zu Worte kommen läfst. Sobald sie spricht, denkt man sich zunächst nichts dabei. Doch wenn sie fortgegangen ist, beginnt man unwillkürlich nach zusinnen. Dann kommt es freilich an den Tag, dafs dieses sogenannte Märchen ein Himmelskind gewesen ist, welches, wenn man dies gewufst hätte, fortgewiesen worden wäre. Nun hat es aber doch gesprochen, und was es sprach, sitzt fest!“ Von den allgemeinbildenden Momenten, die in Mays Werken wirksam sind, verdient besonders die Anspornung der Beobachtungsgabe im Leser, die Aufrüttelung seiner Sinnestätig keit und des Sinnesgebrauches als ungemein wertvoll genannt zu werden. Ein befreundeter Herr aus gebildeten Kreisen erzählte mir erst kürzlich, wie gerade die Lektüre der Mayschen Reiseerzäh lungen ihn zu Versuchen in dem scharfen Ge brauch der Beobachtungsgabe führten. Wenn man bedenkt, wie wenig leider in den allermeisten Men schen diese Gabe, überhaupt der umfassende Ge brauch der Sinne, ausgebildet ist, wie alles in Ge dankenlosigkeit und ohne tieferes Verständnis, mehr mit einem äufserlichen Mechanismus von den Menschen von heute ausgeführt wird, dann hat man ein Verständnis für die ungemein segensreiche Wirkung der Mayschen Werke in genannter Rich tung. Einer, der mit dem meisten Verständnis und mit ungemein eindringlichen Worten Umkehr in unseren Bildungsveranstaltungen nach dieser Seite predigt, der Direktor des Donauwörther Cassia- neums, Ludwig Auer, hat mehrfach Karl May für seine Schriften grofse Anerkennung gezollt. In seiner grofsangelegten, gerade die Sinnespflege stark betonenden „Erziehungslehre“ 1 ) schreibt Auer bei dem Kapitel über „Die Sinnesübungen" fol- 1) Donauwörth, Verlag von Ludwig Auer, 1908. S. 46.