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WkiMKOWAnM Sonnabend, den 18. Januar 1913. Geschäftsstelle Bahnstratze 3. Nr 14 Fernsprecher Nr. 161. Tageblatt M «w«°ch. «»ach. Lugau, Langenberg, Falken, Langenchursdorf. Meinsdorfs - . . , , Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei fteier Lieferung ins Hans Mk. 1.60, bei Abholung in den Geschäfts. Der.Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger" erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum s u r^kts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstalten und die Landbriesträger entgegen, stellen Mk. 1.25, durch die Post bezogen (außer Bestellgeld) Mk. 1.50. Einzelne Nummern 10 Pfg- Bestellungen ^men § 'jene ^puszeile oder deren Naum 12 Pfg., für auswärts 15 Pfg.; im Reklameteil die Zeile 30 Pfg. Die A> eilage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das „Illustrierte Sonntagsblatt". — Anzeigengebühr f Anzeigen werden am Abend vorher erbeten. Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt, 2gespaltene Zeile tm amtlichen Teil 50 Pfg. Anzcigen-Annahme für die am Abend erscheinende Nummer bis eine Garantie jedoch nicht übernommen. — Für Rückgabe unverlangt eingesandter Manuskripte macht sich jedoch nur bet alsbaldiger Zahlung. Die Ausnahme von Anzeigen an vorgeschriebenen Tagen und Plätzen " 'bwdlich GGDGGDDDDGDDDDDDDDDDDDGGGDDSGGVGTDKGGGDL GGGGGSTGGGGGSGSSGGSGGGTDGTGTDGGGGGGGSTDT die Redaktion man — .... . . —. . TtÜÜltHchkk im Rathause für alle hiesigen Einwohner Sonnabend, den 18. Januar 1S13, von vorin. 8 Uhr ab. Verkauf von Seelachs, jedes Pfd. 25 Pfg. - Tchulkinder-Anmeldung. Die Anmeldung der in diesem Jahre neuaufzunehmenden Schulkinder ist auf Sonntag, den 19. Januar 1813, vormittags 11 Uhr und Montag, den SV. Januar 1913, nachmittags 1-3 Uhr im Lehrerzimmer der Tenlralschule festgesetzt worden. Die Eltern, Pflegeeltern bezw. Vormünder werden hiervon öffentlich in Kenntnis gesetzt. Für die auswärts geborenen Kinder ist der Geburtsschein mit Taufzeugnis bezw. das Familien stammbuch vorzulegen. Wüstenvrand, am 16. Januar 1913. Der Schulvorstand. Realgymnasium mit Realschule zu Glauchau. Die Osteranmeldunaen für die beiden Anstalten sind möglichst vom IS. bis 22. Januar zu bewirken und weroen an diesen Tagen von Vormittags 11 bis '/-1 Uhr im Amts zimmer des Rektors entgegen genommen. Beizubringen sind Geburts- oder TaufzengniS, Impfschein und letztes Schulzeugnis. Per sönliche Vorstellung der Knaben ist erwünscht. Die Aufnahmeprüfung findet Montag, den 31. März, von 8 Uhr früh an statt. Die Ginführung des Reformlehrplanes — gemeinsamer Unterbau mit Fran zösisch — ist von Ostern ab in Aussicht genommen und zwar zunächst für die V1 und 6 der beiden Anstalten. Günstigere Balkanansfichten. Die Großmächte haben über den Inhalt ihrer in Konstantinopel zu überreichenden Note ein Einvernehmen erzielt. Die Balkanstaaten, haben darauf ihren vorzeitigen Beschluß, unab hängig von den Mächten eine Art Ultimatum der türkischen Regierung zu überreichen, aufge hoben und erklärt, sie würden die Wirkung der Kollektivuote auf die Türkei abwarten, bevor sie selbständige Schritte unternähmen. Durch diese Entwickelung der Dinge ist nicht nur von den Großmächten die diesen drohende Blamage in zwölfter Stunde abgewendet, sondern es ist zugleich auch die für die Wiederherstellung des Friedens aussichtsreichste Aktion ins Werk ge setzt worden. Da die Türken vor den Toren Athens ein kleines griechisches Kriegsschiff in den Grund bohrten und da Adrianopel sich noch immer behauptet und noch über eine ganze Zeit laug ausreichenden Lebensmittel verfügt, so sicht man, wie berechtigt die auch von Deutschland unterstützte Forderung war, jede Schroffheit in der Note an die Türkei zu vermeiden. Anderer seits ist cs nach diesem den Türken