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VMM M Khttßm-CrMM Ameign - ' Nr. 8. Tonnabend, den 11. Januar 1813 4«. Jahrgang Ser VMWirmm. Gut Ding will Weile haben. Diesen alten Spruch darf man bei der Beurteilung der Friedensoperationen nicht vergessen. Man soll auch> daran denken, daß Frie densverhandlungen höchstens ausnahmsweise einmal im Handumdrehen erledigt werden, und daß z. B. die Besprechungen, die zum Portsmouther und vor einigen Wochen erst zum Lausanner Friedensschluß zwischen der Türkei und Italien führten, doch recht ge> raume Zeit in Anspruch genommen haben. Die türkisch-bulgarischen Sonderbesprechungen vor Tschataldscha haben zunächst noch zu keinem Ergebnis geführt. Auch hat die Londoner Botschassterreunion bisher noch kein positives Resultat erzielt. Am heutigen Freitag schon werden indessen die freundschaftlichen Vevmitte- lungsvorschläge der Großmächte der Regierung in Konstantinopel sowohl wie den türkischen Friedensdelegierten in London unterbreitet wer den. Man darf erwarten, daß die Türkei den in diesen Vorschlägen enthaltenen Winken fol gen wird, wie sich bereits Serbien in der adriatischen Frage nachgiebig gezeigt hat. Ob die neuerliche Behauptung, Adrianopol sei noch für mehrere Wochen mit Lebensmitteln ver sehen, zutrifst, bleibt abzuwarten; daß inan türkischerseits die Notwendigkeit der Kapitu lation bereits ernsthaft ins Auge gefaßt hat, steht außer Frage. Der Fall dieser Festung würde den Friedensschluß ohne Frage beschleu nigen. Die Besprechungen bei Tschataldscha haben in Konstantinopel, einer Meldung von dort zu folge, großes Aufsehen erregt. Sie galten, wie es in der erwähnten Meldung ferner heißt, der Abgrenzung der Provinz Adrianopel, ver liefen jedoch resultatlos. Dieses negative Resultat wurde nach der Konstantinopeler Mel dung dadurch veranlaßt, daß die Bulgaren er klärten, die Grenzfrage könne nur von Ver tretern aller Balkandelegierten, also von der Londoner Friedenskonferenz, gelöst werden. Mit der Wendung des Konstantinopeler Tele gramms, Abgrenzung der Provinz Adrianopel, ist natürlich die Abtretung der Stadt und Festung Adrianopel zu verstehen. Wie steht eS i« Adrianopel? Auf diese Frage bekommt man noch immer recht verschieden lautende Antworten zu hören. Nach Mitteilungen aus den bulgarischen Stel lungen vor Adrianopel treffen bei den Bul- garen täglich türkische Deserteure aus der Festung ein. Sie erzäl)len, daß sowohl unter der militärischen wie unter der Zivilbevölke rung Adrianopels Krankheiten wüten, daß da gegen vorläufig noch genug Proviant vorhan den sei. Nach andern Meldungen, die jedoch unbestätigt blieben, wäre die Kapitulation in folge Nahrungsmittelmangels bereits verein bart gewesen. Der serbische Rückzug vom Adriutischen Meere ist das Ereignis des Tages. Der serbische Friodensdalegierte Novakowitsch in London sagte darüber einem Zeitungsvcrtreter: Wir haben die Gebiete unter großen Opfern an Gut und Mut besetzt, verzichten aber in loya ler Weise auf sie, weil die Mächte ein selbst ständiges Albanien wünschen und nicht wal len, daß Serbien einen eigenen adriatischen AuS dämmernden Nächten Original-Roman von Anny Wothe. 