Presst wurde ebenso wie das sreie Wort unterbunden und geknechtet. Bis endlich die äußeren Gefahren die inneren überwinden halsen und dem deutschen Volk die Waffen wieder in die Hand drückten, um die deutsche Einheit in den ruhmreichen Kämpfen von Sedan, Metz usw. zu erkämpfen. Ein Bis marck, ein Moltke und ein Roon mußten erst erstehen und das deutsche Reich schm eben hel- ,en. Es muß wobl ein erhebendes Gefühl ge wesen sein, als der jugendliche Prinz Wil helm an der Seite des greisen Heldenlkaifers, seines unvergeßlichen Großvaters, durch das Brandenburger Tor in Berlin cinzog, von den jubelnden Volksmassen stürmisch und begeistert begrüßt. Die Erinnerung wird ihn und allen, die den Einzug cvieben durften, eine unver geßliche sein. Am 27. Januar 1871, dem 13. Geburtstage des Prinzen, schrieb der nach malige Kaiser Friedrich seine denkwürdigen Worte über die Beurteilung des Prinzen Wil helm in sein Tagebuch, begleitet von den besten Wünschen für den damals jungen Prinzen. Schon früh wurde er für seinen späteren Be ruf vorbereitet. Gemeinsam mit seinem Bru der, dem Prinzen Heinrich, bezog er Michaelis 1874 das Kasseler Gymnasium. Sein Ent lassungszeugnis berechtigte zu den schönsten Hoffnungen, durch überaus großen Fleiß, strenges wissenschaftliches Streben erwarb er sich die Zufriedenheit seiner Lehrer, lieber seine militärische Ausbildung kann man heute wohl hinwegsehen, da diese noch hinreichend in diesem Jahre besonders in den Militärvereinen erörtert werden dürfte. Sein 25jähriges Regie rungsjubiläum wird das Wirken des Kaisers für Heer und Flotte, für die Politik rc. noch ausführlich schildern und deshalb erübrigt sich eine eingehende Wiedergabe. In den 25 Jähe ren seiner überaus segensreichen Regierungszeit sind wir vor ernstlichen Kriegen bewahrt ge blieben. Aengstliche Gemüter haben seinerzeit beim Regierungsantritt des noch jungen Kai sers geglaubt, daß das rasche Temperament des jugendlichen Herrschers schon baild einen europäischen Krieg Hervorrufen würde. Diese pessimistische Auffassung ist inzwischen längst durch die Tatsache, daß wir uns eines unge trübten Friedens erfreuen durften, widerlegt worden. Seine vornehmste Aufgabe war es allezeit, die Schlagfertigkeit des Heeres zu festi gen und zu mehren. Daneben hat er sich vor allen, die Pflege und Erhaltung des nationalen Deutschtums angelegen sein lassen. Seine von tiefem Verständnis getragenen Auffassungen in den wichtigsten Fragen der Religion, der Kunst und Wissenschaft, seine lebendige Anteilnahme sür den Sport, wie überhaupt viele seiner An schauungen wirkten befruchtend auf alle die Kr^se, die das Beste des Volkes wollen. Im Ausland wird das Wesen Kaiser Wilhelms vielfach verkannt. Diesseits und jenseits des Kanals wird den kaiserlichen Worten absicht lich ost ein falscher Sinn angehängt. Doch das Gesül>l ehrlicher Bewunderung für die viel seitigen und seltenen Charaktereigenschaften des Kaisers und den Zauber seines persönlichen Wesens findet man bei allen Nationen, trotz mancher Gehässigkeiten. Anders beurteilen wir Deutschen unsern Kaiser und schätzen seine un ermüdliche, für die Interessen des Reiches und Volkes tätige Arbeit. Wir wissen das Zepter des Reiches in starker Hand und wenn man die Tätigkeit des Kaisers nicht durch die Var- teibrille, sondern vom nationalen Standpunkte aus beurteilt, dann muß sich einem die Ueber- zeugung aufdrängen, daß die Leitung des Reiches sich in guten Händen