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SkMgk W Hghkllßkill-RilMlltkl All^kigkl Sonnabend, den 18. Januar 1013 Nr 14 40. Jahrgang Deutscher Reichstag. 92. Sitzung vom 16. Januar. Die zweite Lesung des Etats des Reichs amts des Innern wird fortgesetzt. (Vierter Beratungstag.) Abg. Hägy (Elsasser): Ueber die Reisen meines Freundes Wetterlee in Frankreich lie gen authentische Berichte bisher nicht vor. Solche Berichte häcteman aber doch abwarten müssen, bevor man Kritik übte und sich er regte. Mit meinen politischen Freunden glaube ich, daß den elsaß-lothringischen Abgeordneten die Aufgabe zufällt, zwischen Deutschland und Frankreich versöhnend zu wirken (Gelächter). Wenn die Stimmungen in Elsaß-Lothringen auch nicht den Erwartungen auf deutscher Seite entsprechen, so sind sie doch anderer seits geeignet, bestimmte Hoffnungen der Fran zosen herabzumindern. Vor 8 Jahren wurde der Abg. Delsor, als er in Frankreich eine Rede halten wollte, von den französischen Be Hörden gefangen genommen und ausgewiesen, weil sein Vortrag den damaligen Machthabern des Ministeriums Combes nicht gefiel. Soll tcn die Vorträge die Gemüter in Frankreich ausgestachelt hpben, so wiirden wir das be dauern. Nach dec Erregung, die sie verur sachten, wären dle Reden We.terlees besser un gehalten geblieben. Das ist auch unsere Mei nung. Dem Abg. Wetterlee wurde unterstellt, er habe seine Vortragsreise abgebrochen, weil er befürchten mußte, bei seiner Rückkehr nach Deutschland innerhalb der ersten 24 Stunden nach Abhaltung des Vortrags trotz seiner Immunität wegen Hochverrats verhaftet zu werden. Tatsächlich hat Wetterlee seine Vor iragsrctfe abgebrochen, weil ihm die unerwar tet eingetretene Sensation nicht lieb war. Wet- terlee sagte zum Schluß einer Rede: Wir haben in Elsaß-Lothringen große Fortschritte zur Erkämpfung der Freiheit gemacht und hoffen, noch weitere Fortschritte zu machen. Der Pari ser „Matin" meinte, der große Applaus, der diesen Worten folgte, habe sinngemäß ergänzt, was der Redner nur andeutete. Wetterlee hat dergleichen nicht gesagt. Daß wir die auf 209jähriger Zugehörigkeit zu Frankreich be ruhenden Familien- uns gesellschaftlichen Be ziehungen aufrecht erhalten wollen, kann uns niemand verargen. Eine versöhnliche Haltung mit Deutschland wünschen wir im Interesse der Sicherung des Weltfriedens. Einen Krieg zwischen Deutschland und Frankreich, die beide auseinander angewiesen sind, wird es hoffentlich nie wieder geben. Ob Wetterlee in den Reichs lag gekört, muß den Wählern seines Wah'- kreises Nappottsweiler überlassen bleiben. Die Opposition in den Reichslanden rührt von Mißgriffen der Regierung her, die seit der Amtstätigkett des Herrn v. Kötter datieren. Die Wetterführung der Sozialpolitik begrüßen wir lebhaft lind wünschen, daß sich die Regie rung stets direkt ihre Informationen über Elsaß-Lothringen holen möchte, wie es un längst der Staatssekretär Delbrück durch einen persönlichen Besuch tat. Aus dämmernden Nächten Original-Roman von Anny Wothc. cüop^rixkt 1910 bx Wotlio, tteiprix. 25. Forts. (Nachdruck verboten.