9 wüstester Verheerungen, wie ihn weder die Geschichte des Reiches der Mitte, noch Indien darbietet. Die Dragonerbekehrungen, die Bartholomäusnacht, Maria Stu art, das fanatische Treiben eines in juristischer Spitzfindigkeit er zogenen Calvin mit all ihren ent setzlichen, oft viehischen Grausam keiten sind selbst dem Elementar gebildeten nicht unbekannt. — Hinter uns im wesenlosen Scheine liegt — die Vergangen heit. Damit möchten uns die be rufenen Vertreter des Christen tums von heute gefällig trösten. Aber nicht einmal der blasse Trost stimmt. Tag für Tag, und es gibt da keine Lücken, melden die Zeitun gen von Begebenheiten inner halb der Christengemeinschaft, die wie schnödester Hohn auf ihren sittlichen Charakter klingen. La ster und Elend, Roheit und Ge meinheit haben alle gesellschaft lichen Schichten der christlichen Be kenner erfaßt und durchseucht — die Priesterkaste nicht ausgenommen. Nur die eine Frage bitte ich, mir zu beantworten: „Sind die Eulenburgiaden, die Schönbeckia- den, General von Gagerns Lie besuntaten keine Ausgeburten christlicher Ethik und bot sie die Maßnahme zur Entmündigung eines Kölner Landgerichtsrates, weil er, zum Nachteil seiner hab gierigen Erben, seine Haushälte rin geheiratet?" — Gehen wir über diese Frage nicht leicht hin weg. Sie deutet mit Ungestüm aus den Bankrott der christlichen Ethik hin. Die Priester schwören Mein eide unter Anrufung ihres ihnen privilegierten Gottes. Und die Richter können nicht sagen, daß in ihren Reihen eitel Wahrheits sucher und Hüter des Rechts seien. Der Fall Greiner, wo ein höherer Richter 40 Jahre lang die schrei endsten Verbrechen im Amts ver übte, der Fall Hasse-Breslau, wo ein Gerichtspräsident mit der Mordwaffe in der Hand auf das unreife Opfer seine Wollust los drückte, sind leider nicht verein zelt. Das Buch des Landgerichts rats Dr. Theisen, „Unwert und Unwürdig?" beweist das Gegen teil.