Die Hoffnungslosigkeit aller Psychologie. 19 nur die vernünftige Seele Seele nannte, so hat er nichts ge lehrt, als was die Kirche auch lehrte und heute noch lehrt. Man findet bei Wasmann eine ganze Reihe von Citaten aus den Kirchenlehrern, und Wasmann selbst lehrt natürlich, was die Kirche anerkennt. Er spricht den Thieren die Vernunft ab, gesteht ihnen nur die Verbindung sinnlicher Vorstellungen zu. Die Hauptsache ist, dass der Rationalismus (in dem hier gebrauchten Sinne des Wortes) das innere Leben des Menschen für qualitativ verschieden von dem der Thiere er klärt, und dass er die Seele des Menschen insofern gänzlich verkennt, als er sie für wesentlich vernünftig hält, die logische Form überschätzt und die unbewusste Logik nicht kennt. Dem Rationalisten ist das menschliche Seelenleben eine Kette von logischen Acten, bei der zwar einzelne Glieder scheinbar fehlen können, deren Glieder man aber nachdenkend in das Bewusst sein erheben kann, sodass der Zusammenhang gewahrt bleibt. Wer eine selbständige empirische Psychologie für möglich hält, muss im Grunde ebenso denken, und deshalb finden wir in ■der Psychologie immer von neuem bald naive, bald verschämte rationalistische Bestrebungen; es sei nur an die Lehre von den unbewussten Schlüssen und an die verschiedenen empiristischen Versuche erinnert. Es ist kein Zeichen von Klarheit, wenn die Vertreter naturwissenschaftlichen Denkens zugleich die „Evolution“ bekennen und doch Empiristen sind. Nur scheinbar ist es eine Abschweifung, wenn ich ein Usber den Be wenig auf den Kampf Wasmanns mit seinen darwinistischen Uchen Ent- •Gegnern eingehe, da gerade bei dieser Gelegenheit manche "ickelung Fragen, auf die es ankommt, erörtert werden. Beide Parteien sind nicht ganz unbefangen. Bei Wasmann versteht sich das von selbst, aber auch die Darwinisten haben ihre Dogmen. Vor allen Dingen ist natürlich die „natürliche Entwickelung“ tabu (vgl. die naive Erklärung von Romanes); sie sind daher von vornherein genöthigt, den Abstand zwischen Thier und Mensch möglichst zu verkleinern. Jedoch ich sollte meinen, Der Vergleich mit den Automaten und die Behauptung, die Thiere passten sich den Umständen nicht an, haben allerdings das Missverständniss nahe gelegt, aber es scheint mir, dass sich der Philosoph nur im Eifer der Be weisführung zu allzu groben Ausdrücken hat verlocken lassen.