XXXIII. Eine Vorstellung der Kawakami-Truppe. Mitte November ist der Söshi *-Schauspieler Kawakami Otojirö mit Sada Yakko, seiner Truppe und Miss Fuller, der Erfinderin des amerikanischen Schmetterlingstanzes, nachdem er Frankreich und England durchzogen, nach Berlin gekommen und hat vom 18ten an im Zentraltheater Vorstellungen gegeben. Da dort ’ lange „Die Geisha” gegeben worden, so hatte die Bühne schon etwas Beziehung zum japanischen Theater. Als erstes Stück wurde Bushi und Geisha (Ritter und Sängerin) und als zweites Kesagozen f gespielt. Natürlich waren auch die so wie so neugierigen Berliner alle ganz hingerissen von dieser neuen Art dramatischer Kunst, von den lebhaften Bewegungen und graziösen Tänzen der Sada Yakko. Bei der Harakiri (Bauchaufschlitz)- Szene Moritos zwar wandten auch viele das Gesicht von der Bühne weg, wohl weil das ihre Nerven zu sehr angriff oder ihnen zu blutig war, aber eben weil man so etwas auf dem europäischen Theater nicht kennt, war es etwas für die Neu gierigen, die gern Schauerstücke sehen, und wurde gerade deshalb ein Zugstück. Was aber vor allem allgemeinen Anklang fand, das waren Sada Yakkos japanische Kostüme. So sehr gefielen diese, dass manche sagten, die Kleidung der Japanerinnen sei die schönste auf der ganzen Welt, und sie könnten die neue-' rungssüchtigen Japaner gar nicht begreifen, die an Kleiderreform und Einführung europäischer Tracht dächten, während sie selbst eine so schöne Kleidung hätten. Die so redeten, wissen nichts von dem grossen Unterschied zwischen dem prächtigen Theater kostüm und der gewöhnlichen Kleidung. Und doch sollte es leicht sein, einzusehen, dass nicht wohl die Japanerinnen alle prächtige Gewänder mit Goldstickereien tragen. Zur Zeit sind jedenfalls die Verstellungen der Kazakami-Truppe das Tages- * In den sog. Söshi-Theatern bedient man sich der gegenwärtigen Umgangs sprache. t Name der Gemahlin eines Ritters.