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vo i Tageblatt für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Wüstenbrand, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Lugau, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf rc. Der.Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger" erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Haus Mk. 1.50, bei Abholung in den Geschäfts- stellen Mk. 1.25, durch die Post bezogen lauster Bestellgeld) Mk. 1.50. Einzelne Nummern 10 Pfg. Bestellungen nehmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstalten und die Landbriefträger entgegen. A> etlage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das „Illustrierte Sonntagsblatt". — Anzeig eng ebühr für die Ogespaltene Korpuszeile oder deren Raum 12 Pfg., für auswärts 15 Pfg.; im Reklameteil die Zeile 30 Pfg. Die 2gespaltene Zeile im amtlichen Teil 50 Pfg. 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Zm Lage. Ter Ernst der europäischen Lage ist nicht zu verkennen; man sollte ihn durch übertrie bene Befürchtungen aber nicht noch verschär fen. Daran, daß Oesterreich für alle Fälle Vorbereitungen zu einer Mobilisation trifft, ist nicht mehr zu zweifeln. Diese Maßnahmen richten sich indessen nicht gegen Rußland, son dern enthalten nur die nicht mißzuverstehende Warnung an Serbien, seine albanesischen und adriatischen Pläne aufzugeben, da deren Ver wirklichung den bewaffneten Einspruch der Treibundmächte herausfordern müßte. Nach den friedfertigen Erklärungen des Zaren er scheint die Wiener Besorgnis vor russischen Rüstungen übertrieben. Der Umstand, daß am Freitag voriger Woche gleichzeitig mit dem Erzherzogi-Thronfolger auch der österreichisch- ungarische Gcneralstabschef v. Schemua in Berlin weilte, dort mit dem deutschen Gcneralstabschef v. Moltke eine lange Be sprechung hatte und darauf in aller Stille, wie er gekommen war, direkt wieder nach Wien zurückkehrte, bestätigt jedoch die Auffassung vom Ernst der Lage gerade so, wie es die Worte in dem Willkommengruß der „Nordd. Allg. Ztg." an den österreichischen Thron folger getan hatten, daß unter den gegenwär tigen Umständen der persönliche Gedankenaus tausch zwischen dem Kaiser und dem Erzherzog von besonderem Werte sei und nur gute Früchte tragen könne. Diese Worte zeigen andererseits aber auch deutlich, daß Oester reichs militärische Maßnahmen keinen Angriffs krieg, sondern im Gegenteil die Verhütung eines Krieges bezwecken, genau nach dem Worte: Wi lst du den Frieden, so rüste dich zum Krieg. In Wien ist man überaus ernst gestimmt und rechnet mit der Knegsmöglichkv.t als einer Wahrscheinlichkeit. Die letzte Hoffnung auf die Friedenserhaltung stützt man auf die Einigkeit und Stärke der Mächte des Drei bunds. Die Berliner Reise des Generalstabs- chchs, Feldmarschalleutnants von Schemua, wird von allen Wiener Blättern mit den ernstesten Kommentaren begleitet. Die „Neue Fr. Pr." führt aus, die jetzige Situation und die jetzige Kr se treiben einem Höhepunkte zu, der vielleicht früher erreicht werden würde, als viele meinten. Das Schwei gen Serbiens sei der Ausdruck eines Selbst bewußtseins, das nur durch die Hilfe Ruß- lmds erklärt werden könnte. Die nächsten Tage schon würden für die Frage, ob Krieg oder Frieden, wahrscheinlich für ganz Europa von der höchsten Bedeutung sein. In Ruß land schicke eine Nebenregierung, welche die Macht an sich gerissen babe, die Armeen an die Grenze und treffe