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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 18.06.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-06-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191206183
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19120618
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19120618
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-06
- Tag 1912-06-18
-
Monat
1912-06
-
Jahr
1912
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 18.06.1912
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* — Witterungdau-sicht für Dienstag, den 18. Juni: Südwestwinde, vorwie gend heiter, etwas wärmer, kein erheblicher Niederschlag. w. In den Lüften. Gestern mittag gegen ^1 bezw. 1. Uhr flogen zwei be mannte Luftballons über die hiesige Gegend in der Richtung von West nach Ost. *— Bezirksausschutz-Sitzung. Für die 4. diesjährige Bezirksausschuß-Sitzung, die am 21. Juni, mittags 12 Uhr, im Sitzungssaale der König!. Amtshauptmann- schäft Glauchau stattfindet, liegt u. a. fol gende Tagesordnung zur Beratung vor: Um- bezirkung von Grundstücken des Stadtbezirks Hohenstein-Ernstthal. Uebernahme einer blei benden Verbindlichkeit durch die Gemeinde Oberlungwitz wegen Ableitung von Wasser iiber das Flurstück Nr. 364 rr des Flurbuchs für Ursprung. Gesuch des Gastwirts Robert Hoffmann in Gersdorf um Erlaubnis zum Bier- und Branntweinschank in der Schank wirtschaft „zum Adler" in Gersdorf (Ueber- tragung). Gesuch des Konditors Paul Otto Alfred Raschke in Gersdorf um Erlaubnis zum Ausschank von Kaffee, Soda-, Selters wasser, Kakao und nicht alkoholhaltigen Limo naden im Casee „Central" in Gersdorf (Ueber- tragung und räumliche Erweiterung). Ge- such des Emil Richard Weitzgerber in Berns dorf um Erlaubnis zur Ausübung der Gast hossgerechtigkeit — Bier- und Branntwein schank, Beherbergen, regulativmätzigen Tanz halten, sowie zur gewerbsmätzigen Veranstal tung von Theatervorstellungen, Singspielen, Gesangs- und deklamatorischen Vorträgen — im Gasthofe „Goldner Hirsch" in Bernsdorf (Uebertragung). Gesuch des Gastwirts Richard Emil Mehlhorn in Falken um Erlaubnis zur Ausübung des Wein-, Bier- und Branntwein schankes (Realrecht), zum Beherbergen und re gulativmätzigen Tanzhalten in dem Gasthofe zu Falken (Uebertragung). Gesuch des Gast wirts Otto Willy Weihleder in Langenchurs dorf um Erlaubnis zum Bier- und Brannt- weinschank, regulativmätzigen Tanzhalten, so wie zur Veranstaltung von Singspielen, Ge sangs- und deklamatorischen Vorträgen und Theatervorstellungen in dem Gasthose „zum Schützenhause" in Langenchursdorf. Gesuch des Gastwirts Ernst Emil Nestler in Oberlungwitz um Erlaubnis zum Bier- und Branntwein schank in der Schankwirtschaft „zum goldenen Engel" in Oberlungwitz (ttebcrtragung). Ge such des Schankwirtes Karl Unger in Ober lungwitz um Erlaubnis zur Ausübung des Bier- und Branntweinschankes auf dem An bau im „grünen Tal" in Oberlungwitz (Aus dehnung). * — Sparkassen wesen. Das säch sische Ministerium des Innern bemerkt in einer Verordnung, es wolle in Berücksichtigung viel facher Anregungen aus beteiligten Kreisen, so nne eines