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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 07.04.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-04-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191204073
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19120407
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19120407
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-04
- Tag 1912-04-07
-
Monat
1912-04
-
Jahr
1912
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 07.04.1912
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Osterfeuer. Novellette von A. v. d. Ahr (Nachdruck verboten.) Ostern in Roni! Was am Palmsonntag noch in Knospen lag, hat die italienische Ostersonne wachgekiißt, gewandelt in ein sar- benglühendes Blütenmeer. Alle Ruinenstät- ten sind wie durch Zauber überwuchert mit rosafarbenen Iris, mit Anemonen, hier groß und dunkel brennend wie Mohnblüten, mit Narzissen, blendend in Alabasterweiße und den zartlila Blütengehängen der Glycinien. Es blühen die Apfel- und Mandelbäume, mit rosig-violetten Blütentrauben die Akazien, f Dunkelblau von Scillas sind die Olivenhaine, jegliche Säule, alles Marmorgestein ist um rankt mit blühendem, glühendem, wundervol lem Leben. Und dazu der sprichwörtliche ewig blaue Himmel, ein Strom von Reisenden; ungeheure Menschenscharen vor der Pforte des Vatikans, auf dem Petersplatze und in den Gotteshäu sern, und in diesen der katholische Kultus mit seiner berückenden und überwältigenden Pracht. Das ist Rom zur Osterzeit. Es war am frühen Morgen des Oster sonnabends. Trotz der frühen Stunde be lebte den Petcrsplatz mit den Säulengängen, dahinter geheimnisvoll der Vatikan sich er hebt, eine nach vielen Tausenden zählende Menschenmenge. Die einheimischen Kirchgän ger lebhaft und geschwätzig und schaulustig. Schaulustig auch die Fremden, aber diese er griffen und förmlich gebannt von dem, was sich hier vor ihrem Blick entrollte. Aus der breiten Freitreppe, die auf den Petersplatz hinabführt, Händler, mit allen erdenklichen Waren, Bettler, arme Kinder, die die Hand zum Almosen ausstvecken. Vor nehme Damen im knisternden schwarzen Sei denkleide, das Antlitz halb verborgen hinter dem Spitzenschleier. Priester in Gewändern von schwerem Brokat: zuweilen ein scharlach rotem, der unbewußt einen wundervollen Kon trast bildete zu den frisch gefirmelten jungen Mädchen in ihren weißen Kleidern. Militär- Personen und Zivilherrn und die buntgewür- fclte Gesellschaft des internationalen Pu blikums. Alles überragend, erhebt sich im Hinter gründe die gewaltige Petcrskirche mit Michel Angelos wunderbarer Kuppel. Die Marmor wände der inneren Kirche sind zur Festzeit mit purpurrotem Tuch bekleidet, das breite Goldverzierung Prunkhaft schmückt. Wcihrauch- dnft erfüllt die Räume, die bald von Tausen den Gläubigen bevölkert sein werden. Auf der Loggia versammeln sich die Priester, gewärtig des Augenblicks, wo Kardinal Rampolla in lila Sammetgewandung erscheint, die Messe vorzunehmen. Draußen aber, vor der erzenen Tür der Vorhalle, lodert aus einem mit Pi- nienäpfeln gestillten Kessel das Osterfeuer aus. Jetzt zünden Priester die Altarkerzen an die sem Feuer an. Und nun erschallt es von all den Tausen den dort draußen: „Christus ist das Licht!" Das ist ein Augenblick von grandios er habener Gewalt. Unwiderstehlich zwingt er alle, gleichviel welcher Konfession sie ange hören, in