Krankhaftigkeit sein würde, wenn eines unserer Kinder sich nicht lebhaft für sie interessierte 1 ). „Aber man beobachte die Jugend, während sie dieses Interesse verfolgt! Es fällt ihr nicht im geringsten ein, etwas zu bewundern, was eine Be gleiterscheinung oder eine Folge der nationalen Kindheit ist. Kein normal veranlagter Knabe wird über einen anderen Knaben nur deshalb entzückt sein, weil dieser andere eben auch ein Knabe ist. Die Jugend holt sich ihre Ideale aus der W eit der Erwachsen en. Auch sie will wachsen. Sie schwärmt für den, der über sein Alter und über seine Umgebung hinauswächst, für keinen sonst. Der Bub malt sich einen Schnurrbart und fühlt sich im Besitze dieser zwei Tintenstriche als grofser Mann und Held. Die Männlichkeit ist es, die ihm imponiert. Die Indianer ziehen ihn nicht etwa nur als Indianer an, sondern weil sie eine Rasse von Kin dern sind, deren Jugendlichkeit sie nicht verhin dert, zugleich auch Männer zu sein. Das ist viel leicht die höchst einfache Lösung dieses psycho logischen Rätsels. „Man erzähle einem Knaben von tausend ge wöhnlichen Indianern, so wird sein Interesse eben auch nur ein gewöhnliches sein. Man hebe ihm aber aus dieser Menge einen einzigen, der über die anderen emporragt, heraus, so wird er jubeln und ihn sich als Muster nehmen. Denn die Jugend ist noch nicht reif für immaterielle Ideale; sie trachtet nach sinnlichen Vorbildern, nach sichtbaren Persönlichkeiten, an denen sie sich zur Nacheiferung begeistert. Die 1) Vgl. hiezu die Bestrebungen der Herbart-Zillerschen Schule bezüglich der Konzentrations- und Kulturstufentheorie, die diese psychologischen Erkenntnisse — allerdings für den Unterricht in einseitiger Weise — fruchtbar zu machen ver sucht hat. D. V.