Antrages des Sächsischen Spartas senverbandes bis auf weiteres und unter Vor behalt des Widerrufs keine grundsätzlichen Be denken mehr dagegen erheben, daß von den Sparkassenverwaltungen eine Erhöhung des zu lässigen Höchstbetrages sowohl der Einzelein lagen als auch der Einlegerguthaben bis auf 5000 Mark und, soweit es sich um Einlagen handle, die von milden Stiftungen, von Ver einen und Anstalten zur Wohltätigkeit und zu gemeinnützigen Zwecken, von Krankenkassen und von vormundschaftlichen Verwaltungen her- rührten, bis auf 10 000 Mark eingeführt werde. Hierbei sei aber in die Satzungen eine Bestimmung mit auszunebmen, wonach die vorerwähnten zulässigen Höchstbeträgc daun, wenn es nach Lage der Verhältnisse geboten erscheinen sollte, von den Sparkassenverwaltun gen vorübergehend herabgesetzt werden könn ten, das; indessen von dieser Maßregel die be reits bestehenden Einlagen nicht betroffen wer den sollten. * — Rund durch Sachsen. Der Sächsische Radfahror-Bund veranstaltet am Sonntag, den 30. Juni d. I., eine große Dauerfahrt „Rund durch Sachsen", an der außer den Mitgliedern des Sächsischen Rad- sahrer-Bundes auch Angehörige der Allgemei nen Radfahrer Union und des Deutschen Rad sahrer Bundes sich beteiligen können. Der Start erfolgt am 30. Juni früh 3 Uhr am Gast hofe in Wölfnitz bei Dresden. Von dort aus siihrt die Strecke über Dresden, Freiberg, Chemnitz, Zwickau, Glauchau, Waldenburg, den Zeisig, Frohburg, Borna, Probstheida bei Leipzig, Paunsdorf, Wurzen, Oschatz und Mei ßen zum Ziel an der Wald-Villa in Dresden- Trachau. Die ganze Rennstrecke ist .300 Kilo meter lang. * — Landwirtschaftlicher Be fähigungsnachweis. Der Landes- lulturrat will allen jungen Landwirten nach beendeter Lehrzeit den Erwerb eines praktischen Befähigungsnachweises ermöglichen. Dazu sol len im September Prüfungen abgehalten wer den. An der Prüfung kann mit Einwilligung des Lehrherrn jeder unbescholtene junge Land wirt nach beendigter, ordnungsmäßiger (min destens zweijähriger), praktischer Lehrzeit teil nehmen. Die Anmeldung der Prüflinge zur Prüfung ist bis zum 1. Juli an den Landes kulturrat für das Königreich Sachsen, Dres den, Lüttichaustraße 31, zu richten. ß Vor den Richtern. Rückfallsbetrug zum Nachteil des Schmiedemeisters P. in Callenbcrc bei Waldenburg in Höhe von 3 Mark war zur Last gelegt dem 21 Jahre alten, vielfach vorbe straften Handarbeiter Emil Jung aus dem Hüttengrund, der — unter Anrechnung von einem Monat Untersuchungshaft — vom Königl. Landgericht Zwickau zu 3 Monaten Gefängnis verurteilt wurde. * Hohenstein - Erystthsl, 17. Juni. Die kinfühbung der pneumatischen Düngerabfuhr durch den hiesigen Hausbefitzeryerein dürste am 1. September zu erwarten sein, vorausgesetzt, >äß die Maschinen rechtzeitig eintreffen und unktionieren. Die Saugmaschine wird durch einen Benzinmotor angetrieben. , * — Die ersten Schienen für die elektrische Straßenbahn wurden heute auf der Goldbachstraße gelegt und damit wieder ein Schritt weiter zur Herstellung derselben getan. * — Der gestrige Sturm hat auch in der hiesigen Gegend eine ganze Anzahl Hausdächer mehr oder weniger stark beschä digt. In der Ost- und