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Tageblatt für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Wüstenbrand, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Lugau, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf rc. Der.Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger" erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mit d^m Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Haus Mir. 1.50, bei Abholung in den Geschäfts stellen Mir. 1.25, durch die Post bezogen (außer Bestellgeld) Mk. 1.50. Einzelne Nummern 10 Pfg. Bestellungen nehmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstalten und die Landbriefträger entgegen. A> etlage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das .Illustrierte Sonntagsblatt'. — Anzeigengebühr für die bgespaltene Korpuszeile oder deren Raum 12 Pfg., für auswärts 15 Pfg.; im Reklameteil die Zeile 30 Pfg. Die Lgespaltene Zeile im amtlichen Teil 50 Pfg. 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Lebensjahre teilnehmen sollen, finden im Jahre 1913 an folgenden Sonntagen nachmittags Vr2 Uhr und zwar für Jünglinge und Jungfrauen gemeinsam statt: Sonntag Sexagesimä, den 26. Januar Sonntag Oculi, den 23. Februar 2. Osterfeiertag, den 24. März Sonntag Cantate, den 20. April Trinitatisfest, den 18. Mai 4. Sonntag nach Trin., den 15. Juni 8. Sonntag nach Trin., den 13. Juli 12. Sonntag nach Trin., den 10. August 16. Sonntag nach Trin., den 7. September 22. Sonntag nach Trin., den 19. Oktober 25. Sonntag nach Trin., den 9. November 2. Adventssonntag, den 7. Dezember. Etwa sich nötig machende Abänderungen werden rechtzeitig bekannt gegeben. Die Eltern, Lehr- und Dienstherren werden herzlichst gebeten, die Jünglinge und Jungfrauen zu diesen Unter redungen anzuhalten. Ger-dorf, den 20. Januar 1913. Ev-luth. Pfarramt. k. Böttger. NuWlMktwn Ms den Revieren §vrder- Md HinterglauAu. Donnerstag, den 23. Januar, von vormittags ,1» Uhr an, sollen im Hotel „Stadt Hamburg" in Glauchau 5200 Nadelholz-Stämme 10/l 9 om stark, 1100 „ „ 20/20 „ „ 60 „ „ 30/35 „ „ 250 „ Klötzer 11/43 „ „ 105 Laubholz „ 10/40 „ „ 2000 Nadelholz-Stangen 7/15 „ „ unter den vor der Auktion bekannt zu gebenden Bedingungen gegen sofortige Bezahlung teils schlag-, teils postenweise versteigert werden. Wegen vorheriger Besichtigung der Hölzer wolle man sich an die Lokalbeamten, behufs Erlangung spezieller Verzeichnisse der Ausgebote an die unterzeichnete Forstverwaltung wenden. Glauchau, den 13. Januar 1913. Gräfliche Forstverwaltung und Rentamt. Ser neue Präsident. Obwohl der neue Präsident der französi schen Republik, Raymond Poincaree, der am 20. August 1860 geboren wurde und durch seine einjährige Ministerpräsidentschaft allge mein bekannt geworden ist, in seiner ersten Ansprache als Präsident der Republik erklärte, er würde die Interessen der Landesverteidi gung über alles stellen, darf man sich doch auch in Deutschland der Befriedigung anschlis- ßen, mit der das Wahlergebnis die weitesten Kreise Frankreichs erfüllt hat. Poincaree ist ein ebenso intelligenter wie besonnener und konsequenter Mann. Er hat durch sein bis heriges Leben als Politiker noch keinen Anlatz zu dem Verdacht gegeben, datz er das von ihm viel gebrauchte Wort von der Notwendig keit der Erhaltung des europäischen Friedens nur auf der Zunge trüg« und es nicht auch durch die Tat vertreten wiirde. Seit einer ganzen