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12 P. J. Möbius, thatsächliche sein. Vielmehr wird es dem Physiologen nicht zu verargen sein, wenn er auch die Erfahrungen seines Inneren in Betracht zieht und auch als Psycholog spricht. Nur muss Behandlung dann das Populäre aufhören, es müssen die Begriffe mit der- Peyobogogisoherselben Sorgfalt behandelt werden, mit der der Physiker seine Begriffe behandelt. Ja, wegen der Schwierigkeit der psycholo gischen Begriffe müsste die Vorsicht verdreifacht werden. Vor allem muss daran festgehalten werden, dass wir dem Psycholo gischen ganz anders gegenüberstehen als dem Physikalischen. In der Physik handelt es sich um Grössen, die gemessen werden können, Alle können die räumlich-zeitlichen Verhältnisse klar und ruhig betrachten, und wenn auch nicht Jeder alles selbst erfahren kann, so ist doch immer die Möglichkeit der eigenen Erfahrung gegeben. Nicht nur die Formen der Anschauung, sondern auch die Begriffe, die unserem ganzen Denken zu Grunde liegen, sind offenbar zur Bearbeitung der Sinnenwelt hergestellt. Es ist uns sozusagen natürlich, den Blick auf die Aussenwelt zu richten, es ist unnatürlich, den Blick nach innen zu richten. Wir können uns einem Menschen vergleichen, der von einem dunklen Zimmer aus durch ein kleines Fenster die sonnenbeschienene Welt betrachtet: Draussen ist alles leicht unterscheidbar, kehrt er sich aber um, so findet er sich schwer in seiner dunklen Behausung zurecht. Im Inneren finden wir einen Strom nur zeitlich geordneter Erlebnisse, die nicht nur des Maasses spotten, sondern auch wie ziehende Wolken zer fliessen, wenn wir sie festhalten wollen. Während sich das Ereigniss vollzieht, können wir es nicht betrachten, und ist es vorüber, so verändert es sich sofort in der Erinnerung. Es liegt daher im Wesen der Sache, ist nicht zufällig, dass alle Psychologie etwas Verschwommenes hat, der Bestimmtheit der Naturwissenschaft durchaus ermangelt, dass in ihr Ueberein stimmung vielfach ein frommer Wunsch ist und die Willkür der Lehrer Regel. Jeder kann nur an einer einzigen Stelle in das Innere sehen, nämlich in sich selbst. Er schreibt seinen Mitmenschen ähnliches zu, wie er es in sich findet, aber er schliesst nur darauf aus Analogie, egomorphistisch sozusagen. Empirische Psychologie kann daher nur Selbstbeobachtung mit denkender Bearbeitung sein. Alles, was über die Möglichkeit