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Ser StNtrstnich in KonstMiiMl. Der Putsch der Jungtiirken, der das Mini- sterium Kiamil stürzte, den Tod des Gene ralissimus Nasim Pascha herbeisührte und der Türkei durch Wiederaufnahme der Feindselig- teiten entweder günstigere Fviedensbedingun- gen erzwingen oder aber ein schnelles Ende mit Ehren bereiten wi l, kam nicht unerwar tet, aber er kam viel zn spät. Die Stunde, da sich das gesamte Osmanentum zu der alten nationalen Begeisterung hätte aufraffen und die vereinten Gegner zu Paaren treiben können, ist längst vorüber. Die mangelhaft verpflegten Truppen sind zu wuchtigem Vorstoß nicht mehr imstande, die türkischen Staatskassen find leer. Die Politik der Jungtiirken ist eine Despeyatorenpolitik. Sie zieht sogar ein be waffnetes Eingreifen der Großmächte in Be tracht, meint aber, schwerere Bedingungen als die gegenwärtigen könnten der Türkei auch dann nicht auferlegt werden. Sie bedenken nicht, daß auch der Verlust Konstantinopels auf dem Spiele steht, und daß sie sich Mit ihrem Verhalten der moralischen und finan ziellen Unterstützung Europas beraubt haben. Enver Bey, der frühere Militärattaches bei der türkischen Botschaft in Berlin und spätere Befehlshaber in der Cyrenaika, der zuletzt bei Tschataldscha focht, hatte den Gewaltslreich ein- gefädelt. Kaum hatte der Nationalrat die An nahme der Kollektivnote der Großmächte durch das Kabinett gebilligt, da erschien Enver Bey mit 30 Offizieren und anderen Jungtiirken im Negierungsgebäude, während eine Anzahl Geist licher vor dem Eingangsportal zurückblieb. Als sich ihm die Adjutanten des Großwesirs Kia mil Pascha und des Generalissimus Nasim Pascha entgegenstellten, drängte e-r sie bei Seite. Durch das Geräusch aufmerksam ge macht, erschien der Generalissimus Nasim Prscha selber Ein kurzer Wortwechsel, dann krachte ein Schutz und entseelt sank Nasim Pascha zu Boden. Die Schuld an der Er mordung Nasim Paschas suchen die Jung- nirken a lerdings von sich abzuwälzen. Sie er klären, Enver Bey und der andere Jung- türkensührer und jetzige Minister des Innern Talaat Pascha hätten ausdrücklich beschlossen, kein Blut zu vergießen. Als jedoch die Adju tanten Nasim Paschas aus dem Fenster auf Enver Bey und dessen Begleiter schossen, mußte das Feuer erwidert werden, wobei der Generalissimus siel. Nasim Pascha war den Jung.ürken verhaßt und auch im Heere unbeliebt. Man gab ihm die Schuld an der mangelnden Verpflegung der Truppen und an den Mißerfolgen im Kriege. Er war aber auch der entschiedenste Gegner des Jnugtürkcntums, weil er mit Hilfe der lomiteeseindlichen Offiziere d-e Disziplin im Heere wiederberzustellen und namentlich die politisierenden Offiziere aus der Armee zu ent fernen versuchte. Es verdient in diesem Zu sammenhänge auch Beachtung, daß die An- > inger Enym Beys erklären, der Sturz des Ministeriums sei nicht das Werk des Jung t rken.ums, sondern das der Arniee, die den Krieg unbedingt sorlsetzcn will, da sie ihn einem nnc renba'ten Frieden vorzieht. Enver Bey vor Kiamil. Hochdramatisch Ivar der Auftritt, als Enver Bey im Amtszimmer des von mehreren Mini stern umgebenen Großwesirs Kiamil Pascha er schien und die KabinettsmitglieSer zur sofor tigen Dem ssion aufforderte. Die Mehrzahl der Minister war aufs äußerste bestürzt, der greise KiaMil Pascha blieb eisig kalt und erwartete lächelnd die Erklärung der Eindringlinge. Auch der Minister des Acus ern bewahrte eine würdige Haltung, obwohl Nasim Pascha wenige Schritte von ihm in seinem Blute lag. Enver Bey setzte dem Großwesir in kurzen Worten den furchtbaren Ernst der Lage und die