Reihe von Präsident- schrstsperioden hat man sich daran gewöhnt, in dem Staatsoberhaupt der Republik den machtlosen Repräsentanten des Staates zu er blicken. Gerade wegen ihres Verzichtes auf poe tischen Einfluß und wegen ihrer Ungefähr- lichkcit waren die Präsidenten der letzten Jahre, wie Faure, Loubet und Fal ieres zu der Höch- sten Würde emporgestiegen, welche die Republik zu vergeben hat. Sprach sich in den genann ten voraufgegangenen Wahlen die Angst der Franzosen vor Diktatorengelllsten aus, so ist die soeben vollzogene eine Vertrauenskund gebung. Die Ränke des gefürchteten Minister stürzlers Clemenceau führten Poincaree gegen über nicht zum Ziele. Besonders die länd lichen Volksk'reise haben hohes Vertrauen zu Poincaree; wäre er nicht Präsident geworden, so Hötte es vielleicht unter den Bauern Süd srankreichs einen Aufstand gegeben. Wir gön nen den Franzosen die Freude über ihren neuen Präsidenten und wünschen nur, datz Herr Poincaree auch als Staatsoberhaupt der Republik die korrekten Beziehungen zu Deutsch land aufrechter halten und sich dem Dienste der Friedenserloltung widmen möge, wie er es als Ministerpräsident getan. Herr Poincaree wird zweifellos die unter seinen Vorgängern zur Machtlosigkeit herabge- lunkme Stellung des Staatsoberhauptes zu einer solchen machtvollen Einflusses erheben. Die den Franzosen völlig unbekannte Verfas sung der Republik biete: dazu Mittel und Wege; sie gewährt dem Präsidenten weit gehende Rechte. Der Präsident verfügt über das Heer, er ernennt alle Offiziere und Be amten. Er beruft nach dem Sturze eines Kabinetts durch das Parlament die neuen. Minister, er übt das Begnadigungsrecht aus, macht die Gesetzesvorfchläge, besitz: das Recht, mit Zustimmung des Senats die Kammer auszulösen, von den Kammern eine Revision der Verfassungsgesetze zu fordern, die Kam mern zu vertagen und einzuberufen, von ihnen eine neue Berntung bereits beschlossener Ge setze zu verlangen und mit den Vertretern fremder Mächte direkte Beziehungen zu unter halten. Das sind Rechte, die dem Präsidenten einen sehr großen Einfluß gestalten, und Herr Poincaree ist im Unterschiede zu seinen Vor gängern der Mann dazu, diese Rechte auszu üben. Das Recht, die Minister zu entlassen, steht dem Präsidenten nicht zu. Die Minister kön nen daher ihre eigene Politik treiben, ohne daß der Präsident es zu hindern vermag. Auf die auswärtige Politik wird Herr Poincaree jedoch auch als Staatsoberhaupt Einfluß aus üben; hat er ihrer Leitung und der gleichzei tigen Geltendmachung des Ansehens Frank reichs doch sein Amt zu danken. Und da die auswärtig« Politik Frankreichs keine deutsch freundliche ist, wollen Schwarzseher bereits be haupten, daß, vom deutschen Standpunkt aus beurteilt, die Präsidentschaft Poincarees dem Frieden gefährlicher werden kann als die aller seiner Vorgänger in den beiden jüngsten Jahr zehnten. Im unmittelbaren Anschluß an die Präsi dentenwahl vollzog sich ein Kabinettswechsel, dem schon am 18. Februar, dem Tage des Antritts der Präsidentschaft durch Herm Poin caree, eine abermalige Umbildung des Mini steriums folgen wird. Briand wird jetzt zum vorläufigen und nach vier Wochen von dem neuen Staatschef definitiv zum Ministerpräsi denten ernannt werden. Herr Poincaree wollte sich in den kurzen Wochen bis zur Ueber- nahme der Präsidentschaft nicht noch Angriffen seiner Gegner in der Kammer und etwaigen damit verbundenen