56 XXXVII. Ueber japanische Märchen. (Ein Vortrag im Schülerinnen-Verein der Elisabeth-Schule.) Nachdem ich mir am Tage vorher lebende Bilder aus deutschen Märchen in einem Wohltätigkeitsbasar angesehen, hielt ich am folgenden Tage, von den Schülerinnen der Elisabeth- schule eingeladen, einen Vortrag über japanische Märchen. Die Elisabethschule ist eine höhere Töchterschule in Berlin, ist jedoch etwas anders organisiert, kurz gesagt, nicht nur eine Töchterschule mit höherem Lehrkursus, sondern auch eine vornehme Schule. Mit dem Herrn Schuldirektor Müller verkehre ich persönlich, und eine seiner Töchter ist ein Vorstandsmitglied des Vereins. Daher war ich schon im vorigen Jahr eingeladen worden und hatte einen Vortrag über Kipling von Professor Müller gehört, und in diesem Jahr sollte ich über etwas Japanisches sprechen. Ich hatte daran gedacht, über Mädchen erziehung in Japan zu sprechen; da man aber etwas Literarisches für besser hielt, entschloss ich mich, über japanische Märchen zu sprechen, was ja doch mein Hauptfach ist. Ich sprach also über das Thema ,, Japanische Märchen ”, über ihren Ursprung, ihren Charakter und ihren Inhalt. Weiter verglich ich sie mit den deutschen Märchen, zeigte Aehnlichkeiten und Gegensätze auf, ohne in den drei Viertelstunden, wo glücklicherweise alles glatt ging, meine Zuhörer gähnen zu hören. Da das Manuskript des von mir vorgelesenen Vortrags Professor Lange verbessert hatte, waren zwar keine stilistischen Fehler darin, aber wer weiss, ob mich auch nur der zehnte Teil der 300 Zuhörer — die Aussprache fällt einem immer noch recht schwer — wirklich verstanden hat ? Auch das Beifallklatschen war schliesslich nichts weiter als die Anerkennung meines guten Willens. Weil aber in japanischen Märchen immer ein alter Mann und eine alte Frau vorkommt, sagte eine Dame bald nach Schluss des Vortrags zu mir: „ In den japanischen Geschichten