Kriegsvorbereitungen, welche die Friedenspolitik gefährden müßten. Erzherzog Franz Ferdinand legte, wie das Blatt weiter mitteilt, Wert darauf, daß der Chef des österreichischen Generalstabes mit seinem deutschen Kollegen an demselben Tage in Berlin konferierte, an dem er, der Thron folger, dort bei Kaiser Wilhelm weilte. Der Besuch des Erzherzog-Thronfolgers in Berlin, so sagt ein anderes Wiener Blatt, fällt in eine Zeit, die sich etwas kritischer anlätzt als vor wenigen Tagen, Das Schicksal scheint es zu wollen, daß, die Betonung des engen Bun desverhältnisses und aller Folgen, die sich daraus ergeben könnten, gerade in eine Stunde fällt, die vielleicht cntscheidungsschwer wie keine -weite ist. Man muß wiederholen, daß die in Wien befolgte Politik, die die Bewunderung Europas durch ihre Mäßigung erweckt, ihren unbedingten festen Rückt alt am Deutschen Reiche hat. In Berliner diplomatischen Kreisen hält man die Lage für minder kritisch und betone namentlich, daß die österreichisch-rumänischen Beziehungen unverändert herzlich geblieben seien und die albauesische sowie die adriatische Frage friedlich beigelegt werden würden. Rumänien fordert bekanntlich zu seiner Schad- losha'tung Gebietsabtretungen von Bulgarien. Es hieß nun, Rußland unterstütze den bulga rischen Widerstand gegen jenes Verlangen und in Rumänien steigere sich die Verstimmung gegen Oesterreich, das anfangs Oktober den Bukarester Vorschlag einer gemeinsamen öster reichisch-rumänischen militärischen Demonstra tion zur Verhinderung eines Balkankrieges abgelehnt hätte und jetzt Rumänien sowohl Bulgarien wie namentlich Rußland gegenüber nicht genügend unterstütze, so daß die bulga risch-rumänischen Verhandlungen auf einem toten Punkte angelangt wären. Diese Auffassung ist nach den amtlichen Berliner Feststellungen irrig. Die österreichisch-rumänischen Beziehun gen seien so herzlich wie nur je, von einem Abbruch der Verhandlungen zwischen Bul garien und Rumänien könne keine Rede sein und die österreichisch-serbische Frage habe sich nicht verschärft, sondern eher ein freundlicheres Aussehen gewonnen. Unzutreffend sei es auch, daß Rußland die serbischen Forderungen neuer dings energischer als vordem unterstützte. Das Gegenteil sei der Fall, Rußland habe sich in den letzten Tagen auch mehr dem Standpunkte der übrigen Großmächte genähert als bisher. An die Adresse Serbiens richtete die Wiener Regierung durch das ihr nahe stehende „Fremdenblatt" eine nochmalige ernste Vor stellung. Sie stellte darin noch einmal fest, daß Oesterreich-Ungarn auf keinen Gebiets erwerb zu ungunsten der Balkanstaaten aus- gehc, auch keine wirtschaftlichen Sonderbegün stigungen anstrebe, sondern lediglich die Sicher heit gewährleistet wünsche, die durch die geogra phische Lage und die althergebrachten kommer ziellen Verbindungen gegebenen Vor.eile für seinen Handel auszunutzen und eine weitere Ausgestaltung der handelspolitischen Verbin dlingen unter Berücksichtigung der beiderseits gen Interessen im Wcge von Vereinbarungen anbahnen zu können. Einen Zugang für Ser bien zum Adriatischen Meere im Wege terri torialer Erwerbungen an der Ostküjtc der Adria könne Oesterreich nicht zulassen, jedoch labe es nichts gegen die vertragsmäßige Bs Nutzung eines Adrialasens durch Serbien, etwa unter Inanspruchnahme bosnischer Eisen bahnen oder der geplanten Donau-Adria Bahn einzuwenden. Der Berliner Besuch des österreichischen Generalstabschefs v. Schemua sollte ganz