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WOM-ssrOWerAnMr Tageblatt für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Wüstenbrand, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Lugau, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf rc. Der.Hohenstein-Ernslthalcr Anzcigcr" erschciw mit Rusucihmc der Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum des svlgendcn Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Haus Mk. 1.00, bei Abholung in den Geschäfts stellen Mk 1.25, durch die Post bezogen (nutzer Bestellgeld) Mk. 1.50. Einzelne Nummern 10 Psg. Bestellungen nehmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstalten und die Landbricsträger entgegen. Als Extrabr'lage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das „Illustrierte Sountagsblatt". — Anzeig eng ebiihr für die 6gespaltene Korpuszeilc oder deren Raum 12 Psg., für auswärts 15 Psg.; im Reklnmetcil die Zeile 00 Psg. Die 2gespaltcne Zeile im amtlichen Teil 50Pfq. Anzcigen-Annahme für die am Abend erscheinende Nummer bis vormittags 10 Uhr, größere Anzeigen werde» am Abend vorher erbeten. Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt, jedoch nnr bei alsbaldiger Zahlung. Die Ansnnhme »nn Anzeigen an vorgcschricbcnen Tagen und Plätzen wird möglichst berücksichtigt, eine Garantie jedoch nicht übernommen. — Für Rückgabe unverlangt eingcsandter Manuskripte macht sich GGGGGVGGGGGGGDGDGGDDGDGGDGGGTGGGGGDGGGGG die Redaktion nicht verbindlich. GGGGMGGGGGGNGGGGGGGGGGGGGGGGGGGTGGKVGGVA Dienstag, den 30. Juli 1912. Nk. 1^4 Fernsprecher Nr. 151. Geschäftsstelle Bahnstraße 3. 7)9, Es ist in den letzten Wochen wiederholt darüber Beschwerde geführt worden, daß Pflan zen von den Gräbern auf unseren Gottesäckern entwendet, bez. blühende Blumen abgeschnitten worden sind. Eine solche Handlung zeugt von einer bedauerlichen Gefühlsroheit der Täter. Es soll aber auch hierdurch noch ausdrücklich darauf hiugewiesen werden, daß derartige Handlungen nach tz 168 und 304 des Strafgesetzbuches für das deutsche Reich mit harten Strafen belegt werde::. Der Kirchenvorstand wird in jedem Falle, in welchem ihm Kenntnis von einer Grabschändung wird, Anzeige erstatten und Bestrafung beantragen. Er fordert insbesondere auch die Eltern auf, ihre Kinder entsprechend zu verständigen und zu warnen, da Eltern für die Taten ihrer Kinder haftbar sind. Oberlungwitz, den 27. Juli 1912. Ter Kirchenvorstond. Areibank Hohen stein-Ernstthal. Vorzügliches rohes (gekühltes) Rindfleisch, Pfund 50 Pfg. WasckslaFG»! ! Monsseline, Zephir, Leinen, Batiste rc. r KIusvn »weiß, mit eleganten Einsätzen, von 95 Pfg. nn.H ! Knaben VaZokanrüg« ! alle Größen. Blusen, Hosen einzeln. - LporlLftistsI tiu f I bunte Oberhemden, Westen, Wcstcngiirtel.: i Größte Auswahl! Billigste Preise! i Modewarenhaus Karl Seidel,: »LttgUN, ob. Hauptstr. 4. Juh. Paul Seidel. H Tngesgeschichte. Zum Tode des Justizministers Dr. v. Otto. König Friedrich August hat aus Juist, wo er bekanntlich zurzeit weilt, au die Witwe des verstorbenen Justizministers Dr. von Otto fol gendes Beileidstelegramm gerichtet: „Die so eben unerwartet gekommene Kunde vom Ab leben Ihres Herrn Gemahls hat mich tief er schüttert. Ich spreche Ihnen dafür mein herz lichstes, tiefstgefühltestes Beileid aus. Gott stärke Sie in Ihrem Kummer Auch ich ver liere viel, einen treuen erprobten Ratgeber der stets mein vollstes Vertrauen besaß, und mehr als das, einen wirklichen Freund. Fried rich August." — Außerdem sind noch eine große Anzahl von Beileidskundgebungen von Fürstlichkeiten, Behörden, Regierungsvertretern nsw. im Tranerhause eingegangen. Kriegs minister Generaloberst Arhr. v. Hausen ist mit der Vertretung des Königs bei