seinen Bann, führt er die Seelen gebieterisch vom Irdische» hinweg dem Ewi gen zu. Nur einen nicht. Dort, wo Säulengänge den Petersplatz einschließen, lehnte einsam ein Herr. Groh, hager, mit einem dunklen Rö- merkops. Als Einheimischer war ihm der Ostermorgen vor der Petcrskirche ein vertrau ter Moment. Fremd dagegen die blondhaarige vornehme Frauengestalt im Trauergewand und lang herabwallenden schwarzen Crepschleier, die unter den Tausenden stand, und mit weltentrücktem Blick dem Ostcrfeuer-Vorgang zuschaute. Wie gebannt hing der dunkle Blick des Römers an dem jungen Wesen. „Madonna", murmelte er. Als sie aber jetzt der Kirche zuschritt und hierbei das Haupt ihm zuwandte, gewahrte er mit Erstaunen den Ausdruck ihres Gesichts, dessen liebliches Oval es ihm angetan. Große, kluge, wis sende Augen und um die feinen Lippen ein Gemisch von Träumerei und Zielbewußtsein. „Ein entzückendes Weib," murmelte dies mal der Römer. „Wer mag sie sein, diese Fremde?" Als die Ostermessle vorüber und die Menge aus St. Peter strömte, Kutschen und Autos über den Platz jagten, stand der Römer noch auf der nämlichen Stelle bei den Säulengän gen. Sein Blick suchte unter den Tausenden die blonde Fremde. Dank der wunderbaren Raumverhältnisse des Petersplatzes, wo selbst eine gewaltige Menschenzahl nicht gedrängt erscheint, gelang es ihm, die Gesuchte zu fin den. Langsam folgte er ihr. Als sie unweit des Forum ein hier gelegenes Hotel betrat, folgte er ihr auch dorthin. Ein Douceur in die Hand des Portiers vermittelte ihm ihre Adresse: Frau Edith Holm, Schriftstellerin aus Deutschland. „Witwe," fügte der Portier hin zu, und diese Auskunft brachte dem klugen Manne ein zweites Douceur ein. * Tassilo, Marchese Roselli, stand auf der j Visitenkarte, welche der Kellner am Ostersonn- ! tag Edith Holm überbrachte. Durch die offenstehenden Fenster des Hotel zimmers ergoß sich die weiche, duftgeschwän- gcrte Luft. Goldener Ostersonnenglanz be glänzte die gestürzten Säulen des Forum, darauf der Blick fiel, wenn er durchs Fenster glitt. Girlanden von lila Schwertlinien, die i hier eine wilde Blume ist, und wunderbar : an Schmelz und Glanz, schlangen sich zwischen ! den Säulen, dazu in den Lüften ein Bogel- ! chor, der sich mischte in den Glockenhall, der gewaltig und erhaben verkündete: Christus ist auferstanden! Aus tiefem Sinnen emporfahrend, blickte Edith Holm auf die Visitenkarte. Marchese Roselli? Ein ihr fremder Name, wie alle hier. Was wollte der Herr Marchese von ihr? Ihre Hand strich über die Stirne. Fern weg waren die Gedanken dahinter gewesen, bei einem Grabe in deutscher Erde, daraus eine Linde jetzt schüchtern ihre Blattspitzen er schloß. Was wollte der Gast von ihr? Als Frau und Witwe hätte sie seinen Besuch ab gelehnt; als Schriftstellerin indessen —. Der Marchese trat ein. Ganz Grandseig neur, der nur vor etwas sich beugt — vor der Frau, die er bewundert. „Dank Signora, daß Sic dem Eindring ling gestatten, Ihnen seine Verehrung zu Füßen zu legen. Ich habe Ihre Werke ge lesen und bin entzückt —." „Sie besitzen einen erfinderischen Geist, Herr Marchese," unterbrach die Schriftstellerin den Gast, und ein Lächeln stahl sich um ihre Lippen. „Sie behaupten, meine Werke gelesen zu haben, und wissen doch meinen Namen nicht?" „O, Signora, wie sollte ich nicht!" beeilte sich der Römer zu versichern. „Edith Holm — er klingt wie Musik, dieser Name, Signora." „Als