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»MM DM Hchki-niGniMlilcl Amngrr - Nr. IS. Dienstag, den ÄL. Januar ISIS, 40. Jahrgang NeueS a«S Oesterreich. Reichenberg! Am Fuße des Jeschken liegt es, ein Juwel des Böhmerlandes, wohl seine schönste Stadt, fast ganz deutsch und seit 50 Jahren die Herberge einer evangelischen Ge meinde. Sie feierte am 30. November und 1. Dezember den Tag ihres 50jährigen Bestehens. Freilich war Reichenberg früher schon mal ganz evangelisch. Dort saßen die Bibersteins. Und Joachim von Biberstein begünstigte seit 1519 die lutherische Lehre. Noch größere Förderung erfuhr diese, als die Stadt in den Besitz der Herren von Reedern überging. Am 17. Sep tember 1579 wurde der Grundstein zur evange lisch-lutherischen Kirche gelegt. Es ist die heutige katholische Erzdelanalkirche. Denn unter Christoph von Reedern trat eine Wendung ein. Er hatte in der Schlacht am weißen Berge auf der Seite Friedrichs von der Pfalz gestanden. So mußte er vor der katholischen Partei fliehen und starb fern von der Heimat. In Reichenberg aber setzte die Gegenreformation ein, deren Werk 1653 als vollendet betrachtet werden konnte. Erst mit dem 19. Jahrhundert begann eine neue Zeit. Joseph II., der größte unter den Habsburgern, hatte das Toleranzpatent^ gegeben. Und 1808 ließen sich die ersten Protestanten in Gablonz nieder, das nicht weit von Reichenberg liegt. Tuchmacher warens. Doch währte es noch einige Zeit, ehe sie einen eigenen Pfarrer und ein eigenes Gotteshaus hatten. Immerhin erlangten sie's eher wie Reichenberg. Hier fand der erste evan gelische Gottesdienst am 21. Juli 1850statt, also fast 200 Jahre nach dem letzten. Aber bis zur Ein weihung eines eigenen ^Gotteshauses dauerte es noch ziemlich 20 Jahre. Sic erfolgte am 21. Oktober 1868, nachdem die Gemeinde Reichen berg, bis dahin Tochtergemeinde von Gablonz, 1862 selbständig geworden war Aber die Zahl der Evangelischen wuchs überall, zumal in letzter Zeit. So mußten von Reichenberg aus ver schiedene Predigtstationen gegründet werden. DaS sind Deutsch-Gabel, Friedland, Grottau, Johnsdorf, Kratzau, Rochlitz, Zittau. Die Glückwünsche der Stadt Reichenberg über brachte der jubilierenden Gemeinde an ihrem Ehrentage kais. Rat K. I. Müller. Er konnte ihr das Zeugnis ausstellen, daß sie allezeit in friedlicher Weise ihren religiösen Aufgaben nach gekommen und immer auf der Seite des Deutsch tums zu finden gewesen sei. Er schloß mit den Worten: „Wir sind der Anschauung, daß die Religion ein wichtiges Kultur- und Vildungs- mittel des Volkes ist und deshalb gehütet und gepflegt werden muß: andererseits haben wir alle Mittel aufzuwenden, um unsere Heimat deutsch zu erhalten! In diesem Sinne war und ist die evangelische Gemeinde gewiß unser Bundes genosse ! Wir wünschen aus vollem Herzen ihr weiteres Blühen und Gedeihen, ebenso, daß ihre Jubelfeier dm schönsten Verlauf nimmt und alle ihre Gäste angenehme Eindrücke und Erinne rungen von Reichenberg mitnehmen möchten. Ich schließe: „Ein feste Burg ist unser Gott! Deutsch allerwege!" Ebenso wie der Festabend, an dem diese Worte gesprochen worden waren, war auch der Gottesdienst am Sonntag sehr gut besucht. Das .Kinderfest, im Schützenhausc abgehalten, verlief ebenfalls in schönster Weise. Saal und Neben ¬ räume waren gesteckt voll. Für 500 Kinder war der Tisch gedeckt worden, und der Anblick der vielen strahlenden Kindergesichter war herzer quickend. Die kleinen Gäste wurden von den Damen des Frauenvereins und des Kirchenchores mit Kaffee und Kuchen und hernach noch mit Würstchen gespeist und es mundete allen vor trefflich. Mit dem Absingen