Ueberreizung des Va kes auseinander, dem em so schmachvoller Friede unverständlich sein würde. Kiamil antwortete sofort, daß er zur Verhütung so schwerer Erschütterungen des Landes zur Abdankung bereit sei, und unter zeichnete sogleich sein Abschiedsgesuch. Euver Bey beim Sultan. Mit dem Abdankungsschreiben Kiamils be gab sich Enver Bey unverzüglich zum Sultan, der keine Ahnung von den außerordentlichen Vorgängen hatte, und forderte ihn zur Er nennung eines neuen Großwesirs auf. Der Sultan, der das Ungeheuerliche nicht zu be greifen vermochte, entsandte zunächst einen Adjutanten zu Kiamil, der darauf ein zweites Abschiedsgesuch unterzeichnete. Als er auch dieses in Händen hielt, konnte der Sultan nicht länger zweifeln und ernannte auf Vor schlag oder richtiger Befehl Enver Beys den früheren jungtürkischcn Kriegsminister Mah mud Schewket Pascha zum Großwesir und Oberkommandierenden der Armee, Enver Bey, der mit dem Sultan verwandt ist und 1911 dessen Nichte heiratete, wurde zum Komman danten des Militärbezirks Konstantinopel er nannt und damit auf den zurzeit wichtigsten Posten erhoben. — In dem Ernennungsschrei ben an Mahmud Schewket Pascha sagt der Sultan: Nach der Demission Kiamil Maschas und in Anbetracht der schwierigen Situation muß das Großwesirat an eine fähige Person übergeben werden. Ihre Fähigkeiten sind m'r bekannt. Deshalb vertraue ich Ihnen das Großwesirat an und gebe Ihnen gleichzeitig den Titel eines Oberkommandierenden der Armee. Der Gewaltstreich wurde von der Wache des Regierungsgebäudes nicht verhindert und war von langer Hand vorbereitet worden. Das Kabinett Kiamil hatte in Konstantinopel 13 ergebene Bataillone und 3 Maschinengewehr kompagnien.- Diese waren zu einer Uebung auf dem -eine halbe Stunde entfernten Frei- heitshügel abkommandiert worden. An ihrer Stelle wir ein den Jungtürken ergebenes Bataillon zur Bewachung des Negierunasge- bäudes herangezogen worden. Daher kam es, daß die Soldaten ruhig Gewehr bei Fuß stan den, während dar Generalissimus niedergeschos- sen und die Regierung unter lauten Demon strationen der angssammelten Volksmenge und den aufreizenden Reden der Geistlichen gestürzt wurde. Der NDue Großwesir richtete von der Frei treppe des Regierungsgebäudes, in dem der alte Kiamil gefangen gehalten wird, beim strömen den Regen spät abends eine Ansprache an die Volksmenge, in der er sagte, er wisse, daß er die Gewalt unter schwierigen Umständen über nehme; er werde sich bemühen, das Vaterland zu retten. Die Rede wurde mit stürmischem Beifall ausgenommen, worauf sich die Menge langsam zu zerstreuen begann. Der neue Mini ster des Innern, Talaat Pascha, richtete ein Rundschreiben an die Generalgouverneure aller Provinzen, worin er die Gründe für den Sturz > des Kabinetts Kiamil auseinandersetzt und er klärt, daß die neue Regierung im übrigem jede Rachepo itik gegen die Mitglieder der alten ver meiden werde. Die neue Regierung bedeute nicht ohne weiteres den Krieg; die Türkei wolle aber lieber schnell und mit Ehren unter gehen, als langsam sterben. Die hauptstädtische Bevölkerung verhält sich ruhig und scheint mit dem Um schwung einverstanden zu sein. Volkshaufen durchziehen die Straßen mit dem Rufe: „Wir wollen keinen unehrenvollen Frieden!" Die Truppen, d.e zum Schutz der neuen Minister in das Nsgierungsgebäude gezogen wurden, hatten noch keinen Anlaß zum Einschreiten. Die Provinzbevölkerung denkt anders, und diese Meinungsverschiedenheit macht die so unge heuer schwierig« Lage der Türkei noch ver wickelter. Ein Ausruf des jungtürkischen Komitees macht die Regierungen der beiden Großwesire Glast Mlckhtar