Schriftstellerin heiße ich Gerhard Voß berg, Herr Marchese. Hat dieser Name auch in meinem Heimatlande bereits einen guten Klang, so ist derselbe doch nicht über dessen Grenze» gedrungen. Edith Holm aber —." „Heißt das Wesen, um dessen willen der Marchese Roselli zum Lügner wurde," fiel der Gast ein, und das offene Bekenntnis und der- Schalk, der dabei sein dunkles Gesicht ver klärte, stand ihm nicht übel. „Signora »vol len verzeihe»». Ich bin gekommen mit den» heißen Wunsche, Sie kennen zu lernen. Beim Osterfeuer gestern ist auch in meiner Seele eii» Feuer aufgelodert — ein Feuer anderer Art . . . Die Liebe kommt uns Italiener»» rasch, Signora — „Mein Herr —." Abwehrend hob sie die Hand. Erschreckt, beunruhigt sah sie auf den Sprecher, von dein sie nicht einmal wußte, ob er derjenige war, für den er sich aus gab, und der sich erlaubte vorzugehen, wie es selbst unter südlicher Sonne ungewöhnlich war. lind doch — es lag eii» Etwas über der Per son dieses Mannes ausgegossen, das ihr Ver trauen und Achtung abzwang, vielleicht mich — eii» wenig Interesse. Doch wohl nur seiner Worte wegen? Lieb; erweckt zu habe»», so plötzlich und stürmisch, Hal für ein Frauenherz etwas Berauschendes. Doch tapfer wehrte sie sich gegen diesen Reiz und schon auch hatte sie sich selbst wiederge sunden, als sie entgegnete: „Sie sind gekom men, mich kennen zu lerne»», Herr Marchese? Jie finden eine Witwe, die hierher kam, um den Schmerz über den Tod ihres jüngst verstorbene»» geliebten Gatten überwinden zu lernen." „Ich werde gehen, Signora, — -ich kam ungelegen. Doch wie das Osterfeuer, das gestern aufgelodert zum Gedächtnis des Welt- erlösers, nicht erlösche»» soll in den Herze»» der Gläubigen, so hoffe ich, daß auch Liebe, dargebracht aus heißem Herzen, stilllodernd allmählig ein zweites Herz gewinnen wird. - Vielleicht haben Signora nichts dagegen, wenn ich Sie zuweilen auf Ihren Spazier gängen begleite —." Eine Verneigung, und nun war sie allein. Und draußen gingen die Osterglocken. Auf erstehung! rief ihr eherner Mund. Und aus den» lachenden, glühende»» Blütenmeer, aus dem Sang der Vögel, aus den» Sonnenglast grüßte die Verkündigung: Es ist Frühling — Auf erstehung! Edith Holm hatte die Hände in den» rei chen Haar vergrabe»» und heißes Weinen er schütterte ihre Gestalt. Eine Entweihung bäuchte ihrem Schmerz diese letzte Stunde. Auferstehen in ihrem Herzen, darin er doch nie gestorben, sollte nur der eine einzige, der unter der Linde schlief. * * * Der Portier des Hotels, der den Spender der zwei Douceurs in guter Erinnerung be halten, sah in der nächsten Zeit den freigiebi ge»» Hern» häufig die blonde deutsche Dame begleiten. Die Hoffnung des Portiers auf weitere Gaben von der Hand des verliebten Römers bei etwaiger Auskunft über die Deutsche, scheiterte indes. Denn ganz plötz lich rüstete diese zur Abreise — der Bewerber hatte offenbar keinen Erfolg gehabt. Auf klärung hierüber sollte der wißbegierige Por tier im Augenblick der Abfahrt bekoinmen. Als der Römer nämlich die Deutsche zum Wagen begleitete, hörte der Lauscher diese sagen: „Wenn wieder Osten» ins Land kommt, solle»» Sie »neinc Antwort haben, Herr Mar chese." * * * Deutsche Ostern! Noch herb die Luft, aber wunderbar rein, und erfüllt mit frischem Erd geruch. Zitternde Sonnenstrahlen auf blanken braune»» Blattknospen; irgendwoher dringt Veil chenduft; auf den» Hausfirsl nisten Schwalben und über