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P. J. Möbius, denken, als ein thätiges und leidendes Ich. Die landläufige Psychologie zeigt vielfach die Neigung, mit abgezogenen Be griffen zu wirthschaften, als gäbe es eine Empfindung an sich, ein Gefühl an sich, Bewusstsein an sich, u. s. w. Sie redet wohl gar von psychischen Elementen und möchte die Physik nachäffen, aus psychischen Atomen psychische Moleküle, aus den Elementen Verbindungen, etwa psychische Salze, formen. Das sind alles Phantasmata, denn wir kennen nichts als unser Ich, das empfindet, fühlt und denkt. Ich erinnere mich sogar, die sinnlose Behauptung gelesen zu haben, durch Association von Vorstellungen entstehe das Ich! Die Gedankenlosigkeit will das Ich erklären, als ob nicht alle Grundbegriffe, wie Ich, Lust, Wille, ihrer Natur nach unerklärbar wären, da sie doch eben das Letzte sind, worauf wir zurückgehen können. Wenn jedwedes Seelenwesen Thätigkeit des Ich ist, so müssen wir auch allen Wahrnehmen, Lust, Wollen zuschreiben. Die Ver schiedenheit ist nur in dem, was zwischen Wahrnehmung und Willensäusserung liegt. Bald ist die Kette kurz, bald ist sie lang, dort ein nicht zerlegbares Gefühl, hier ein Gedankenbau, aber im Grunde ist es doch das gleiche Geschehen. Natürlich meinen Wasmann und Die, die wie er denken, mit dem qualitativen Unterschiede, dass der Mensch Vernunft habe, in Begriffen denke, das Thier nicht. Sie sprechen daher dem Thiere die Vernunft ab und meinen, vor dem Menschen habe es keine Vernunft gegeben. Es kommt aber nur darauf an, welchen Sinn man in die Worte hineinlegt. Im Sinne der Schuldefinitionen hat Wasmann vollständig Recht, wir dürfen wirklich bei dem Thiere Begriffe und Schlüsse nicht annehmen. Und doch wird, glaube ich, jeder Unbefangene den Kopf schütteln und meinen, hier stimme etwas nicht. Er fühlt, dass mittelalterliche Luft weht. Wasmann steht thatsächlich mit Descartes auf dem gleichen Boden, dem der Scholastik. Diese verlangt klare Definitionen, aber es giebt eben Gebiete, wo es nicht klar ist, wo die guten Definitionen zu spanischen Stiefeln werden. Ein solches Nebelland liegt in der Psychologie, und deshalb nützen hier die Definitionen nichts. Der Nebel ist auf keine Weise zu vertreiben, es gilt einfach, ihn anzuer kennen. Der Erleichterung des Ausdruckes wegen will ich