Chemnitzer Straße schlug der Wind zwei offenstehende Fenster entzwei. * — Speisen zettel der Schul küche in der 2. Bezirksschule vom 17. bis 22. Juni. Montag: Spinat mit Brat kartoffeln; Dienstag: Rindfleisch mit Nudeln; Mittwoch: Rindfleisch mit Rosinensauce; Don nerstag: Rinderschmorbraten; Freitag: Rind fleisch mit Nudeln; Sonnabend: Rindfleisch mit Rosinensauce. Portion von 30 Pfg. an. Töpfe werden gegen Barzahlung nur bis ^8 Uhr morgens angenommen. * — Zwei Zechpreller gaben gestern in zwei hiesigen Wirtschaften ein kurzes Gast- fpiel, wobei sie Zechen in Höhe von 2,50 Mark imd 1,50 Mark ohne Bezahlung hinter ließen. Die beiden Gauner, vor denen hier mit gewarnt sei, werden wie folgt beschrieben: Der ältere ist etwa 28 bis 30 Jahre alt, 1,70 Meter groß, hat dunkelblonden, mittleren Schnurrbart und war mit grauer Sportmütze, grauem Jackettanzug und braunen Schnür schuhen bekleidet; der jüngere ist etwa 20 bis 24 Jahre alt, bartlos, 1,65 Meter groß und trug grauen steisen Filzhut, grauen Jackettan zug und schwarze Schnürschuhe. — r. Die Son neu Wendfeier ini Turnverein von 1 8 56 ist wiederum vorüber. Es war wieder ein Tag, an dem sich Alt und Jung köstlich freute und der be sonders der empfänglichen Jugend, deren Festesbeginnen zwar nur im vollen Sichbc- tätigen bestand, in schöner Erinnerung bleiben wird. Unter der sicheren Leitung des Herrn Turnlehrers Linke wurden von vier Klassen - 130 Kinder — der 2. Bezirksschule ge meinschaftliche Freiübungen, die ganz vorzüg lich gelangen, und später Spiele ini Klassen- verbande ausgeführt, so daß der Turnplatz auf mehrere Stunden ein vollpulsierendes Le ben und Treiben sah. Den Schluß bildete ein Umzug sämtlicher anwesender Kinder — gegen 700 — der wiederum viel herzliches Freuen auslöste. Durch die Veranstaltung solcher Tage seit 1902, die uns zeigen, wie man zuweilen auch Sonntagsfeiern, die vom gewöhnlichen Typ vorteilhaft abweichen, zu seinem Nutz und Frommen begehen kann, hat sich der Turnver ein von 1856 unzweifelhaft ein Verdienst um unser Volksleben erworben und haben die Mithelfer Anspruch auf Dankbarkeit. —r. Der Turnverein von 1856 hatte gestern seine 2. Faustballspiel-Mannschaft zum Wettspiel bei der 25-Jahrfeier des Turn vereins Seifersdors entsandt. Als Gegenmann- schäft trat der Turnverein Mittel bach mit einer seiner Mannschaften auf den Plan. Die Mannschaft der 1856er blieb Sie gcr und kehrte abends mit dem Eicheickranz geschmückt zurück. * — Die Kunst in armer Hütte. Es sei gestattet, an dieser Stelle auf einen Ort Lärmen hinzuweisen, der, vom Schicksal durch körperliche Leiden belastet, sich mühsam, aber in größter Redlichkeit durch das Leben schlägt. Rechtsseitig verkrüppelt, vermag der Arme keinen Beruf aus zufüllen, welcher normale Glieder erfordert, sondern muß sich seine Existenz durch einen sehr be scheidenen Handel suchen. In seinem schmuck losen Stübchen aber übt der einfache Mann eine Fertigkeit, aus, die weit über die Art gewöhn licher Dilcttantenarbeit hinausgehl. Mit linker Hand fertigt er, nur mittels Bleistift, Zeichnungen nach biblischen Bildern an, die wert sind, in jedem einfachen wie besseren Hause einzuziehen. Gegenwärtig ist ein solches Bild: „Christus, der gute Hirte" in dem Bildergeschäft des Herrn Aua. Clauß, Dresdnerstraße, ausgestellt und dürfte mancher Beschauer desselben geneigt sein, den armen Künstler durch die Bestellung eines gleichen oder ähnlichen Bildes in seiner mühe vollen Existenz zu unterstützen. Bestellungen (es kostet ein Bild ohne Rahmen Mk. 10.