der Vvlkshymne wurde das äußerst gelungene Fest geschlossen. Wie aber wird es in abermals 50 Jahren aus sehen? Wird dann ganz Reichenberg mitfeiern? OertltcheS ««» SSchfischeS. Ostern im März. Ostern fällt vissmal auf den 23. März. Das sind bis auf einen Tag, die frühesten Ostern, die mög lich; denn es kann nur noch am 22. März einen Ostersonntag geben. Zumeist fällt ja Ostern in den vierten Monat des Jahres, und der Apvil wird daher seit langem schon als „Ostermonat" bezeichnet. Auf den allerfrllhe- sten Termin, den 22. März, fiel Ostern zuletzt in den Jahren 1761 und 1818. Während des 20. Jahrhunderts wird es nicht mehr der Fall sein, daß Ostern so zeitig gefeiert wer den muß. Erst im Jahre 2003 würde es wie der, Ivie im laufenden Jahre, am 23. März begangen werden, wenn nichr die schon so ost smgeleiteten Versuche zur Festlegung des Oster- dawms bis dahin endlich zu einem weit reichenden, dauernden Erfolg geführt haben sollten. * - Behandlung des Hafers. Durch die Ungunst des Erntewetters konnte in diesem Jahre die Getreideernte und insbeson dere der Hafer in den weitaus meisten Fäl len nur in mehr oder weniger feuchtem Zu stande eingebracht werden. Durch diesen Um stand nun ist es nicht zu vermeiden, den Hascr vollständig geruchfrei zu erhalten und wird die Verwendung durch den dem Hafer anhaftenden Geruch stark beeinträchtigt. Um nun den Hafer von diesem lästigen Geruch zu befreien, wird, wie bereits vielfach erprobt, derselbe mit 80—Wprozentigem gemahlenen Aetztalk gut vermischt und durchgearbeitet. Nach einiger Zeit ist der Hafer nochmals gut zu reinigen und ist dann der unangenehme Ge ruch verschwunden. * — Der schwarze D i a m a n t, die Steinkohle, kann in diesem Frühjahr aus seine 800jährige Verwendung und Verwertuna zu rückblicken. Urkundlich wird berichtet, daß die Mönche des Klosters Klosterode im Herzogtum Limburg im Jahre 1113 nach dem „schwarzen Stein schirbten". Damals und heute! Erst 1198 wurde die Kohle auch in der Industrie verwendet, denn der Schmiedemeister Hullos im Lütticher Revier „hielt gar mächtigen Feuerbrand mit schwarzem Stein". Damals und heute! * — Ein wirklich zuverlässiger F ü hrer durch das weite Gebiet des Zeitungs- und Annoncenwesens ist der mit gewohnter Pünktlichkeit zum Jahreswechsel (in 46. Auflage) erschienene Zeitungs-Katalog der Annoncen- Expedition Rudois Mosse. In sorgfältigster Wc.se nach dem neuesten Material bearbeitet, enthält er alle für Inserenten wichtigen An gaben. Einen ganz besonderen Vorzug verleiht dem Katalog die Beigabe von Rudolf Mosse's Normal-Zeilenmesser, der die einzige sichere und bequeme Handhabe für eine korrekte Zei lenberechnung bietet und den Katalog zu einem unentbehrlichen Handbuch für jeden Inserenten macht. Neben dem Zeitungs-Kacalog widmet die Firma Rudolf Mosse ihren Kunden wiehs- um eine elegant ausgestattete Schreibmappe, die, außer einem Notizkalender für jeden Tag des Jahres, eine Reihe wissenswerter geschäft licher Angaben bringt. Weiter enthält diese Schreibmappe eine Anzahl Reproduktionen aus- sällliger Anzeigen-Entwürfe, wie sie von der Finna Rudolf Mosse für Kunden ihres Hau ses angesertigt wurden. Druck und geschmack volle Ausstattung des Katalogs und der Schreibmappe legen Zeugnis ab für die Lei stungsfähigkeit der Buchdruckerei Rudolf Müsfe. " Chemnitz, 19. Jan. Eine Wertsteigerung von rund 300 Prozent wurde in diesen Tagen beim Verkauf des Rittergutes Niederrabenstein erzielt. Herr Hendel kaufte das Gut im Jahre 1904 für 365 000 Mk. Das gleiche Besitztum verkaufte er jetzt, ohne daß eine Erweiterung stattgesunden hat, an Herrn Riedel für über 1 Million