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können: der Kreislauf des Blutes und seine Aenderungen, die Bewegungen des Verdauungsrohres (abgesehen von Anfang und Ende), die Bewegungen der Drüsensäfte, u. s. w. Man bezeichnet wohl diese Bewegungen als schlechthin unwillkürliche oder dem Willen entzogene. Jedoch ist das nicht ganz richtig, denn die Beobachtungen an Hypnotisirten beweisen (abgesehen von anderen Erfahrungen), dass auch hier das Wollen in gewissem Grade eingreifen kann. Man kann z. B. Röthung bestimmter Hautstellen, den Stuhlgang und den Monatfluss zu bestimmter Zeit durch das Wort hervorrufen. Auch von den Bewegungen, die durch die sogenannten willkürlichen Muskeln bewirkt werden, vollzieht sich ein Theil ganz unwillkürlich und kann nur in geringem Grade absichtlich abgeändert werden: wie die als Reflexe bezeichneten Bewegungen und die Athmung. Im Grunde gleichen der Athmung viele der als willkürlich gelten den Bewegungen, d. h. sie unterliegen dem Willen bei darauf gerichteter Aufmerksamkeit, gehen aber, wenn die Aufmerk samkeitanderweitbeschäftigtist, auch gut vor sich. Luft brauchen wir immer, also geht die Athmung immer fort, und bei will kürlicher Uuterbrechung zwingt der Lufthunger schon nach einer Anzahl von Secunden zum Weiterathmen. Speise brauchen wir nur von Zeit zu Zeit, aber nach einiger Zeit zwingt der Speisehunger ebenso wie der Lufthunger, und wir essen und trinken dann durchaus instinctiv. Das Neugeborene schluckt genau so gut wie der Erwachsene, und der Erwachsene (wenn er nicht Physiologie studirt hat) weiss eben so wenig wie das Neugeborene, was er beim Essen und Trinken thut. Das Gehen gilt in. höherem Grade für willkürlich, weil das Kind es scheinbar erst lernt. Aber Niemand glaubt doch, dass das Kind sich eine Vorstellung davon mache, wie es seine Beine benutzen soll, und der Mensch kann sein Leben lang herum laufen, ohne je an seine Beine zu denken. Man beachte überhaupt, dass ein natürlicher Mensch, von Ausnahmefällen abgesehen, nie an seine Bewegungen denkt. Er sieht nach allen Seiten und weiss nicht, dass er seine Augen bewegt, er spricht und hat keine Ahnung von seinem Kehlkopfe, er be nutzt seine Hände, denkt aber nur an das Ziel oder Ergebniss der Arbeit. Nun bleiben etwa noch die künstlichen Bewegungen,