und Kiamil Pascha, die nach dem Sturze den Komiteeregierungen folgten, für die jetzige Notlage der Türkei verantwort lich. Ihr Zurückweichen im Albanesenausstand hätte den Appetit der Balkanstaaten gereizt. Trotz der il r bekannt gewordenen Bildung des Baltanbundes habe die Regierung 12Ö 000 Reservisten entlassen und die wichtigsten Kom mandos uniähjgen Offizieren übergeben. Militärische Kundgebungen. tlntcr den Truppen der Tschatüdschalinie herrscht hohe Begeisterung über den Erfolg der jungtürkischen Verschwörer. Der Kommandant von Adrianopel meldete, ehe er die Uebergabe an Bulgarien zuließe, würde er nach Entfer nung der Bevölkerung die Festungswerke mit seinen eigenen Kanonen zerstören und mit der Besatzung mach Konstantinopel zu entkommen suchen. * * * Die neue türkische Regierung wird die Nole der Großmächte gleichfalls beantworten, darin aber erklären, daß sie, entgegen ihrer Vor gängerin, i» die Abtretung Adrianopels nicht w.lligen könne. — Der bulgarische Friedens- delegierte in London Danew batte mit dem Minister des Auswärtigen Grey eine Unter redung, worauf die Baltanvertreter eine Kon ferenz abhielten, um sich über die zu ergrei fenden Maßnahmen schlüssig zu machen. In den Kreisen der bulgarischen Friedensdelegier ten glaubt inan an den Abbruch der Verhand lungen und erklärt, wir werden die Tscha- laldschalimc nehmen und nach Konstantinopel marstTeren. Ten Serben ist die wahrschein liche Wiederausnahme der Feindseligkeiten un angenehm, doch erwarten auch sie von ihr einen größeren Gewinn für die Ballanverbün deten. Die Montenegriner sind Feuer und Flamme und rechnen nun bestimmt mit der Eroberung Skutaris. Auch die Griechen äußern sich zuversichtlich. Die türkischen Delegierten meinen, die Großmächte trügen mit ihrer un annehmbaren Note die Schuld an den Ver wicklungen. Nach der Rückkehr zahlreicher jung türkischer Offiziere aus Tripolis war deren Einfluß im Heere stark gewachsen, so daß man die Erhebung hätte voraussehen können. Schlimmere Bedingungen als die Note könnte auch eine militärische Intervention der Mächte der Türkei nicht amzwingen. Der türkisch« Geschäftsträger in Berlin be zeichnete die Konstantinopeler Vorgänge als die natürliche Folge des einseitigen Drucks der Großmächte auf die Türkei. Die Türkei würde durch die Abtretung Adrianopels die Gefahr kümtigcr Reibungen auf dem Balkan ins Un endliche vermehren, während sie in einem guten Verhältnis mit Bulgarien leben könnte, wenn sie die Stadt behielte. Ob die Mächte sich jetzt zu einer Flottendemonstration gegen die Türkei oder zu einem Druck auf die andere Seite entschließen würden, müßte schon die nächste Zukunft lehren. — Die Anregung Eng lands zu einer Flottendemonstration vor dem Dardanelleneingang, die Rußland schon vor zwei Wochen ausführen wollte, findet die Zu stimmung Frankreichs; man rechnet in Paris aus die Beteiligung der Dreibundmächte an einer solchen Kundgebung. Die europäischen Börsen erlitten starke, zum Teck panikartige Kursrückgänge auf die plötz liche Zerstörung bestimmter Friedenshosf- nungen. Nasim Pascha, der als Opfer der Umwälzung erschossen ward. Maior Enver Bey, der Organisator des Umsturzes, der übrigens durch seine 1911 erfolgte Heirat, mit einer Nichte des Sultans mit diesem verwandt ist. Deutscher Reichstag. 