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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 25.02.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-02-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191202250
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19120225
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19120225
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-02
- Tag 1912-02-25
-
Monat
1912-02
-
Jahr
1912
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 25.02.1912
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Mehrwert. Diese Mehrheit hat am Freitag aus ihrer Machtstellung die erste Konsequenz ge zogen und ein sozialdemokratisches Präsidium gewählt. Es wird darüber aus Rudolstadt be richtet: Bei der Präsidentenwahl im Landtag von Schwarzbuirg-Rudolstadt wurde der sozial demokratische Abgeordnete Winter zum Präsi denten, der sozialdemokratische Abgeordnete Hartmann zum Vizepräsidenten gewählt. Die bürgerlichen Parteien hatten »veiße Stimm zettel abgegeben. — Aus den weiteren Verlaus der sozialdemokratischen Parlamentsherrlichkeit darf man gespannt sein. Es wird bereits be richtet, die sozialdemokratische Landtagsfraktion wolle als Antwort auf die Thronrede der Re gierung von Schwarzburg-Rudolstadt ein Ulti matum in Form einer Reihe sozialdemokrati scher Forderungen stellen. Falls diese For derungen abgelehnt werden sollten, würde der Etat abgelehnt werden. Ein Konflikt ist also unvermeidlich, denn es ist undenkbar, daß die Regierung den Sozialdemokraten irgendwelche Konzessionen macht. Landtagseröffnung in Bayern. Der Prinzregent wird am kommenden Dienstag mittags 2 Uhr den neuen bayeri schen Landtag im .Kronsaale eröffnen und aller Wahrscheinlichkeit nach die Thronrede selbst vorlesen. Dem vorausgehenden feierlichen kirch lichen Akte wird er allerdings nicht beiwohnen. Bei der feierlichen Eröffnung werden der Minister des Innern und der der Justiz zum ersten Male wichtige Amtshandlungen als Minister vornehmen, nämlich die Vereidigung der Ab geordneten in Gegenwart des Prinzregenten. Die erste Arbeitssitzung ist am 28. Februar, wobei die Präsidentenwahl vorgenommen und dann der neue Finanzminister seine Budget rede halten wird. Fluchtversuch des englischen Spions Brandon. Der englische Spion Brandon, der aus der Festung Wesel interniert ist, hat, wie die „Rheinisch-Westfäl. Ztg." schreibt, nächtlicher weile einen Fluchtversuch unternommen. Trotz der seit der Flucht des Spions Lux verschärf ten Aufsicht war es Brandon gelungen, die Giller vor seinem Fenster, die erst vor kur zem angebracht wurden, zu durchseilen und sich an einem Srrick in den Festungshof hinabzu lassen. Hier wurde er jedoch vor, dem wacht habenden Soldaten bemerkt. Erst auf dessen Drohung, zu schießen, machte Brandon, der schon auf dem Festungswall angekommen war, halt und ließ sich verhaften. Die Ergebnisse der eingeleiteten Untersuchung nach Helfers helfern werden geheimgehalten. Ter Soldat erhielt eine Belobigung und mehrere Tage Heimatsurlaub. Die Lohnbewegung der englischen Kohlenarbeiter schreitet unaufhaltsam dem Streik zu. Selbst die erfahrenen und besonnenen Arbeiterführer hegen wenig Hoffnung, daß die Lohndisferen- zen noch auf gütlichem Wege beigelegt werden können. In den Bezirken von Südwales will man sogar von einer Vermittlung seitens der Regierung nichts wissen und glaubt an einen sicheren Sieg der Arbeiter iiber das Unter nehmertum. Auf beiden Seiten wird demge mäß für den Riesenkampf gerüstet. Doch ist fiir manche Industriezweige die Zeit zu kurz, um noch genügend Kohlenvorräte anzuhäusen. Die englische Marine hat inzwischen