19t!) dx ^otk», Lsipri^. IS. Forts. (Nachdruck verboten.) Die Kranke hielt ängstlich Mister Illings Hand umklammert. Es war ihm fast unmög lich, ohne Gewollt zu gebrauchen, sich frei zu machen. Ethel hielt die Augen geschlossen. Tiefe Bewußtlosigkeit war der furchtbaren Aufregung gefolgt. „Das arme Kind mutz eine starke, seslische Depression erlitten haben/ flüsterte der Eng länder zu Jngvelde hinüber. Jngvelde neigte tief das rotblonde Haupt auf die Brust. „Sie redete so seltsame Dinge/ bemerkte sie fast scheu, mit einer leisen Unruhe in der Stimme. Prüfend flog der Blick des Engländers über sie hin. „Sie trauen! Ihren Gästen nicht, meine Gnädigste/ bemerkte er spöttisch, „und auch mir nicht, denn sonst würden Sie mich nicht immer so verängstigt anblicken." ^Jngvelde hob kühl und abwehrend den „Sie sind sehr im Irrtum, Mister Illings. Ich smne nur einem seltsamen Rätsel nach. Mir ist, als hätte ich Ihre Augen schon ein mal gesehen, und ich weiß doch nicht wo. Mir ist, als hätte ich! Ihren Mund lächeln sehen, und doch! ist er herb geschlossen, mir ist, als kenne ich den Ton Ihrer Stimme, und doch ist mir der Klang fremd, wenn Sie zu Hafen besitzt. Gleichzeitig wollten wir mit unserm Verzicht beweisen, welchen hohen Wert wir auf die Erhaltung guter Beziehungen zu unserem großen österreichischen Nachbar legen. Wir wollen noch weiter gehen und alle Orte westlich der Seen und des Drin räumen. Um so gewisser erwarten wir, daß uns die Großmächte in dem Besitze alles öst lich des Drin gelegenen Gebietes belassen werden. Diese Zuversicht kann sich nicht auf die Be schlüsse der Botschafterreunion gründen. Denn nach diesen Beschlüssen soll die albanesische Grenze sehr energisch über das östliche Drin ufer hinaus gezogen werden und die Städte Ipek, Mitrowitza, Prischtina, Uesküb und Monastir mit dem entsprechenden Hinterlande umfassen und sich nach Süden bis Prevesa ausdehnen. Ein deutscher Notschrei aus Saloniki. Der deutsche Pastor Brunau in Saloniki be richtet von der entsetzlichen Not, die in der Stadt herrscht. Die Bulgaren massakrieren die türkischen Bewohner zu Tausenden, sie haben die Dörfer der Umgegend verbrannt, wie Teufel gehaust und unsagbare Grausamkeiten begangen. Die Taufende vertriebener Türken könnten unmöglich in die Heimat zuriickkehren; sie würden einfach verhungern und erfrieren müssen. Die griechischen Soldaten fahren fort zu plündern und zu rauben. Den Fremden ist bisher nichts geschehen. Aehnliche Zustände herrschen in Välona. Die Wiederaufnahme der Londoner Frie- densverhandiungen erwartete der türkische Groß- Wesir Kiamil Pascha für den heutigen Frei tag. Die türkischen Delegierten erhielten die Anweisung, eine neue Grenzregulierung, aber auch wieder ohne Abtretung Adrianopels vor zuschlagen. Deutscher Reichstag. 86. Sitzung vom 9. Januar. Die Besprechung der sozialdemokratischen Interpellation wegen des Wagenmangels wird fortgesetzt. Abg. v. Gamp (Rpt.): Auf das Fehlen von Wagen sind die beklagten Mißstände nach den Erklärungen der Regierungsvertreter hier und im Abgeordnetenhause nicht zurückzufüh ren, sondern auf unzureichende bauliche An lagen. Man konnte damals, als sie ausge führt wurden, nicht vorhersehen, daß sie den Verkehrsanforderungen in so kurzer Zeit be reits nicht mehr genügen würden. Daß zu klein gebaut wird, und Erweiterungsbauten oft schon nach wenigen Jahren erforderlich werden, kommt nicht nur bei der Eisenbahn- Verwaltung, sondern überall vor. Wichtig wäre es zu wissen, ob die Verwaltung sofort beim ersten Auftreten der Verkehrsstockungen eingegriffen und z. B. die Bestimmungen über die Sonntagsruhe aufgehoben hat. Die Emp fehlung, die E.senbahnen durch Wasserstraßen zu entlasten, ist nicht unbedenklich. Die An kunft von Massengütern auf den Wasserwegen verwirrt die Regelung des Eisenbahnverkehrs ganz und