Mark. * Mülsen St. Niklas, 19. Jan. Der älteste hiesige Einwohner, der Schankwirt Ferdinand Straaß, zugleich der älteste inaktive Soldat Sachsens, kann am 27. Januar, also am Ge burtstage unseres Kaisers, seinen 100. Geburts tag feiern. Die ganze Gemeinde wird an diesem Ehrentage des Vaters Straaß freudigen Anteil nehmen. Der Gemeinderat hat beschlossen, sich am 26. Januar vollzählig am Kirchgänge und Kommerse zu beteiligen sowie auch am eigent lichen Geburtstage; tags darauf wird er den Jubilar durch eine Abordnung in seiner Woh nung beglückwünschen und ihm eine Ehrentafel überreichen. * Colditz, 19. Jan. Freitag abend entstand in der hiesigen Bürgerschule durch Explodieren eines Ofens ein größerer Brand, welcher in kurzer Zeit zwei Klassenzimmer vernichtete. * Grimma, 17. Jan. Anläßlich des 25- iährigen Dienstjubiläums des Bürgermeisters Lobeck haben beide städtische Kollegien beschlos sen, in Anerkennung der Verdienste Lobecks um die Stadt und als Zeichen der Dankbar keit eine Lobeckstiftung in Höhe von 5000 Marl zu errichten. In einer Festsitzung der beiden städtischen Kollegien wurde dein Jubi lar Mitteilung von dieser Stiftung gemacht. Der Sprecher der Stadtverordneten, Prof. San der, betonte in seiner Rede, daß* wenn die beiden Kollegien immer Hand in Hand arbei ten konnten und niemals eine unüberbrückbare Klust entstanden sei, man das dem offenen, geraden Westn und versöhnlichen Sinn des Bürgermeisters verdanke. Er sei den Kolle gien und der ganzen Bürgerschaft während der 25 Jahre seiner Tätigkeit ein bewährter Füh- rer gewesen. Die Glückwünsche der der Feier beiwohnenden städtischen Beamten brachte Spar- tassenrendant Birnbaum dar. In bewegten Worten dankte der Jubilar. Die Höhe der ihm zu widmenden Stiftung ehre ihn, den Zweck der Stiftung werde er später bestimmen. * Großenhain, 19. Jan. Wegen Beleidigung eines Hauptmannes vor versammelter Mannschaft hatte sich der frühere Gastwirt aus Quersa zu verantworten. Die 7. Kompagnie deS 104. Infanterie-Regiments hatte während des letzten Manövers Aufstellung vor dem Gasthofe 'in Quersa genommen, wobei der Kompagniechef die Bestrafung eines Soldaten wegen militärischen Vergehens bekannt gab. Der Angeklagte soll darauf dem Kompagniechef zugerufen haben: „Mach's nur nicht so stark!". Der Angeklagte bestritt bei der Verhandlung diese Aeußerung, während sämtliche Zeugen sie bestätigten. Das hiesige Schöffengericht verurteilte den Gastwirt zu 2 Tagen Gefängnis. * Pirna, 17. Jan. Der Arbeiter Rich ler, der vorige Woche im Hause Braustratze 6 seine Ehefrau durch einen Messerstich tötete, wurde vom hiesigen Krankenhause aus dem Untersuchungsgefängnis in Dresden zugeführt. Richter erschrak, als man ihm mitteilte, daß er nach Dresden gebracht werden sollte, und schien über sein Schicksal im klaren zu sein; denn er äußerte, daß man ihn dort hinvichten werde. Ueber die Motive zu der grausigen Tat erklärte er nichts, er meinte nur, daß ihn mit einem Male eine Wut gepackt habe und da habe er zugestochen. * Glashütte, 19. Jan. Infolge Scheuens vor einem Automobil gingen auf der Müglitztal straße zwei Pferde durch und rasten, nur den vorderen Teil des Wagens mit sich führend, durch die Stadt. In der Nähe der Uhrmacher schule wurde die 83jährige Bewohnerin deS Armenhauses Kadner umgerissen und sehr schwer verletzt. Der herbcigerufene Arzt konstatierte einen vollständigen Bruch des Brustkastens und der Beckenknochen. Nach wenigen Stunden wurde die Bedauernswerte von ihren Leiden durch den Tod erlöst. * Lößnitz, 19. Jan. Anfangs voriger Woche entführte der vorübergehend hier beschäftigte und im benachbarten