Wt? Q2-A-n — 22— dir, wohin du schaust, die Liebe und der Dank entgegenfliegen! Das sollten alle bedenken und beherzigen, die für den Geist nach strengen Re geln sorgen, ihm ihre Kraft, ihr Wissen und ihr Können opfern und schliefslich ohne Lohn von ihm hinweggeschoben und verlassen werden. Sie mögen ihre Kataloge mit noch so vielen Büchernamen füllen und den einen May aus allen ihren Biblio theken verbannen, die Seele lächelt still dazu und tut trotz alledem, was der Geist ihr zwar verbieten, nicht aber hindern kann. Geister kann man hungern lassen; ja, man kann sie sogar morden; Seelen aber nicht; die schlüpfen gerade dem Pedanten am leichtesten aus der Hand und fliegen dorthin, wo Herz zu Herz und Seele zu Seele spricht. Die grofsen Auflagen der Mayschen Werke zeigen die Wahrheit dieser Worte. Vornehmlich viele Seelen sehnen sich darnach, dafs auch einmal eine Seele zu ihnen spricht, zu ihrer Seele, nicht zum In tellekt, dem Götzen, dem heute alles opfert. Nach zuverlässigen statistischen Berechnungen sind über anderthalb Millionen Bände von May in Deutsch land verbreitet 1 ). Bedenkt man, dafs nun viele Bände wieder je durch die Hände von zwei, drei, fünf, zehn Lesern, in Bibliotheken durch hunderte Hände gehen, so kann man ermessen, wie oft jene vertraute Zwiesprache von Seelen geschaffen wird! Schon die Aufgaben überhaupt, die Karl May sich in seinen Büchern stellt, richten sich mehr auf die Seele als auf den Geist seiner Leser. Seine erste und höchste Aufgabe ist die Entwicklung des Gewaltmenschen zum Edelmenschen. Dafs bei dieser Entwicklung das Herz und das Gemüt, also die Seele, voranzuschreiten haben, ver steht sich ganz von selbst. Ein jedes seiner Bücher 1) Vgl. „Germania“ vom 3.-4. Mai 1907.