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dem Knecht“, darf man jetzt nicht mehr kommen. Das Menschenherz ist gröfser und weiter gewor den. Es will nicht mehr klein und gewöhnlich, sondern hoch und edel empfinden. Der Geist mag in der Schule von Platz zu Platz, von Bank zu Bank, von Klasse zu Klasse und ebenso auch aus der Bibliothek mit dem „Buche vom gehorsamen Wickelkind“ bis zum „Buch von unserem braven Oberbürgermeister“ erzogen und emporgebildet werden, dieSeele aber hat andere Wege zu gehen, und diese ihre Wege führen nach inneren, sonnigen Höhen und von da hinaus, wo die Pulse der Menschheit schlagen und jeder Atemzug aus längst verstaubten Schulbegriffen hinauf nach dem reinen, freien Äther strebt. Da ist es wohl selbst verständlich, dafs gerade die Jugend, die geborene Feindin aller Schulbegriffe, aller Pedanterie und aller seelischen Zwangsmafsregeln, den Büchern Karl Mays eine ebenso frohe wie treue Begeiste rung entgegenbringt, der es gar nicht einfällt, sich um die Verordnungen jener Pädagogomanie zu be kümmern, der wir in neuerer Zeit von einer Seite, die sonst so viel nach Freiheit ruft, von ihr pre digt, gar häufig begegnen müssen. Als die Werke Mays in Buchform zu erscheinen begannen, jubelte eine Reihe von Zeitungen: „End lich die gesammelten Werke von Karl May! Ein frohes, aufrichtiges Bravo diesem Unternehmen, dem die Leser und Bewunderer Karl Mays so lange entgegengewartet haben! Wir verstehen es, dafs ein Schriftsteller wie Karl May von allen denen, welche seine Werke kennen, wahrhaft hochge schätzt, liebgewonnen und schwärmerisch verehrt wird. May ist ein zweiter Verne, nur edler, reiner, absolut herzensbildend, voll tiefer, wahrer Reli giosität und dabei von jenem echten Humor, wel cher selbst den Ernstesten erquickt. Wir müssen