befindet und hoffentlich noch recht lange bleiben wird. Daß das gute Verhältnis zwischen Kaiser und Volk noch lange Jalre andauern möchte, das ist wohl unser aller Wunsch und deshalb bitte ich Sie, verehrte Festteilnehmer, mit mir einzu stimmen in den Ru,: Unser allverehrstr Kaiser und Herr, Se. Majestät Kaiser Wilhelm II., er lebe hoch, hoch, hoch! Dem sei r beifällig aufgenommenen Vortrag folgte die Abfingung von „Deutschland, Deutsch land übsr alles", der die Musik eine Phantasie über Richard Wagners „Tannhäuser" folgen ließ. Eine sehr annehmbare Bereicherung er fuhr die Darbietungsfolge durch den Vortrag des Attenho'erhchen Männerchors „Liva und Hand dem Vaterland", den der Gesangverein „Liederhain" unter der bewährten Leitung! sei nes Dirigenten, Herrn Lelrer Eidner l, treff lich zu Gehör brachte. Wohlverdienter Beifall lohnte die hervorragende Darbietung, der im Lanke des Abends noch ein weiterer Männer chor mit Orchesterbeglcikung Julius Rietz' „Altdeutscher Schlachtgesang" folgte, der die gleiche beisallsttendigc Ausnahme fand. Mit glieder des „Tnrncrbnndes" führten sodann in des Wortes innigster Bedeutung Kunstfrei- übnngen vor, die in ihrer sauberen und exakten Wiedergabe ebenso wie das Turnen am Pferd reichen Applaus er'uhren. Die von guter kör perlicher Durchbildung zeugenden turnerischen Uebungen waren ein ästhetischer Genuß für den Zuschauer. Die städtische Kapelle, die gleich falls noch mit verschiedenen Musikstücken, unga rischen Tänzen und einer Romanze „Spiel manns Abschied" mit Trompetensolo auswar- tetc, erhielt für die glatte Erledigung der Musikfolge wohlverdienten Bestall. Mit ver schiedenen Ertraeinlagen der Stadtkapelle wurde der weitere Abend, der gegen ^12 Uhr sein offizielles Ende fand, ausgefüllt. Die Mehr zahl der Fcstteilnehmer begab sich dann noch in ihre Stammlokale, wo die Feier in engem Kreise ihre Fortsetzung fand. OertlicheS und GSchfifcheS. * — Witterungsaussicht für Mittwoch, den 29. Januar: Teilweise bedeckt, zu Schneefall geneigt. * — 16. Nationale Geflügelausstellung. Die vom 25.-27. Januar stattgefundene 16. Na tionale Geflügelausstellung des Klubs deutscher Rassegeflügelzüchter, welche von dem Chemnitzer Gcflügelzuchtverein veranstaltet wurde, hatte eine sehr gute Beschickung aufzuweisen. Nach dem Katalog waren von 1455 Ausstellern 6186 Num mern Geflügel und 35 Nummern Geräte, Futter mittel, Desinfektionspräparate, Brutmaschinen usw. ausgestellt. Von den letzteren wurden 2 Maschinen in Betrieb gezeigt und erregten die eben aus dem Ei geschlüpften, sowie die einige Tage alten, sich im Kllckenaufzuchtkasten befindlichen Kücken all gemeine Bewunderung. Die Tiere, welche in sauberen Käfigen in drei großen Hallen untcr- gebracht waren, zeugten von sehr viel Mühe und Arbeit, aber auch vom richtigen Verständnis bei der Aufzucht und Pflege. Die Hühner waren mit 3508 Nummern in 50 verschiedenen Rassen vertreten, von den größten und schwersten, wie Cochin, Brahma, Plymouth Rocks, Orpington, Kämpfer, Malayen usw., bis herab zu den klein sten Zwergen, wie Zwergcochin, Zwergmalayen, Bantam, Japanesen usw., die zum Teil nur die Größe einer mittleren bis kleinen Taube hatten. An Zuchtstämmen (1 Hahn und 3—4 Hennen), die zum Teil Verkaufspreise bis zu 1000 Mark pro Nummer aufwiesen, waren 139 Nummern ausgestellt und war, nach den Bemerkungen an den Käfigen, auch eine ganze Anzahl davon ver kauft worden. Das Wassergeflügel, das in einer