^ Jugveldc richtete sich unwillig aus und schob die Teetasse energisch von sich. ..Was sollen die Vorbereitungen? Ist ein P erd krank oder eine Kuh krepiert? Tun Sie doch bitte nicht jo geheimnisvoll. Sic wissen, ich liebe die Umschweife nicht." „Es gibt Dinge, mein gnädiges Fräulein, verzeihen Sie, Fräulein Skaare wollte ich tagen, die sich wirklich nicht so Piatt heraus- sagen lassen; und es ist unglaublich schwer, etwas auszusprechen, wodurch man vielleicht einen ungeheuerlichen Verdacht gegen andere erweckt." „Laßen Sic bitte die überflüssigen Redens- arten und sagen Sie mir klipp und klar, was Sic eigentlich wollen." Raßmussen sah seine junge Herrin einen Augenblick durchdringend lind prüfend an. Dann sagte er, während ihm eine heiße Glut durch die Adern jagte, ohne Jngvelde anzu- seien: „Wissen Sie vielleicht, wo Ihr Fräulein Schwester in dieser Nacht, während Sie am Krankenbett des jungen Mädchens weilten, ge wesen ist?" Jngvelde fuhr auf, als hätte sie einen Schilag empfangen. „Was wollen Sie damit sagen?" herrschte sie den Inspektor an. „Augenblicklich äußern Sie sich, und wenn Sie mir nicht genügende Beweise bringen, die Sie zu einer solchen Frage berechtigen — — —" Wie Mitleid mit dem stolzen, störrischen Geschöpf zuckte es plötzlich in den gequälten Augen des Mannes aus, der achtlos seinen Hut aus einen Stuhl geworfen hatte und nun stockend fortfuhr: Abg. Hoch (Soz ): Der Umsatz der Groß banken ist in die Hunderte von Milliarden ge stiegen. Das ist die vollkommene Ausbeutung des arbeitenden Boltes. Auch der Mittelstand wird aufgerieben und kommt in die Abhängig? leit des Großkapitals. Wenn man den Leu ten vorredet, man könne ihnen noch helfen, belügt man sie. Der großkapitalistischen Ge fahr soll man durch die Entwicklung zum sozia istilchen Staat entgegenwirken. Die Be völkerungsabnahme beruht auf der Notlage eines großen Teils des Volles. Und da unter nehmen die Konservativen einen neuen Vor stoß, um die Arbeiter zu knechten und wehr- los dem Großkapital auszuiiesern. Eine Schmach war es, daß beim Streik im Ruhr revier eine Mutter mit ihrem K nde ins Ge fängnis gesteckt wurde, weil sie einem Arbeiß ter „Streikbrecher!" zugerufen Halle. Tie Kon servativen sind heute nur noch eine Söldner truppe des Großkapitals, der Staatssekretär des Reichsrmts des Innern ein untergeordne ter Beamter des preußischen Ministers, wie Herr Delbrück selbst in der Budgettommission zugab. Staatsiekre.är Delbrück: Ich habe in der Budgetkommission nicht gesagt, daß mir Preußen Schwierigletten macht, sondern ledig lich darauf hingewiesen, daß die Fertigstellung eines Gesetzes im Reiche aus Grund dec eigen artigen Struktur des Reiches immer auf große Schwierigkeiten stößt. Ein Artikel des Abg. Gothein im „B. T." nötigt mich zu folgen den Berichtigungen: Im Bundesrat kann jede Regierung ihre Anträge stellen. Ter Reichs kanzler als solcher hat dazu kein Recht, wohl aber in seiner Eigenschaft als preußischer Mini sterpräsident. Tatsächlich werden in zahlreichen Fällen sogenannte Präsidialvorlagen einge bracht, d. h. Vorlagen des Reichskanzlers oder der einzelnen Reffor.s. Diese Anträge können von uns, die wir preußische Bevollmächtigte find, nur mit Zustimmung des preußischen Staatsm.nisteriums eingebracht werden, das für die Instruktionen seiner Stimmen im Bundesrat verantwortlich ist. Die Reichslei tung ist dann immer genötigt, die Zustimmung Preußens als des führenden Bundesstaates einzuholen. Daraus ergibt sich, daß die preu ßische Politik und die des Reiches nach ein heitlichen Gesichtspunkten und mit denselben Zielen geführt werden müssen. (Abg. L e d e- bour ruft: Wahlrecht!) Auf dem Badender Bundesstaaten ist das Reich aufgebaur. Die Rechte der Einzclstaaten dürfen nicbr bcein- träckuigt werden. Taher ist die Bezugnahme auf das Wahlrecht vollkommen unzu.refiend. Tic (orgsältige Mitarbett aller Bundcsslaa en gibt d e Garantie, daß die Verschiedenartigkeit der Interessen im weiten Deutschen Reich be rücksichtigt werden und auf ihre Rechnung kam mcn kann, lieber