bereits mit amerikanischen Zechen Abschlüsse gemacht. Auf dem Kontinent dürfte der Streik jedoch weiter keine Folgen nach sich ziehen, da gemäß Be schluß der internationalen Konferenz der Berg arbeiterverbände keine Sympathiestreiks erklärt werden sollen. Doch will man die Kohlenzu- fuhr nach England verhindern. Dagegen ist im Grubcndistrikt von Pennsylvanien zwischen den Arbeitern und den Grubenbesitzern über eine Lohnerhöhung noch keine Einigung erzielt worden. Da der alte Lohntarif im März ab läuft, erscheint es nicht ausgeschlossen, daß es auch in Amerika zu einer Machtprobe zwischen Arbeitern und Zechenbesitzcrn kommt. Die dor tigen Eisenbahngesellschaften legen bereits große Kohlemwrräte zurück. OertttcheS und Sächsisches. *— Wittcrnngsaussicht für Sonntag, den 25. Februar: Wind und Regen. * — Die D i ö z e s a n - V e r s a m m lung der Ephorie Glauchau findet am Millwoch, den 13. März d. I., vormit tags 9 Uhr, in der Aula der Lehngrundfchulc statt. Auf der Tagesordnung stehen die Be richte über die Tätigkeit des Rezeßherrschastl. Schönburgischen Zweigvereins der Gustav Adolf-Stiftung und über die Ev. Gemeinde in Dur, deren teilweise Pfarrbesoldung die hie sige Ephorie übernommen hat. Herr Archi diakonus Pastor Neuber-Meerane wird iiber die Tätigkeit des Vereins zur Fürsorge fiir Ent lassenc, Herr Pfarrer Kleinpaul-Bernsdorf über den Fürsorgeverein fiir hilfsbedürftige Tautb stumme referieren. Für beide Vereine sind auch neue Vorsteher zu wählen. Herr Pfarrer Naumann Schönberg hat einen „Rückblick auf die geschichtlichen Ereignisse in den politischen, Schul und Kirchengemeinden der Ephorie auf die Jahre 1909—10" bearbeitet, der zum Vor trag kommen und an den sich eine Aussprache anschließen soll. Außerdem wird noch Herr Seemannspastor Thun über „Die Arbeit der Teemannsmission" sprechen. * Die Viehhaltung in Sach- s e n hat, wie „Wolffs Sächs. Landesdienst" darlegt, im Gegensatz zu der Landwirtschaft einen gewaltigen Aufschwung gehabt. Vor mehr als 60 Jahren, im Jahre 1855, hatte Sachsen einen Bestand an Pferden von 87 758 Stück, 1909 aber 171 623, Rindvieh 623 981 bezw. 698 672 Stück, Schweine 210 762 bezw. 656 113 Stück, Ziegen 64 348 bezw. 131025 Stück. Nur der Bestand an Schafen ist von 409 848 auf 58 913 Stück zurückgegangen. Während in Sachsen aus einen Quadratkilometer 11,5 Pferde kommen, sind es im Reich nur 8,0, bei dem Rindvieh ist das Verhältnis 48,8 zu 38,7, bei Schafen 4,4 zu 14,2, bei Schwei nen 49,6 zu 41,0, bei Ziegen 9,7 zu 6,5. Anders dagegen gestaltet sich das Bild, wenn man die Einwohnerzahl berücksichtigt. Hier be trägt das Progentverhältnis in Sachsen 38, im Reich 7,2 Pferde, 16,2 bezw. 34,0 Rind vieh, 1,5 bezw. 12,3 Schafe, 16,5 bezw. 36,5 Schweine und 3,2 bezw. 5,8 Ziegen. * Hohenstein-Ernstthal, 24 Febr. Für den ani nächsten Montag abends 8 Uhr im Saale des Hotels „Drei Schwanen" statlfinden- den Familienabend des hiesigen Zweigvereins des Evangelischen Bundes ist Herr Pastor Berg aus Bautzen als Festredner gewonnen worden. Herr Pastor Berg, der als geistvoller Redner bekannt ist, wird über das Thema: „Macht die Naturwissenschaft den Glauben an einen leben digen Gott unmöglich?" sprechen. Da ferner der Gesangverein „Liederquell" seine Mitwirkung zugesagt hat und der Jünglingsverein der St. Trinitatisparochie das von Herrn Pastor Günther in Nochsburg (früher an der hiesigen St. Christo- phorikirche tätig) verfaßte packende Deklamatorium „Hindurch zur Wahrheit" — ein Bild aus der evangelischen Bewegung — zur Aufführung bringen wird, verspricht die Veranstaltung einen interessanten, genußreichen Abend. Jedermann ist herzlich willkommen. * — Gelddieb