silberschimmernden Weiden lockt die Schwarzdrossel mit lieblichem Laut. — Ein Jahr war vergangen, seit Edith Holm in No»»» Ablenkung von ihrem Schmerz um den Tod des Gatten suchte, und bei»»» Oster feuer eii» Feuer anderer Art erweckt hatte. Es - war an» Osterabend. Die literarische > Gesellschaft gab heute ihre»» letzten Vortrags- ! abend als Abschluß der Wintersaison. Das elektrische Licht durchflutete die weiten i elegante»» Räume des Klubs. Die vielen Sitz- : Plätze waren dichtgefüllt — das Programm j »vieS heute eine besondere Anziehungskraft auf: 3 neue daS leise Jammern, ganz dicht bei ihm mußte eS sein. Unwillkürlich starrte er in die kleine Grube hinein und entdeckte neben dem Graubraun des Bodens ein fast genau so gefärbtes Fellchen. Wahrhaftig, im äußersten Winkel der Mulde, halb unter überhängendem Erdreich, hockte ein Tier — ei»» Häslein. De, Osterhase! O, wie Rudi daS zitternde kleine Geschöpf an sich riß und mit ihm von dannen stürmte. DaS armc HSSlein war eiskalt; er knöpfte seine Joppe aus und schob eS darunter, daß eS sich wärme — das liebe kleine Oster- häslein. Zu Hause gab eS dann eine Aufregung. Der Vater sagte, der Hase sei krank, sonst hätte er sich nicht fangen lassen. Die Geschwister be haupteten, der Osterhase könne es nicht sein, denn sonst hätte er doch E»er in seiner Höhle habe»» müssen- Ja, darauf hatte Rudi in seinem Eiser nicht geachtet. „Noch ist ja auch nicht Ostern," meinte der Vater lächelnd, „vielleicht legt er bis dahin noch welche." Das wollten die großen Kinder nicht glauben, aber nichts destoweniger drängten sie sich uin da- kleine Tier. Rudi ließ eS natürlich nicht von de»» Armen, und mit des Vaters Erlaubnis brachte er cs endlich in den alten leeren Kaninchcnstall im WirtschaftS- hose. Dort bereitete er ihn» auS Heu ein weiches, warmes Winkclchen und trug ihm nun täglich mehrmals Brotstückchen, Kohlblättcr, auch Näpf chen mit Milch und Wasser zu. Dann sprang er jedesmal vor dem Stall hii» und her, dabei singend: „AiNies HäSlein, bist du krank, daß du nicht mehr Hüpfen kannst? Hüpf, Häslein, hüpf." Und die großen Geschwister, wenngleich sic an den Osterhasen nicht glauben wollte», sprangen und sangen mit ihm. Ich muß gestehen, daß daS Härchen selbst immer recht sroh war, wenn die kleine Schar sich cndlick entsernte. Nicht etwa, weil daS Tier undankbaren Gemüis gewesen wäre, im Gegen teil, eS sah wohl ein, wie gut Rudi es mit ihm meinte. Aber seine angeborene Hasenfurchtsamkeit konnte eS t un einmal nicht überwinden, ain wenigsten Rudis tobenden Geschwistern gegen über. Viel vw.üger war es in der Gesellschaft von Frau G.ckck, der großen weißen Henne- Und da r->" Befinden nn<st und nach erheb- lich besserte, im üb: n aber eS hier recht lang weil^ mar, ß nute,,, ü eS sich gern mit der schön geftedcn n Hühnerdane. Die Tür zin,» Kanin»! 'all stand tagsüber meist offen Ein Gang lö Stalle längs der Mauer hin, und rechts von Re^m war durch eine meterhohe Bretterwand der RaLM für die Bewohner, also jetzt für das Häslein, abgetcilt. Auf diese niedrige Bretterwand pflegte Frau Gickel zu fliegen, wenn sie mit den, Hasen rinc Unterhaltung führe»» wollte. Natürlich erkundigte sie sich zuerst immer höflich nach dem Befinden ihres vierbeinigen Freundes. Dann erzählte fie ihm von den Hühnerschwestern und Gockel, dem Hahn. Dann kam der Hofhund an die Reihe und zuletzt die Menschen. Unter diesen sprach man natürlich