Niederaffaltcr wohnhafte, ver heiratete Gärtner Heinrich Herke, dessen Familie sich ständig in Chemnitz aufhalten soll, die Ehe frau seines Logiswirts Emil Neumann. Der Mormone Herke hat dem Vernehmen nach die dem Sektenwesen überaus ergebene Helene N. zu überreden verstanden, ihm nach Utah (Nord amerika) zu folgen. Die Spur der Flüchtlinge führt nach der niederländischen Grenze. * Aue, 19. Jan. Infolge Fehltritts stürzte Freitag vormittag ein Schorustcinfegergehilfe, als er die Esse des Bahnwärterhauses am Blaufar- bcnwcrke kehrte, ab In schwerverletztem Zu stande wurde er ins hiesige Krankenhaus gebracht. Meine Eh^suik * Qualvolle Stunden haben die Passagiere des bei Vigo gestrandeten englischen Dampfers „Veronese" ausgestanden. Da andere Schiffe des hohen Seegangs wegen nicht an den Dampfer herankommen konnten, mußte mittels Rettungs korbs eine Verbindung mit dem Lande hergestellt werden, die aber mehreremale versagte, sodaß eine Anzahl Personen ertrank. Schon hatte man das Leben der Leute auf dem Dampfer, über den teilweise die Wellen hinweggingen, aufgege- beu, als die Nachricht kam, daß noch 170 Paffa giere au Bord seien. Es haben sich herzzerreißende Szenen auf den: Wrack abgespielt. Auf dem Dampfer „Veronese" befanden sich 234 Personen, AuS dämmernden Nächten. Original-Roman von Anny Wothe. 1910 bf I^iprjx. 27. Forts. (Nachdruck verboten.'H Den Schlüssel zu Magnas Tür hatte Jug veide fürsorglich abgezogen. Als jetzt das Rollen der Räder ihr an- zeigte, daß die unliebsamen Gäste das Feld räumten, atmete Jngvelde Skaare Ivie befreit auf. Läffig band sie die Bänder ihrer roten Kappe unter ibrem Kinn zu einer Schleife, dann ging sie hinüber in das Wohnzimmer, wo der Inspektor schon ihrer harrte. „Haben Sie wir noch etwas zu sagen Herr Naßmussen?" „Die Baronin hat mir ansgetragen, Ihnen zu bestellen, daß sie in allernächster Zeit ihre Adresse angcben würde, unter der sie Nach richten über Fräulein Dörbings Befinden er warte." Jngvelde nickte. „Sonst noch etwas?" „Die Baronin tat sehr unglücklich, daß sic Fräulein Ethel hier krank zurücklassen muß.e, und erklärte heftig, nicht eine Stunde länger als unbedingt nötig dürfe Fräulein Dörbing im Ranffahos bleiben." Jngvelde nickte wieder, dann sagte sie hoch mütig: „Hat Ihnen der Baron vielleicht auch noch etwas aufgetragen?" „Nein, er warf mir ein l-äßllches Wort zu, und ich — verzeihen Sie, ich griff nach mei- ncr Peitsche. Wenn der Sto kjaerren den Kerl mcht schnell entführt hätte, weiß Gott, ich hätte dm Buben gezüchtigt, wie er es verdient." Jngvelde winkte abwehrend mit der Hand. „Sie müssen Ihr Temperament etwas zügeln, Raßmussen; ich liebe dieses Sichgehen- lassen nicht. Im übrigen möchte ich Sie bit ten, nun den ganzen Fall als erlediat anzu sehen. Ich wünsche nicht, daß darüber ge sprochen wird." „Und Fräulein Dörbing, wie soll man ihr alles erklären?" „Ueberlassen Sie das getrost mir, Herr Raßmusscn. Es ist nur peinlich," fuhr sie nach einer kleinen Pause zögernd fort, daß Sie hier wider Wißen mit in eine Familienangelegen heit hineingezogen wurden, die Ihnen ein ge wisses Anrecht auf mein Vertrauen gibt. Ich möchte nun aber dieses Vertrauen nicht weiter ulltiviercu — Sie wissen, das liegt mir nicht - und aus dirsem Grunde möchte ich Sie bitten, die ganze Angelegenheit zu vergessen." Harald Raßmussen richtete sich straff auf. Ticst Glut färbte sein Antlitz, und in unver hohlenem Spott sagte er dann mit einer tie fen Verneigung: .Sie sind die Herrin, Jngvelde Skaare, ich labe nur zu gehorchen." Sic errötete unter seinem fast verächtlichen Blick. „Sie dürfen meine Ansicht nicht als