—) nehmen Herr Clauß, sowie die Geschäftsstelle unserer Zeitung gcrn entgegen. — Die An schaffung eines solchen Zimmerschmucks, dessen Wert natürlich bedeutend höher ist, kann nur empfohlen werden, zumal dadurch die Lebens lage eines armen Krüppels gleichzeitig eine Ver besserung erfährt. r.— Ein Kricgsspiel zwischen den Schülern des Chemnitzer Allgem. Turnvereins und denen des hiesigen Turncrbundes beabsichtigt demnächst der ersterwähnte Verein zn veranstalten. Nach Beendigung des Spiels, das im Zwischen- gcländc der beiden Städte vor sich gehen soll, plant man nach gemeinsamem Einmarsch in Hohenstein-Ernstthal noch ein volkstümliches Wctturncn (Dreikamps) abzuhalten. * — Ziel H o h c n st e i n - E r n st- t h a l. Der Frauenverein in Neustadt bei Chemnitz unternahm heute einen Ausflug zum Logenhaus, wo die zahlreichen Teilnehmer bei guter Bewirtung einig- genußreiche Stunden verlebten. r .— Einen M o r g e n a u s ga n g führten gestern die Mitglieder der Sängerriege des Turnerbundes nach St. Egidien und Tirschheim aus. Auf dem Rückweg« wurde in der Hütten mühle Halt gemacht. In schönster Stimmung kehrten die Sanger gegen Mittag heim. . ck.Te schiu-Sch ie ß-G esells chaft „Loge". Dar Schießen nach der Preis- und Königsscheibe wurde gestern im Logenhause fortgesetzt und konnte sich auch der gestrige Tag wieder eines harmonischen Verlauses erfreuen. Der bis jetzt abgegebene Höchstschuß zählt 35-Ringe. Das Schießen findet kommenden Sonntag unter gleich zeitiger Auslosung der Preise seinen Abschluß.. * — Durch einen herabfallen den Blumentopf konnte am Sonnabend arischem hiesigen Altmarkte leicht ein Unglück geschehen. — In letzter Zeit kann man bei einem Gange durch die Stadt öfter die Wahr nehmung machen, daß Blumentöpfe aus den Fensterbänken stehen, ohne daß letztere die ge setzlich vorgeschriebenen Schutzgitter besitzen. Durch Sturm rc. kann dann leicht ein Topf herabfallen und größeres Unheil anrichten. Die Wohnungsinhaber seien deshalb auf die einschlägigen Bestimmungen hingewiesen. ck. Oberlungwitz, 17. Juni. Der Selbstmord der beiden Walterschen Eheleute hat bis jetzt noch keine Aufklärung gefunden, da ein triftiger Grund nicht vorzuliegen scheint. Die Vermutung, daß Ehezwist die Ursache sein dürfte, bestätigt sich nicht, da seitens der Hausbewohner sowohl als auch der Verwandten ausgesaat wird, daß ein gutes Einvernehmen zwischen den Familien gliedern geherrscht habe. W. hatte bei der Hennyschen Brauerei sein gutes Auskommen und ist sein Besitztum nur ganz gering belastet. ck. Oberlungwitz, 17. Juni. Der hiesige Frauenverein U unternahm heute einen Ausflug nach Waldenburg und Lichtenstein-Callnberg. Um die zahlreichen Teilnehmer zu befördern, waren 6 Kremser nötig. b. Gersdorf, 17. Juni. Die der Knapp schafts-Pensionskasse