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Nichtamtlicher Teil. 33. 10. Februar 1910. aber 274; in Gohlis im Januar 1907 nur 18, im Januar 1909 aber 353. G. Hennig. Die Bibliothek des Ortsvereins für Plagwitz-Lindenau im Jahre 1909.*) Die Benutzung dieser größten Leipziger Arbeiter bibliothek hat sich im vergangenen Jahre auf annähernd der- selben Höhe erhalten wie im Vorjahre. Die Zahl der vorhandenen Bände beträgt gegenwärtig 6122 mit einem Gesamtwert von etwa 17 000 Leserkonten sind 1767 vorhanden. Die Zahl der Benutzer ist weit größer, da oft viele Glieder einer Familie der einfachen Buchung halber auf einem Konto geführt werden. Die Gesamtzahl der Entleihungen beträgt 34 56t Bände. Davon entfallen auf Abteilung (Zeitschriften, 208 Bände) 448 Entleihungen; auf Abteilung 6 (Schöne Literatur, 1714 Bände) 13 654; Abteilung 0 (Geschichtswerke, 320 Bände) 1227; Abteilung v (Soziale Literatur, 556 Bände) 907; Abteilung L (Philosophie, 80 Bände) 159; Abteilung k' (Naturwissenschaften, Reisebeschreibungen, 510 Bände) 3781; Abteilung 6 (Gesetze, 54 Bände) 58; Abteilung H (Fachliteratur, 102 Bände) 352; Ab teilung I (Sprachkunde, 20 Bände) 37; Abteilung L (Biographien, 137 Bände) 114; Abteilung (Gesundheitslehre, 89 Bände) 255; Abteilung N (Humor, Satire, 276 Bände) 2582; Abteilung (Jugendliteratur, 1016 Bände) 10 929; Abteilung 0 (Erziehungs und Bildungswesen, 41 Bände) 81 Entleihungen. Scheidet man die Summe der Entleihungen in drei Haupt gruppen, so entfallen auf Unterhaltungsliteratur 46 Prozent, auf Jugendliteratur 30 Prozent und auf Belehrendes 24 Prozent. Der Verwaltungskörper der Bibliothek besteht aus 22 Per sonen. l4 männlichen und 8 weiblichen. Die persönlichen Ver waltungskosten waren äußerst gering und betrugen im ver gangenen Jahre noch nicht 400 Die Statistik wird jeden Abend für 'den betreffenden Tag ausgenommen, die Resultate werden im Laufe des Jahres zu sammengetragen, so daß es kurz nach Jahresschluß möglich ist, einen sehr ins einzelne gehenden Bericht zu geben. Es wäre nun verkehrt, allerhand zwecklose Zahlenkunst stückchen vorzuführen. Es ist wenig nutzbringend, zu ermitteln, wieviel Maurer oder Schneider oder sonstige Berufsgruppen die Bücher gelesen haben, es ist weniger wichtig, die Zahl der Aus gabetage zu kennen. Wohl aber ist es interessant zu wissen, welchem Geschmack der Leserkreis huldigt. Daraus soll der Bibliothekar seine Schlüsse und Nutzanwendungen ziehen, danach muß er ändernd und bessernd eingreifen. Der Bibliothekar muß seine Aufgabe als die eines Gärtners und Veredlers der menschlichen Geistes kultur auffassen. Die Statistik der Lindcnauer Bibliothek ergibt für 1909 aus dem Gebiete der schönen Literatur folgende 50 meistgelesene Autoren: 84 Bände von F. Gerstäcker 1195 mal 41 „ E. Zola 602 25 M. v. Ebner-Eschenbach . 352 41 W. Raabe 310 „ 30 P. Rosegger 288 21 L. Anzengruber.... 