günstigen Tatbestände freilich noch zweifelhafter geworden, ob die Regierung auch den wohlwollendsten Ratschlägen der Mächte entsprechen und Adria nopel abtreten wird. Wahrscheinlich wird zu nächst in London noch eine Sitzung der Friedens konferenz stattfinden. TagesaesMchte. Tie Korfureise des Kaisers. Wie aus Kiel gemeldet wird, erhielt die Kaiserjacht „Hohenzollcrn" Befehl, am 19. Februar nach Venedig abzudampfen, wo der Kaiser auf seiner Korfureise an Bord geht. Ter neue deutsche Botschafter in Rom. Wie die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" erfährt, ist der Gesandte in Darmstadt Freiherr v. Jenisch als Nachfolger des Staatssekretärs v Jagow für den Botschaftcrposten in Rom in Aussicht genommen. Ein Rücktritt des prenhischen KriegsmintsterS? Trotz des kürzlich erfolgten offiziösen Dementis hält das „Berl. Tgbl." die Nachricht aufrecht, daß Herr von Heeringen demnächst seinen Posten als Kriegsminister verlassen werde, und will an gutinformierter Stelle sogar schon erfahren haben, daß der 1911 zum Inspekteur der preußischen Feldartillerie ernannte General v. Gallwitz zum Nachfolger ernannt sei. General v. Gallwitz, der im 61. Lebensjahre steht, hat lange Zeit im KriegSministcrium gearbeitet und auch im Reichs tage den Kriegsminister vertreten. Aus der Wahlprüfungslommission. Die Wahlprüfungskommission des Reichstages beschloß in ihrer gestrigen Sitzung, die Wahl des Abgeordneten Haupt (Soz. Magdeburg 3) für ungültig zu erklären. Ein sozialdemokratischer Beigeordneter in Bahern bestätigt. In Altenglos in Oberfranken ist ein viermal nacheinander gewühlter Sozialdemokrat als Bei geordneter des Bürgermeisters bestätigt worden. Der neue Minister des Innern, Herr von Soden, hat auf dem letzten Landtag noch erklärt, daß kein Sozialdemokrat in Bayern mehr als Ge- mciudevorstand bestätigt würde, und hatte seine Befriedigung darüber ausgesprochen, sich darin in Uebercinstimmung mit der Praxis in Preußen zu befinden. Wahlbündnisse für die preußischen Landtags- Wahlen werden zwischen Nationalliberalcu und Freisin nigen abgeschlossen. Sic sind als der erste Schritt zur Sammlung der bürgerlichen Parteien m dem bevorstehenden Wahlkampf zu betrachten. Ein 17jähriger Spion vor dem Reichsgerichte. Vor dem Reichsgericht fand gestern der Spio nageprozeß gegen den 17jährigen, ans Weißen fels gebürtigen angeblichen Kaufmann Willy Worg statt. Der wegen versuchten Verrats mi litärischer Geheimnisse Angeklagte wurde im Mai 1912 in Deutsch-Avricourt verhaftet, als er die Grenze überschreiten wollte. Er wird beschuldigt, versucht zu haben, Kenntnisse über Lage und äußere Beschaffenheit von Befestigungs- und an deren Werken Straßburgs an eine fremde Macht gelangen zu lassen. Worg ist trotz seiner Jugend schon schwer vorbestraft Der Angeklagte wurde zu 4 Jahren Gefängnis verurteilt. 4 Monate der Untersuchungshaft gehen ab. Neue Spionagcversuchc. Ein Spionageversuch ist von der Berliner Polizei entdeckt worden. Ein Graudenzer Jäger zu Pferde hatte ein Karabinerschloß entwendet, das ein Kontorist aus Danzig der französischen Botschaft zum Kauf anbvt. Der Schriftwechsel wurde entdeckt und der Kontorist beim Abhvlen eines postlagernden Brieses verhaftet. — Ferner wurde in Sosnowicc wegen angeblicher Spionage der russische Rittmeister Imam,ff verhaftet der vielfach in Kattowitz verkehrte. Tie Präsidentenwahl in Versailles am heutigen Freitag gestaltet sich zu einem Wett lauf zwischen dem Ministerpräsidenten Poincarec und dem Ackcrbauminister Pams; außerdem kommt noch Herr Delcassee in Betracht der von seiner Tätigkeit als Minister des Auswärtigen und als Marineminister bekannt ist. Der große Ministerstürzer Clemenceau hatte am Vorabend des Wahltages noch die äußersten Anstrengungen gemacht, um dem radikalen Millionär Pams gegen den gemäßigten