ge heim bleiben und wurde nur durch einen Zu fall der Oeffentlichkeit bekannt. Das Berliner Hotel Adlon war verständigt worden, das am Freitag aus Wien zwei Herren eintreffen wür den. für die man Zimmer bereit halten solle. Die Namen der Herren wurden nicht genannt und sogleich bemerkt, daß die Gäste nur einen Tag verweilen würden. Eine Aufnahme der Gäste in die Fremdenliste erfolgte nicht, sie begaben sich sofort in ihre Zimmer, nachdem der jüngere, der Adjutant des Generalstabs chefs, noch erklärt hatte, sie möchten nicht ge stört werden. Von 10 bis 1 Uhr waren die Herren beim Generalstabsche^ v. Moltke, dann frühstückten sie m Hotel. Um 4 Uhr verließ der Generalstabschef das Hotel, um nicht wie der dabin zurückzukehren, etwas später folgte ihm sein Adjutant. Tie Zeit bis zum Ab gänge des Wiener Abendzuges verbrachten die Herren auf der österreichischen Botschaft. Beide Herren trugen Zivillleidung und wären un bemerkt geblieben, wenn nicht zufällig ein An gestellter des Hotels den Generalstabschef er kannt hätte. Oesterreichs Rüstungen. Die erste Donauflottille, bestehend aus zwei Monitoren, d. h. Turmschisien, die wenig über Wasser ragen, zwei Torpedobooten und vier kleineren Kriegsschiffen, ging am Sonn abend mittags von Budapest nach Semlin ab. Semlin liegt auf der ungarischen Seite am linken Donauufer, ihm gegenüber am rechten Ufer die serbische Hauptstadt Belgrad. Daraus erklärt sich die hohe und ernste Bedeutung des Vorgehens Oesterreich-Ungarns das man zu nächst natürlich nur als eine bewaffnete Demonstration anzuselen braucht. Lenkt Ser bien jetzt nicht schnell ein, so werden die österreichischen Schiffskanonen in dem von Truppen entblößten Belgrad so nachdrücklich sprechen, daß jeder fernere Widerstand aufge geben werden wird. Ein zweites gleich starkes Geschwader soll noch im Laufe dieser Woche folgen. Die Truppenmobilisierung wird in be- schleunigtem Tempo ausgefiihrt. Zahlreiche Reservisten des Kalchauer 6. Armeekorps sind zum sofortigen Dienst Unberufen worden. Bei allen Truppen sind die Reservepferde einge zogen worden. Ferner sind d e Garnisonen von Preßburg (5. Armeekorps), Temesvar (7.), Lnrmanstadt (12.) und Agram durch fort- gUetzte Abkommandierungen kleinerer Batail lons- und Eskadronskanlingente aus dem Innern möglichst unauffällig verstärkt und auf Kriegsfuß gebracht worden. D e Truppen des 15. und 16. Armeekorps in Sarajewo und Zara und die des 1., 10. und 12. Korps in Krakau, Przcmysk und Lemberg, wo anfangs Oktober nur verschwindend geringe Mann- schaßsentlasiungen stattfanden, sind marschbe reit. In Budapest wird eifrig auf Spione oefahndet, wobei bestimmte Spuren verfolgt werden. Großes Aufsehen erregte es in Buda pest, als bei den Angestellten der e ektv.schen Straßenbal n im Depot Beamte erschienen und den anwesenden Schaffnern und Wagenführern d'e Einberufungsorder einhändigtcn mit der Verpflichtung, sich am Tage darauf bei ihren Truppenkörpern zu stellen. Seit Sonnabend besteht eine strenge Zensur aller Nachrichten über Truppenbewegungen in Oesterreich, wie sic nur in Kriegszeiten angeordnet wird. Friedensllänge. Ter englische Prennerm nister Asgu th er klärte, daß alle europäischen Großmächte ein mütig an der baldigen Wiederherstellung des Balkansriedcns und an der Verhütung cinrs Weltbrandes arbeiteten. — Die französische Regierung macht in Petersburg die aller größten Anstrengungen, um der russischen Kßegspartei den W.nd aus den Segeln zu nehmen. In