per sönliche Beleidigung auffassen, Herr Inspek tor," nahm sie, etwas unsicher das Wort. „Sie wissen, es ist nicht meine Art, fremden Men schen näher zu treten, und da bin ich viel- Kücht oft ungeschickt in meiner Ausdrucksweise." „O, ich verstehe Sic ganz gut, Jngvelde Slaare. Sie wollten mir die Grenzen meiner Stellung andeuten, weil Ihr Stolz es nicht zuläft, daß auf dem Ramsahof irgend etwas geschieht, das gegen Ihren Wunsch und Wil len ist, und weil Sie nicht vertragen, daß je mand, und wäre es auch der ergebenste Ihrer Vasallen" — hier machte er ihr wieder eine ironische Verbeugung — „einen Blick in Ihr Inneres täte, das Sie ja selbst nicht einmal kennen." Unwillig sahen die grauen Mädchenaugen in sein Gesicht. „Sie zürnen mir," fuhr er fort, „und nur darum, weil ich freimütig es wage, Ihnen znr rechten Zeit ein rechtes Wort zu sagen, wie ich es für meine Pflicht erachte. Behagt Ihnen diese meine Art nicht, so halte ich es für am besten, wenn sich unsere Wegs wieder trennen." Einen Augenblick zuckte es wie heißes Er schrecken in Jngveldes Augen aus, danu aut wartete sie kühl: „Ganz Sie es Ihnen beliebt, Hc-rr Raß- mussen. Natürlich werden Sie die gesetzliche Kündigungssrst innehalten. Ich werde mich also zum ersten Oktober nach einem neuen Inspektor für den Ramsahof umfehen " Harald biß zornig die Zähne auseinander. War denn diesem eigenwilligen, herrischen Ge schöpf überhaupt uicht beizukommen? War sie durch nichts aus ihrer Ruhe zu bringen? „Ich Hosse, daß Sie eine glücklichere Wahl treffen werden, Jngvelde Slaare," sagte er ruh-ig. „Ich bin ein grober Geselle, das weiß ich; aber ehrlich bin ich immer gewesen, und ehrlich habe ich es immer mit Ihnen gemeint. Und wenn ich heute, wo ich unserer Scheide- slunde entgegen sehe, noch die Kühnheit habe, Ihnen zu sagen: Hüten Sie sich, Jngvelde Skaare, das; Ihr harter Sinn nicht eine junge Mmschcnblmne zerbricht, so geschieht das, weil ich auch das für meine Pflicht halte. Ich habe gesehen, wie rücksichtslos Sie heute verfuhren; und ich kann nicht anders, ich fürchte für das junge Wesen, dem Sie heute einen buntschil lernden Traum mit unbarmherziger Hand zer störten." Mit heißem Ungestüm rann Jngvelde das Blut zum Herzen. Was ging ihn Magna an? Wie kam er dazu, für sie zu bitten? Hatten auch ihn Magnas Augen behext? Stand auch er unter dem Bann des seltsamen Kindes? „Auch das noch," stöhnte ihre Seele; aber ihr Blick blieb ruhig und kühl, als sie ab wehrend sagte: „Ueberlassen Sie das gefälligst mir, Herr Inspektor; über meine Schwester bestimme ich." „Leider," gab er ernst zurück. „Und Sie meinen sogar noch, daß es eins große Tat ist, wenn man die Gewalt, die einem über einen Menschen gegeben ist, mißbraucht. Sehen Sie mich doch nicht so entsetzt an. Ich wiedev- ! ole, es ist so. Ihr starrer Sinn will Men- schenfchicksale sonnen, und Sie vergessen dabei doch das Notwendigste, Liebe und Mite, die mehr Vol bringen, als Strenge und Härte, die nur zum Widerspruch reizen. Vielleicht denken Sie daran, wenn Sie unbarmherzig über ein junges Menschenkind zu Gericht sitzen, das nichts weiter als Liebe will, Liebe, die Sie, Jngvelde Skaare, leider nie gekannt und wahr scheinlich auch nie kennen werden." Steif und förmlich verneigte er sich vor i r; und ehe sie ihm antworten konnte, hatte Naßmussen das Zimmer verlassen. Jngvelde legte die Hand mit festem Druck gegen die Stiirn. Was war das? Warum tat das so weh, was er ihr gesagt? Warum kam es so Plötz lich über sie, wie bange, schwere Todesqual? Ein Sensenschwirren ging draußen über das Land. Unheimlich, erschauernd klang es ihr. (Fortsetzung folgt.)