st ah l. Einem Schulknaben, der im Auftrage seines in der Altstadt wohn haften Vaters 100 Mk. bei der Sparkasse erhoben hatte, wurde dieser Betrag, als er sich auf dem Heimwege auf dem Altstädter Schützenplatz am Ballspiel beteiligte und das Geld leichtsinniger Weise in die Mütze gelegt hatte, gestohlen. Von dem Täter fehlt jede Spur, zumal zahlreiche Kinder dem Spiel zusahen. * * * Oberlungwitz, 24. Febr. Der durch opferfreudiges Mitwirken bei Wohltätig- keits- und patriotischen Veranstaltungen be kannte hiesige Männergesangverein von 1 84 2, der älteste der hier bestehenden Vereine, kann in diesem Jähre aus ein 70jähriges Bestehen zurückblicken. Der aus die sem Anlaß im Auftrag des Gesamtvorstandes des Vereins durch den Schriftführer verfaßten Ge denkschrist entnehmen wir, daß der Verein be reits 1873 in den erzgebirgischen Sängerbund ausgenommen wurde. 1883 Hütte der Verein urid somit auch der hiesige Ort die Ehre, Gastgeber des Bundessängertages zu sein. Eine besondere Auszeichnung ward deni Ver ein zuteil durch die Verleihung des vom Sän gerbund fiir hervorragende Leistung gestifteten Sängerpasses an den Licdermeister Herrn Spar- und Schulkassenkassierer A. Franke. Während seiner nunmehr 51jährigen Mitgliedschaft hatte Herr Franke 33 Jahre als Dirigent seine Kraft und sein Können dem Verein und der Pflege des Männergesanges uneigennützig ge widmet. Die Verleihung der bronzenen Sän- germedaille an den Ehrenvorsitzenden und älte stem aktiven Mitglied Herrn Privatier Eduard Hillig hier (56 Jahre Mitglied, 23 Jahre Vorsteher) war eine weitere Ehrung des Ver eins. Gegenwärtig zählt der Verein 175 hie sige und 8 auswärtige Mitglieder, zusammen 183, darunter 12 Ehrenmitglieder fiir über 25- jährige Mitgliedschaft, 34 altive Sänger bil den den Männerchor. Dem engeren Vereins vorstand gehören an, die Herren: Expedient Rob. Hecker, 1. Vors.; Oberl. Kantor Lung witz, Licdermeister; Betriebsleiter Gust. Dietel, Schri'tführcr; Lehrer Kurt Merker, Kassierer, und Jul. Petzold, 1. Archivar. Zur Feier des 70j hrigen Bestehens veranstaltet der Verein Konzert und Ball für die Mitglieder Montag, den 4. März, im Saale des Postvestaurants. — a. Oberlungwitz, 24. Febr. Ter hie sige Frauenverein 1, einer der ältesten Sach sens, lat wicderrlm ein Jahr gesegneter Ar beit hinter sich. In ihm haben ausweislich der abgelegten Jahresrechnung die Mitglieder an freiwilligen Beiträgen 1071,40 Mark und in den Jahresvergnügen etwa 100 Mark aus gebracht, dazu noch Wäsche und Kleidungs- stücke. Mit diesen Gaben und den Zuwendun gen vom Friedcnsrichtcramt, von srüheren nach auswärts verzogenen Mitgliedern und son stigen Freunden des Vereins, sowie mit den Erträgnissen hochherziger Stiftungen ward einer größeren Anzahl armer Einwohner, meist alleinstehenden Witwen, durch Monatsga^cn ihre Not gelindert. Außerdem ist ihnen, so wie den Insassen des Armenhauses und des Emma Hospitals in herkömmlicher Weise durch Geschenke in bar und je einen Stollen auch eine Freude zum Cl)ristsest bereitet worden. 1911 wurden fiir 1061,55 Mark Lebens und Fcucrungsmittel, teilweise auch bar und 232,50 Mark Wcihnachtsgabcn, insgesamt 1293,50 Mark (1910: 1258,40 Mark), den Bedürftigen ins Haus getragen. Dieser Mühe und des Einlotens der Beilläge unterzogen sich die 10 Bezirkspflegerinnen des Vereins. Insge samt wendete der Verein während seines Be stehens 41 355,82 Mark für Armen- und Kran kcnpslege auf. Er ist ferner dem sächsischen Frauenvcreinsbund angeschlossen und hat zur Unterstützung des sehr segensreichen Bestre bens des Vereins zur Fürsorge für bildungs fähige Krüppel die Mitgliedschaft bei diesem werktätigen