der Beerdi gung beauftragt worden. — Tie Frage, wer Rachsolger des verstorbenen Justizministers werden wird, ist naüirlich offiziell noch nicht erwogen worden. Sic wird voraussichtlich auch erst im September gelöst werden. Trotzdem wird die Frage natürlich schon jetzt in Rc- giernngskreisen lebhaft erörtert. An cZter Stelle wird da Dr. Börner genannt, der Präsident des Oberlandesgerichts, der schon bei der letz ten Besetzung des Ministarpostens ein ernster Rivale des jetzt verstorbenen Dr. von Otto war. Dr. Börner ist ein hervorragender Jurist, der auch aus dein Gebiete der Gesetz gebung sich in hohem Grade verdient gemachl bat. Er gehörte in den Jahren 1874 bis I896 als Vertreter der sächsischen Justiz der in Berlin an den: neuen Bürgerlichen Gesetz buch arbeitenden Kommission an und trat, als seine Arbeit dort beendet war, wieder in das sächsische Justizministerium ein, dem er von I896 bis 1908 als Vortragender Rat ange hörte, bis man ihm die Präsidentschaft des sächsischen Oberlandesgerichts anvertraute. An zweiter Stelle wird der Erste Staatsanwalt beünObcrlandesgericht Graf Vitzthum von Eck- städt genannt. Natürlich sind das alles ledig lich Vermutungen. Geburt eines Thronfolgers in Sachsen- Weimar-Eisenach. Die Großherzogin von Sachsen-Weimar ist am Sonntag nachmittag in Schloß Wilhelms tal von einem Prinzen entbunden worden. Die Geburt wurde durch 25 Kanonenschüsse von der Wartburg begrüßt. Die Großher zogin Feodora, eine geborene Prinzessin von Sachsen-Meiningen, ist die zweite Frau des Großherzogs Wilhelm Ernst. Da die erste Ehe kinderlos war, wird die Geburt des Prinzen besondere Freude am weimarischcn Hofe und im Lande Hervorrufen, zumal da durch nunmehr die Erbfolge gesichert ist. Zur Riesenparade des Garde- und dritten Armeekorps, die gemeinsam am 2. September vor dem Kaiser oc, stieren werden, treffen die Militac- behörden bereits alle Vorbereitungen. Die Truppen des 3. Armeekorps werden bereits am 31. August in Berlin eintreffcn, und in den in der Nähe des Tempelhofer Feldes lie genden Vororten Quartiere beziehen. Bei der Expedierung dieser gewaltigen Truppenmasscn in ihre Manövergelände werden an die Eisen bahnen große Anforderungen gestellt werden. Es sollen hierbei bereits neue Arten der Kriegsbeförderung erprobt werden. Für den Ricsenzapfenstreich der Musiker der beiden Ar meekorps interessiert sich der Kaiser ganz be sonders, und er hat das genaue Programm eingehend mir den musikalischen Dezernenten der Armee besprochen. Der neue deutsche Botschafter Freiherr von Wangenheim, weilt seit Ende voriger Woche in Konstanti nopel und hat dort die Geschäfte übernom men. Selten hat ein Botschafter seine Stel lung unter schwierigeren Verhältnissen an getreten, als im Angenblicke Frhr. v Wan genheim. Ihm liegt es ob, ohne die Emp findlichkeit des uns verbündeten Italiens zu verletzen, die guten Beziehungen zur Türkei unvermindert aus dem Kriege zu retten. Wie unsere Leser wissen, sind die wirtschaftlichen Interessen Deutschlands in der Türkei sehr er heblich^ und sollten sie durch die Erlangung maßgebenden Einflusses Englands in Kon stantinopel geschmälert werden, so wäre das ein sehr empfindlicher Verlust. Die Sozialdemokraten gegen die Teuerungs zulage. Wie aus Rudolstadt gemeldet wird, hat die sozialdemokratische Landtagsfraktion beschloß sen, dem von der Regierung dekretierten Ge setz über die Bcamtcnteuernngszulagen unter leinen Umständen zuznftimmen. Es wird des halb vielleicht schon in einer der ersten Sitzun gen zur Landtagsauflösung kommen. Die Thüringische Oberoerwaltungsgerichts- gemcinschaft. Dem zwischen dem Großherzogtum Sach sen, dem Herzogtum Sachsen-Altenburg und den Fürstentümern Schwarzburg