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Was nun das Fechten betrifft, so ist es natürlich nicht so verwickelt wie das japanische, da fast alle Hiebe den Kopf oder das Gesicht treffen. Da es aber jedenfalls ein Kampf mit blanker Waffe ist, so verwunden sich die beiden Paukanten beständig, wobei aus den Wunden im Gesicht und auf dem Kopf Blut tropft. Der Paukarzt, der daneben steht, wischt jedesmal, wenn einer sitzt, nachdem „ Halt ! ” gerufen ist, den Schmiss rein und karbolisiert die Speere, worauf es weiter geht. Das wiederholt sich wer weiss wie oft, und wenn die 15 (oder 30) Minuten ausgepaukt sind, erklärt der Unparteiische die Mensur für ex, und in dem Fall wird natürlich nicht Abfuhr erklärt. Es gilt als rühmlich für eine Verbindung, wenn ihre Mitglieder, so viele Schmisse sie schliesslich auch bekommen haben, ihre Kaltblütigkeit bewahren und keine Miene verziehen. Schliesslich ist doch der Zweck dieser Mensuren vor allem, den Mut der Studenten zu stählen. Dann werden die Schmisse sofort in einem Nebenraume, der als Operationszimmer dient, geflickt. Da der Paukarzt auch zur Verbindung gehört, bekommt er niemals Honorar. Die Studenten mit ihren Wunden sind gewissermassen seine ersten Opfer, an denen er seine chirurgischen Operationen lernt; aber der, den er flickt, hält in aller Bierruhe seinen Schoppen in der einen Hand, während ihm das eine Ohr, das ihm abgehauen worden war, wieder angenäht wird—eine Selbstbeherrschung, welche die Kanwtts^ noch übertrifft. Aber wenn man bedenkt, dass die Studenten mit einem bisher glatten Gesicht antreten müssen, um einen Schmiss nach dem andern zu bekommen und womöglich das ganze Leben über zu behalten, so sind sie doch wirklich zu bedauern. Aber für die Betref fenden sind diese Schmisse, die sie das ganze Leben hindurch nicht wieder los werden, die grösste Ehre. In ihren Ver bindungen spielen sie eine um so grössere Rolle, je mehr Schmisse sie im Gesicht haben. Ach, wenn man etwas wirklich bedauerlich nennen will, dann war es die Säbelmensur, die * Ein wegen seiner Tapferkeit berühmter König im alten China.