Verein mit 10 Mark Jahresbei trag übernommen. Am Schlüsse des Rech nungsjahres 1911 zählte der Verein 460 Mit glieder. Zn ihnen gehört die älteste Ortsein wohnerin, die im 95. Lebensjahre stehende Frau Anna verw. Neubert. Unter den im verflossenen Jahre verstorbenen 4 Mitgliedern hatte der Verein auch den Verlust seiner vor maligen langjährigen und treuen Kassiererin Frau Kaufmann Wilhelmine Dietel zu bekla gen. Ehrend wird der Verein das Andenken >er Verblichenen wahren. tt. Gersdorf, 24. Febr. Der hiesige Kirchen chor, der unter Leitung des Herrn Kantor Hvhl- eld steht, gedenkt demnächst mit einer gesang- ichen Veranstaltung an die Oeffentlichkeit zu treten. — Leichtere Verletzungen zog sich ein im unteren Ort wohnhafter Bergarbeiter zu, der bei einem Möbeltransport die Treppe hinabfiel. Gersdorf, 24. Febr. Ein Wohnungs nangel macht sich jetzt hier bemerkbar und zwar ind es größere Logis mit Küchen, nach welchen iesonders Nachfrage ist. Diejenigen im Neubau an der Erlbacher Straße sind bereits in festen Händen. Umso erfreulicher ist cs, daß für kom mende Bausaison insgesamt zehn Neubauten für Wohnhäuser geplant sind, sodaß ab Mitte des Jahres der Wohnnngsnachfrage gedient werden kann. Wie wir hören, soll auch mit dem Klein- wohnhausbau ein Anfang gemacht werden. Als sehr geeignetes Gelände ist das an der linken Seite der Erlbacher Straße in Aussicht genom men. — Das 50jährige Bestehen feiert dieses Jahr der Turnverein l. Damit verbunden wird die Weihe des neuen Turngartens auf den: er worbenen Grundstücke. Die Vorarbeiten sind im Gange. tt. Gersdorf, 24. Febr. Die Gewerkschaft „Kaiscrgrube" hält ihre vierte ordentliche General versammlung am Mittwoch, den 20. März, mit tags 12 Uhr im Gasthof „zur grünen Tanne" in Zwickau ab. Auf der Tagesordnung steht der Geschäftsbericht und Rechnungsabschluß auf das Jahr 1911. Ueber die Verwendung des Reingewinns wird Beschluß gefaßt werden. * Hermsdorf, 24. Febr. Das zweijährige Söhnchen des Herrn Bäckermeisters Forner hatte sich auf das Eis des Teiches des Herrn Guts besitzers Pahner begeben und war eingebrochcn. Der Kleine mußte, da keine Hilfe in der Nähe war, ertrinken. i. Wüstenbrand, 24. Febr. Die Musterung der hiesigen Militärpflichtigen erfolgt am 30. März vormittags '^8 Uhr im Lchrmannschen Gasthof zu Siegmar. * Grüna, 23. Febr. Am Donnerstag abend sprang in selbstmörderischer Absicht die 28jährige, aus Mittelbach stammende Arbeiterin Luise Hase in einen hiesigen Teich. Die Leiche konnte erst heute mittag geborgen werden. Liebeskummer soll die Veranlassung zum Selbstmord gegeben haben. k. Mittelbach, 24. Febr. Die im hiesigen Orte wohnhaften Gestellungspflichtigen müssen sich am 29. März früh Uhr im Gasthofe von Lehrmann in Siegmar zur Aushebung stellen. * Schönau bei Chemnitz, 23. Febr. Der 44 Jähre alte frühere Gemeinde- und Sparkassen- Kassiercr Johann Emil Hofmann, der, wie wir berichteten, vvni Chemnitzer Schwurgericht wegen falscher Beurkundung und Beiseiteschaffung von Urkunden zu einem Jahr Gefängnis verurteil!, aber zunächst auf freiem Fuß belassen wurde, hat sich gestern von seiner Wohnung nach seiner jetzigen Arbeitsstätte, einer Bürsten fabrik in Siegmar, wo er Buchhalter war, be geben, ist aber dort nicht eingetroffen. Gestern abend erhielt seine Frau eine Karte von ihm, in der er nntteilte, er werde aus dem Leben schei den; hoffentlich treffe er sich gut. Hofmann, der die erwähnten Vergehen, wie in der Ver handlung festgestellt wurde, beging, um ein ihn: unerklärliches Defizit in der Sparkasse im Be trage von 500 Mark zu decken, nicht um sich einen Vermögensvorteil zu verschaffen, hat schon vor der Verhandlung