Schwierigkeiten aussetzen, und gab daher seinen ursprünglichen Man auf, bis zum Einzug ins Elyfee Ministerpräsi dent zu bleiben und erst dann die Neubildung vorzunehmen. Die Leitung der auswärtigen Politik behält er bis zur Uebernahme der Präsidentschaft. W Prehstimmen zur Präsidentenwahl. Die Pariser Blätter bezeichnen Clemenceau als den eigentlich Unterlegenen in der Präsi dentenwahl, gehen über Herrn Pams mit eini gen Worten gelinden Spotts hinweg und be tonen, daß Poincaree wirklich der Erwählte des Volkes sei. Zum ersten Male bei einer Präsidentenwahl, so sagt eines der Blätter, haben die Parlamentarier begriffen, daß sie der Ausfluß der Volksfouveränität sind. Andere Organe heben hervor, datz Poincaree ein« repu blikanische Mehrheit erhalten habe und auch gewählt worden wäre, wenn man die siir ihn abgegebenen konservativen Stimmen abzöge. Die Petersburger Blätter gratul.eren Frank, reich von ganzem Herzen zu dem Wahlergeb nis und heben besonders den Nationalismus des Herrn Poincaree hervor. Auch die eng lischen Zeitungen begrüßen die Wahl Poinca rees mit Genugtuung. Sie rühmen die Be mühungen des neuen Präsidenten um den euro päischen Frieden und erklären, die Wieder geburt des nationalen und patriotischen Gei stes in Frankreich gebe der Wahl eine beson dere Weihe. Die italienische Presse äußert sich weniger begeistert; immerhin erklärt der halbamtliche „Popolo Romano", Poincaree werde sich auch als Präsident der Republik zweifellos be mühen, die aufrichtige Freundschaft zwischen Frankreich und Italien zu festigen. Sie Rote der Großmächte. Die Note der Mächte hatte ihr: Bedeutung nicht so sehr in der Forderung, die Türkei solle Adrianopel an die Balkanbundstaaten ab treten und das Schicksal der ägäischen Inseln der Entscheidung der Großmächte überlassen, wie in der Drohung, die Großmächte würden ihre finanzielle Unterstützung der Türkei ent- ziehm, falls sie sich zur Wiederaufnal me des Krieges und damit zur fortgesetzten Beunruhi gung Europas entschließen soll e. In Kon st mtinopel weiß man, daß die Türkei es Deutschland zu danken hat, wenn aus der Note für sie kränkende und schmerzliche Andeu tungen, die sich auf den asiatischen Besitz be ziehen, ferngehalten wurden. In der Note der Großmächte wird hervor gehoben: Sollte die Türkei entgegen den Rat schlägen der Mächte die Wiederherstellung des Friedens verhindern, so hätte sie es sich selbst zuzuschreiben, wenn bei der Fortsetzung des Krieges das Schicksal Konstantinopels in Frage gestellt und der unheilvolle Krieg auf die asia tischen Provinzen des türkischen Reiches aus gedehnt würde. Nach dem Friedensschluß wird d e Türkei des moralischen und materiellen Beistandes der europäischen Großmächte be- dürfen, um die Schäden des Krieges wieder gut zu machen, ihre Stellung in Konstan tinopel zu festigen und die weiten asiatischen Gebiete in guten Stand zu setzen, deren Ge deihen ihre wirksamste Stärke bilden wird. Um dieses notwendige Werk zu unternehmen und durchguführen, würde die Regierung des Sultans auf die Wirksamkeit der wohlwollen den Unterstützung der Mächte nur dann rech nen können, wenn sie ihren Ratschlägen folgen wird, die von den allgemeinen Interessen Europas und denen der Türkei eingegeben sind. Willigt die Türkei in die Abtre tung Adrianopels und darin, den Groß mächten die Sorge um das Schicksal der ägäi schen Inseln zu überlassen, dann würden die Mächte den