besonderen Halle untergebracht war, bot des Inter essanten gar viel. Sah man doch nicht weniger als 288 Einzelenten in 10 verschiedenen Rassen, sowie 18 Zuchtstämme, welch letztere zum Verkauf standen. Von den Gänsen, unter denen sich einige japanische Höckergänse befanden, waren 51 Einzel nummern und 4 Zuchtstämme ausgestellt, welch letztere zusammen einen Verkaufswert von 1420 Mark repräsentierten. Von dem Großgeflügel waren die Truthühner verhältnismäßig am schwächsten vertreten, denn man zählte nur 23 Einzeltiere und 4 Zuchtstämme. In der dritten, un mittelbar beim Eingänge des Sportplatzes befindli chen Halle waren dieTauben untergebracht. Es waren 68 Rassen mit 2284 Nummern vorhanden. Man fand unter ihnen, obgleich 50 Klassennummern nicht besetzt waren, Römer, Luchstauben, Mal teser, Huhnschecken, Strasser, Show-Homer, Lerchen, Baadetten, Carrier, Dragon, Kröpfer in besonders großer Auswahl von den großen englischen bis herab zu den kleinen zierlichen Brünnerkröpfern, Perücken, Pfautauben, Mövchen, Tümmler in den verschiedensten Abarten, Farbentauben aller Art, Lockentauben, Starenhälse, Gimpel, Trommel tauben in den verschiedensten Arten, Brieftauben usw. Außer Preisbewerb wurden außerdem noch in der großen Halle l 1 verschiedene Volieren mit den edelsten Raffetauben gezeigt, hierunter wat eine Voliere mit Mohrenköpfen des Herrn Carl Päßler aus Oberlungwitz besetzt. Die Aus stellung, die aus allen Teilen Deutschlands, sowie auch aus dem Auslande beschickt war, hatte auch aus hiesiger Gegend Aussteller zu verzeichnen, die zum Teil mit recht hohen Preisen aus ihre Tiere ausgezeichnet worden warm. So erhielten Herr Max Päßler aus Oberlungwitz auf aus gestellte Zwergcochin zwei erste, einen zweiten, zwei dritte, einen Reservepreis und einmal „An erkennung" zuerteilt. Herr Hermann Bogel aus Erlbach erhielt auf schwarze Langshan einen ersten und einen zweiten Preis, sowie auf Schmal kaldener Mohrenköpfe eine „Lobende Anerken nung", sowie Herr Emil Vieweg aus Mittel bach auf Langshan „Lobende Anerkennung" und Herr Gustav Hempel aus Mittelbach auf Florentiner einen zweiten Preis und „Lobende Anerkennung". Die roten, schwarzen und blauen Weißschwänze des Herm Ernst Gruner aus Erlbach wurden mit einem ersten und drei zweiten Preisen bewertet, während auf die gelben Weißschwänze des Herm Carl Päßler aus Oberlungwitz ein erster und ein zweiter Preis und auf Schmalkaldener Mohrenköpfe desselben ein zweiter und ein dritter Preis entfielen. Herr Carl Tippmar aus Oberlungwitz, der auf 4 Nummem Schmal kaldener Mohrenköpfe einen „Ehrenpreis", drei erste und einen zweiten Preis erhielt, hat somit von den Ausstellern aus unserer näheren Um gebung am besten abgeschnitten. Durch dieses hohe, von obigem Herrn erzielte Resultat ist der Beweis erbracht, daß auch in unserer nächsten Umgebung Geflügelzüchter sind, die mit ihren Tieren selbst auf den größten Ausstellungen kon kurrieren können und ihre vielen Mühen mit Erfolg gekrönt sehen. * — Bezirksausschuß-Sitzung. J-i der am Freitag in der Königl. Amtshauptmann- schast Glauchau unter dem Vorsitze des Herrn Amtshauptmanns v. Koppcnfels stattgefundenen ersten diesjährigen Bezirksausschuß-Sitzung wurde zunächst die Vergütung sür die Gewerbe- und Kaufmannsgecichtsschreiber in Glauchau, Lichten stein, Waldenburg, Callnberg und Oberlungwitz auf das Jahr 1912 festgesetzt Von der Ver ordnung des Königlichen Ministeriums des In nern, betreffend