de Kompliziertheit unserer Arbciterschntzgesetze wurde geklagt. Ich hätte aber den ungeheuersten Widerstand gefunden, wenn ich für die Re chsversicherungsordnung eine einheitliche Grundlage vorgescklagen und alle bestehenden Einrichtungen umgestürzt hätte. Wir können die Ausführung der Gesetze nicht einer Pattei überlassen, die, wenn sie auch heute milder ist als vor 20 Jahren, doch poli tische Forderungen aufstellt, die den Wider stand des ganzen Vaterlandes heraussordern. Wenn Sie darin einen Verstoß gegen die Sozialdemokratie erblicken, jo erwidere ich: Truck erzeugt Gegendruck. Der Vorwupf, die Regierung sei in dec Mittelstandssrage noch nicht über den Standpunkt der Erwägungen hinausgekommen, ist insofern berechtigt, als Sie Schwierigkeiten hier besonders groß sind. Ich erinnere nur an die Heranziehung der Großindustrie zu den Kosten der Lehrlings ausbildung. Man einigte sich schließlich, daß Handwerks- und Handelskammern zur Erledi gung gemeinsamer Angelegenheiten zusammen arbeiten sollten. Die Aushebung der Bestim mung, wonach die Innungen zur Festsetzung von Mindestpreisen nicht berechtigt sind, wurde von der Tagesordnung der jüngsten Hand- werkerkonserenz einfach abgejetzt. Die Hand werker versprechen sich nichts davon. Eine reichsgejetzliche Regelung des Submissions wesens kann ich nicht in Aussicht stellen. Hin sichtlich der Organisation des Handwerks be darf die Ge etzgebung einer Ergänzung. Dem Handwetterblatt kann ich diesmal einen Zu? schuf von 10 060 Mark gewähren. (Beifall.) Neber unsere Wirtschaftspolitik besteht bei der großen Mehrheit des Hauses volle Einigkeit. Tie Politik der Reichsbank hat sich bewährt. Tie Börsentrisen der letzten Zeit hingen mit der Kreditgewährung der Banken zusammen. Gesetzgeberische Eingriffe wollen wir vermei den, so lange es geht. (Beifall.) Abg. Pieper (Ztr.) wünschte reichs- gefetzliche Regelung des Kinematographen- wesens, Abänderung der Gewerbeordnung zu gunsten der technischen Angestellten, Beseiti gung des Wolmungselends und Einschränkung der Nachtarbeit. Dem Verbot des Streikpoften- stel.ens würde das Zentrum nicht zuftimmen. Eine Resolution, die Redner begründete, for derte die Vorlegung einer Denkschrift über tue Ergebnisse der Arbeiterschutz- und Arbeiterver sicherungsgesetzgebung. Abg. Lützel (natl.) erwartete von einer gründlichen Umgestaltung des Bildungswesens eine Besserung im Handwerk. Abg. Oertel (kons.) polemisierte aegen die Sozialdemokratie. Freitag 1 Uhr: Kleine Anfragen, Fort setzung. Liberaler Verein von Sberlnng- n>i8 und Umgegend. Am Freitag den 10. Januar hielt der Liberale Verein seine diesjährige Jahresversammlung ab, über die uns folgender Bericht zugeht: In einem Rückblick und Ausblick skizzierte der Vorsteher Herr Johannes Bahner das ver gangene Jahr, reich an mühevoller Arbeit und Anstrengung und darum auch reich an schönen Erfolgen, wenn auchlnicht ganz^frei^von Fehl schlägen. , Vor allem ist die Mitgliederzahl des Vereins stetig weiter gestiegen, sodaß bet einiger syste matischer Arbeit das neueLJahr dem Verein das hundertste MitgliedTkzuführen wird. Der Anfang des vergangenen Jahres stand im Zei chen des Reichstagswahlkampfes. Ec brachte der Fortschrittlichen Volkspartei wenn auch keinen Mandatszuwachs, so doch ein Mehr an Wählern von über 300 000 Stimmen und gab der Partei eine innere Geschlossenheit und Festigkeit wie sich ihrer keine andere Partei rühmen kann. Er stellt die Fortschrittliche Volkspartei in die Mitte einer neuen Gruppierung. Das alte Jahr mit seiner Reichstagswahlfhat vor allem in der