97. Sitzung vom 23. Januar. Auf eine Anstage des Abg. Müller-Meiningen (Vp.) über die Werbetätigkeit der französischen Fremdenlegion in der letzten Zeit antwortete Ministerialdirektor Lewald: Die von der Reichs leitung angestclltcn Ermittelungen haben keine Anhaltspunkte darüber ergeben, daß die Werbe tätigkeit der französischen Fremdenlegion in letzter Zeit besonders stark war. Die Anwerbung minderjähriger Deutscher hat nicht zugenommen. Daß Anwerbungen auf deutschem Boden statt gefunden haben, hat sich bisher nicht erweisen lassen. Solche Behauptungen haben sich als er funden herausgestcüt. Die Regierung wird jedoch die Angelegenheit weiter im Auge behalten. Eine Anfrage des Abg. Ledebour (Soz.), ob die Konsulaisberichte die Behauptungen, daß die Truppen der verbündeten Balkanstaaten sich Grau samkeiten gegen die türkische, albanische und jü dische Bevölkerung zuschulden haben kommen lassen, bestätigt haben, beantwortet Geh.-Rat Lehmann dahin, daß Berichte der Konsuln in der Hauptsache auf Schilderungen dritter Personen beruhen, deren Angaben nicht nachgeprüft werden können. Die verantwortlichen Befehlshaber und Behörden sind gegen Uebergriffe mit Nachdruck und Erfolg eingcschrilten. Die Entsendung einer Kommission seitens der Großmächte zur Unter suchung der Metzeleien auf dem Balkan ist nicht in Aussicht genommen. Auf eine weitere Anfrage des Abg. Hoch (Soz.) erklärt ein Vertreter des Reichskolonial amts: Der Abschluß von Verträgen über die Abgabe der Diamanten aus Südwestafrika fällt in die Exkutive der Regierung, die dafür die Diamantenregie eingesetzt hat. Ein neuer Ver trag ist noch nicht abgeschlossen, er wird vielmehr voraussichtlich in der zweiten Märzhälfle ausge schrieben werden. Sodann wird die zweite Lesung des Etats des Reichsamts des Innern (9. Tag) beim Titel Rcichsschulkommission fortgesetzt. Abg. Schulz-Erfurt (Soz.) begründet noch mals den sozialdemokratischen Antrag, die Schnl- konumssion zn einem selbständigen Rcichsamt auszubauen und drückt feine Verwunderung über das „lebhafte Schweigen" der Regierung in dieser wichtigen Frage aus. Abg. Woerle (Ztr.) hält eine Einigung über Schulfragen zwischen dem Zentrum und der So zialdemokratie für ausgeschlossen. Abg. Hoff (Vp.) weist aus die Neberfüllung der Volksschulen hin. Der sozialdemokratische Antrag wird alsdann abgelehnt. Für die Ausführung des Kaligesctzes sind 6050000 Mark eingesetzt. Eine Resolution der Budgetkommission verlangt, daß das von der Regierung für den Beginn der nächsten Session in Aussicht gestellte neue Kaligesetz rückwirkende Kraft für diejenigen Kaliwerke erlangt, die nach dem 15. Januar 1913 in Angriff genommen worden sind. Abg. Sachse (Soz.): Es ist bedauerlich, daß das Kaligesetz, das bis 1925 gelten soll, schon jetzt unbrauchbar ist. Mit der Verstaatlichung soll der Ueberprvduktion an Kaliwerken ein Riegel vorgeschoben werden. An der Denkschrift über die Arbeitsverhältnisse und Tarifverträge in den Kaliwerken inuß Kritik geübt werden. Warum hat die Regierung die Namen der Werke verschwiegen? Die Kaliarbeiter sind heute noch Bergarbeiter 2. Klasse. Unterstaatssekretär Richter: Der Gedanke eines Kalimonopols ist sehr sympathisch, da die außerordentliche Vermehrung der Kaliwerke in den letzten Jahren sehr bedenklich erscheint. Falls ein Stillstand im Absatz eintritt, ist zu befürchten, daß große Kapitalien verloren gehen. Das gegen wärtige Kaligesetz bedarf unbedingt einer Ab änderung. Allerdings ist heute die Durchführung eines Kalimonopols nicht mehr möglich, da es ein Kis anderthalb Milliarden erfordern würde und die Gefahr besteht, daß man auch in anderen Ländern Kali findet. Wie das neue Gesetz be schaffen sein wird, weiß noch niemand. Abg. Speck (Ztr.) war von der Notwendigkeit eines neuen Kaligesetzes überzeugt. Kali ver trüge ein Monopol eher als das Petroleum. Abg. Baerwinkel (ntl.) sprach sich gegen einen Antrag BehrenS (Wirtsch. Vg.) aus, der eine Erhöhung