geäußert, er wolle sich das Leben nehmen. * Chemnitz, 24. Febr. Das Gesamter gebnis des Kinderhilfstages steht noch nicht sesl; nach den vor! ufigen Schätzungen ist aber anzunehmen, das insgesamt etwa 56 000 bis 57 000 Mark einkommen werden- von denen allerdings noch verschiedene Unkosten in Ab zug zu bringen sind. — Für die Errichtung einer Artilleriekaserne für das im nächsten Jahr nach Chemnitz kommende Artillerieregi ment sind zwischen dem Kriegsministerium und der Stadtverwaltung Verhandlungen geführt worden. Die städtischen .Kollegien haben jetzt dem Kriegsministerimn für die Artilleriekascrne eine Fläche an der Ebersdorfer Flurgrcnzc zur Verfügung gestellt, während auf das Gelände an der Zschopaucr Straße andere militärische Gebäude gesetzt werden sollen. Auf diese Weise erzielt die Stadtgemcinde zugleich die Auf schließung zweier voneinander völlig getrennter Stadtgebiete. Weiter hat die Stadt zur Ab rundung ihres großen Gebietes in Ebersdor noch den sogenannten „schnellen Markt" gekauft Dieses 277 000 Quadratmeter große Gelände ist zum großen Teil mit Wald bedeckt. In ihrer Sitzung am Donnerstag abend bewillig ten die Stadtverordneten zum Bau eincr Klär anlage fiir die Schleufcnwässer der Stadt Chcm nitz und des Chcmnitzflufses als erste Rate 940 (XX) Mack. Das ganze Projekt beansprucht einen Kostenaufwand von etwa 3 Millionen Mark. Mit dem Bau wird sofort begonnen. * Chemnitz, 24. Febr. Einen tragischen Tod erlitt, wie schon kurz gemeldet, der 14 jährige Sohn eines Gastwirts im Stadtteil Bernsdorf. Nach eincr Unterhaltung über den Selbstmord eines auswärtigen Geschäftsman nes, der sich in Bernsdorf erhängt hatte, be gab sich der Knabe aus dem Gastzimmer und kehrte nicht wieder. Als man nach ihm forschte, wurde er im Abort an der Türklinke in einem Taschenluche hängend tot aufgefun den. Es liegt nicht der geringste Grund da für vor, daß sich der lebenslustige, geweckte Knabe, der zu Ostern konfirmiert werden sollte das Leben genommen hat. Es ist vielmehr anzunehmen, daß er nach der Erzählung das Hängen hat probieren wollen und dabei den Tod gefunden hat. Den erschütterten Eltern wendet sich allgemeine Teilnahme zu. k. Freiberg, 24. Febr. Ein hinterlistiger leberfall wurde auf den Hilfslehrer Franke aus Gleisberg verübt. Er erhielt abends auf dem Wege von Nossen her nach dem Dorfe hinter rücks mit einem scharfen Gegenstand wuchtige Schläge auf den Kops und ins Gesicht, sodaß er besinnungslos zu Boden fiel. Der Attentäter st unbekannt. * Döbeln, 23. Febr. Ein unglaublicher Heilschwindel ist kürzlich in einem Nachbar dorfe vorgekommen. In die Wohnung einer Arbeiterfrau kam ein Fremder, gab sich für einen Doktor aus Freiberg aus und fragte nach deni Wege nach Döbeln. Die Frauzeigle ihm ihren nervenleidenden 11jährigen Sohn, und der Doktor erklärte sich bereit, ihn durch Streichen zu behandeln. Die Streichkur er folgte alsbald. Nach drei Tagen kam der Doktor wieder, um die Kur zu wiederholen. Dabei sagte er der Frau, sie sei ebenfalls krank Er begann auch an ihr die Streichkur. Dabei fand er, daß die Frau an Krebs leide, der nur zu beseitigen sei, wenn ihre Natur sich mit der ^einigen vereine. Die Frau glaubte ihm und ließ ihn gewähren, bezahlte ihm das für seine „Arbeit" verlangte Honorar von 1,50 Mark. Als sie ihrem Manne davon erzählte, wurde es ihr klar, daß sie düpiert worden war. Der Fall diene unerfahrenen Frauen zur Warnung. * Leipzig, 23. Febr. Im benachbarten Leutzfch spielte gestern nachmittag das 2^ Jahre alte Töchterchen des Schuhmachers Hering auf der Straße und wollte noch vor einem im Schritt fahrenden leeren Lastwagen über die Straße laufen. Dabei