Gesichtspunktes richtig würdigen zu können. Einige Andeutungen mögen genügen! Die literarische Pornographie geht, wie ich mehrmals in der „Allgemeinen Rundschau“ von Dr. Armin Kausen 1 ) nachgewiesen habe, Hand in Hand mit der Propaganda der bildlichen Scham losigkeit. Bezeichnend ist, dafs gleich Pilzen nach einem Regentage immer mehr Sammlungen aus dem Boden schiefsen, die das Leben in seinen ge meinsten Niederungen schildern. Eine Sammlung scheut z. B. nicht mehr den Titel: „Aus dem Sumpfe der Grofsstadt“, sondern wendet sich mit „aus dem Sumpfe der Grofsstädte geschöpften, lebenswahren und packenden Schilderungen der ge heimen Stätten des Lasters und der Verworfenheit, wie sie vorzugsweise in den internationalen Ver kehrszentren der Menschheit zu finden sind“ 2 ), Schilderungen, die, abgesehen von der Druckaus stattung, in allen Einzelheiten an den Kolportage roman erinnern, an unsere ach so literarisch „fein“ gebildeten Übermännlein und Überweiblein. 63—800/0 (!!) sind der Judaslohn, den der Buchhändler für den Vertrieb solch sauberer Schrif ten einstecken kann. Ähnlich hoch sind die gewährten Prozente für zwei neue Romane. „Wir lassen die Sortimente verdienen!“ verkündet ein Verlag und zeigt einen Roman Dolorosas an, der mit 500/0 Rabatt und einem Freiexemplar auf sechs vertriebene Stück abgegeben wird. Den Inhalt gibt der Prospekt fol- gendermafsen an: „Wir sehen die Starken (i. e. Ringkämpfer), welche die dem Sport holde mo derne Zeitströmung begünstigt, durch ihre Kraft 1) Allgemeine Rundschau, Wochenschrift für Politik und Kultur. Verlag Dr. Armin Kausen, München. Vgl. die Hefte Nr. 43 vom Jahrgang 1907 und Nr. 13 von 1908. 2) Zitat aus dem Prospekt!