Schutz der muselmanischen Inter essen in Adrianopel und die Achtung vor den in dieser Stadt befindlichen Moscheen, religiö sen Gebäuden und Grundstücken sichern. Eben- o würden sie dahin wirken, daß bei der Lösung der Frag« der Inseln des Archipels jede Drohung für die Sicherheit der Türkei ausgeschlossen ist. Tie Antwort der türkischen Regierung auf die inhaltsschwere Note der Mächte wird noch im Lause dieser Woche erwartet. Ginge es nach den Jungtürken und der Militärpartei, so wäre sie sofort und zwar im ablehnenden Sinne evfolgt. Die Regierung allein wird die Entscheidung kaum zu treffen wagen, sondern sie entweder dem seit dem Frühsommer vorigen Jahres vertagten und inzwischen nicht wieder einberufenen Parlament oder einer besonderen Vovsammlung von Notabeln überlassen. Aus dem Wortlaut der Kollektivnote ist jedenfalls ersichtlich, daß die Antwort der türkischen Regierung auf sie zugleich die Entscheidung über Sein oder Nichtsein des osmanischen Reiches ist. Der türkische Ministerrat für den Frieden! Konstantinopel, 19. Jan. Nach sicheren Informationen soll sich fast der gesamte Mini sterrat für den Frieden ausgesprochen haben. Nur einige Minister hätten für den Krieg ge stimmt, seien aber in der Minderheit geblieben. Man glaubt, daß die Antwort der Pforte, ohrre eine kategorische Ablehnung zu enthalten, zu einem schriftlichen Verkehr mit den Mächten führen werde. Ein Ritt durch die Tschataldschalinie überzeugte einen Vertreter des „Tag", daß die dort haltende Armee von 200 OOO Mann türki schen Truppen ohne Baracken im Freien kam- p ert, gar nicht exerziert, stark heruntergekom- men und augenscheinlich außerstande ist, den vereinten Angriffen der Gegner Widerstand zu leisten, geschweige selber die Offensive zu er greifen. Die 80 000 Mann türkischer Truppen auf der Halbinlel Galipoli an der Dar danellenstraße machen einen etwas besseren Eindruck, sind aber ihrer Zahl nach zu ge- ring, um gegen den Feind etwas ausrichten zu können. Die überwiegend von Griechen bewohnten Inseln der Aegäis ersuchten den englischen Minister des Aeußern und die Londoner Bot- schasterreunion, sie Griechenland einzuverleiben. Es befinden sich darunter auch die von den Italienern besetzten Inseln. Günstiger Stand der bulgarisch-rumänischen Berhandlungen. Die „Politische Korr." erfährt aus Sosta: In den zwischen Bulgarien und Rumänien stattfindenden Erörterungen ist jede Spur von Verstimnmng geschwunden. Auf beiden Seiten bekundet sich der beste Wille zur Erzielung eines Einverne' mens, das nicht mehr fern ist. In den leitenden bulgarischen Kreisen wird mit Anerkennung der Rolle Oesterreich-Ungarns in Dieser Angelegenheit gedacht, das unter Ent- 'Muug von jedem unmittelbaren Eingreifen in die Frage sich bemühte, das Ausgleichs werk durch wiederholte, in freundschaftlichstem Tone gehaltene Ratschläge zu erleichtern. Die Gesamtverluste der bulgarischen Armee betragen nrch der Meldung eines Londoner Blattes aus Sofia an Gefallenen 284 Offi ziere und 21018 Mannschaften; an Verwun deten oder Kranken 876 Offiziere und 51 000 Mannschaften. Der Cholera, an der vor Tschataldscha 35 000 Mann erkrankten, erlagen 3000. Die türkische Mite im Kamps. Am Sonnabend ist es nach dem nicht mehr ungewöhnlichen Auslaufen der türkischen Flotte aus den Dardanellen zu einem ernsthaften Ge fecht zwischen ihr und der griechischen Flotte gekommen, Vielleicht haben die Türken dies-