noch angehörigen Vertreter deS „Alten Bergarbeiter-Verbandes" entfalten eine rege Tätigkeit, um bei den noch ausstehenden Vertretermahlen den Sieg auf ihre Seite zu bringen, was bei den ersten diesjährigen Wahlen bekanntlich nicht gelang, da die königstrcuen Knappen den Sieg davontrugen. Gestern fand in Bessers Restaurant in Lugau eine Versamm lung der Vertreter des sozialdemokratischen Ver bandes statt, in der über die zu ergreifenden Maßnahmen beraten wurde. i. Wiistenbrand, 17. Juni. Unter zahlreicher Beteiligung stattete gestern der Hohenstein-Ernst- thaler Krankcmmterstützungsverein unserm Ort einen Besuch ab. Im Gasthof „zum Kronprinz" wurde Einkehr gehalten und verlebten die Teil nehmer bei gastlicher Bewirtung einige vergnügte Stunden, die allen wohl noch längere Zeit in Erinnerung bleiben dürsten. s. Falken, 17. Juni. Die Mitglieder des Deutschen Kriegervereins aus Hohenstein-Ernst- thal besuchten gestern den hiesigen Gasthof, der als Ziel des diesjährigen Sommerausflugs ge wählt war. Die einwandfreie Bewirtung ries bald bei den Teilnehmern eine animierte Stimmung hervor und nahm der Ausflug einen schönen Verlauf. Siegmar, 16. Juni. Gestern nachmittag kurz nach 6 Uhr schlug der Blitz in den Neubau des Bäckermeisters Bruno Preußner, Rosmorin- straßc. Der Blitzableiter ivar aufgestellt, jedoch die Leitschnur noch nicht angebracht; infolgedessen sprang der Blitz auf das Dach, zersplitterte einen Balken, riß Ziegel aus dem Dache und drängte eine Mauer stark auf die Seite. Die im Bau befindlichen Arbeiter kamen mit dem Schrecken davon. * Waldkirchen, 16. Jnni. Bei dem Gewitter an; Sonnabend nachmittag wurde hier auf dem Felde das Pferd eines hiesigen Gutsbesitzers vom Blitz getroffen und getötet. Der Knecht wurde betäubt. * Freiberg, 17. Juni. Gestern vormit tag erfolgte die feierliche Eröffnung der unter dem Protektorate des Königs Friedrich August stehenden „Erzgebirgischen Ausstellung für Ge werbe, Industrie, Bergbau, Forst und Land wirtschaft." Hierzu waren erschienen als Ver treter des hohen Protektors der Minister des Innern, Exzellenz Graf Vitzthum von Eck- städt, ferner die Herren Kultusminister Exz. Tr. Beck und Finanzminister Exz. von Seyde witz, sowie die Herren Ministerialdirektor Ge neralmajor von Wilsdorf, Wirkl. Geh. Rat Dr. Schröder, Geh. Rat Dr. Roscher und Geh. Rat Dr. Wahle, Vertreter von Gewerbckam- mern, die Spitzen der Freiberger weltlichen und geistlichen Behörden u. v. a. m. Einge- leitct wurde die Feier durch einen, dem Ge werbeverein zu Freiberg zugeeigneten Fest marsch „Jubelklänge". Nachdem dieser ver klungen war, ergriff der erste Vorsitzende der Ausstellung, Ingenieur Jensen, das Wort. Er legte dar, daß die Liebe zur engeren Hei mat das Werk habe entstehen lassen, ein Werk, das dem Lande zeigen soll, daß Freiberg und seine nähere und weitere Umgebung eifrig be strebt sind, die Schäden, die ihnen durch das Stillegen des Erzbergbaues erwachsen, durch eifrige und unermüdliche Arbeit auf gewerb lichem und industriellem Gebiete wieder gut zu machen. Auf einem 52 000 Quadratmeter umfassenden Gelände werden in schmucken Hal len 564 Einzelaussteller und 257 