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Die Hoffnungslosigkeit aller Psychologie. 17 nicht ehrenvoll, dass das menschliche Triebleben so spät und nach langen Umwegen erkannt worden ist, aber es ist lehr reich. Will man sich eine rechte Vorstellung von der Sache machen, so ist es gerathen, sich einmal direct an die echten Rationalisten zu wenden, an die Lehrer der Kirche und an Der . . . psychologische Descartes, den „Vater der neuen Philosophie". Was sich bei Rationalismus, den zaghaften Rationalisten unserer Tage nicht mehr recht heraus wagt, das wird dort naiv und mit deutlichen Worten aus gesprochen. Man hat, glaube ich, dem Descartes Unrecht gethan, wenn man ihm nachsagte, er habe in den Thieren schlechthin nur Maschinen gesehen und ihnen die Seele schlechtweg ab gesprochen. Man lese folgende Stelle, sie lautet in Kirchmanns Uebersetzung: „—Ich hatte hier gezeigt, dass, wenn es solche Maschinen gäbe mit den Organen und der äusseren Gestalt eines Affen oder anderer unver nünftiger Thiere, wir kein Mittel haben würden, sie ihrer Natur nach von den Thieren zu unterscheiden. Hätten dagegen solche Maschinen Aehnlich- keit mit unserem Körper und ahmten sie seine Bewegungen soweit als möglich nach, so würden wir zwei untrügliche Mittel haben, um sie von wirklichen Menschen zu unterscheiden. Das erste wäre, dass diese Maschinen nie sich der Worte oder Zeichen bedienen können, durch deren Verbindung wir unsere Gedanken einem Anderen ausdrücken. Man kann zwar sich eine Maschine in der Art denken, dass sie Worte äusserte, und selbst Worte auf Anlass von körperlichen Vorgängen, welche eine Veränderung in ihren Organen hervorbringen; z. B. dass auf eine Berührung an einer Stelle sie fragte, was man wolle, oder schrie, dass man ihr wehe thue, und Aehn- liebes; aber niemals wird sie diese Worte so stellen können, dass sie auf das in ihrer Gegenwart Gesagte verständig antwortet; wie es doch selbst die stumpfsinnigsten Menschen vermögen. Zweitens würden diese Maschinen, wenn sie auch Einzelnes ebenso gut oder besser wie wir verrichteten, doch in anderen Dingen zurückstehen, woraus man entnehmen könnte, dass sie nicht mit Bewusstsein, sondern bloss mechanisch nach der Einrichtung ihrer Organe handelten. Während die Vernunft ein allgemeines Instrument ist, das auf alle Arten von Er regungszuständen sich äussern kann, bedürfen diese Organe für jede be sondere Handlung auch eine besondere Vorrichtung, und deshalb ist es moralisch unmöglich, das es deren so viele in einer Maschine giebt, um in allen Vorkommnissen des Lebens so zu handeln, wie wir es durch die Ver nunft können. Durch diese Mittel kann man auch den Unterschied zwischen Mensch und Thier erkennen. Denn es ist sehr merkwürdig, dass selbst der stumpfsinnigste und der dümmste Mensch, ja sogar die Verrückten, einzelne Worte verbinden und daraus eine Rede herstellen können, wodurch sie ihre Ge-