geriet es zwi schen die Pferde und wurde zu Boden gewor fen. Da der Geschirrsührer den Vorgang nicht gesehen hatte, fuhr der Wagen weiter und die Räder gingen dem Kinde über den Rücken. Auf dem Wege zum Arzt ist es bereits den schweren Verletzungen erlegen. * Meerane, 23. Febr. Der nächste Ostern schulpflichtige Knabe Hans Taubert hatte am 13. Februar von einem größeren Knaben, den er nicht kannte, ein kleines Stück weißer Masse mit den Worten erhalten: „Hier hast Du ein Stück Zucker!" Nichts böses ahnend, hat cs der Kleine in den Mund genommen und verschluckt. Er ist sofort unter Vergiftungserscheinungen er krankt, während der unbekannte Knabe sich ans dem Staube gemacht hat. Gestern ist das be dauernswerte Opfer seinen Qualen erlegen. — Freiwillig in den Tod gegangen ist gestern eine in der Oststraße wohnhafte 36 Jahre alte Expe- dienten-Ehefrau; sie hat sich durch Leuchtgas ver giftet. Die Bedauernswerte hatte vor mehreren Jahren einen Schlaganfall erlitten und war seit dem geistig nicht normal. * Sehma i. E., 23. Febr. Der Ge meinderat hat sich in seiner letzten Sitzung mit dem freiwillig aus dem Leben geschiede nen Schuldirektor Arthur Lißner beschäftigt, der angeblich durch sozialdemokratische Um triebe in den Tod getrieben worden sein soll. Der Gemeinderat verurteilte die erfolgten An griffe auf die Person des Verstorbenen aufs schärfste und beschloß, an den Schulvorstand das Ersuchen zu richten, jede zu Gehör kom mende ehrverletzende Aeußerung strafrechtlich zu verfolgen. * Annaberg, 23. Febr. Zn der Tragödie in dec Kleinrückerswalder Straße wild noch mit geteilt, cs werde nach neueren Ermittelungen angenommen, daß sich Sohn und Mntter selbst erschossen haben, also Doppelselbstmord vorliege. * Bockau, 23. Febr. Am Fastnachts- dicnstag wurde einigen hiesigen Fabriken auf telephonischem Wege mitgetcilt, im Orte sei Großfeuer ansgebrochen. Die Dampfpfeifen er tönten alsbald und brachten die ganze Bewoh nerschaft in Bewegung, auch die Feuerwehr rückte zu ihren Löschzügen. Schließlich stellte sich heraus, daß der Feueralarm auf einen Fastnachtsscherz zurückzuführcn war. Dec Täter ist noch unermittell. * Reichenbach i. V-, 23. Febr. Eine hiesige Fleischers Ehefrau hatte das Unglück, mit der linken Hand in den im Gange befindlichen, elektrisch betriebenen Fleischwolf zu kommen und dabei vier Fingcr einzubüßcn. * Plauen, 23. Febr. Während des letz ten Wahlkampfes hatte sich der Führer der Konservativen Plauens, Justizrat Dr. Möller, durch eine in öffentlicher Versammlung ge- fallcne Aeußerung des Rechtsanwalts Rietzsch, eines Führers des hiesigen Freisinns, beleidigt gefühlt. Er ließ deshalb an Rietzsch eine Her ausforderung zum Zweikampf ergehen, die die ser ablehntc. Heute wurde Dr. Möller wegen dieser Herausforderung zu einer Woche und Rechtsanwalt Netcke wegen Kartelltragens zu drei Tagen Festungshaft verurteilt. Das Ge richt erkannte an, daß Dr. Möller nach seinen Ehrbegriffen Grund zur Herausforderung sei nes Gegners l>atte. — Dem Handarbeiter Joses Michl aus Böhmen war gestern beim Umbau der „Centralhalle" ein Ziegelstein aus ziemlich beträchtlicher Höhe auf den Kopf ge fallen. Ein Schädelbruch, den der Bedauerns werte dabei erlitten hatte, führte den Tod herbei. * Schneeberg, 23. Febr. Der des Mordes an dem Vorarbeiter Nette in Niedcrschlcma ver dächtige jugendliche Arbeiter Fickel ans Neustädtcl ist in "Frankfurt a. M. verhaftet worden. * Pirna, 23. Febr. Der elf Jahre alte Sohn des Klempners Pfeiffer, dec beim Ein schieben eines Leiterwagens in eine Scheune I half, wurde hierbei an die Wand gedrückt und
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