Paris hält man gleichfalls die Verhütung eines österreichisch-serbischen Krie ges für möglich, obwohl sich die Serben völ lig in den Gedanken eines Krieges mit Oester reich gefunden haben. Auf den Verlust Bel grads sind sie gefaßt, glauben aber, daß ein Guerillakrieg in den Bergen Oesterreich zer mürben würde. Traum und Erwachen betitelt Generalfeldmarschall v. d. Goltz Pascha einen bedeutsamen Artikel, den er im „Tag" veröffentlicht. Er führt darin aus, daß in den meisten Fällen der redliche Wille, kriege rische Verwickelungen zu vermeiden, diese nicht verhindert habe, und wie dieses „Sich-in- Sicherheit-wiegen" nachteilig auf die Volks stimmung bei Ausbruch des Krieges gewirkt habe. Die Türkei habe, schon wegen der Er klärung der Großmächte über die Erhaltung des Status guo auf dem Balkan, niemals an einen Krieg mit Bulgarien gedacht. An der aufrichtigen Friedensliebe, ja der Friedens sehnsucht der türkischen Staatsmänner der leb ten Zeit sei nicht zu zwe.se n. Als der Kriegs ausbruch schon heimlich drohte, wurden noch 120 000 Mann, die unter den Wasien waren, entlasten. Dem Traum, ihre Bereitschaft wäre überflüssig, sei nunmebr das bitterste Erwacbe» gefolgt. Wenn niemand bisber an die Mög lichkeit eines allgemeinen Krieges gedacht habe, der dem „lokalisier en" folgen könnte, so sei die dadurch erzeugte Stimmung wenig nütz lich, wenn noch die Waffen sprechen sollten. Noch sei kein Weg sichtbar, auf dem die wider- streitenden Interessen der siegreichen Balkan- starten untereinander und im Verhältnis zu den Nachbarmächten ohne weitere ernste Zu sammenstöße miteinander verglichen werden können. Es sei uns am ehesten erlaubt, an den Krieg nicht zu glauben, wmn wir uns klar sind, daß er trotzdem kommen kann. Denn dann sei kein böses Erwachen aus dem Traume zu fürchten. Treibundlundgebungen »nd serbische Erzesse in Wien. In einem Wiener Caseebaus fand gestern eine große Dreibunds-Kundgebung statt. Als die Musikkapelle die Melodie „Prinz Eugen, der edle Ritter" intonierte, erfolgten stürmische vatriotsick e Kundgebungen. Das Publikum ver äugte abwechselnd die österreichische, die deutsche und die italienische Nationalhvmne und brachte Hochrufe auf die verbündeteu Monarchen aus. 150 serbische Studenten veranstalteten gestern eine Demonstration vor der bulgarischen Ge sandtschast, sodann zogen die Serben iiber die Ringstraße, wo sie Hochrufe auf Serbien aus stießen. Die rr^ch anqesammelte Volksmenge stürzte sich erbittert auf die Serben, die der Lynchjustiz nur durch rasches Einschreiten der Polizei entginaen. Eine Anzahl Serben wurde verhaftet. — Auch vor der russischen Botschaft fanden gestern südslawische Demonstrationen nach dem Gottesdienst in der russischen Kirche statt. Die Demonstranten, darunter serbische Studenten, aber auch österreichische Südslawen, sangen die russische Hymne. Polizei trieb d.e Demonstranten zurück, die nun vor die bul garische und serbische Gesandtschaft zogen. Jie WkMreigiiifse. Die Bulgaren befinden sich weder vor Tschatüdscha noch bei Adrianopel in günstiger Lage, ihre Verluste an Toten und Verwun deten sind so erschreckend groß, daß ihre Stoß kraß vermindert ist und ganz junge oder alte und gebrechliche Leu:e schon gcgen den Feind geführt werden müssen; trotz der Sofioter Dementis wütet auch im bulgarischen Lager die Cholera. Diese Ilmslände erklären es, ./ecke " VT-, -ovn - D r zu/,c urus« ckw Zu^/uü/7 k, aAe/r. — a k/säa/aki sr/MEoH. /ter/ru 0. 17