Poincaree zum Siege zu verhelfen. Bei den Probewahlen kam es zu er regten Auftritten. Clemenceau spielte hinter den Kulissen den Präsideutenmacher und dekre tierte einfach, daß Deschanel und Dubost zu gunsten des Radikalen Pams zu verzichten hätten. Als diese mit kläglicher Summe den erzwungenen Verzicht ihren Parteigruppen meldeten, und diesen Herrn Pams als Kandidaten empfahlen, ent stand ein Höllenlärm, und die Anhänger Dubosts erklärten, nun gerade für Poincaree stimmen zu wollen. Es ist möglich genug, daß keiner der beiden Hauptkandidaten die absolute Stimmen mehrheit des aus den 300 Senatoren und 594 Abgeordneten gebildeten Nationalkongreffes er hält und daß Delcassee Präsident wird. Ter Bruderzwist am Zarenhof, der durch die unebenbürtige Heirat des Groß fürsten Michael Alexandrowitsch mit der Frau eines Rittmeisters v. Wrubel herausbeschworen wurde, hat jetzt die schärfste Form angenommen, da ein soeben veröffentlichtes kaiserliches Manifest für den Fall des Ablebens des Kaisers vor dem Eintritt der Volljährigkeit des Thronfolgers den Großfürsten Michael von den Regentenpflichten entbindet. Außerdem wird über die Person und die Vermögensangelegenheiten des Großfürsten Michael Alexandrowitsch eine Vormundschaft unter Oberleitung des Kaisers eingeführt. Die Vcrwaluing des Barvermögcns und der Immo bilien dis Großfürsten gebt auf die Apanagever waltung über. Somit steht der einzige Bruder des Zaren völlig rechtlos da; doch ist zu ermatten, daß Zar Nikolaus spärer Dfilderungen oornimmt, wie er auch schon mehrere andere Großfürsten, die sich unebenbürtig verheirate! hatten, wieder in Gnaden ausgenommen hat. LülidmrtWflli-tt Vortrag iv Lanzenberg. Ter Landwirncbaftlicbe Verein Langenberg- kalken veransialtere Donnerstag abend im Rauück'en Gailbof in Langenberg einen Vor tragsabend, der fick' guten Besuches erfreuen konnte. Nach kurzer Begrüßung, besonders der Mitglieder des Falkener Brudervereins, ging der Vorsieler, Herr Gutsbesitzer Grimm- Mcinsdorf, in knappen Worten aus den Wert des Tb^maS „2000jährige Landwirtschaft" ein, as zwar nicht praktische Fragen behandele, je- docki nm so größeren wissenschaftlichen Wett besitze. Redner erteilte sodann dem Vortragen den, Herrn Dr. Walther, Lelrer an der Landwirtschaftlichen Schule zu Chemnitz, das Wort zu etwa folgenden Ausführungen: Um über „2000jährige Geschichte Deutscher Landwirtschaft" zu sprechen, gehört ein etwas we tes Ausl ölen, denn nicht erst seit diesem Zeitraum besteht die Landwirtschaft, deren An fänge sich vielmehr in undenkliche Zeiten zu- rückführen lassen. Funde aus altertümlicher Zeit beweisen dies unzweifelhaft; aus diese ist man angewiesen, wie Redner zur kurzen Ent wicklung der Vorgeschichte hervorhob und zu gleich an Hand von milgebrachten Gegenstän den der Steinzeit, wie Hammer, Beil, in der Elsteraue gefundenes und in Kohle übergegan- gcnes Getreide rc. demonstrierte. Diese Funde, die in zahlreichen Museen ausgestellt sind, be weisen, daß schon seit der Urzeit praktische Landwirtschaft betrieben wurde, wenn auch sinter den einfachsten Verhältnissen. In Höhlen Südrankreichs fand man z. B. Zeichnungen van Menschen und Nachbildungen von Tie ren, die auf die Ausübung der Landwirtschaft unbedingt schließen lassen. Bearbeitete Steine dienten als Handwerkszeug und unterscheidet man, zwischen der älteren und der neueren Steinzeit. Vorzugsweise fand der Feuerstein Verwendung und Sägen, .Messer und Beile aus Stein waren denn auch früher keine Sel tenheit. Die Verbindung bei einzelnen Ge räten wurde zweckmäßig durch Tiersehnen hergestellt. Später ging man dazu über, Steinäxte zu durchbohren, eine zienMch schwieg rige Arbeit, aus der später dann die Herstel lung von Hacken, zur Bearbeitung des Bodens, ervorging. Pfeilspitzen wurden aus Knochen I ergestellt. Später