am meisten von Rudi. „ES ist wirklich ein guter Junge," meinte Frau Gickel gnädig, „ein anderer hätte dich sicher totgeschlagen, lieber Hase. Ich frühstücke immer mit ihn» zusammen; wenn er mit seinem Butter brot auf den Hof kommt, gibt er mir stets ein hübsche- Stück ab. Aber leider gibt er den Hühnerschwestern und Gockel, dem Hahn, auch etwas." „Er ist so gut, ich möchte ihm eine Freude machen," lispelte der wirklich dankbare Hase Frau Gickel plusterte sich behaglich. „Ich habe auch schon manchmal daran ge dacht," sagte sie, „und eS dürfte gerade jetzt nicht schwer sein. Gestern hörte ich, wir Rudi seinen Geschwistern gegenüber behauptete, du könntest Eier legen, und die unartigen großen Kinder lachten ihn aus. Du kannst ja auch wirklich keine Eier legen, nicht wahr?" (DaS HäSlein nickte hier sehr betrübt und bemerkte, daß e- leider kein Osterhase, sondern ein ganz gewöhn licher Feldhase sei.) „Aber ich könnte ja einmal morgen früh mein Ei bei dir hineinlegen," fuhr Gickel fort, „und noch ein paar Hühner mit- bringen, daß sie eS ebenso machen. Morgen nämlich wollen Rudi und die unartigen großen Kinder, die mir nie etwas von ihrem Frühstück abgeben, Herkommen und sehen, ob du Eier ge legt hast. Also, ist eS dir recht, lieber Hase ?" Der Hase hüpste ordentlich vor Vergnügen — o ja, nach RudiS guter Pflege konnte er wieder Hüpfen! „Ja, bitte, bitte, komme, liebe Gickel," rief er fl oh, „und bringe recht viele von deinen Hühnerschwestern mit, damit ich, wenn Rudi und d e andern hier nachsuchen, recht viele Eier habe. Dani» können sie ihn nicht mehr ärgern, die un artigen großen Kinder." „Die unartigen große»» Kinder," nickte auch Frau Gickel energisch, als sie nun fortflog, „die mir nie etwa- von ihrem Frühstück abgcben " So also kam eS, daß am Ostertage, als Rudi mit seinen Geschwister», in den Stall trat, daS Häslein mit einem ganze»» Nest voll Eiern ge- sundcn wurde. Und daß Rudi mit seinem ver meintlichen Osterhasen nun nicht mehr geneckt werden konnte, daS geschah alle« nur, weil er ein so gutes, sorgsames Herz für Tiere besaß. U.brigens krönte er seine Ticrfreundlichkeit da- mij, daß er das nnn völlig gesundete Häslein — wcnn'S ihm auch sehr schwer wurde, sich von ihm zu trennen — bald wieder in Freiheit setzt«. Allerhand Spiele und Beschäftigungen. B»n Eva-Marie Stosch. (Stachdruck verboten.) Da- Ritsesvfterti. Wolle»» wir einmal ein riesenhaftes Osterei kochen? Seine Größe wird davon abhängen, wieviel Eier uns die gute Mutter zu dieser Be- lustigung zur Verfügung stellt, oder wieviele wir unS von unseren Spargroschen kaufen können. Wir brauchen außer den Eiern noch zwei saubere kugelige Bemel, einen größeren und eine»» kleine ren, außerdem einen starken Faden und allerhand Geschirr zum Einrühren und Kochen. Nun schlagen wir die Eier behutsam auf, so daß daS Weiße und Gelbe nicht durcheinanderläuft, und tun jedes in einen besondere»» Topf. Jetzt rühre»» wir daS Gelbe mit einem Holzlöffel gut durch- einander und schütten eS dann in den kleineren Beutel, den wir zuletzt zubinden und in Wasser so lange kochen, bis das Riesendotter durch und durch hart ist. Die Kochzcit richtet sich nach der Größe des Dotters iin Beutel; am besten bitten wir unsere liebe Mutter, das Kochen zu überwachen und unS zu sagen, wenn das Eigelb genügend hart ist. Hieraus nehmen wir es ans dem Wasser, lösen ganz vorsichtig den Beutelstoff ringsum ab und