Sammelaus- steller in 22 Gruppen die mannigfachsten Er zeugnisse vorführen. Seine Rede klang aus in einem Dank an alle dis, welche zur Gelin- gung des Werkes beigetragcn haben in dem aufrichtigen Wunsche, daß das Unternehmen zu einem schönen Gelingen führen möge. Hier auf brachte der Ehrenvorsitzende der Ausstel lung, Oberbürgermeister Haupt, nachdem er zu vor die Ausstellung als eröffnet erklärt hatte, ein begeistert aufgenommenes Hoch aus den König Friedrich August aus. Ein Rundgang durch die Ausstellung, die ein umfassendes Bild von erzgebirgischer Arbeit, von erzgebir- I gischer Industrie, des Gewerbes, der Land- . und Forstwirtschaft und unseres Bergbaues gibt, beschloß die erste offizielle Feier. Nach mittags fand ein Festessen - im Hauptrestau- rant der Ausstellung statt, an dem gegen 300 Personen teilnahmen. Um 2 Uhr nach mittags wurde die Ausstellung für den öffent lichen Verkehr freigegeben. * Dresden, 16. Juni. Um ein Stiefmütterchen mußte der 73 Jahre alte Invalide Karl Friedrich Ulbrich von hier auf einen Tag ins Gefängnis. Er hatte am 22. April von einem Grabe ein Stiefmütterchen entfernt, um e§ auf dem Grabe seiner Frau einzupflanzen. Der Vorgang wurde zur Anzeige gebracht und es mußte die Ver urteilung erfolgen. — DaS Landgericht verurteilte einen 23jährigen Bankbeamten einer hiesigen Großbank, der von dem hiesigen Großindustriellen Geheimrat Dr. Lingner 15000 M. auf betrügerische Weise zu erlangen suchte, zu fünf Jahren Gefängnis. * Leipzig, 16. Juni. Im LandeSverratS- prozeß gegen den Buchhalter Barbier vor dem Reichsgericht wurde der Angeklagte nach drei tägiger Verhandlung freigesprochen. In der Urteilsbegründung heißt eS: der Senat habe nicht die Ueberzeugung erlangen können, daß der Angeklagte im Juni 1911 das südliche Ost preußen, an sich ein äußerst wichtiges militärisches Gelände, in anderer Absicht wie als bloßer Tourist bereist habe. Es bestünden zwar ge wisse Verdachtsmomente, daß er Erkundigungen im Dienste einer auswärtigen Macht (gemeint ist Rußland) gemacht habe, doch genügen sie nicht zu seiner Verurteilung. — Die Leipziger Militärflüge mußten auch am gestrige» Sonntag der ungünstigen Witterung wegen abgesagt werden. Sie sollen nunmehr am nächsten Sonn abend und Sonntag stattfinden. — Auf dem Südfriedhof erschoß sich gestern ein älterer Herr. Nach bei im Vorgefundenen Papieren handelt es sich offenbar um einen 56 Jahre alten Kauf mann, der in Altenburg, Leipziger Straße, ge wohnt hat. WaS den Mann veranlaßt hat, freiwillig aus dem Leben zu scheiden, ist nicht bekannt. * Droßdorf bei Borna, 16. Juni. Den schwe ren Brandwunden erlegen ist im Krankenhaus zu Leipzig das 21 Jahre alte Stubenmädchen vom hiesigen Herrenhause, das nm 12. dieses Monats, wie gemeldet, abends bei einer Gaso linexplosion schwer verbrannt wurde. * Döbeln, 16. Juni. Der Soldat Wiedera vom 139. Infanterie-Regiment, welcher am 5: Juni von dem Bäcker und Arbeiter Kuntze geschossen wurde, als er dessen Ehefrau vor den Schüssen des Mannes schützen wollte, ist in Anerkennung seines tapferen Verhaltens zum Gefreiten befördert worden. Die Schußwunde verheilt gut, so daß er bald wird aus dem Garnisonlazarett