ging man auch an die Herstellung von Gegenständen aus Kupfer, die sich indesien nicht bewährten; größeren Erfolg ' alten dagegen die in der Bronzezeit herge stellten Geräte einer Mischung aus Z.nn, Kup ier und Blei. Allmählich ging man dann zur Eisengewinnung iiber, die die Verarbeitung des Eisens, zunächst unt:r primitiven Verhältnissen, mit sich brachte. Diese Eisenzeit blieb bis auf den heutigen Tag erhalten. Die Vorfahren der allen Friesen im heutigen Friesland, die in den Westgegenden ansässig gewesenen Bauern u. a. sind die Träger dieser alten Kultur. Später, als die alten Römer unter ihrem Feldberrn Cäsar die germmschen Stämme überfluteten, nahm man z. T. römische Kultur an. Eingehend berichtet hier über der alte römische Schriftsteller Tacitus, der das Leben und Treiben unserer Vorfah ren, der alten Germanen, die neben Ackerbau auch Vie'zucht trieben, schildert. Die Gemein den bezw. der Stamm, der eine Gegend be wohnte, leb'e in dem leutigen Geno'lenschafts- welm ähnlichen Verhältnissen. Der Grund und Boden gehörte zumeist der Gemeinde. Da mals stand die Viehzucht schon im Vorder gründe, daneben natürlich auch der Getreide- anbau. Die große Kultur des Römervolkes diente den alten Germanen als Vorbild. Her mann, der Cberus'er, der Befteier Deutsch lands der in der Hermanns'lch acht im Teuto burger Walde die römische Macht brach, ver hinderte e>.n zu großes Eindringen römischer Sitten und erhielt dadurch d e alte germanische Sitte. Die Bewohner des heutigen Süddeutsch lands standen schon zu jener Zeit in regem Handelsverkehr mit den Norddeutschen. Aus dieser Zeit rühren auch die Anwnge der S^ein- bauten in Deu.schland, nachdem die alten Gal lier den Weinbau am Rhein schon vorher ein- ge'ül-rt hatten. Etwa 3—4 Jahrhunderte nach unserer Zeitrechnung setzte eine Völkerwande rung ein; die von Osten kommenden Slaven verdrängten die Germanen bis zur Kieler Bucht und zur Elbe und Saale. Lange und aewaftige Kämpfe waren erforderlich, um das deutsche Land unter Karl dem Großen wieder zurückzuerobern. Sachsen. Thüringen, Bahern usw. gehörten schon unter seiner Herrschaft neben Frankreich zusammen. Karl d. Gr. war ein großer Freund der Landwirtschaft, die er förderte, wo eben es anging. Städte gab es nur wenige, wir Mainz, Köln, Straßburg uftv. Die Landwirtschaft war bis in die neuere Zeit hinein vorherrschend; aus ihr wur den die Einkünfte des Landes genommen. Handwercker gab es kaum, doch hatten schon damals die großen Kammergüter geeignete Leute, die die Verarbeitung der Erzeugnisse übernahmen. Die Einrichtungen Karls d. Gr. waren in gewisser Hinsicht mustergültig und Obst- und Gartenbau blühte unter seiner Herr schaft aus. Daneben war die Tätigkeit der Mönche in kultureller Beziehung für das Reich von großem Fortschritt; sie schufen gute und vorteilhafte Einrichtungen zum Segen des gan zen Landes. So kommt es, daß wir heute noch Reste des Weinbaues in Schlesien, im Elbtal und selbst im Norden finden. Chron - sien der früheren Zeit berichten allerdings, daß der damalige Wein so scharf war, daß er die „Schnauzen der Kannen" zerfraß. Es war mc r Essig denn Wein. Später setzten die Mönche ihre Tätigkeit allerdings auf eine für das Land wenig gesunde Art fort di« denn auch hinreichend verworfen wurde. Damals geriet das deutsche Volk in eine gewisse Ab hängigkeit zu den Großen des Reiches, den Fürsten und Klöstern. Die Leibeigenschaft blühte aus, da die großen Besitzer Leute ge brauchten, die das Land bestellten. Die Ein führung von Steuern und sonstigen Abgaben fällt ebenfalls in jene Zeit. Die Besiedelung des deutschen Ostens, die heute noch nicht zu Ende go'ührt ist, machte schon damals Schwie rigkeiten. De Sorben-Wenden fielen fortwäh revd in deutsches Gebiet ein und setzten eine sifftematische Eroberung des Landes in Szene.