gar. Ganz unglücklich ist der gestern vom Abg. Dove vertretene Gedanke, die Eisen bahnen auf das Reich zu übernehmen. Abg. M u m m (Wirtsch. Vgg ): Daß man cs unterließ, zu den Konferenzen im Ruhr- mir sprechen." „So erinnere ich Sie an jemand, den Sie kannten?" fragte der Engländer; es war, als hielte er den Atem an, um d.e Antwort zu vernehmen. Jngvalde schüttelte ernst das Haupt. „Nein, derjenige, an den Sie mich er innern könnten, ist lange tot. Es ist zu töricht, so in der Vergangenheit zu wühlen; aber die Toten stehen nickt auf, nicht wahr?" „Nein, aber sie leben in unserem Herzen, wenn sie auch starben." „Aber wenn wir sie aus unserem Leben, aus unserem Herzen Hinausstoßen mutzten, wenn sie für uns gestorben sind, obwohl sie vielleicht noch im Erdental wandeln?" Der Engländer atmete tief und schwer. „Das können nur mitleidslose Menschen sein," sagte er dumpf, „die nicht vergessen und vergeben können " „Das sind und waren die Skaares von je her," meinte sie hort. „Aber welch seltsame Wendung hat unser Gespräch genornmen. Ver zeihen Sie, — ich glaube, ich höre den Wagen des Arztes. Gleich wird er hier sein." Mister Illings legte jetzt behutsam die kleine, blasse Hand der Kranken, die seine Hand nun freigab, auf die Bettdecke, während er, die Augen halbzusammendrückend, zu Ing»- velde sprach: „Die Skaares, verzeihen Sie, scheinen ein seltsam mißtrauisches und doch ein sehr ver- trauensseliges Geschlecht. Sie kennen nicht mal die Gäste, die ihr Haus birgt." „Wie meinen Sie das, mein Herr?" „Wollen Sie mir nicht zürnen, wenn ich gebiete auch Bergarbeiter hinzuzuziehen, be dauern wir lebhaft. Obgleich schon seit dem Jahre 1997 von den Interessenten des Indu striegebietes dringend Abhilfe gefordert wird, ist doch durchgreifendes bisher nicht geschehen. Unser Vertrauen zum Eisenbahnminister haben auch die jüngsten Ereignisse nicht erschüttern können. Möchte an der Spitze der preußischen Eisenbahnverwaltung immer ein Mann von gleicher Energie und von gleichem Arbeiter- Wohlwollen stehen! Bei den Neichseisenbahnen sind infolge des liberalen Doktrinarismus mancherlei schwere Versäumnisse begangen wor den, die wir lebhaft bedauern. Mit den Inter pellationen ist wenig getan. Die Jnterpella-- tionsmühle klappert wohl, gibt aber kein Korn. Präsident des Neichseisenbahnamts Wacker zapp: Die Zechenbesitzer selber haben in den Konferenzen mit Vertretern der Eisenbahnver waltung niemals auch nur mit einer Silbe behauptet, daß sie eine io außerordentliche Ver- kehrssteigerung vorhergesehen hätten, wie sie tatsächlich eintrat. Die Schätzungen selbst die ser Interessenten blieben hinter den tatsäch lichen Zahlen weit zurück. Die Eisenbahnver waltung kann für die Kalamität nicht verant wortlich gemacht werden. Das Reichseisenbahn amt hat auch seinen Einfluß auf die preu ßische EisenbahnvwwaUung geltend gemacht und mancherlei Anregungen gegeben, die nach an fänglichem Widerstreben verwirklicht wurden. Seit Mitte Dezember sind die Verhältnisse im Ruhrrevier wieder normal. Abg. Dittmann (Soz.): Das Reichs eisenbahnamt hat vor der preußischen Eisen bahnverwaltung glatt kapituliert. Es ist un wahr, daß die diesjährigen Kalamitäten so plötzlich hereingebrochen wären, daß Gegen maßnahmen nicht hätten getroffen werden können. Menschenschinderei war es, was dem Bahnpersonal in der kritischen Zeit zugemutet wurde. Viele Tausend Waggons wurden für eine eventuelle Mobilmachung zurUckgehalteu. Das wird amtlich natürlich nicht zugegeben. Daher