249 18 O. Ruppius 246 14 Th. Mügge 233 16 G. Freytag 233 21 P- Heyse 230 19 Fr. Spielhagen .... 225 16 F. A. Beyerlein . . . 218 16 E. Heiberg 201 23 CH. Dickens 191 17 M. Gorki 169 9 H. Böhlau 167 18 PH. Galen 166 17 F. W. Hackländer . . . 166 25 G. Keller 147 10 K. Viebig 139 12 „ W. v. Polenz 138 11 G. de Maupassant. . . 135 „ *) Leipzig-Lindenau, Merseburger Str. 46. 14 A. Daudet . . 132 10 W. Scott . . 130 16 Th. Storm . . . 124 14 L. Tolstoi 109 8 G. Ohnet 108 10 B Björnson ... 105 13 Th. Fontane .... 100 9 H. Schaumberger . . 94 16 D. v. Liliencron. 91 7 K. Telman . . 91 21 Goethe 90 7 M. Eyth ... 88 7 R. Schweichel . 85 6 M. Jokai 75 4 E. Bulwer-Lytton . . 73 10 W Alexis .... 72 11 K. F. Meyer .... 70 9 A. L Kielland . . . 67 9 A. Stifter 64 8 I Kurz 62 14 H- Ibsen 56 11 „ O. Ludwig 54 7 A. Dumas 53 8 Bret Harte .... 51 8 Tschechoff 50 5 O. Ernst 49 6 W. H. Riehl .... 47 6 „ „ I. I. David .... 44 Die SV meistgelesenen Bücher waren: F. A. Beyerlein, Jena oder Sedan . . 7 Exemplare G. Keller, Der grüne Heinrich .... 3 — Leute von Seldwyla 3 M. v. Ebner-Eschenbach, Erzählungen . . 3 — Das Gemeindekind 3 — Lotti, die Uhrmacherin 3 — Dorf- und Schloßgeschichten ... 3 Friedrich Gerstäcker, 20 verschiedene Romane in je 2 bis 3 L. Anzengruber, Der Schandfleck ... 4 — Der Sternsteinhof 4 — Wolken und Sunnschein ... 4 H. Kurz, Der Sonnenwirt 4 PH. Galen, Der grüne Pelz 3 — Jane, die Jüdin 3 G- Freytag, Soll und Haben 3 — Verlorene Handschrift 2 E. Zola, Die Sünde des Priesters ... 2 — Liebesblätter 2 — Das Glück der Familie Rougon H. Böhlau, Das Recht der Mutter . . W. Raabe, Unsres Herrgotts Kanzlei . Der Hungerpastor. 2 2 2 2 — Der heilige Born 3 2 2 112 mal 88 ., 25 „ 65 „ 52 „ 45 „ 36 65—20 69 55 47 41 47 24 41 30 36 35 29 33 31 29 25 27 26 23 22 20 19 18 El. Tillier, Mein Onkel Benjamin I. v. Wildenradt, Der Zöllner von Klausen E. Asenijeff, Unschuld M. Eyth, Hinter Pflug und Schraubstock. K. Telman, Dunkle Existenzen .... W. v. Polenz, Der Büttnerbauer . . . Kl. Viebig, Das tägliche Brot In der Abteilung Geschichtswerke sind immer wieder die meist gelesenen Blos' Revolutionsgeschichte und Corvins Pfaffen spiegel. Außerdem erfreuten sich einer lebhaften Nachfrage alle Kriegsgeschichten, alle jene Bücher, die von menschlichen Grau- samkeiten und Schändlichkeiten, Foltern, Menschenjagden, Mäd chenhandel und ähnlichem handeln. Die besten Geschichtswerke, z. B. Helmolts Weltgeschichte, Krapotkins Memoiren, Freytags Bilder aus der deutschen Vergangenheit, blieben fast unbenutzt. Das ist eine höchst unerfreuliche Erscheinung, die übrigens aus den Bibliothekstatistiken aller deutschen Arbeiterbibliotheken her vorgeht. Die Bibliothekare haben hier eine gewaltige Aufgabe zu lösen. Nur durch jahrzehntelange planmäßige Arbeit kann hier eine Besserung erzielt werden. Ein ebenso wunder Punkt des deutschen Arbeiterbibliothek.