des Propagandafonds um 100000 Mark auf eine Million fordert. Abg. Arnstadt (ks.) befürwortete ihn. Sonnabend Fortsetzung. Kleine ^h^onik * Stürme und Unwetter. AuS allen Teilen Frankreichs werden Unwetter, Stürme und hef tige Regengüsse gemeldet. Die Aisnc stieg der artig, daß die Stadl Saint Menehould, von über schwemmten Wiesen umgeben, inmitten eines weiten Sees liegt. Bei Les Sables-d'Olonne ist das Meer an drei Stellen durch den Deich ein- aebrochen. Es wurden große Verwüstungen an Ländereien angerichtet. Die Bahndämme wurden vielfach unterspült. Der Zugverkehr ist unter brochen. Die Seine stieg in Paris seit gestern um 30 Zentimeter, im Mittelläufe derart, daß die Behörden Vorkehrungen wie bei dem Hoch wasser im Jahre 1910 ergriffen. Weiteres Stei gen wird erwartet. Der lransatlantische Damp fer „Bordeaux" ist mit schweren Havarien in Havre angelangt. Mehrere Mann der Besatzung sind verletzt. — AuS Brüssel wird gemeldet: In folge der andauernden Regenfälle sind die Flüsse dermaßen gestiegen, daß eine Hochwasser-Kata strophe zu befürchten ist. In Belgien regnet es seit drei Monaten, wenige Tage ausgenommen, unaufhörlich. Eine Winterwüterung ist bis heute noch nicht zu verzeichnen. * Schaeestürme im Schwarzwald. Auf den Höhen des Schwarzwaldes und der Vogesen hat viele Stunden lang ein ununterbrochener Schneesturm getobt. Auf den Bergkämmen erreichte die Schneedecke nahezu anderthalb Meter. Am Donnerstag abend ist nun plötzlich Tau wetter eingetreten, so daß Hochwasser befürchtet wird. * Eine Fahrt auf Tod und Leben hat die Besatzung des englischen Dreimasters „Earlshall", der sich auf der Reise von Swansea nach Neu fundland befand, zu bestehen gehabt. Während eines orkanartigen Sturmes der letzten Tage ver mochten Haupt- und Vordermast dem Druck der Segel nicht standzuhalten und gingen mit Rahen, Spieren und Takeimerk über Bord. Vier Matro sen wurden durch die niederstürzende Takelage schwer verletzt. Riesige Wogen wälzten sich über den Schiffsrumpf, rissen Reeling, Kombüse und Verdeck des Matrosenlogis mit fort und über fluteten die Kapitänskajüte und das Vorderschiff. Die Mannschaft mußte, um nicht über Bord ge spült zu werden, sich niit Tauen an den stehen gebliebenen Rumpf der Masten fcstbinden. Der dritte Mast und das Steuer blieben intakt. Nach dem das Wetter sich aufgeklärt hatte, wurde Kurs auf die irische Küste genommen, da an eine Fortsetzung der Fahri nicht zu denken war. Unter unsäglichen Beschwerden, bis auf die Haut durchnäßt, fast immer den Tod vor Augen, ge lang es den Seeleuten, das Wrack nach Queens town zu bringen. * Todessturz eines französischen Fliegers. Aus Paris wird gemeldet: Der bekannte Avia tiker Nieupert ist gestern nachmittag mit seinem Flugapparat bei einem Aufstiege aus beträcht licher Höhe abgestürzt. Er war auf der Stelle tot. Evenso sein Maschinist. * Boa einer Lawine verschüttet. Wie aus Grenoble gemeldet wird, ging oberhalb der Ortschaft Allemond eine Lawine nieder und ver schüttete einen Bauplatz. Zwei Arbeiter wurden getötet, fünf andere schwer verletzt. * Beim Einsturz eines amerikanischen Warenhauses in Mac Kinley (Texas) sollen 35 Personen, meist Frauen und Kinder, die gerade Einkäufe besorgten, umgekommen sein. Bisher wurden acht Leichen und fünfzehn Verletzte aus den Trümmern, die in Brand gerieten, hcrvor- geholt. * Kein zweites Todesopfer bei der Magde burger Fliegerübung. Aus Magdeburg wird gemeldet: Der bei der Militärflicgerllbung bei Magdeburg in der Nähe von Burg verunglückte Flieger Leutnant von Scheele befindet sich, ent gegen anderslautenden Meldungen, auf dem Wege der Besserung.