erfolgte der völlige Zusammenbruch der viel gerühmten preußischen Eisenbahnverwat- tung. Mit der neuen 60 MilUonen-Forderung schafft man das Uebel auch nicht aus der Welt. Das ganze preußische Eisenbahnwesen muß von dem Druck der Ausbeutungspolitik befreit, der staatsrechtlich unzulässigen Plus macherei mutz ein Ende bereitet werden. Abg. Böttger (natl.): Der Einfluß des Re.chseisenbahnamts auf die preußische Eisenbahnpokitik ist nicht überragend. Der Ver kehr nach Holland, Belgien unb Frankreich war zeitweise ganz unterbunden; das ist vom strategischen Standpunkt aus ein unhaltbarer Zustand. Bedauerlich waren auch die sozialen Begleiterscheinungen des Wagenmangrls. Unse rer Verkehcspolitik fehlt das Vertrauen in die wirtschaftliche Zukunft. Infolge des agrari schen Widerstandes blieb das Mittellandkanal projekt ein Torso. Redner geht auf Einzel heiten des Bahnbetriebes im Industriegebiet ein un.i bringt eine Menge lokaler Wünsche und Beschwerden zur Sprache. Präsident Wackerzapp: Der Wagen mangel hatte in der politischen Lage seine Ursache nicht. Kein einziger Wagen wurde für Mobilmachungszwecke zurückgehalten. Ebenso ist die Behauptung falsch, daß im Fable eines I Kü.eges die Mobilmachung durch jene Ver- ganz offen bin?" „Nein, gewiß nicht." Illings legte seine schlanke, krätzige Hand beruhigend auf die fiebernde Stirn des Mäd chens, das sich unruhig hin und her warf. Dann sagte er leise: „Ich fürchte. Sie bergen Abenteurer in Ihrem Haufe." „Mein Herr!" fuhr Jngvelde empört auf. „Ich weiß, ich wage viel, wo ich Ihnen selbst ganz fremd bin. Aber ich glaube, mich nicht zu irren, wenn ich annehme, daß diese Baronin und ihr Sohn tatsächlich etwas ande res sind, als sie scheinen." Jngvelde horchte auf den Gang hinaus, ob der Arzt noch immer nicht kam. „Ich habe auf dem Schiff, wo mich der Zufall dem seltsamen Paar und Ihrer jungen Schwester näher brachte, ganz eigentümliche Be obachtungen gemacht," nahm der Engländer das Gespräch wieder aus. „Ich kann mich im Augenblick nicht näher äußern, aber ich rate Ihnen: säubern Sie Ihr Haus. Es war ein unverantwortlicher Leichtsinn, verzeihen Sie, diese ganz fremden Menschen aufzunehmen, wie es auch leichtfertig war, mir, dem Fremden, flüchtig Dorüberschreitenden, Gastfreundschaft zu gewähren." Jngvelde hob stolz den rothaarigen Kopf. „Ich bin eigentlich nicht gewohnt, mein« Maßnahmen kritisieren zu lassen, mein Herr. Sie sind mein Gast, und nur diese Tatsache und das, was Sie für dieses arme, junge Ge schöpf getan, verhindert mich, Ihnen so zu antworten, wie ich es gern möchte. Da kommt endlich der Arzt," schloß sie, die Tür nach dem kehrsstvckung irgendwie berührt worden wäre. Die Störungen entstanden durch die Gütcr- züge, die im Kriegszustände fortfallen. Damit schießt die Besprechung. Bei der ersten Wahl in Schwetz war der Reichsparteiler v. Halem, der inzwischen sein Mandat niedergelegt hatte und wiedergewählt worden war, gegen den polnischen Kandidaten gewählt worden, weil der Wahlkommissar zwei Stimmen eigenmächtig für ungültig erklärt hatte. Eine Resolution, den Reichskanzler zu ersuchen, den Kommissar auf das Ungesetzliche seiner Handlungsiveise aufmerksam zu machen, wurde mit allen gegen die Stimmen der Reichsparteiler angenommen. Freitag 1 Ulr: Kurze Anfragen, Dew'- schrßt über die Postbeamten. Meine * Im ewigen Eise hat eine Goldsuchererpe- dition ähnliche Leiden auszustehen gehabt, wie die wissenschaftliche Expedition des Leutnants Schröder-Stranz. Das Schiff der