Die arme Seele! Karl May ist wohl der ein zige Schriftsteller seiner Art, der sich aus- schliefslich ihrer angenommen hat und nur für sie, das Aschenbrödel, lebt und schreibt. Den grofsen Kampf zwischen Intellektualis mus und Charakterbildung, der gegenwärtig unser pädagogisches Leben erfüllt und der immer wieder den Intellektualismus hochkommen läfst, hat May längst in seiner schriftstellerisch-erzieherischen Arbeit zugunsten der Charakterbildung entschieden. Mit der Kinderseele, dem kleinen, lieben, süfsen „Sonnenscheinchen" in den „Erzgebirgischen Dorf geschichten“, hat er seine literar - psychologische Tätigkeit begonnen; man schlage nach und lese! Von da aus hat er alle Stufen seelischer Schilderung erstiegen und ist nun bei Marah Durimeh, der „Menschheitsseele“, angekommen, die in Sitara wohnt, dem hochgelegenen „Land der Sternen blumen“. Karl May ist ausgezogen wie einst die Troubadoure im Dienste holder Frauen, um für die stille, bescheidene, verkannte Menschenseele zu dichten, zu reden und zu streiten. Er hat sie in das Licht des Morgenlandes gestellt, damit das Abendland sie endlich sehen lerne. Er hat ihr tausend und abertausend Herzen erobert. Er hat gezeigt, dafs selbst der höchste und stärkste Men schengeist in Nacht und Leid zusammenbricht, wenn nicht die Seele ihm den Halt im eigenen Herzen bietet. Und niemals ist ein Geist so dankbar wie die Seele. — So klingt es aus allen Werken des grofsen Reiseschriftstellers, der gar kein Reise schriftsteller ist, sondern von unseren grofsen Volks- erziehern der grQlsfen" eTner. — Schreib für den Geist ganze Bibliotheken, er wird es dir nicht lohnen, sondern mehr und mehr von dir verlangen, bis du zu Ende bist mit aller deiner Kraft! Schreib für die Seele nur eine einzige Seite, so werden