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kommt aber häufiger vor und ist deshalb bekannter. Zu er- Die. innern ist auch an die Phantasie-Arbeit in der Tiefe. Wie Conception, dem Denker die Lösung seiner Fragen „einfällt“, so empfängt der Künstler die Idee seines Kunstwerkes scheinbar als Ge schenk. Gerade diese Eigenthümlichkeit der künstlerischen Thätigkeit ist oft besprochen worden, und man hat sie vielfach als Eingebung des Genius, als Inspiration bezeichnet. Jedoch ist hier, wie bei der Gedankenarbeit, der Erfolg nicht zu haben ohne vorausgehende Arbeit. Der Künstler hat sich vorher am Stoffe abgemüht, hat seinen Willen ganz auf sein Ziel gerich tet, und das, was ihm dann nach der Ruhe einfällt, ist durch seine Arbeit vorbereitet. Aber freilich die Vollendung, die glückliche Zusammenfügung ist, ohne dass er wüsste, wie, hinter seinem Rücken vor sich gegangen. Auch abgesehen von den „Conceptionen" im eigentlichen Sinne ist es bei wissen schaftlicher oder künstlerischer Thätigkeit so, dass die geistige Arbeit auch dann fortschreitet, wenn das Bewusstsein nicht auf sie gerichtet ist. Wenn nur die Pausen nicht allzulang sind, so findet sich der Arbeiter bei der Wiederaufnahme seiner Thätigkeit gefördert. Es ist, als ob Jemand inzwischen daran gearbeitet hätte, und das Märchen von den Heinzelmännchen drückt dieses Gefühl sehr anmuthig aus. Der sgtit Es sei genug an Beispielen aus der Psychologie, denn Unbewussten ich strebe nicht nach Vollständigkeit. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass sich in allen Gebieten seelischer Thätigkeit Lücken zeigen, die wir nicht ausfüllen können, dass wir das seelische Leben nur zum kleinen Theile verstehen. Ist es so, dann muss die empirische Psychologie als eine hoffnungslose Wissenschaft bezeichnet werden. Sie kann ihr Gebiet nicht einmal übersehen, und sie ermangelt vollständig der Mittel, die ungelösten Aufgaben zu lösen. Der Psycholog hat schlechter dings nichts als die Beobachtung seiner selbst und den Analo gieschluss. Alles, was er ausserdem thun kann, die Verviel fältigung der Beobachtung, der Versuch, kann die Gebiete nicht erreichen, die der Selbstbeobachtung verschlossen sind. Die gewaltige Arbeit, die die Psychologen in der neueren Zeit ge leistet haben, hat die Grenzen der Erkenntniss ganz und gar nicht erweitert. Mehr oder weniger werthvolle Einzelkennt-