Goldsucher war im nördlichen Eismeer von zwei gewaltigen Eismauern zerdrückt worden, sodaß die Leute nur wenig Proviant retten konnten. Zu ihrem Glück erreichten sie nach einem 36stündigcn Marsch ein Eskimodorf. * Erdbeben in Südtirol. In Südtirol, hauptsächlich in der Umgebung von Trient, wurde am Mittwoch, morgens 4 Uhr, ein Erdbeben verspürt. Schaden wurde nicht angerichtet. * Ter dreifache Raubmord bei Bulow in der Mark, wo der Gutsbesitzer Kalis in Ortwig, dessen Ehefrau und ein Dienstmädchen von dem Gutsknecht erdrosselt wurden, hat wegen seiner eigenartigen Begleitumstände großes Aufsehen erregt. Der Knecht, dessen Name nicht feststeht, hat die Leichen auf einem Wagen nach Ningen- walde geschafft und sie dort in einer Strohmiete verbrannt. Die beiden 16- und 17 jährigen Töchter hatte der Mörder in ein Zimmer einge schlossen und dessen Fenster, sowie die des ganzen Hauses vernagelt. Die Mädchen, die gehört hatten, wie im Nebenzimmer ihre Mntter von dem Knecht niedergeschlagen wurde, hielten sich in ihrer Todesangst über 30 Stunden in dem Zimmer auf, ohne um Hilfe zu rufen. Die Arbeiter, die auf dem Gutshof arbeiteten, schickte der Knecht fort mit dem Bemerken, die Herrschaft sei zu einer Hochzeit. So kam es, daß der Knecht ungestört den Geldschrank des Gutsbesitzers, der zugleich auch Steuererheber war, ansplündern konnte. Man weiß van ihm, trotzdem er schon mehrere Wochen auf dem kleinen Gute tätig war, nur soviel, daß er ein Pole und etwa 30 Jahre alt ist. Nach späteren Feststellungen hat der Knecht bei Ausübung seiner Schandtat now mehrere Genossen gehabt, die gleichfalls geflüchtet sind, deren Spur aber von der Gendarmerie und Polizei verfolgt wird. — Wie ans Buchen gemeldet wird, ist der des Mordes verdächtige Knecht gestern nachmittag um 5 Uhr in dem Dorfe Graben bei Graßncnendorf in der Nähe von Vrietzeu ergriffen worden. Der Mörder heißt Heinrich und nannte sich auch Otto Schön. ' Tie TyphuScrlranlungen beim Hanauer Eiscnbahnrcgiment sind allem Anschein nach zum Stillstand gekommen. Neue Erkrankungen sind nicht zu verzeichnen. Am Donnerstag waren 173 Kranke gegen 176 am Mittwoch vorhanden. Auch die Zahl der in hohem Fieber liegenden Gang hastig öffnend, in welcher der Doktor und Ritzmusse» soeben erschienen. Neber das gcbrär ntc Gesicht des Inspek tors lies ein leichtes Rot, als er den Eng länder noch immer neben Jngvelde an Ethels Lager sah. Was war das zwischen den beiden? Wes halb blitzte so stolz, so herrisch Auge in Auge? Unwillig schüttelte der blonde Friese das Haupt. Was ging es ihn an? Und doch schloß er mit einem Grollen die Tür und wartete draußen auf dem Gang in dumpfer Angst, bis endlich der Engländer das .Krankenzimmer verließ und ernst zu ihm sagte: „Es scheint doch ein hitziges Nerveufieber bei der Kleinen im Anzuge. Der Arzt ist sehr besorgt, uud ich fürchte fast, mein Nettungs- wcrk war vergebens." Der Inspektor atmete aus. Also der Kranken wegen war Mister Illings nicht von Jngveldcs Seite gewichen. Wie töricht er doch war. Fast wie Scham stieg cs in ihm auf. „Darf ich Sie cinladen, Mister Illings, noch ein Glas Wem in meiner Stube mit mir zu trinken? Die endlosen Nächte hier im Nor den lassen einen nicht schlafen. Von meniem Fenster aus sehe ich jede Nacht die Sonne scheiden, und ich sehe sie aus der letzten Abend röte, die sich zum Morgenrot wandelt, wieder emporsteigeu. Einen seltsamen Zauber weben die dämmernden Nächte. Wer ihm verfallen, den läßt er nicht lös'." (Fortsetzung folgt.)