inneren Politik Deutschlands eine wesentliche Veränderung hervorgebracht, die darin besteht, daß das Zukunftsbild der deutschen Linken der Menge sichtbar geworden ist. Die verunglückte und unsoziale Reichsfinanzreform hat dem deutschen Volte klar gemacht, daß nur durch ein Zusammenhalten von Bürgertum und Arbeiterschaft die uneingeschränkte Herrschaft des römischen Klerus und einer dünnen Schicht von Großgrundbesitzern gebrochen werden kann. Die erste Bedingung dafür ist für die Liberalen der lückenlose Ausbau der Partei-Organisation. Ihm stellt sich hemmend der Mangel einer libe ralen Presse auf dem Lande entgegen. Wie in der Versammlung an Beispielen gezeigt wurde, ist die vorhandene Presse bis auf wenige Aus nahmen konservativ beeinflußt oder verbreitet unter neutraler Flagge segelnd konservative Anschauungen. Die Verbreitung liberaler Zeit schriften und Aufklärungen durch öffentliche und Vereinsversammlungen, vor allem aber die Stärkung der Organisation, woran jedes Mitglied seinen Teil beitragen kann, sind die nächsten Auf gaben unseres Vereins. — An einen Bericht über die vergangenen Gemeinderatswahlen Mrd über die letzte Gemeinderatsfitzung schloß sich dann eine rege Aussprache an, aus der die lebhafte Anteilnahme der Versammlung und viel Arbeits- sreudigkeit für die Zukunft hera*SAang. Die Neuwahl ergab die Herren. Prokurist Johannes Bahner, 1. Vorsitzender, Strumpf wirker Louis Förster, 2. Vorsitzender, Kaufmann Otto Wolf, Schriftführer, Kaufmann Emil Gruner, Kassierer. Ferner wurden die Beisitzer und ein Prefse- ausschuß gewählt. Mitteilungen über die Sitzung des Kreisoorstandcs und über aktuelle Tages fragen schlossen den Abend. Die nächste Versammlung wird den ersten Freitag im Februar, aber diesmal ini Ratskeller stattfinden, um auch den Mitgliedern im oberen Ort gerecht zu werden. Kleine Chrouit * Tchwere Wintersportunfiille. Bei Schaff hausen wurde ein Bobschlitten, worin sich ein Herr Stamm mit seiner 20 Jähre alten Ehefrau befand, gegen einen Baum geschleudert. Die Fran erlitt einen Schädelbrnch und starb bald darauf. — Ferner wird aus Andermatt gemeldet: „Ich hätte nie gewagt, eine solche Frage an Sie zu stellen, wenn ich nicht durch die Verhälinissc dazu gezwungen iväre. Ich fand lenke morgen Karen, die Magd, aus dem Kornboden in einem „Tete-a-tete" mit einem der fremden Knechte, die zur Heumaat her über gekommen sind. Natürlich ließ ich es an einem nichtigen Donnerwetter nicht fehlen; und als ich sie und ihren Geliebten etwas unsanft die Bodenleiter hinunter beförderte und ihr drohte, wenn sie sich nicht besserte, mich über sie bei Ihnen zu beklagen, da lachte mir die Person ins Gesicht und jagte, Sie wiirden sich gewiß nicht darüber wundern, denn Sie erlaubten doch, daß Ihre junge Schwester ganz mutterseelenallein in der Nacht mit dem frem den Baron in dem Fjord umhergondclte. Es hätte nicht viel gesellt und ich l;ätte das Lästermaul ordentlich verprügelt, aber etwas war in dem Gesicht des Mädchens, daß ich es für besser hielt, ihr gut zuzureden, linier Trä nen gestand sic mir denn, daß sie die lauterste Wahrheit geredet. Sie selbst habe Fräulein Magna gesehen; wie eine Braut, so schön habe sie ansgeschant. Ich verbot dem Mädchen, auch nur ein einziges Wort über ihre Beobachtungen wciter- zuplaudern: und Karen, die weiß, wie Sie sind, gelobte reumütig Besserung und tiefstes Schweigen. Ich sagte ihr, daß sie sich geirrt. Fräulein Magna habe das Hans nicht ver lassen, das wüßte ich ganz genau. Ich meine aber, Ihnen, Jngvelde Skaare, durste ich den Vorfall nicht