den Verkehr auf öffentlichen Wegen, nahm der Bezirksausschuß Kenntnis und erklärte sein Einverständnis mit der vorgcschla genen Berichterstattung. Er nahm weiter Kennt nis von der Verordnung des Königlichen Mini steriums des Innern Uber die zum Schutze der Jugend zu treffenden Beschränkungen der Der abreichung geistiger Getränke an jugendliche Personen. Da hierüber bereits durch die Poli zeiverordnung vom 7. Oktober 1909 Bestimmun gen für den annshauptmannschaftlichen Bezirk erlassen worden sind, wurde gegenwärtig der Erlaß weiterer Bestimmungen nicht für nötig erachtet. AIS Termin für die Hauptköruug wurde die Zfft vom 1. April biß Ende Juni festgesetzt. Von einer Ministcrialvrrordnung über die Jrrenfürsorcc nahm der Bezirksaus schuß Kenntnis. Nach eingcbender Besprechung der durch das Gesetz vom 12. November 1912 geschaffenen Lage und der sür eine Entlastung der Gemeinden etwa in Betracht kommenden Möglichkeiten wurde beschlossen, zunächst stati stische Unterlagen über den den Gemeinden durch die Jrrenfüriorge erwachsenen Aufwand herbei- zuzichcn Genehmigt wurden u. a. die Nach träge zu dem Elektnzitätslicfi-rungsverlrage und die Gegcnseitigteitsmrträgc der an das Ober lungwitzer Elektrizitätswerk angeschlossenen Ge meinden. Zur Genehmigung sollen befürwortet werden das Ortsgesetz der Gemeinde Oberlung witz über die Herstellung von Straßen, Fuß wegen und Schleusen und die Octsbauordnung sür Oberlungwitz Abgelchnt wurde mangels Bedürfnisses das Gesuch des Bäckermeisters Ru dolf Kurt Schulze in Gersdorf um Genehmigung zum Bier- und Branntweinschank in dem als „Caso" durch Umbau cinzurichtenden Geschäfts- laden im BäckereigrundMcke Ortslisten-Nr. 113 für Gersdorf. Eiu Gffuch zw.ier Gastwirte um Befreiung von der Tauzaufsichl wurde der Kon sequenzen wegen abgclehnt. Die Gesuche des Bauunternehmers Karl August Hermanu Grä- nitz — Abtrennung von Blatt 263 des Grund buchs für Oberlungwitz— und des Handarbeiters Gustav Friedrich Köhler — Abtrennung von Blatt 36 des Grundbuchs für Lobsdorf — wur den dispensationsweise genehmigt. i n.— Die Gewalt der Musik. Ein heiteres Vorkommnis wivd uns aus dem be nachbarten Grüna berichtet: In einem Tanz- lokal wurde eine Vereinsfestlichkeit abgehalten, die mit einer unliebsamen Ueberraschung für die Musik enden sollte. Die brave Musici saß auf den angestammten Sitzen und sollte von oben herab einen Tusch aus die Vorstandsmit glieder blasen, was auch geschah. Mit großem Knalleffekt kam der Tusch heraus, doch — o Schreck: die Gewalt der Töne hatte gleichzei tig ein großes Stück des Deckenverputzes ge löst — oder war dies auf andere Ursachen zuruckzuführen? — und dies senkte sich nun auf die in den Endwindungen des Tusches jubilierenden Musiker, denen vor Schreck der letzte Ton in der Kehle stecken blieb. Sie mußten ihren gefährlichen Standort natürlich wechseln, nachdem die Noten, ihnen voran, schon kopfiiber in den Saal geflogen waren. * Hohenstein-Ernstthal, 28. Jan. Der Fahr plan für die elektrisck>e Straßenbahn, die, wie von uns schon früher mitgeteilt wurde, am 15. Fe bruar eröffnet und am 17. Februar dem allge meinen Verkehr übergeben werden soll, sieht für die Haupttageszeiten halbstündigen Verkehr vor. Abends werden die Zwischenpausen im Verkehr natürlich etwas größer sein, dagegen sieht der Sommerfahrplan einen größeren Wagcnverkehrvor. * — Kaisevkommers der Reichs-
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