entlassen werden können. * Hartenstein, 16. Juni. Hier war nachts ein in voller Blüte stehender Rosenbaum abgebrochen worden. Alle Nachforschungen waren erfolglos. Man rief nun den Schutzmann Geipel ans Zwickau, der sich mit seinem deutschen Schäfer hunde nach dort begab. Der Hund erhielt von dem abgebrochenen Stamm Witterung und nahm alsbald die Spur auf, lief in ein Hans, ging dort die Treppe hinauf und legte sich unter eine Nähmaschine, wo er verbellte. Ein junges Mäd chen, das an der Nähmaschine gearbeitet hatte, gestand nach Leugnen zu, daß ihre Schwester das Bäumchen abgebrochen habe. Dem Besitzer sollte durch die Tat eins ausgewischt werden. * Lengefeld i. E., 17. Juni. Die Frau, so wie der 13jährige Sohn des Brettschneiders Jo hann Münzner von hier erkrankten gestern vor mittag kurz nach dem Genüsse von Pilzen so schwer, daß sofort ärztliche Hilfe in Anspruch ge nommen werden mußte. An dem Auskommen der Erkrankten wird gezweifelt. * Reichenbach i. V., 16. Juni. Durch einen hiesigen Bahnhofsschutzmann sind zwei aus der Erziehungsanstalt Bräunsdorf entwichene Jiir- sorgczöglinge namens Wittig und Lein festge nommen worden. Die Kriminalbrigade Planen stellte fest, daß die Verhafteten in letzter Zeit in Flößberg, Etzoldshain und Heinersdorf (Bez. Leip zig), in Hetzdorf bei Oederan und in einem Dorfe bei Glauchau Diebstähle verübt hatten, wobei ihnen außer Lebensmitteln Geldbeträge nnd Klei dungsstücke in die Hände gefallen waren. * Oelsnitz i. V., 16. Juni. Die Anfang 40er Jahre stehende Arbeiterfrau Haderer ist mit ihrer 3jährigen Tochter freiwillig in den Tod gegangen. Die Frau, die sich in gesegneten Umständen be fand, sollte zur Verbüßung einer längeren Gefäng nisstrafe eingezogen werden. Gestern such wurde sic im Brauerciteich ertrunken aufgefnnden. * Plauen i. P., 17. Juni. Ans dein Fenster gestürzt hat sich gestern vormittag die 14 Jahre alte Tochter des Tambnrierers Bruno Falke, Beet- hooenstraßc 13 wohnhaft. Die Unglückliche schlug gerade mit dem Gesicht auf das Straßcn- pflaster auf nnd blieb blutüberströmt liegen. Neben zwei Armbrüchen hat das Mädchen, das Ostern konfirmiert worden war, auch innere Verletzungen erlitten, die nach zwei Stundenden Tod hcrbeisührten. Die Ursache zu der unglück lichen Tat ist in Familienverhältnissen zu suchen. * Schandau, 16. Juni, lieber dem Elbtal gingen auch gestern wieder schwere Unwetter nieder. Wolkenbruchartiger Regen, vermischt mit Hagel, setzte unter furchtbarem Sturm in der 4. Stunde ein. In den Gärten, besonders an den Abhän gen, richteten Sturm und Regen arge Verwüstungen an, an verschiedenen Stellen wurden Bänme nm- geknickt oder entwurzelt. An der Elbpromenade fiel auch ein Naturdenkmal Schandaus zum Opfer. Dort stand im Garten des Hanptzollanttes eine mächtige Pappel von etwa sechs Meter Stamm umfang, die wohl an 150 Jahre alt sein konnte, in ihrem unteren Stammende aber hohl war. Unter furchtbarem Krache» stürzte der hohe Baun; iiber die steinerue Gartenmauer nach der Straße und barst in zahlreiche Stücke. Wäre er in an derer Richtung gefalle», so hätteer die Kolonim-
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