verschweigen, da er Sie gewiß zum Handeln zwingt." Die Herrin des Namsahofes stand unbe weglich, mit ganz eisigem, unnahbarem Gesicht. „Und was meinen Sie, was nun geschehen sott?" fragte sie kalt. Raßmussen erschrak vor der Härte in ihrem Blick und Wort. „Ich siele Sie an," bat er sie fast heiser vor Aufregung, „übereilen Sie nichts. Nur aufmerksam machen wollte ich Sie. Ich weiß, wie sehr Sie unter den Ihnen aufgeztvungenen Verhältnissen leiden, in welcher Sorge Sie um die junge Schwester sind; und da sollten Sie wis'en, daß ich es treu mit Ihnen und Ihrem Hame meine, daß ich bereit bin, mit Gut und Blut für Sie und die Ihrigen e-inzutre- ten, und daß Sie nur zu befehlen brauchen, wenn ich diesem Baron die Wege weisen soll, der Ihre Gastfreundschaft hier aus so eigen tümliche Art förmlich erzwungen hat." Jngvelde Skaare hob stolz den Kopf mit dem votgoldenen Flechtenkranz. Die Münzen an den. silbernen Schnüren ihres Mieders beb- tcn leise, als sie, zur Klingel schreitend, sprach: „Bis jetzt, Herr Jnspettor, bin ich ja noch immer allein fertig geworden; ich hoffe, es auch diesmal zu werden." Jetzt stand wieder das leise Spottlächeln um Haralds Mun-d, das Jngvelde so fürch tete. Aber es war nicht so schlimm wie sein Mitleid. Mitleid wollte sie von keinem, auch von ihm nicht. „Ich lasse den Herrn Baron Bouato und die Frau Baronin bitten, sich einen Augen blick hierher zu bemühen," gebot sie dem ein- trttenden Mädchen. „Was wollen Sie tun?" fragte Raßmussen, erregt zu seiner Herrin tretend. „Ich bitte Sie: Vorsicht und keine Uebereilung." „Ich will mir nur Gewißheit verschaffen, mein Herr Raßmussen. Dienstbotentlatsch kann meine Handlungen nicht bestimmen. Ich will mir selber ein Urteil bilden." Der Inspektor biß sich aus die Lippen. Warum war er auch ein solcher Tor ge wesen, sie zu warnen-? Er hatte geglaubt, ihr stolzes Haupt vor weiterem Unheil zu bewah ren, indem er sprach; und nun stand er hier und mußte sich gefallen lassen, daß sie ihn be handelte, a-'s wäre er einer der geringsten unter den Knechten. „Es lut mir leid, Fräulein Skaare," sagte ec gemessen, indem er nach seinem Hut griff, „daß ich es gewagt habe, mich in Ihre An gelegenheiten zu mischen. Ich habe geglaubt, Sie vor schwerem Leid bewahren zu können. Statt dessen zeigen Sie mir, daß Sie keine Hilse brauchen. Gestatten Sie also, daß ich mich entferne?" „Nein! Ich wünsche, daß Sie bleiben! Sie sollen die Grundlosigkeit Ihrer Behaup tungen, die Ihnen die einfältige Mag- über mittelt hat, oinsehen, und sollen Zeuge sein, wie ich mein Haus säubere. Ah, da sind sie schon." Raßmussen sah voller Staunen, mit welch eisigor Ruhe und hoheitsvoller Ueberlegenheit Jngvelde dem eintretenden Baron und seiner Mutter entgegen sah, die, Bestürzung in den aufgeregten Mienen, soeben in das Zimmer hasteten. „Verzettln Sie, meine Herrschaften," sggte Jngvelde, auf einen Stuhl deutend, „daß ich Sie zu mir bat, anstatt mich zu Ihnen zu bemühen; allein ich möchte Ihnen hier in Gegenwart meines Inspektors, Herrn Raß? mussen, eröffnen, daß ich Sie zu meinem leb haften Bedauern bitten muß, noch heute den Ramsahof zu verlassen." „Aber das ist ja gar nicht möglich," jam merte die Baronin aus, die dicken Hände vor das srisch geschminkte Antlitz schlagend. „Ich kann doch das todkranke Kind nicht mit nehmen und ich kann es doch auch nicht hier lassen. Was haben wir Ihnen denn getan, daß Sie uns so unbarmherzig in unserer großen Not von sich weisen?" Ein Mißbilligender Blick aus den dunklen Augen des Barons ließ die Baronin ver stummen. (Fortsetzung folgt.)