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64 P. J. Möbius, dann stirbt. Es ist ersichtlich, dass das Thier ohne Ver- ständniss handelt. Es ist ebenso ersichtlich, dass die darwi- nistischen Erklärungsversuche scheitern, denn diese müssen annehmen, dass von den weiblichen Insekten zufällig einmal eins oder einige die Eier an dem geeigneten Orte niedergelegt haben, dass alle Larven umgekommen sind bis auf diese wenigen, dass diese aber durch Vererbung zu dem Triebe, die Eier an dem geeigneten Orte abzulegen, gelangt sind. Eine ein malige zufällige Handlung kann aber nicht vererbt werden. Vererbung wäre nur dann möglich, wenn das zuerst richtig handelnde Thier schon aus einer besonderen Anlage heraus richtig gehandelt hätte, d. h. wenn der zu erklärende Trieb schon dagewesen wäre*). Andererseits ist ersichtlich, dass eine ver nünftige Handlung vorliegt. Es muss also die Vernunft, die im Thiere nicht ist, wo anders gesucht werden. Man kann auch sagen, zur vollständigen Handlung gehören 1) Setzen des Zieles, 2) Erkenntniss der Mittel, 3) Anwendung der Mittel; nur 3) gehört dem Thiere, wem gehören l)und2)? Die alte Erklärung ist die, Gott habe bei Erschaffung der Thiere ihnen die Triebe eingepflanzt, und diese würden thätig, wenn bestimmte Sinnesreize eintreten. Man sieht jedoch ein, dass sich die Vorstellung von dem Triebe als einem Maschinchen deshalb nicht halten lässt, weil je nach den einzelnen Um ständen das Handeln des Thieres abgeändert werden muss, soll der Zweck erreicht werden. Es ist z. B. sicher, dass der zum ersten Male bauende Vogel nicht weiss, was er thut; trotzdem passt er sich in sehr geschickter Weise den Umständen an, berücksichtigt die Oertlichkeit, das vorhandene Material, die etwa eintretenden Gefahren, u. s. w., als ob er wüsste, wozu seine Mühe dient. Gott muss also fortwährend thätig sein, das Thierchen sozusagen bei jedem Schritte leiten. Das aber ist im Grunde nichts anderes, als was hier behauptet wird, wenn •) Ich will im Uebrigen auf die darwinistischen Erörterungen über die Triebe nicht eingehen. Sie sind von einem so vollkommenen Miss erfolge begleitet gewesen, sind schon wiederholt so gründlich widerlegt worden, dass man die Angelegenheit als erledigt ansehen kann. Die Phrase von den „ererbten Gewohnheiten“, die, wie unser Beispiel zeigt, von recht wenig Nachdenken Kunde giebt, gehört zu den Curiositäten der Psychologie.