haben nun eine gelbe Kugel vor uns. Jetzt wird daS Eiweiß in den größeren kugeligen Beutel getan. Um das große Dotter legt man kreuzweise zwei Fäden, so daß es, wenn man obendic vier Fadenenden zosammensaßt, in dm Fäden hängt. So hängt man es in das vorläu fig noch flüssige Eiweiß iin große», Beutel; eS muß inmitten des Eiweißes schweben oder schwimmen, wie das Eigelb in einen, richtigen kleinen Ei. Mit diesem hineingehängie», Dotter bringt man nun auch den Eiweiß-Beutel in Wasser zum tüchtigen Durchkochen. Auch das Eiweiß muß ganz hart sein. Zuletzt nimmt man es aus dem Wasser, löst behutsam den Beutelstoff ab, zieht nicht minder vorsichtig die beiden Fäden heraus und hat nun, rin wenn auch schalenloses, doch riesengroßes Osterei auf der Schüssel liegen, da-, wie jedes Ei, auS Ei weiß mii einem Dotter in der Mitte besieht. Wem, der einfällt . . . Die- ist ein fröhliches Gesellschaftsspiel. Wir sitzen im Kreise beisammen, und der älteste unter un-flüstert dem linken Nachbar iuS OHr: „Wenn der Himmel einfällt . . . ." Seinem rechten Nachbar aber raunt dieser älteste die Fortsetzung der bekannten Scherzwortes zu, nämlich: „Dann schlägt er alle Spatzen tot" Nun kommt die nächste Person an die Reihe, aber sie (und alle solgenden) können sich nun etwas Beliebiges au-- denken. Immer aber wird den, Spieler zur Linke», ein Satz gesagt, der mit „Wenn" beginnt (also „wenn dies oder jene- geschieht"). Der Spitler zur Rechten bekommt aber stets einen Satz mit „Dann". Da um, aber jeder Spiel- teilnehmkr seine Wenn- und Dann-Sätze von zwei verschiedenen Personen zugeraunt erhält, s> kommt natürlich ein toller Unsinn heraus. Etwa: „Wenn die Uhr stehen bleibt — dann schießt die Lene einen Purzelbaum." — Oder: „Wenn ich mich von Bleistiften ernähre — dann lacht der Kaiser von China." Ist daS Zaflüstern durch den ganzen Kreis gegangen, so hat einer nach dem andern die ihm gesagten Sätze laut zu nennen, und dabei erfahren wir dann die drolligen Zusammenstellungen und können lachen, bi- unS die Nase wackelt. Ketzerball. Federball ist eine Belustigung, die zur Zeit unserer Urgroßeltern sehr beliebt war Der Federball selbst ist ein kleiner Ball mit einem Fedcrkranz, der da-Fliegen noch erleichtert. Ein Ball genügt. Jeder Spieler aber braucht einen Schläger, der unten sich verbreitert und gitterar tig überspannt ist- Wir stehen nun im Kreise, jeder hält den Schläger bereit, einer beginnt, d. b. er wirft mit dem Schläger den Ball hoch und dem Nachbar zu. Dieser muß ihn mit seinem Schläger auffangen und ebenso wieder an den nächsten Nachbar weiterbefördern. So wandert der Federball iin ganzen Kreise herum, darf aber nicht zu Boden fallen. Läßt ihn ein Ungeschickter doch fallen, so bekommt er eine „Rüge" angeschricbcn, und nach Beendigung de- Spiels muß er irgendeine Strafe auf sich nehmen. Die Spieler können sich auch in zwei Reihen, al- Gegenparteien, ausstellen. Der Ball fliegt dann vom ersten in der Reihe zum »rsten der Reihe ö hinüber, von diesem zurück zum zweiten der Reihe u. s. s. Wer den Ball fallen läßt, tritt aus der Reihe auS, u»d welche Reihe zu erst aufgcricben ist, hat verloren Merkspruch Wenn du nur zu Beschwerden Und Tränen Anlaß gibst, Durch Worte und Gebärden Dein Mutterherz betrübst, So präg' dir stündlich ein: „Ich möchte besser sein!" Du kannst nur besser werden, Wenn du dich täglich übst.
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