abgeschlosse nen Staatsvertrage über die Errichtung eines gemeinschaftlichen obersten Verwaktungsgerich- tes sind nach einem soeben veröffentlichten Nachtrage zum Schlußprotokoll auch die Her zogtümer Sachsen-Kobnrg und Gotha mit der Maßgabe beigetreten, daß sie sich spätestens vom 1. Juli 1913 ab au der Gcrichtsgemein schäft beteiligen. Znm Sitz des Gerichtes ist Jena chusersehen. Gegen das Zigeunerumvesen haben auch die thüringischen Regierungen ge meinfam scharfe Verordnungen erlassen, die sich namentlich gegen das Herumziehcn in Horden richten. Für jede Uebertretung der neuen Vor schriften sind hohe Geld- und Haftstrafen vor gesehen. Italien. Die Voruntersuchung gegen den Anarchi sten d'Atba, der vor einiger Zeit ein Atten tat gegen den König von Italien verübte, ist abgeschlossen. Das Verfahren gegen die mit- verhastetcn Anarchisten wurde eingestellt, da cs nicht gelang, ein Komplott nachzuweisen. Rußland. Ein vor wenigen Tagen im Schloßparke von Gatschina verübtes Attentat auf einen Wachtposten, der durch einen Schuß schwer verwundet wurde, gibt in Petersburg in vie len Kreisen Anlaß zu dunklen Gerüchten. Selbst ein Mordanschlag aus den Kaiser wird für möglich gehalten. Da aber weder der Kaiser selbst, noch andere Angehörige des Kai serhauses gegenwärtig im Schloß Gatschina wohnen, scheint eher ein gemeines Verbrechen gegen den Soldaten oder der Versuch eines Einbruchsdicbstahles vorzuliegen. Anch die Meuterei der Genietruppen in Turkestan dürfte kaum ans Politischen Ursachen beruhen, son dern eher auf eine Erbitterung der Soldaten gegen die Offiziere wegen schlechter Kost oder Mißhandlungen zurückzuführen seiw. Die rumänische Regierung im Kamps gegen die Fleischtencrnng. Auch in Rumänien find die Fleischpreisc während der letzten Wochen in außerordent licher Weise gestiegen. Die Stadtbehörden haben zu dem Hilfsmittel gegriffen, einen Tarif für Fleischprcise einzuführen. Davut sind aber die Fleischer nicht einverstanden; sie dro hen in einzelnen Städten mit einem regelrech ten Streik. Demgegenüber will nun die ru manische Regierung die Antwort nicht schul dig bleiben. Sie hat in der Stadt Braila alle renitenten Fleischer zu einer Reserveübung einziehen lassen. Es fragt sich nur, ob diese Zwangsmaßregel die übrigen Fleischer im Lande znm Nachgeben veranlassen wird. Die Lage in der Türkei hat sich trotz des Ministcrwechsels, der unter spezieller Berücksichtigung der albanefischen Wünsche vollzogen wurde, nicht merkbar ge bessert. Der Aufstand in Albanien war noch nie so ernst und allgemein wie gegenwärtig, woraus klar hervorgeht, daß die Albanesen die durch den Krieg mit Italien gebundene Konstantinopeler Regierung zur Anerkennung der Selbständigkeit Albaniens zwingen wollen. Die Regierung hat somit gegen zwei Fronten, gegen den äußeren Feind im Süden und gegen die Rebellen im Nordwesten zu kämp fen, und dieser Kampf wird noch erschwert durch die Uneinigkeit innerhalb der leitenden Konstantinopeler Kreise und die Ansprüche der Militärpartci. Tripolitanien den Türken zu nehmen», hat Italien nicht die Macht, fällt es ihm dennoch zu, so tragen dazu die inneren türkischen Wirren einen wesentlichen Teil bei. Der Militärliga Ivill die Regierung das Parlament opfern, um dann- neue Wahlen vorzunehmen, als deren Ergebnis man den Ausschluß des jetzt Ausschlag gebenden Jung- türlentums erwartet. Den einleitenden Schritt Hal der neue Großwesir Mukhtar Pascha so eben mit einer Anordnung getroffen, wonach in allen Provinzen: nachzuprüsen ist, ob die letzte Wahl zum Parlament auf gesetzlichem Wege erfolgte. Tas jungtürkische Komitee er suchte in einer Adresse die Negierung, die Kammer nicht auszulösen, sondern sie nach Erledigung des Budgets zu vertagen. Mit die ser halben Maßregel würde sich die Militär partei natürlich nicht zufrieden geben, so daß die Kammerauflösung mit großer Sicherheit zu erwarten ist. iMistmj^' aßds Abdankung. Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen. So lautet Frankreichs Dank an den Sultan Mulay Hafid, der durch Per- sprechungen und Drohungen zur Unterzeich nung des französischen Protektoratsvertragcs über Marokko gezwungen worden war, und der jetzt, da er nicht die Rolle eines Scheins»! tans spielen mag, von den Franzosen als lässt ger Ballast empfunden wird. Er wird in Rabat wie ein Gefangener behandelt nud der Unterstützung des Aufstandes gegen Frankreich beschuldigt. Sein Ende findet er vielleicht cin mal als Hochverräter in einem französischen Staatsgefängnis. MIahrseier der Turnvereins Wüstenbrand. Wir leben im Zeitalter der Tnrnerjnbi- läcn: Vor 2 Jahren Oberlungwitz, dann Hal lmweihe des Turnerbundes, die 50 Jahrseicrn in Hermsdorf und Gersdorf, die 25-Jahrseier in Ursprung und nunmehr Wüstenbrand. Alle diese Feiern beweisen, daß der Gedanke des Körpersports und der wahren Körperstählnng in unserer engeren Heimat festen Fuß gefaßt Hal, daß die Saat Jahns herrliche Frucht trägt und auch in Zukunft zu den besten Hoff nungen berechtigt. Denn unzweifelhaft sind es die Turnvereine gewesen, die sich schon seit Jahren der bis dahin vernachlässigten Jugend annahmen nnd neben rechter Körperknltur sich nach Kräften bemühten, auch eine Kultur des Jnnenmcnschen herbeizuführeu. Deshalb er freuen sich die Turnvereine heute im allge meinen großen Ansehens und gar bei Jubel festen zeigt es sich, welch hohe Achtung ihnen entgegengebracht wird. Das erlebte inan anch bei der Jubelfeier des Turnvereins Wüsten brand, ander fast alle Kreise des Ortes liebe vollen Anteil nahmen. Auch in der Schmückung des Ortes zeigte sich der Grad der Freundschaft, die den Tnrnern entgegen gebracht wird, wie er anch in dein Besuch des Festes selbst zum Ausdruck kam. Die Fest Halle auf dem Heidelberg erwies sich am Vor abend fast als zu klein, um die zahlreichen Festtcilnehmer aufzunehmen, doch half die Gc uügsamkeit der Besucher über solche Äußerlich leiten hinweg, zumal die Veranstaltung sonst von den Ausschüssen in hervorragender Weise vorbereitet war. Eingelcite: wurde der Kommers am Sonn- abenö abend mit einem flottgespielten Marsch der Oberlungwitzer Kapelle unter Leitung des Herrn Adolf Ficker. Herr Vorsteher Hermann Steinbach hieß sodann die Erschienenen im Namen des Jubelvereins mit einem treu deutschen „Gut Heil" herzlich willkommen und übertrug die Leitung des Abends dem Fest Vorsitzenden Herrn Gemeindevorstaud Eich l e r. Nach Abfingung des Regensburger Tur- nermarsches ergriff letzterer das Wort zu etwa folgender Ansprache: Wahr im Wort und wahr im Wesen, Ernst im Rat, stark in der Tat, Treudeutsch allweg, früh und spat! Dies sei unsere Festlosung und unser Fest grüß, den ich Ihnen hiermit entbiete. Ins besondere begrüße ich die auswärtigen Gäste und wünsche, daß allen Teilnehmern das Fest in froher Erinnerung bleiben wird. Ich be grüße auch hiermit die Ortsvereine, die durch ihr Erscheinen rind ihr Mitwirken den Koni mers verschönern helfen. Die Liebe zur Turn fache und die Liebe zum Vaterland ist es, die uns hier zu^ammengesührt hat. Haben wir doch eben im Liede gesungen: Sv lang das Turnen uns zn Männern macht, steht Iren nnd fest die deutsche Wacht! Trcudcutsch all weg, früh und spat. Diese Ziele sind es ge wesen, die der Festverein in den verflossenen 50 Jahren jederzeit befolgt hat. Ans schwic eigen nnd kleinen Verhältnissen hat er sich cmporgearbeitet in unserer jetzt immer mehr aufblühenden Gemeinde. Seine Wurzeln waren